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Die '''Chronik der Medizin''' mit wichtigen Entdeckungen und Entwicklungen in der Medizin:
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Version vom 27. August 2014, 21:12 Uhr

Die Chronik der Medizin mit wichtigen Entdeckungen und Entwicklungen in der Medizin:

Allererste Anfänge bis 1.000 v. Chr.

  • (rund 120.000 v. Chr.: Krebs: Ein Fund aus Kroatien belegt, dass Neanderthaler Knochentumore hatten[1])
  • spätestens 6.500 v. Chr.: "Trepanation": In der Steinzeit ist es weit verbreitete Praxis, mit Bohrern den Kopf anzubohren.[2]
  • ca. 5.000 v. Chr.: Ruhigstellung: Mühlhausen, Stuttgarter Raum, Bandkeramikkultur: Die früheste nachgewiesene Einrichtung und Ruhigstellung eines gebrochenen Armes [3]
  • 2.600 v. Chr.: Das erste namentlich bekannte Universalgenie Imhotep (2650–2600 v. Chr.) beschreibt unter Pharao Djoser die Diagnose und Behandlung von 200 Krankheiten.[4]
Statuen von Sachmet im Ägyptischen Museum Berlin
  • Die Göttin Sachmet/Sekhmet wird in Ägypten als Heilgöttin verehrt
  • 2.500 v. Chr.: Grabmalerei im ägyptischen Memphis stellt Aderlass dar. Diese Praktiken sind bis ins 19. Jahrhundert verbreitet.
  • 2. Jahrtausend: "Dracunculiasis", der Befall mit dem sehr schmerzhaften "Guinea-Wurm", ist in Ägypten weit verbreitet und wird im Alten Testament beschrieben.[5]
  • 1.930 v. Chr.: Der mesopotamische "Codex Ešnunna" beschreibt u. a. die Tollwut.[6] Von 30.000 entdeckten mesopotamischen Keilschrifttafeln behandeln 800 Gesundheitsthemen.
  • 1.900 v. Chr.-1.600 v. Chr.: Akkadische Tafeln beschreiben ärztliche Praktiken. Alkohol ist das älteste bekannte Sedativ.
  • ca. 1.900 v. Chr.: "Papyrus Turin" heißt der älteste medizinische Papyrus des "Mittleren Reichs" [7] Siehe "Weblinks" unten zur Übersicht der Papyri.
  • 1.800 v. Chr.: Kahun oder "Lahun (Gynäkologischer) Papyrus"
  • um 1.750 v. Chr.: In Mesopotamien werden im "Gesetzeskodex des Hammurabi" rechtliche Regelungen und Honorare für den Arztberuf festgelegt. Bei Behandlungsfehlern drohen Geldstrafen. Behinderte Kinder dürfen getötet oder ausgesetzt werden.[8][9]
  • 1.600 v. Chr.: Der "Hearst Papyrus" beschreibt die Krankheiten der Ägypter in hieratischer Schrift. Herz-, Harnblasenerkrankungen, eitige Entzündungen, Zahnabszesse, Tierbisse
  • 1.550 v. Chr.: "Ebers Papyrus", 1873 in Theben von George Ebers entdeckt ist der größte medizinische Papyrus: Das Herz ist das Zentrum der Blutversorgung; Darmeinläufe, erste Beschreibung des Schröpfen, [10]
  • 1.500 v. Chr.: "Edwin Smith Papyrus" . Rationale Denkweise, plastische Korrektur einer gebrochenen Nase, Nähen von Wunden, Schlamm und Kuhdung werden bei Brandwunden aufgetragen, Desinfizieren mit Honig
  • 1.300 v. Chr.: "Brugsch Papyrus" (Berlin Papyrus) und "London Medical Papyrus"
  • 1.145 v. Chr.: Pharao Ramses V. gilt aufgrund seiner Pockennarben als erstes Pockenopfer.[11]
  • ab ca. 1.050 v. Chr., der Legende nach sogar ca. 2.600 v. Chr.: Beginn des ersten Teil des chinesischen Lehrbuchs "Buch des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin" (Huangdi neijing), das sehr wahrscheinlich eine Kompilation vieler Autoren ist. (Genauere Erläuterungen beim zweiten Teil, siehe "400 v. Chr.".)

Erstes vorchristliches Jahrtausend bis Galen

  • ca. 700 v. Chr.: "Zahnersatz": Die norditalienischen Etrusker stellen als erste künstliche Zähne her [12]
  • ca. 550 v. Chr.: "Ayurveda": Entstehung der klassischen indischen Ayurveda-Medizin; Der indische Chirurg Sushruta lebte wahrscheinlich im frühen 6. Jahrhundert v. Chr.
    Das Buch "Sushruta Samhita", das sich auf ihn bezieht, stammt dagegen vermutlich erst aus einer wesentlich späteren Zeit um 350 n. Chr. Es beschäftigt sich wegen weit verbreiteten Verstümmelungsstrafen ausführlich mit plastischer Chirurgie, etwa Rhinoplastiken, und vermutet Insekten als Auslöser der Malaria.[13]
  • 500 v. Chr.: Perserkönig Darius I. (549 v. Chr.–486 v. Chr.) befiehlt die Wiederherstellung der viel älteren Schule "Haus des Lebens" im ägyptischen Sais.
  • ca. 500 v. Chr.: Der in Süditalien lebende griechische Arztphilosoph Alkmaion von Kroton ist der erste bekannte Mensch, der Leichen seziert, er unterscheidet Venen von Arterien, weiß aber nicht, dass durch sie auch Blut fließt, er entdeckt den Sehnerv und beschreibt die Eustachi-Röhre.[14]
  • Hippokrates von Kos (ca. 460 bis ca. 377 v. Chr.) bemüht sich, dem Arztberuf eine "rationale" Basis zu geben, jedoch sind viele seiner Lehren irrig.
    Er stellt eine Viersäftelehre auf, nach der Körper eine Balance halten soll aus Blut, Phlegma, schwarze Galle, gelbe Galle, die bis ins 16. Jh. hinein (Paracelsus) nicht angefochten wird. Er gilt auch als Urheber der Theorie vom "Miasma", unheilvolle Dämpfe, die aus der Erde steigen und für Epidemien sorgen. Der "Corpus Hippocraticum" wurde nicht von ihm verfasst, beruft sich aber auf seine Methoden, der sogenannte hippokratische Eid ab 330 v. Chr. geht gar nicht auf ihn zurück.
  • 400 v. Chr.: Immunitätsidee: Thukydides schreibt, dass Überlebende einer schweren Epidemie in Athen (von vielen Historikern ohne Begründung als "Pest" bezeichnet) immun dagegen wurden.
  • zwischen 400 v. Chr. und der Zeitenwende: Zweiter Teil des "Huangdi neijing", des "Buch des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin", des Standardwerks der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), entsteht, es heißt „Ling shu“ – „Die geistige Achse“. Als wahrscheinlich gilt, dass die beiden Teile des Werks über das ganze erste Jahrtausend vor Chr. immer wieder neu kompiliert wurden.[15]. Die heute gebräuchliche Ausgabe geht in ihrer sprachlichen Fassung auf Zhang Zhongjing (ca. 195 n. Chr.) zurück und ist mit einem Kommentar von Wang Bing aus dem Jahr 762 n. Chr. versehen. Offiziell wird der erste Teil des Werks, „Su-wen“ – „Einfache Fragen“, auf "2.600 v. Chr." angesetzt, weil dort die angebliche Regierungszeit des legendären "gelben Kaisers" angesetzt wird. Dieser unterhält sich im Huangdi neijing in Frage und Antwort Form mit seinen ebenfalls legendären Ministern über Anatomie, Physiologie, Ätiologie, Pathologie und Diagnostik. Beide Teile des Werks bestehen aus jeweils 81 Kapiteln.
  • 4. Jh. v. Chr.: Der erste namentlich bekannte Arzt Chinas ist Bian Que (Daten sehr unsicher, ca. 400–ca. 310 v. Chr). Erste bekannte Darstellung von "Akupunktur", erste Beschreibung der „vier diagnostischen Methoden“ der chinesischen Medizin[16]
  • (Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr.: Praxagoras von Kos unterscheidet zwischen Venen und Arterien)
  • Mitte oder Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr.: Der zu Lebzeiten sehr berühmte Diokles von Karystos schreibt das erste Anatomiebuch, das aber verloren gegangen ist, von seinem Werk sind nur Fragmente erhalten.[17][18]
  • ca. 350 v. Chr.: Aristoteles (384 v. Chr.–322 v. Chr.) behauptet, dass die vier Eigenschaften lebender Materie "heiß", kalt", "feucht" und "trocken" sind.[19] Er ist (Politik, 7, 1335b) auch der Auffassung, dass kein deformiertes Kind leben sollte und macht sich Gedanken über Geburtenkontrolle. Außerdem untersucht er als Biologe stark die Embryologie.[20]
  • Nach 330 v. Chr.: Griechische Ärzte verfassen den hippokratischen Eid als ethischen Codex, er ist aber nur nach Hippokrates benannt, stammt keineswegs von ihm.
  • 300 v. Chr.:"Hygiene" In Indien werden erste Maßgaben zur Hygiene, der Belüftung und der Bequemlichkeit in Krankenhäusern schriftlich fixiert.
  • 300 v. Chr.: Herophilus (335–280 v. Chr.)
  • Die ersten anatomisch richtig gekrümmten Katheter sind von Erasistos, auf Keos 320 v. Chr. geboren, überliefert.[21]
  • 270 v. Chr.: Huangfu Mi verfasst den "Zhenjiu Jiayijing"
  • Alexandrinische Schule :
    1. Herophilos von Chalkedon (ca. 325 v. Chr.–um 255 v. Chr.) ein Schüler des Praxagoras, ist der erste wichtige beschreibender Anatom der Antike. Er führt öffentliche Sektionen durch. Der Sitz der Intelligenz ist für ihn das Gehirn, Arterien sind dicker als Venen.[22]
    2. Erasistratos (um 305 v. Chr.–um 250 v. Chr.) griechischer Anatom und Physiologe. unterscheidet Großhirn und Kleinhirn
  • etwa um 250 v. Chr.: "Empirische Ärzteschule": Philinos von Kos und Serapion von Alexandria
  • 219 v. Chr.: Zhang Zhongjing schreibt "Shang Han Lun" über ansteckende Krankheiten.
  • 300? 200 v. Chr. ?? Der aus dem Kaschmir stammende Charaka schreibt die "Charaka Samhita" über die traditionelle indische Heilkunst Ayurveda.
  • Asklepiades von Bithynien (um 124 v. Chr.–60 v. Chr. in Rom) propagiert die "Wassertherapie" und gilt als Erfinder der "Tracheotomie" (Luftröhrenschnitt).
  • Marcus Terentius Varro (116 v. Chr.–27 v. Chr.) Universalgelehrter, glaubt an die Existenz von kleinen unsichtbaren Krankheitsauslösern, die wir heute Bakterien bzw. Viren nennen würden.
  • Aulus Cornelius Celsus (um 25 v. Chr.–um 50 n. Chr.) Enzyklopädist und Medizinschriftsteller, verwendet zum ersten Mal die Bezeichnung „Virus“. (Paracelsus benennt sich später nach ihm)
  • 60 n. Chr.: "De Materia Medica" des griechischen Pharmakologen und Militärarzts Pedanios Dioskurides (ca.40–90)
  • um 100 n. Chr.: Soranos von Ephesos aus der Schule der "Methodiker" schreibt eine Biographie von Hippokrates, über Frauenkrankheiten, Reproduktionsmedizin, chronische Krankheiten, Hygiene und Chirurgie.
  • 165 bis 180 (eventuell bis 190): Die "Antoninische Pest" war eine Pandemie, die nahezu im gesamten Gebiet des Römischen Reichs herrschte.
  • ca. 200 Galen (~129–216) ist ein griechischer Arzt, der in seiner kleinasiatischen Heimat Pergamon Gladiatoren verarztet und so zu einer Zeit, wo man keine Leichen sezieren darf, doch viel der inneren menschlichen Anatomie begutachten kann. Er geht nach Rom und wurde dort Leibarzt des Kaisers Mark Aurel, seines Sohns Commodus und Septimius Severus. Er glaubt fälschlich, dass Blut in der Leber entsteht, vom Herz in die Organe gepumpt und dort verbraucht wird. Sein Einfluss bis ins 19. Jahrhundert ist dennoch überragend.
  • "Valetudinarium" ist die lateinische Bezeichnung für Feldlazarette der römischen Armee und anderer früher primitiver Krankenhäuser.

Zwischen Galen und Rhases (ca. 200–900)

  • 220.: Im chinesischen Werk "Shang han lun" wird die Schabe- und Hautreiztechnik "Gua Sha" beschrieben
  • 271 n. Chr.: Die "Akademie von Gundishapur" wird in Persien, in der Provinz Khuzistan, vom Sassanidenkönig Schapur I. gegründet und beherbergt das älteste bekannte Lehrkrankenhaus (Maristan).[23]
  • ca. 340: Der chinesische Alchemist Ko-Hung (oder Ge-Hong, 280–ca.340) empfiehlt jodreichen Seetang gegen Schilddrüsenprobleme.
  • ca. 360: Oreibasius (ca. 320–403) griechischer Leibarzt Julian Apostatas gibt mehrere Buchsammlungen heraus. Er erfindet auch den Dauerkatheter.
  • ca. 520: Der chinesische Taoist Tao Hongjing (456–536) schreibt eine Pharmakologie
  • 541 bis 750: Die verheerende "Justinianische Pest" breitet sich von Ägypten über Europa aus, laut Prokop sterben die Hälfte der Bürger des Oströmischen Reichs.[24]
  • ca. 600 n. Chr.: Der aus dem Sind stammende Inder Vagbhata (Lebensdaten unbekannt) gilt als der Autor des Ayurveda-Lehrbuchs "Ashtanga Hridaya" („Kern der Medizin“)[25]
  • ca.680: Paulos von Aigina (genaue Daten unbekannt , ca. 625–ca. 690) ist ein Eklektiker aus Alexandria [26]
  • 795: Das "Lorscher Arzneibuch" ist die erste frühmittelalterliche fränkische Quelle

10. Jahrhundert

  • ca. 900: Der Perser Rhazes (ar-Razi, Rhases, Abu Bakr Muhammad Ibn Zakarija) (865–923), das erste große Medizingenie der Moslems, unterscheidet Pocken und Masern (al-Hawi). Er stellt vieles von Galen in Frage.[27]
  • ca. 950: Die universitätsähnliche "Schule von Salerno" am Monte Cassino-Kloster wird zur bedeutendsten medizinischen Lehrstätte des christlichen Europas (außerhalb von Byzanz), Schabbtai Donnolo (913–982) der eigentliche Gründer, ist wohl ein Jude, denn er schreibt auf Hebräisch
  • Der andalusische Araber Albucasis (Abu al-Qasim al-Zahrawi, ca.936–ca.1013) gilt als bedeutendster Chirurg des Mittelalters. Seine Enzyklopädie "at-Tasrif" (Die Verordnung) greift auf Paulos von Ägina und Oreibasios von Pergamon zurück. Er beschreibt die Kauterisation (Verätzen mit Drogen) und das Ausbrennen von Wunden mit dem Glüheisen.[28]

11. Jahrhundert

  • 1025: Der Perser Avicenna veröffentlicht den "Canon Medicinae", es beschreibt wissenschaftlich betriebene Medizin. Nach der christlichen Eroberung Toledos wird er von Gerhard von Cremona 100 Jahre später übersetzt und europaweit berühmt.
  • Michael Psellos (1017/18 in Konstantinopel-um 1078)
  • 1067–1087: Der aus Tunesien eingewanderte konvertierte Ex-Moslem Konstantin der Afrikaner übersetzt erstmals in Salerno islamische Wissenschaft in großem Stil

12. Jahrhundert

  • 12. Jh.: "Bezoarsteine", im Magen von Bezoarziegen entstandene Magensteine aus Haaren und Harzen, denen schon in der Ayurveda medizinisch-magische Kräfte zugeschrieben wurde, werden von Arabern im Westen als eine Art Mode-Arznei verkauft.[29]
  • ca. 1150: Hildegard von Bingen "Physika"
  • ca. 1150: Ibn Zuhr oder Avenzoar (1094–1162) andalusischer Moslem, strikter Empiriker, der Avicennas Spekulationen ablehnt, er schreibt "Kitab al-taysir". Er beweist, dass Krätze von Milben ausgelöst wird und führt Sektionen durch und führt wohl als erster Tierversuche durch.[30]
  • 1180: Roger Frugardi (ca. 1140–ca. 1195) aus Salerno schreibt "Chirurgia"
  • Ende 12. Jh. Maimonides (1135/1138–1204), der Leibarzt Saladins, ist der bekannteste jüdische Arzt des Mittelalters.

13. Jahrhundert

  • 1242: Kleiner Blutkreislauf: Der muslimische Universalgelehrte Ibn an-Nafīs (1210/1213–1288) beschreibt in Syrien den kleinen Blutkreislauf (Lungenkreislauf), was aber in Europa bis ins 20. Jh. nicht bekannt wird.
Hôpital des Quinze-Vingts im Jahr 1809
  • 1260: "Das "Hôpital des Quinze-Vingts" wird in Paris von Ludwig dem Heiligen als Hospital für Blinde gegründet.
  • 1271: "Basler Eid" der Apotheker
  • ca. 1280: In Italien werden die ersten "Augengläser" zum Lesen verwendet. Ob die Beschreibungen des englischen Franziskaners Roger Bacon Originale sind ist umstritten. Auf jeden Fall kommen im späten 13. Jahrhundert in Europa Brillen auf.
  • ca. 1289–99. Arnaldus de Villanova (ca. 1235 in Valencia–1313), aragonesischer Professor an der Universität von Montpellier entdeckt die Giftigkeit von Kohlenmonoxid und verwesendem Fleisch. Er hat von den Arabern gelernt, alkoholische Extrakte von Heilkräutern herzustellen, und entwickelt Methoden zur Portwein und Madeiraherstellung.

14. Jahrhundert

  • 14.–18. Jh. Militärärzte werden "Feldscher" genannt
  • 1306: Der französische Lehrer der Anatomie und Leibarzt des französischen Königs Philipps des Schönen Henri de Mondeville (um 1260–1316) spricht sich in seinem Werk "Chirurgia" für eiterlose Wundbehandlung aus.[31]
  • 1316: Der italienische Anatom Mondino dei Luzzi (um 1275–1326) aus Bologna, der zuvor Leichen sezieren konnte, schreibt "Anatomia mundini", das erste mittelalterliche Lehrbuch der Anatomie. Obwohl er durch die Autopsien eigentlich die antiken Quellen in Frage stellen müsste, verzichtet er aus Autoritätsgläubigkeit darauf.
  • 1345: Die erste Apotheke im heutigen Sinn, in der Arznei verkauft wird, wird in London eröffnet.
  • 1348–50: Der "Schwarze Tod" grassiert in Europa, die Pestwelle kostet ein Drittel der Menschen das Leben.
  • 1363/64: Der französische Arzt Guy de Chauliac (um 1298–1368), Leibarzt von Clemens VI in Avignon, empfiehlt in der "Chirurgia magna" den Gebrauch des Opiums und der Alraune zur Schmerzlinderung, hält Eiter aber für positiv.[32]
  • 1374: In Aachen, Lüttich und Maastricht kommt es zu öffentlicher Tanzwut.[33]
  • 1377: Erste See-Quarantäne in Ragusa (heute Dubrovnik)[34]

15. Jahrhundert

  • 1476: Funktionale, bewegliche Hand- und Armprothesen kommen auf, die Eisernen Hände wie die "Balbronner Hand"
  • 1478 bis 1518 entsteht der "Codex Windsor" : Anatomische Studien von Leonardo da Vinci (1452−1519). Der Name stammt von seinem Aufbewahrungsort seit dem 17. Jh. in der Royal Collection.

16. Jahrhundert

  • (1509: Umstrittener Bericht über ein angebliches Auftreten der Geschlechtskrankheit Syphillis auf einem Schiff von Kolumbus 1495, die Bakterien stammen demnach aus der Karibik)
  • 1525: Der französische Astronom und Physiologe Jean François Fernel [ʃo: fär'nel] (ca. 1497–1558) führt den Begriff "Physiologie" ein und beschreibt erstmals das Rückenmark.
  • 1530: Der italienische Arzt, Dichter und Philosoph Girolamo Fracastoro [dschiro'la:mo frakas'to:ro],(ca. 1477–1553) beschreibt in einem Gedicht Syphilis und prägt den Namen
  • 1535 oder 1546/1547:[35] Der Hesse Valerius Cordus (1515–1544) schreibt ein deutsches Pharmakopoe (Arzneibuch) "Dispensatorium", sein Onkel oder er stellen 1540 erstmals Äther her.[36]
  • 1536: "Große Wundarzney" des streitlustigen Schweizers Paracelsus (1493–1541) erscheint.[37] Er verbrennt Bücher von Avicenna, Galen und Hippocrates, wendet Chemie ("Iatrochemie") und Mineralien in der Medizin an. Er erfindet die Tinktur "Laudanum" (90 Prozent Wein , etwa 10 Prozent Opium) und preist dieses vermeintliche Allheilmittel als Stein der Unsterblichkeit. Er behandelt die Syphilis mit Quecksilber.
  • 1540: "Carrión-Krankheit": Der spanische Conquistador Francisco Pizarro erlebt in Peru den Ausbruch einer oft tödlichen Bakterienkrankheit unter seinen Soldaten, die mit hohem Fieber ("Oroya-Fieber") beginnt und bei den Überlebenden nach einiger Zeit blutgefüllte Warzen ("Verruca peruana" (Peru-Warze)) erzeugt. Die Krankheit ist auch heute noch in den Anden verbreitet. Im 20. Jh. wird der durch Fliegen übertragene Erreger entdeckt.[38]
  • 1541: Der Schweizer Universalgelehrte Conrad Gesner eröffnet eine Praxis, 1552 schreibt er das Pharma-Buch "Thesaurus Evonymi".[39]
  • 1542: Jean Fernel [ʃo: fär'nel], vgl.1525, schreibt "De naturali parte medicinae"
  • 1542 ff: Der Franzose Ambroise Paré [o:'broas pa're:] (1510–1590) entwickelt neue Methoden v. a. zur Behandlung von Schusswunden. Er fordert Sauberkeit, klemmt Arterien ab, benutzt Salben statt Glüheisen. Er schreibt auf Französisch, nicht auf Latein und wird schon deswegen oft ignoriert.
  • 1543: Der flämische Anatom Andreas Vesalius [we'sa:lius] (1514–1564) reist bis Italien, um Leichen von Hingerichteten sezieren zu dürfen, was ihn in die Lage versetzt, viele Behauptungen Galens zu modifizieren. In "De Fabrica Corporis Humani", er stellt die antiken Autoritäten nie grundsätzlich in Frage, aber selbst Korrekturen sind damals schon etwas Revolutionäres.
  • 1546: Girolamo Fracastoro [dschiro'la:mo frakas'to:ro], s. 1530, vermutet schon vor der Erfindung des Mikroskops, dass Epidemien von winzigen saatkornartigen Erregern, "seminaria morbi" übertragen werden. Er empfiehlt dagegen Ausräucherung.[40]
  • 1549: China: frühester Bericht über impfungsähnliche "Variolation" gegen Pocken. Es gibt sie wohl schon um 1000 n. Chr. (teilweise "Inokulation" genannt), doch die Methode ist gefährlich, ca. jeder 100.–300. stirbt an der Behandlung, im 18. Jahrhundert wird es dennoch Mode in England werden, bevor die Schutzimpfung aufkommt.
Portrait von Bartolomeo Eustachi
  • 1552: Der italienische Arzt Bartolomeo Eustachi (ca. 1500–1574) verfasst ein Lehrbuch der Anatomie, die "Tabulae anatomicae". Nach ihm wird die Ohrtrompete "Eustachi'sche Röhre" genannt, er hat sie aber nicht entdeckt.
  • 1553: Der spanische Arzt, Gelehrte und Theologe Miguel Serveto [mi'gäl ser'väto], der an-Nafis (vgl. 1242) nicht kennt, beschreibt als erster Europäer den kleinen Blutkreislauf/Lungenkreislauf. Wegen eines religiösen Disputs wird er später in Genf von Protestanten verbrannt werden.
  • 1554: Der französische Astronom und Physiologe Jean Fernel [ʃo: fär'nel] (1497–1558) schreibt "Medicina"
  • 1556: Der portugiesische Missionsarzt Luis d'Almeida (1524–1583) ist der erste namentlich bekannte europäische Mediziner in Japan, im heutigen Oita.[41]
  • 1556: Der portugiesische Jude Amato Lusitano (1511–1568) beschreibt die "Venenklappen", deren Existenz nahelegt, dass Blut auch zum Herzen strömt, was Galen widerlegt
  • 1559: Der Italiener Realdo Colombo, ein Kollege von Vesalius, mit dem er sich verkracht hat, beschreibt den Lungenkreislauf (ohne an-Nafis; 1242, zu kennen)
  • 1563: Der portugisische Botaniker und Mediziner Garcia da Orta [gar'si:a da 'orta] (um 1499–1568), ein Sepharde, begründet mit "Colóquio dos simples e drogas e coisas medicinais da Índia" die Tropenmedizin, als er über indische Krankheiten referiert, er ist der erste Europäer, der die Cholera beschreibt.[42]
  • 1563: In "Libellus de Dentibus" sagt Eustachi: Zähne sind keine Knochen (und widerspricht damit Galen) und beschreibt den Zahnzements.[43]
  • 1564: Gabriele Falloppio [fa'lopio] (1523–1562), der Mitbegründer der modernen Anatomie und Entdecker des Eileiters, beschreibt im posthum veröffentlichten "De morbo Gallico" („Über die französische Krankheit“) erstmals explizit die Syphillis (vgl. 1509, 1530).
  • 1570: Beschreibung von Allergien in Europa: Pietra Andrea Mattioli (1501–1577) berichtet darüber, dass ein in einem Raum versteckter Kater bei einem Menschen starke Beschwerden hervorruft.[44]
  • 1575-77: Venedig leistet Pionierarbeit in der Pestbekämpfung. Man geht hier von einem "Kontagion" aus, nicht von Miasmen. Sonderbeauftragte zeichnen alles auf.[45]
  • 1578: Der portugiesische Jude Cristóbal Acosta [kris'tobal a'kosta] (ca. 1525–ca. 1592) schreibt den "Tractado de las drogas y medicinas de las Indias orientales", das Beobachtungen über orientalische Drogen enthält
  • (1583: Auch Andrea Cesalpino beschreibt wie Serveto die Anatomie des Herzens und den kleinen Blutkreislauf.)
  • 1590: In Holland kommt das Mikroskop auf, meist wird es Zacharius Jannssen zugeschrieben; Cornelius Drebbel baut 1621 wohl das erste mit zwei Linsen
  • 1596: Der Chinese Li Shizhen [li: ʃi'sen] (auch bekannt als Lǐ Bīn Hú oder Lǐ Dōng Bì, 1518–1593) veröffentlicht das pharmakologische Kompendium "Bencao Gangmù"[46]

17. Jahrhundert

  • 1603,4: Der Anatom Girolamo Fabrizio [dʒiro'la:mo fa'bri:tsio] (um 1533–1619, auch Hieronymus Fabricius) begründet die moderne "Embryologie". Er bemerkt auch wie schon Lusitano 1556, den er wohl nicht kennt, die "Venenklappen" (Buch "De Venarum Ostiolis").[47]
  • 1614: Der Venezianer Santorio Santorio (1561–1636) untersucht den Stoffwechsel und misst als einer der ersten alle Körperfunktionen (u. a. mit einem selbst entwickelten Thermometer), Nahrungsaufnahme und Ausscheidungen genau.[48]
  • 1622: Der italienische Chirurg und Anatom Gaspare Aselli (um 1581–1626) entdeckt bei Hunden das Lymphsystem, hält aber an der falschen Auffassung Galens fest, dass die Gefäße die Flüssigkeit zur Leber transportieren
  • 1625: Natriumsulfat ("Glaubersalz") wird vom deutschen Chemiker und Apotheker Johann Rudolph Glauber (1604–1670) im Mineralwasser entdeckt.
  • 1628: Beginn der neuzeitlichen Physiologie: Der englische Arzt und Anatom William Harvey (1578–1657) entdeckt den Großen Blutkreislauf "An Anatomical Study of the Motion of the Heart and of the Blood in Animals", das Herz besitzt zwei Pumpen; Galen war davon ausgegangen, dass Blut in der Leber produziert, vom Herzen nur in eine Richtung gepumpt und in den Organen verbraucht werde. Dazu benutzt er genial einfache Rechnungen, er schätzt das Volumen einer Herzkammer und multipliziert es mit der Zahl täglicher Herzschläge.
  • 1642: Der französische Epidemiologe Guillaume de Baillou [gi'yo:m dö ba'yu:] (1538–1616), ein Schüler von Fernel, beschreibt den "Keuchhusten" und erfindet in "Liber de Rheumatismo et Pleuritide dorsali" das Wort "Rheuma".[49]
  • 1642: Juan de Vega sorgt dafür, dass Malaria jetzt auch in Europa mit (dem den Indios schon lange vorher bekannten) Chinin behandelt wird (1932 wird der Ersatzstoff "Chinacrin" entwickelt, 1944 Chinin synthetisiert)
  • 1652: Der aus einer Arztfamilie stammende Däne Thomas Bartholin (1616–1680) beschreibt das Lymphsystem des Menschen (vgl. 1622 Gaspare Aselli)
  • 1656: Der in Rom lebende deutsche Jesuit Athanasius Kircher (1602–1680) postuliert "vermiculi" (Würmer) als Pesterreger.[50]
  • 1658: Rote Blütkörperchen: Der erst 21-jährige Holländer Jan Swammerdam (1637–1680) entdeckt mit einem selbstgebauten Mikroskop die roten Blutkörperchen beim Frosch
  • 1658: Schlaganfall: Der Schweizer Johann Jakob Wepfer (1620–1695), Stadtphysikus von Schaffhausen, schreibt über den Schlaganfall, er verwendet Harvey Erkenntnisse über Blutzirkulation.
  • 1661: Die "Kapillaren" werden vom Italiener Marcello Malpighi [mar'telo mal'pigi] (1628–1694) in der Froschlunge entdeckt. Das verhilft Harveys Kreislauftheorie von 1628 zum Durchbruch.
  • 1664: "Neurologie": Der Engländer Thomas Willis (1621–1675) beschreibt in "Cerebri anatome" Gehirn und Nerven und prägt den Begriff "Neurologie", illustriert wird das Werk vom Architekten Christopher Wren.
  • 1665: Johann Elsholtz (1623–1688) injiziert in die Vene
  • 1665: "Zelle": Der englische Universalgelehrte Robert Hooke ['robert huk] (1635–1703) prägt den Begriff "Zelle" (cellula, Kämmerchen), nachdem er diese im Gewebe des Flaschenkorks findet.
  • 1666: Bluttransfusion: Richard Lower ['ritʃärd 'lauer] (1631–1691) führt die erste gelungene Bluttransfusion bei zwei Hunden durch, Christopher Wren versorgt ihn dafür mit Proto-Kanülen aus angesägten Vogelknochen.
  • 1666: Der "englische Hippokrates" Thomas Sydenham ['tomäs 'saidenhäm] (1624–1689) unterscheidet in "Methodeus curandi febres" Rheuma von Gicht.[51]
  • 1666: Lymphdrüsenkrebs: Marcello Malpighi, s. 1661, beschreibt in "De viscerum structura exercitatio anatomica" ein Hodgkin-Lymphom (erst 1832 nach Thomas Hodgkin benannt)
  • 1667 Jean-Baptiste Denys [ʒo: bap'tist de'ni:] (1643–1704) in Paris führt die erste aufgezeichnete erfolgreiche Blutübertragung von Tierblut (einem Lamm) zum Menschen (einem 15-jährigen Jungen) durch.
  • 1671: Der im hessischen Hanau geborene Holländer Franciscus Sylvius (1614–1672), ein Anhänger der Iatrochemie des Paracelsus, schreibt "Praxeos medicae idea nova"
  • 1672: Der früh verstorbene Holländer Reinier de Graaf (1641–1673) erkennt Ovarialfollikel im Eierstock ("Graafsche Follikel") und beschreibt die Funktion des Eileiters.
  • 1677: Thomas Bartholins Sohn Caspar Bartholin der Jüngere (1655–1738) beschreibt die nach ihm benannten Drüsen.
  • 1683: Antoni van Leeuwenhoek (1632–1723), der holländische "Vater der Mikrobiologie", entdeckt mit seinem innovativen Mikroskop die Mikroorganismen.
  • 1683: Pankreatomie: Johann Konrad Brunner (1653–1727) enntfernt Hunden die Bauchspeicheldrüse, er beobachtet, dass sie durstig werden.
  • 1686: Thomas Sydenham, s. 1666, beschreibt "Chorea Minor" (in England auch "Chorea Sydenham" genannt), eine Hyperkinese mit unwillkürlichen Zuckungen der Gesichtsmuskulatur und Extremitäten, wie man heute weiß nach einer Streptokokkeninfektion.[52] 1872 wird davon die "Chorea Huntington" (Chorea Major) abgegrenzt.
  • 1690: Die schlesische Hebamme Justine Siegemundin (1636–1705) veröffentlicht "Ein höchstnöthiger Unterricht von schweren und unrechtstehenden Geburten"
  • 1691: Der Engländer Clopton Havers (1657–1702) beschreibt in "Osteologia nova" die Knochenstruktur genauer als bisher, etwa die Havers-Kanäle in der "Kompakta" Schicht
  • 1694: Das französische "Dictionnaire des Arts et des Sciences" erwähnt eine Nadel namens "Trocar"

18. Jahrhundert

  • 1700: Bernardino Ramazzini (1633–1714) ist ein Pionier der Sozialmedizin und macht sich über Prophylaxe bei Berufskrankheiten Gedanken.[53]
  • 1701: Nicolas Andry de Bois-Regard (1658–1742) propagiert in "De la generation de vers dans le corps de l'homme" eine eigenwillige Wurmpathologie, die aber wenn man "Wurm" mit Keim ersetzt einiges mit unseren heutigen Vorstellungen zu tun hat.[54]
  • 1718: Der Deutsche Lorenz Heister (1683–1758) fasst in seinem herausragend bebilderten Werk "Chirurgie" das Wissen der Zeit zusammen, er verbessert mehrere chirurgische Instrumente, 1724 die Geburtszange.
  • ca. 1720: Die asiatische Impftechnik "Variolation" wurde von der Diplomatenfrau Lady Montagu aus der Türkei nach England überliefert und dort im 18. Jahrhundert angewandt und verfeinert.
  • 1726: Stephen Hales (1677–1761) misst den Blutdruck eines Pferds.[55]
  • 1728: Zahnheilkunde: Pierre Fauchard [FoSCHAAR] begründet mit „Le chirurgien dentiste“ die wissenschaftliche Zahnheilkunde.
  • 1730: Der Franzose Boissiers de Sauvages (1706–1767) klassifiziert Krankheiten.[56]
  • 1732: Die Schlesier Johann Siegmund Hahn, Vater (1664–1742) und Johann Siegmund Hahn, Sohn (1696–1773) begründen die neuzeitliche Hydrotherapie. 100 Jahre später ist S.Kneipp ein Epigone.[57]
  • 1735: Der Franzose Claudius Aymand (1681–1740) operiert in London erstmals erfolgreich am Blinddarm.
  • 1740: Friedrich Hoffmann (1660–1742) Erfinder der Hoffmannstropfen, beschreibt eine Krankheitsbild, das man heute als Röteln bezeichnet (erst 1881 als eigenständige Krankheit anerkannt)
  • 1741: Der Franzose Nicholas Andry, vgl. 1701, prägt den Begriff "Orthopädie", damals zunächst für die Korrektur von Deformationen bei Kindern
  • 1745: Eisen wird im Blut entdeckt
  • 1746: Der französische Zahnarzt Claude Mouton regt das Einsetzen von Goldkronen an.[58]
  • 1747: Der schottische Marinearzt James Lind (1716–1794) führt zur See wissenschaftliche Versuche durch und erklärt in seinem "Treatise of the Scurvy", dass Zitrusfrüchte Skorbut verhindern; es dauert 40 Jahre, bis sich die Erkenntnis in England durchsetzt.[59](erst im 20. Jahrhundert werden Vitamine entdeckt und verstanden)
  • 1751: Der an der Uni Göttingen lehrende Schweizer Albrecht von Haller (1708–1777) begründet die moderne experimentelle Physiologie. Er veröffentlicht "Elementa physiologiae corporis humani" (1757–1766).[60]
  • 1754: An der Universität Halle (Saale) promoviert die Arzttochter Dorothea Christiane Erxleben (1715–1762), geb. Leporin, wird als erste deutsche Frau zum Doktor der Medizin.[61]
  • 1759: Die Präformationstheorie (der Embryologie) wird von Caspar Friedrich Wolff stark kritisiert, er spricht sich für "Epigenesis" aus.[62]
  • 1761: Giovanni Battista Morgagni (1682–1771) von der Universität Padua beschreibt über 700 Autopsien und gilt mit "De sedibus et causis morborum per anatomen indagatis" als Begründer der pathologischen Anatomie.[63]
  • 1761: Der Wiener Arzt Leopold Auerbrugger (1722–1809): entwickelt die "Perkussion", das Abklopfen mit Fingern oder Hämmerchen verbunden mit der "Auskultation", das Hineinhorchen in den Patienten, damals noch ohne Stethoskop, das erst 50 Jahre später erfunden wird.[64]
  • 1767: Windpocken: Der englische Arzt William Heberden (1710–1801) grenzte die "Windpocken" eindeutig von den damals gefürchteten Pocken ab, das verursachende Virus erzeugt auch Gürtelrose.
  • 1768: "Angina Pectoris": William Heberden, s. o., beschreibt auch die Angina Pectoris.
  • um 1770: Ein künstliches Keramikgebiss wird vom Franzosen Alexis Duchateau (1714–1792), der schon seit 1744 einzelne Dentalerfindungen getätigt hat, hergestellt; Nicholas Dubois de Chemant (1753–1824) verbessert die Technik später.[65]
  • 1771: William Hewson (1739–1774), der englische "Vater der Hämatologie", schreibt "Experimental enquiry in the properties of the blood"
  • 1775: Joseph Priestley (1733–1804) gelingt die Synthese von Lachgas (Distickstoffmonoxid), 1800 erkennt Humphry Davy, dass Lachgas ein gutes Narkosemittel ist, wird aber 40 Jahre ignoriert
  • 1775-1778: Der Schweizer Johann Kaspar Lavater (1741–1801) schreibt "Physiognomische Fragmente", er folgert vom Körper auf den Geist des Menschen, was man damals noch ernst nimmt, heute diskreditiert ist.
  • 1777: Die Rebellenarmee der Amerikaner erhält eine Variolation (siehe 1549)
  • 1780: Unter "Brownianismus" versteht man das (falsche aber damals populäre) medizinische Konzept des Schotten John Brown' (1735–1788), der Krankheiten auf Über- oder Unterreizung reduziert.
  • 1783: Der Italiener Lazzaro Spallanzani (1729–1799) erklärt die Verdauung, er entnimmt sich dafür auch Magensaft.[66]
  • 1784: Paolo Mascagni (1755–1815) erklärt die Lymphgefäße neu, er benutzt innovative Färbetechniken.[67]
  • 1785: Der Schottische Chirurg und Zahnarzt John Hunter (1728–1793) begründet die moderne Chirurgie (1786 "Treatise on the Veneral Disease")
  • 1789: Der europaweit berühmt-berüchtigte italienische Scharlatan Alessandro Cagliostro (1743–1795, Geburtsname Giuseppe Balsamo) wird in Rom verhaftet.
  • 1792: "Triage" [triːˈɑːʒ]: Baron Dominique Jean Larrey (1766–1842), später oberster Militärarzt in Napoleons Armee, untersucht die Zuteilung medizinischer Hilfe bei unzureichenden Resourcen und hohem Patientenaufkommen.[68]
  • 1794: Heiligendamm bei Rostock wird das erste deutsche Ostseeheilbad.[69]
  • 1796: Schutzimpfung: Edward Jenner (1749–1823) ist zwar nicht der erste, der mit Kuhpockenlymphe erfolgreich gegen Pocken impft, macht dies aber bekannt. Louis Pasteur nennt dies 1881 ihm zu Ehren ‚Vakzination‘ (von lateinisch vacca = Kuh).
  • 1796: Goethes Arzt Hufeland (1762–1836) schreibt "Makrobiotik oder Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern" und prägt den Begriff.
  • 1798: Franz Joseph Galls (1758–1828) "Phrenologie" (eine Art Kraniometrie) führt Begabungen und Charakterzüge auf eine intensive Ausprägung der zuständigen Hirnregion zurück, die dann angeblich die Form des Schädelknochens bestimmt.
  • 1798: Samuel Hahnemann (1755–1843) publiziert seine Ideen zur schnell diskreditierten "Homöopathie", diffamiert alle anderen Ärzte als "Allopathen", die Alternativmedizin hält sich aber bis heute
  • 1799: Der Engländer John Haygarth (1740–1827) weist erstmals "Placebo-Effekte" nach, der Begriff entsteht aber erst im 19. Jahrhundert.

19. Jahrhundert

  • ca. 1800: Benjamin Rush (1745–1813) einer der Unterzeichner der US-Unabhängigkeitserklärung, entwickelte die Idee der Sucht als Krankheitsform. Er entwickelt auch die Idee der Herdinfektion/Fokalinfektion, wonach sich insbesondere durch kranke Zähne an ganz anderen Körperorganen Entzündungen bilden.[70]
  • 1803: Thomas Percival (1740–1804) "Medical Ethics"
  • 1804: Der Paderborner Apothekergehilfe Friedrich Sertürner (1783–1841) isoliert Morphium aus Opium.
  • 1804: Anästhesie: Hanaoka Seishu (1760–1835) führt in Japan eine Mastektomie durch, bei der er ein selbstentwickeltes Narkosemittel nutzte, das er "Tsusensan" nennt.
  • 1805/7: Der italienischstämmige Deutsche Phillip Bozzini (1773–1809) konstruiert den „Lichtleiter“, ein starres medizinisches Endoskop mit einer Kerze als Lichtquelle. Ein geteilter Hohlspiegel leitete das Licht einer Wachskerze in das Körperinnere und ermöglichte es, Körperhöhlen gleichzeitig auszuleuchten und zu betrachten, doch die Bedeutung der Erfindung wird verkannt
  • 1807: Gay Lussac (1778–1850) weist Fluorid in Zähnen nach

1810er

  • 1810: Hahnemann "Organon der rationellen Heilkunde"
  • 1811: "Siamesische Zwillinge". Die Thailänder Chang und Eng Bunker geben dem Phänomen den Namen.
  • 1811: Neurologie: Der Schotte Charles Bell (1774–1842) formuliert die These, dass die hinteren Spinalnervenäste (im Rückenmark) sensorische, die vorderen nur motorische Funktion haben.
  • 1815: Michel Chevreul (1786–1889) entdeckt das "Cholesterin" in der Gallenblase
  • 1816: Rene Laennec (1781–1826) erfindet in Paris das "Stethoskop", angeblich weil er zu schüchtern ist, sein Ohr auf die Brust von Frauen zu legen.
  • 1817: In "An Essay on the Shaking Palsy" beschreibt der Londoner James Parkinson (1755–1824) die nach ihm benannte Schüttellähmung
  • 1818: James Blundell (1791–1878) überträgt erfolgreich Blut von Mensch zu Mensch, aber vor der Entdeckung der Blutgruppen 1901 ist das natürlich kein Durchbruch.
  • 1819: Eine erste präzise medizinische Fallbeschreibung dessen, was später als „Heuschnupfen“ bekannt werden sollte, liefert der Brite John Bostock (1773–1846). Bostock nennt das Krankheitsbild noch „catarrhus aestivus“ („Sommererkältung“), John MacCulloch 1828 „Heuschnupfen“ wegen der Auslöser Gräser und Wiesenblumen (1873 verfasst Charles Harrison Blackley eine ausführlichere Abhandlung.)
  • 1819: Das Londoner Parlament erklärt, die Pest sei "nicht ansteckend"!

1820er

  • 1820: Der deutsche Fuhrmann Johann Schroth (1798–1856) erfindet das Naturheilverfahren "Schrothkur" mit Trink- und Trockentagen.
  • 1820: Christian Nasse (1778–1851) stellt fest, dass die Bluterkrankheit nur Männer betifft aber von Frauen übertragen wird.
  • 1824: Die Krankheit "Kala-azar" (Schwarzes Fieber, Dumdum Fieber, viszerale Leishmaniose) wird zum ersten Mal von Europäern in Jessore, Bangladesch, beschrieben. Sie gilt als bedrohlichste Leishmaniose, eine Gruppe von durch Sandmücken übertragene Parasitenkrankheiten.[71]
  • 1826: Pierre Adolphe Piorry (1794–1879) erfindet das "Plessimeter" mit dessen Hilfe die Organgrenzen besser perkutiert werden konnten
  • 1826: Pierre Bretonneau (1778–1862) beschreibt die Diphtherie und gibt ihr ihren Namen.
  • 1827: Der deutsche Pharmakologe Johann Andreas Buchner (1783–1852) isoliert aus der Weidenrinde den Wirkstoff "Salicin", was zur Erfindung des "Aspirins" in den 1890ern beiträgt.

1830er

  • 1830er: erste Choleraepidemien in Westeuropa
  • 1833: Der Franke Johann Schönlein (1793–1864) prägt den Begriff Tuberkulose
  • 1835: Der an medizinischen Fragen interessierte Jurist Agostino Bassi (1773–1856), weist nach, dass der Erreger einer Seidenraupenkrankheit ein Pilz ist und liefert damit das erste Beispiel für eine von Mikroorganismen verursachte Infektionskrankheit.
  • 1835: Der spätere britische Fossilienforscher Richard Owen (1804–1892) und Schüler: Die "Trichinellose" ist eine durch Trichinen hervorgerufene parasitäre Infektionskrankheit (Parasitose)
  • 1835: Johann Georg von Ruehl (1769–1846) erfindet in Russland den Brutkasten.[72]
  • 1838: Jakob von Heine (1800–1879) beschreibt die spinale Kinderlähmung

1840er

  • 1842: Inhalationsnarkose: Der US-amerikanische Arzt Crawford W. Long (1815–1878) betäubt einen Tumorpatienten mit Äther, publiziert das aber nicht. Die Methode wird erst 1846 durch die öffentliche Demonstration Morgans, s. 1846, bekannt.[73]
  • 1843: Der Schotte James Braid (1795–1860) entwickelt Hypnosetechniken
  • 1844: Der amerikanische Zahnarzt Horace Wells (1815–1848) benutzt Lachgas als Anesthetikum (vgl. 1785)
  • 1844: Der irische Arzt Francis Rynd (1801–1861) erfindet eine metallene Kanüle aber nicht die Spritze
  • 1845: Die starke Vermehrung weißer Blutzellen wird vom schottische Arzt John Bennett (1812–1875) beschrieben.
  • 1845–1851: Der Engländer James Arnott (1797–1883) ist ein Pionier der Kryochirurgie, er benutzt Kälte zur Zerstörung von Gewebe.
  • 1845/50: Der in Wien wirkende ungarische Assistenzarzt Ignaz Philipp Semmelweis (1818–1865) erkennt, dass sich Kindbettfieber recht einfach durch Desinfektion senken lässt, sein evidenzbasierter Ansatz wird ignoriert und bekämpft. 1849 wird er entmachtet und geht nach Ungarn zurück, er stirbt unter umstrittenen Umständen mit 47 Jahren in der Landesirrenanstalt Döbling. Erst 1867 setzt sich sein Denken durch Lister durch.
    Später entsteht der Begriff "Semmelweis-Reflex", dem zufolge Innovationen in der Wissenschaft eher eine Bestrafung als eine entsprechende Honorierung zur Folge haben. Weil etablierte Paradigmen und Verhaltensmuster entgegenstehen, er wird von Robert Anton Wilson geprägt und nach Semmelweis benannt.
  • 1846: Der amerikanische Zahnarzt William Morton (1819–1868) betäubt einen Patienten mit Ätherdämpfen (Diethylether) öffentlich. In einem Brief an ihn prägt Oliver Wendell Holmes sr. (1809–1894) den Begriff "Anästhesie"" aus an- = "ohne" und aisthesis = "Empfindung"
  • 1846: Der Deutsche Jakob Henle (1809–1885) veröffentlicht das "Handbuch der systematischen Anatomie des Menschen"
  • 1847: James Simpson (1811–1870) führt das Chloroform statt Äther zu Narkosezwecken ein.

1850er

  • 1850er: Die "Zellularpathologie", die Lehre, nach der Krankheiten auf Störungen der Körperzellen bzw. ihrer Funktionen basieren, wird ab den 1850er Jahren von Robert Remak (1815–1865) und vor allem Rudolf Virchow (1821–1902) entwickelt.
  • 1850/51 Der von Hermann von Helmholtz (1821–1894) entwickelte Augenspiegel (Ophthalmoskop) kann als das erste Gerät zur Einsicht in das Innere eines Organs angesehen werden, auch wenn es nicht physisch ins Organ eindringt, kann man erstmals die Netzhaut im Augenhintergrund untersuchen.
  • 1851: "Schistosomiase": Der deutschen Tropenarzt Theodor Bilharz (1825–1862) findet den Erreger der v. a. in Afrika aber auch in Asien und Lateinamerika weit verbreiteten Schistosomiase/Bilharziose bei Obduktionen in einer Kairoer Klinik. Es ist ein Pärchenegel, der auch auf Schnecken als Zwischenwirt lebt. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sind ungefähr 200 Millionen Menschen weltweit mit Schistosomen infiziert.[74]
  • 1852: Gottlob Friedrich Heinrich Küchenmeister (1821–1890) beschreibt die "Metamorphose der Finnen in Bandwürmern".
  • 1853: Der Franzose Charles Pravaz [scharl pra'va:] (1791–1853) und der Engländer Alexander Wood (1817–1884) erfinden unabhängig voneinander eine Art Spritze; zur Kanüle von Rynd.[75]
  • 1854: John Snow ['dʒon sno:] (1813–1858) erkennt, dass die damals in London grassierende Cholera nicht durch Miasmen verbreitet wird, sondern durch Keime.
  • 1854: Der Italiener Filippo Pacini [fi'lipo pa'tʒi:ni] (1812–1883) beschreibt "Enterotoxine", von Bakterien abgesonderte giftige Proteine.
  • 1855: Der französische Physiologe Guillaume Duchenne de Boulogne [gi'yo:m dü'ʒän dö bu'lonye] (1806–1875) heilt Nervenkranke mit elektrischem Strom.
  • 1855: Der Engländer Thomas Addison (1793–1860) entdeckt, dass eine Erkrankung der Nebenniere schwere Folgen hat
  • 1856: Rudolph Virchow (1821–1902) veröffentlicht seine "Triade der Thrombosenentstehung"
  • 1858: Rudolph Virchow führt Krankheiten primär auf Zellschäden zurück
  • 1858: Erste Ausgabe des Lehrbuchs "Henry Gray’s Anatomy of the Human Body" (Gray’s Anatomy) in England.
  • ab 1858: Joseph Bazalgette [ʒosef basal'get] (1819–1891) kreiert für London ein revolutionäres Abwassersystem
  • 1859: Florence Nightingale (1820–1910) veröffentlicht die "Notes on Nursing" über ihre im Krimkrieg (wo die meisten Soldaten und der Oberbefehlshaber Lord Raglan an Cholera sterben) gewonnenen Erfahrungen.
  • 1859: Jean Landry [ʒo: lo:'dri:] (1826–1865) beschreibt die akute Lähmung Guillain–Barré Syndrom (GBS), das seinen Namen erst im 20. Jh. erhält.[76]

1860er

  • 1862: Der holländische Augenarzt Hermann Snellen (1834–1908) erfindet die Sehprobentafeln (Snellen charts)
  • 1862: Der Chemiker Pasteur entwickelt seit 1857 Keimtheorie der Krankheiten. 1865 bricht in Südfrankreich eine Krankheit aus, die die Seidenraupe tötete,
  • 1862: Felix Hoppe-Seyler (1825–1895) der deutsche Begründer der Biochemie und Molekularbiologie, entdeckt in Tübingen den Blutfarbstoff, dem er den Namen Hämoglobin gibt.
  • 1863: Erstes Barbiturat entdeckt
  • 1863: Der Schweizer Henri Dunant (1828–1910) gründet das Rote Kreuz
  • 1863: Der Franzose Casimir Davaine (1812–1882) entdeckt im Milzbrands/Anthrax stäbchenförmigen Körperchen, für diese Körperchen schlägt er den Namen bactéridies vor.
  • 1865: "Thrombozyten" werden vom Deutschen Max Schultze (1825–1874) beschrieben.
  • 1865: Antoine Desormeaux (1815–1894) erfindet den Begriff "Endoskopie" und setzt auch als erster Bozzinis Lichtleiter ein und wird manchmal "Vater der Endoskopie" genannt
  • 1867: Durchbruch der "Antisepsis": Der Engländer Joseph Lister (1827–1912), der die Berichte Semmelweis' und Pasteurs kennt, benutzt Karbolsäure (Phenol) als Antiseptikum, mit "Antiseptic Principle of the Practice of Surgery" setzt sich OP-Hygiene durch
  • 1868: Entstehung des "Maximalthermometers" zur Messung der höchsten Temperatur in einem gegebenen Zeitraum.
  • 1868: Magersucht: Der Engländer William Gull (1816–1890) veröffentlicht drei Fallberichte über eine Essstörung, die man heute "Anorexia nervosa" (Magersucht) nennt.
  • 1869: Der Deutsche Paul Langerhans (1847–1888) schreibt mit nur 22 Jahren „Ueber den feineren Bau der Bauchspeicheldrüse“. Nach ihm werden später die Insulin produzierenden "Langerhansschen Inseln" benannt.
  • 1869: Der Franzose Jean-Martin Charcot (1825–1893) beschreibt ALS Symptome; 1939 wird die Krankheit v. a. in den USA berühmt werden, als Baseball-Superstar Lou Gehrig, wegen seiner Robustheit "Iron horse" genannt, wegen ihr seine Karriere beenden muss. 2014 kommt sie durch die "ALS Ice Bucket Challenge" in die Schlagzeilen.

1870er

  • 1871: Joseph Lister, s. o. entdeckt, dass bestimmte Schimmelpilze einige Mikroben langsamer wachsen lassen, zieht aber keine Schlüsse daraus wie später Fleming beim Penicilin.
  • 1871: "Porphyrie": Die schon in der Antike bekannte Gruppe von genetisch bedingten Stoffwechselkrankheiten, bei denen der eisenhaltige Blutfarbstoff Häm nicht richtig produziert wird, wird von Felix Hoppe-Seyer 1871 auf Porphirin zurückgeführt und 1889 von B.J.Stovkis so genannt.[77]
  • 1871: "Nekrotisierende Fasziitis" (Name entsteht erst 1953) wird vom Südstaaten-Armeearzt Joseph Jones erstmals beschrieben, heute bezeichnet die Presse die seltene aber spektakuläre Krankheit als "fleischfressende Bakterien", verschiedene Bakterienarten können das Phänomen auslösen.[78]
  • 1872: Der aus Ungarn stammende Wiener Moritz Kaposi ['KAPPoʃi] (1837–1902) beschreibt das Kaposi-Sarkom, heute eine vor allem im Zusammenhang mit AIDS auftretende Krebserkrankung,
  • 1872: Die Erbkrankheit "Chorea Huntington" (chorea, Tanz; veraltet : Veitstanz) von dem New Yorker George Huntington [dʃordʃ 'hantington] (1850–1916) ausführlich beschrieben. Es ist eine bis heute unheilbare vererbte Erkrankung des Gehirns. (An ihr litt z.Bsp. Woodie Guthrie).
  • 1873: Der Norweger Gerhard Hansen (1841–1912) entdeckt mit dem Lepraerreger den ersten Erreger einer bedeutenden menschlichen Krankheit
  • 1874: Im Deutschen Reich wird ein Impfzwang gegen Pocken erlassen.
  • 1874: Die Hakenwurmkrankheit "Hautmaulwurf", Cutaneous larva migrans (CLM) wird vom Engländer R. Lee beschrieben.
  • 1874: C. R. A. Wright (1844–1894) stellt Diacetylmorphin her, 20 Jahre später wird es von der deutschen Firma Bayer unter dem Markennamen "Heroin" vertrieben.
  • 1876: Der Begriff "Zoonose" für eine vom Tier übertragenen Krankheit wird zum ersten Mal vom deutschen Pathologen Ernst Wagner (1829–1888) in seinem "Handbuch der allgemeinen Pathologie" verwendet
  • 1876: Proto-EKG: Der französische Physiologe Étienne-Jules Marey [etyen schü:l ma'rä] (1830–1904) benutzt einen Apparat, um die elektrische Aktivität des Herzens rudimentär aufzuzeichnen, erst ab 1906 nennt man verbesserte Geräte "EKG"
  • 1878: Der Schweizer Emil Theodor Kocher (1841–1917) operiert am Kropf/an der Schildrüse (er wird später Nobelpreisträger)
  • 1879: Der sächsische Urologe Maximilian Nitze benutzt ein "Zystoskop" zur Spiegelung der Harnblase.
  • 1879: Der deutsche Dermatologe und Sozialhygieniker Albert Neisser (1855–1916) entdeckt "gonococcus", den Erreger der Geschlechtskrankheit "Gonorrhea" ("Tripper").

1880er

Karl Joseph Eberth
  • 1880: Der deutsche Pathologe Karl Joseph Eberth (1835–1926) entdeckt ein Bakterium, das er für den Erreger des Typhus (T.abdominalis) hält.[79]Auch Robert Koch macht ähnliche Entdeckungen. Doch erst Kochs Schüler Georg Gaffky kann beweisen, dass genau dieser Erreger auch das Krankheitsbild erzeugt, vgl. 1884.[80]
  • 1880: Der französische Mediziner Alphonse Laveran (1845–1922) entdeckt in Algerien den "Malaria"-Erreger Plasmodium (Nobelpreis), versteht aber noch nicht, dass die Anopheles-Mücke als sogenannter Vektor für die Verbreitung verantwortlich ist, das tut erst der Brite Ronald Ross 1897.
  • 1880:"Geflügelcholera": Der französische Chemiker und Mikrobiologe Louis Pasteur (1822–1895) entdeckt den Erreger der Zoonose "Geflügelcholera" "Pasteurella multocida". Diese Krankheit wird oft als erste betrachtet, für die direkt ein attenuierter Impfstoff entwickelt wurde.
Kocherklemmen
  • 1880: Der Schweizer Chirurg Theodor Kocher (1841–1917) erfindet die "Kocher-Klemme" (Arterienklemme, "Krokodil") mit einem Zahn am Ende und andere Instrumente sowie die Kocher-Naht.[81]
  • 1881: Der polnisch-österreichische Chirurg Johann von Mikulicz (1850–1905) entwickelt endoskopische Geräte und begründet die Ösophagoskopie und Gastroskopie
  • 1881: Louis Pasteur entwickelt einen Impfstoff gegen Milzbrand. Es ist der erste künstliche Impfstoff
  • 1881: Der Kubaner Carlos Juan Finlay (1833–1915) glaubt, dass eine Mücke das in der Neuen Welt grassierende Gelbfieber (auch Ochropyra oder Schwarzes Erbrechen) überträgt, er veröffentlicht dies 1886, findet aber nicht das für die damaligen Mikroskope zu kleine Virus und wird bis 1900 (Bestätigung durch Reed) nicht ernst genommen.
  • 1882: Der deutsche Mediziner und Mikrobiologe Robert Koch (1843–1910) entdeckt/isoliert die Tuberkulose-Bakterien
  • 1882: Viren: Der deutsche Agrikulturchemiker Adolf Mayer (1843–1942) erkennt, dass der Erreger der Tabakmosaikkrankheit kein Bakterium ist ; Der niederländische Mikrobiologe Martinus Willem Beijerinck (1851–1931) erforscht das Phänomen ab 1898 mit einem Chamberland-Filter intensiver, das Virus wird aber erst 1935 via Elektronenmikroskop entdeckt.
  • 1882: Der russische Zoologe und Immunologe Elie Metchnikoff (1845–1916) erforscht die Rolle der Phagozytose im Immunsystem.
  • 1882: "Gaucher Krankheit": Hereditäre Sphingolipidose wird erstmals vom Franzosen Phillippe Charles Gaucher beschrieben
  • 1882: Neurofibromatosis vom Typ 1 wird von Friedrich Daniel von Recklinghausen (1833–1910) beschrieben.
  • 1883: Der deutsch-schweizerische Mediziner und Bakteriologe Edwin Klebs (1834–1913) findet das Diphtheria-Bakterium (Klebs-Loeffler Bakterium).
  • 1883: Francis Galton, Cousin Darwins, prägt den Begriff "Eugenik".[82]
  • 1884: Dem Robert Koch-Schüler Georg Gaffky (1850–1918) gelingt die Züchtung des "Typhus abdominalis"-Erregers in Reinkultur.
Grafik des Chamberland-Filters
  • 1884: Der französische Bakteriologe Charles Chamberland (1851–1908) erfindet den nach ihm benannten Chamberland-Filter, eine aus unglasiertem Porzellan bestehende Filterkerze deren Poren kleiner als Bakterien sind.
  • 1884: Der deutsche Internist Arthur Nicolaier (1862–1942) findet den Tetanus-Erreger
  • 1884: Der japanische Marinearzt Kanehiro Takaki (1849–1920) erkennt "Beriberi" als Mangelkrankheit, Christiaan Eijkman macht 10 Jahre später in Indonesien praktisch das gleiche und bekommt den Nobelpreis. Takakis Erkenntnisse werden 20 Jahre lang selbst in Japan ignoriert, bis zum Krieg gegen die Russen 1905 wird nicht das geringste verändert.
  • 1884: Der Däne Hans Christian Gram (1853–1938) entwickelt in Berlin Färbetechniken für Bakterien, mit denen diese in grampositiv und gramnegativ eingeteilt werden, diese Grundeinteilung hält sich bis heute.
  • 1884: "Örtliche Betäubung": Der österreichische Augenarzt Carl Koller (1857–1944) führt eine OP mit Kokain durch [83], das zunächst für "nicht süchtig machend" gehalten wird und legal ist. Der Chirurg, der die Methode in den USA einführt, William Stewart Halsted (1852–1922), ist fast sein Leben lang schwer drogensüchtig.[84]
  • 1885: Der Katalane Jaume Ferran i Clua (1851–1929) leistet in Valencia mit einem Lebendimpfstoff für Cholera Pionierarbeit
  • 1885: Pasteur testet einen attenuierter (abgeschwächter) Lebendimpfstoff für Tollwut erfolgreich an einem gebissenen Jungen.[85]
  • 1885: "Pfeiffersches Drüsenfieber": Der russische Kinderarzt Nil Filatov (1847–1902) beschreibt eine Erkrankung, die er "idiopathic denitis" nennt, 1889 wird sie unabhängig von ihm durch den hessischen Internisten Emil Pfeiffer (1846–1921) beschrieben. Sie wird nach heutigem Kenntnisstand durch ein Epstein–Barr Virus hervorgerufen.
  • 1885: "Tourette-Syndrom": Der Franzose Georges Albert Édouard Brutus Gilles de la Tourette (1857–1904) beschreibt neun neuropsychiatrische Patienten mit tics, der Name wird von seinem Kollegen Jean-Martin Charcot geprägt.
  • 1886: Pfarrer Sebastian Kneipp (1821–1897) veröffentlicht sein weitgehend epigonales "Meine Wasserkur", das bis 1894 bereits 50 Auflagen erreicht. Die Kur hilft gegen Erschöpfung und Rheuma
  • 1886: "Progerie" (beschleunigte Alterung): Das Krankheitsbild wird von Jonathan Hutchinson (1828–1913) und unabhängig davon 11 Jahre später von Hastings Gilford (1861–1941) beschrieben (Hutchinson–Gilford Progerie Syndrom).
  • 1886: Der durch eine Erbkrankheit schwer entstellte "Elephant Man" Joseph Merrick (1862–1890) wird in London von Frederick Treves (1853–1923) genau beschrieben, ob er an Neurofibromatose, vgl. 1882, oder am Proteus-Syndrom litt, wird bis heute diskutiert.
  • 1886: Ernst von Bergmann (1836–1907) erfindet die Dampfsterilisation von chirurgischen Instrumenten.
  • 1886: Die Idee der "Asepsis" kommt auf: Vermeidung der bakteriellen Besiedlung eines Operationsgebiets statt Reinigung
  • 1887,88: Der Deutsche Adolph Fick (1829–1901) stellt die ersten rudimentären Kontaktlinsen öffentlich vor, die aber mit 2 Cm Durchmesser viel zu klobig und unbequem sind.
  • 1887: Der australisch-schottische Arzt und Biologe David Bruce (1855–1931) findet den Erreger des "Maltafiebers", wegen ihm auch Brucellose genannt
  • 1887: Der englische Physiologe Augustus Desiree Waller (1856–1922) macht mit einem Kapillarelektrometer erstmals primitive EKG-ähnliche Aufzeichnungen an einem Hund
  • 1887: Der Österreicher Anton Weichselbaum (1845–1920) beschreibt "Meningococcus" Bakterien, die Hirnhautentzündung auslösen
  • 1887: Der Kölner Josef von Mering (1849–1908) verwendet das schon 1878 entdeckte schmerzstillende und fiebersenkende "Paracetamol" erstmals in der Heilkunde, jedoch erweckt die Anwendung wenig Aufsehen. Siehe auch 1889.
  • 1887: "Korsakow-Syndrom": Der Russe Sergei Korsakow (1854–1900) veröffentlicht seinen Befund zum „polyneuritischen amnestischen Syndrom“, einer Amnesie von Alkoholkranken.[86]
  • 1889: In Rochester, Minnesota wird das St. Mary´s Hospital eröffnet, es wird unter dem Namen "Mayo-Klinik" später weltbekannt.[87]
  • 1889: Arbovirosen: Der US-amerikanische Pathologe Theobald Smith (1859–1934) erkennt, dass die Rinderkrankheit "Texasfieber" durch Zecken übertragen wird
  • 1889: Curt Schimmelbusch (1860–1895) entwickelt Schimmelbuschtrommeln, Behälter für Instrumente und OP-Wäsche sowie die Schimmelbuschmaske.
  • 1889: Émile Roux (1853–1933) entdeckt das Diphtherietoxin
  • 1889: Der Russe Oskar Minkowski (ethnisch baltendeutsch 1858–1931) und Josef von Mering, s. o., sind nach der Entfernung von Bauchspeicheldrüsen bei Tieren (Pancreatektomie) davon überzeugt, dass dort das Insulin produziert wird (dieser Begriff wird erst später geprägt). In der Folge gibt es eine ganze Kette von Laborversuchen, die zu Banting 1922 führt.

1890er

  • 1890: Robert Koch (1843–1910) stellt anlässlich eines Kongresses in Berlin überhastet das unzureichend getestete Tuberkulosemittel "Tuberkulin" vor, es erweist sich als spektaktulärer Flop, immerhin taugt es zum Diagnostikum.[88]
  • 1890: "Antitoxine" und "Toxoide": Emil von Behring (1854–1917) und der Japaner Shibasaburo Kitasato (1853–1931) entdecken die "Antitoxine" (Gegengifte) und entwickeln Toxoidimpfstoffe gegen Tetanus und die Kinderkrankheit Diphtherie (was Behring den ersten Medizin-Nobelpreis verschafft). Toxoide sind entgiftete Toxine krankheitserregender Mikroorganismen, bei manchen dieser Erreger sind nicht die Lebewesen selbst, sondern ihre Toxine für Menschen schädlich.[89]
  • "Passive Impfung/Immunisierung": In diesem Zusammenhang entsteht auch die passive Impfung, bei der Konzentrate von Antikörpern direkt gespritzt werden. Es ist eine Notfallmaßnahme, falls schon ein Kontakt mit dem fraglichen Erreger oder Gift stattgefunden hat (Postexpositionsprophylaxe). Sie bietet sofortigen Schutz, aber nur kurzzeitig.
  • 1890: Der Amerikaner Willoughby Miller (1853–1907), ein in Berlin lebender Schüler Robert Kochs, stellt in "The Microorganisms of the Human Mouth" die bahnbrechende Theorie auf, wonach Bakterien der Mundflora Kohlenhydrate zu Säuren abbauen.[90]
  • 1890: William Stewart Halsted , vgl. 1884, erfindet den chirurgischen "Einmalhandschuh" aus Gummi, weil die Chemikalien die Hände angreifen.
  • 1891: Paul Ehrlichs (1854–1915) "Seitenkettentheorie" über Antikörperbildung ist ein Vorläufer der heutigen Selektionstheorien der Immunabwehr.
  • 1891: Der afroamerikanische Chirurg Daniel Hale Williams (1856–1931) gründet in Chicago das Provident Hospital ohne Rassentrennung; er ist einer der ersten, die am Pericardium operieren.
  • 1892: Im Zusammenhang mit einem berühmten Streit mit Robert Koch schluckt der Bayer Max von Pettenkofer (1818–1901) eine Kultur von Cholera-Bakterien, überraschenderweise erkrankt er nicht und sieht sich bestätigt, dass die Bakterien allein (angeblich) die Krankheit nicht auslösen.[91]
  • 1892: Der Kanadier William Osler (1849–1919) schreibt "The Principles and Practice of Medicine". Ein Jahr zuvor hatten Versuche mit Nebennierenextrakten die Symptome der Addison-Krankheit gebessert.[92]
  • 1892: Der US-Amerikaner Andrew Taylor Still (1828–1917) gründet die "American School of Osteopathy" für seine Alternativmedizin.
  • 1894: Der gebürtige Schweizer, später Franzose, Alexandre Yersin [alek'sodre yer'sä] (1863–1943) und der Japaner Shibasaburo Kitasato (1853–1931) finden in Hongkong unabhängig voneinander den Pest-Erreger (1897 wird ein Impfstoff hergestellt). Yersin zu Ehren wird die Gattung "Yersinia" genannt.[93]
  • 1895: Wilhelm Conrad Röntgen (1845–1923) beschreibt in Würzburg die Wirkung der 1892 von Heinrich Hertz entdeckten Röntgenstahlen und wird erster Physiknobelpreisträger.
  • 1895: Der erst 19-jährige Amerikaner Miller Reese Hutchison [miller ri:s 'hatʃinson] (1876–1944) baut das erste tragbare elektrische Hörgerät "Akoulathon", das er in Europa bei Königshäusern promotet und im 20. Jh. patentiert und veröffentlicht.[94]
  • 1895: Der Australier David Bruce [däyvid bru:s] (1855–1931) erforscht den Lebenszyklus des "Trypanosoma"-Parasiten in der Tsetsefliege. 1903 wird er feststellen, dass dieser die Schlafkrankheit auslöst.
  • 1895: "Chiropraktik": Der in Kanada geborene Amerikaner Daniel David Palmer [dänyel däyvid pa:mer] (1845–1913) behauptet, dass auch nicht-orthopädische Krankheiten durch eine Wirbelgelenksfehlstellung verursacht würden und durch eine Korrektur dieser geheilt würden. Später sehen die meisten Chiropraktiker von solchen Behauptungen ab, dennoch gehört das Gebiet nicht zur Schulmedizin und wird oft angefeindet.[95][96]
  • 1895: Der US-amerikanische Gynäkologe Howard Atwood Kelly (1858-1943) erfindet ein Rektoskop für die Darmspiegelung.
  • 1896: Impfstoff für die Salmonellenkrankheit "Typhus abdominalis" (Bauchtyphus, typhoides Fieber, enterisches Fieber)
  • 1896: Der Italiener Scipione Riva Rocci [ʃipi'o:ne ri:va 'rotʃi] (1863–1937) erfindet das Sphygmomanometer [sfigmo-manometer] zur modernen Blutdruckmessung mit Armmanschette.
  • 1896: Der Färinger (Färöer-Inseln) Niels Finsen (1860–1904) begründet die moderne Phototherapie , welche Hauttuberkulose (Lupus vulgaris) mit Licht bekämpft. Seine selbstgebaute Kohlenbogenlampe, später Finsen-Lampe genannt, sendet mit hoher Stromdichte ein bläuliches, wenig strahlendes Bogenlicht oder »Finsenlicht« mit kontinuierlichem Spektrum aus. Er wird den Nobelpreis erhalten.
  • 1897: Der Brite Ronald Ross (1857–1932) findet in Indien, wo er auch geboren ist, den ersten Malaria-Erreger "Plasmodium", ein Parasit (Nobelpreis).
  • 1897: Friedrich Loeffler (1852–1915) und Paul Frosch (1860–1928) beschreiben den Erreger der "Maul- und Klauenseuche" als ein "partikuläres Agens, kleiner als ein Bakterium", es entpuppt sich als tierischer Virus.[97]
  • 1897: Kiyoshi Shiga (1871–1957) findet den bakteriellen Erreger der Dysenterie (Dickdarmerkrankung) "Bakterienruhr", sie wird nach ihm auch "Shigellose" genannt. Die Krankheit kostet in der Dritten Welt eine sechsstellige Anzahl an Menschenleben jährlich.
  • 1897: Der prominente Italiener Giuseppe Sanarelli (1864–1940) wähnt ein Bakterium als Erreger des Gelbfiebers ausgemacht zu haben, was sich später aber als falsch entpuppt
  • 1899: "Aspirin". Seit 400 v. Chr. ist Weidenrinde als "Antipyretikum" (entzündungshemmend) bekannt, aber sie schmeckt bitter und der Wirkstoff Salicylsäure hat Nebenwirkungen. Im Auftrag seines Arbeitgebers Bayer, der ein verträglicheres Präparat sucht, entwickelt der Schwabe Felix Hoffman (1868–1946) Aspirin, wem der Ruhm dafür gebührt, bleibt umstritten.[98]
  • 1899: Der britische Bakteriologe Almroth Wright ['olmoθ rait] (1861–1947) schlägt einen Totimpfstoff gegen Typhus vor, was damals sehr umstritten ist.

20. Jahrhundert

1900er

Walter Reed
  • 1900: Der US-amerikanische Pathologe und Mikrobiologe Walter Reed (1851–1902) bestätigt während des Kriegs gegen Spanien die Gelbfieberhypothese Finlays von 1881. Anti-Mückenstrategien helfen enorm in der Vorbereitungsphase des Baus des Panamakanals in Panama. Der Baubeginn ist 1904, schon in den Jahren davor versucht man, die Mückenbrutgebiete zu vernichten. Der US-amerikanische Arzt William C. Gorgas (1854–1920) wird medizinischer Projektleiter.[99] Erst 1936 wird es dank Max Theiler einen Impfstoff gegen Gelbfieber geben.
  • 1900: Der Leipziger Arzt Hermann Hartmann (1863–1923) organisiert die deutsche Ärzteschaft, heute heißt der Verband nach ihm "Hartmannbund", mittlerweile mit Sitz in Berlin.
  • 1901: Das "Karolinska-Institut" in Stockholm vergibt den ersten Medizinnobelpreis an Emil von Behring.
  • 1901: Der in den USA lebende Japaner Jokichi Takamine (1854–1922) isoliert das erste Hormon "Adrenalin" (das erst später als Hormon erkannt wird), schon andere Wissenschaftler hatten in den 1890ern der Substanz besondere Eigenschaften zugeschrieben, konnten sie aber nicht isolieren, (die weit verbreitete Erwähnung von John Abel in diesem Zusammenhang ist inkorrekt)[100] Dem Deutschen Friedrich Stolz gelingt es 1904, Derivate davon zu synthetisieren und die Strukturformel zu ermitteln.
  • 1901: Der österreichische Jude Karl Landsteiner (1868–1943) klassifiziert die ersten drei Blutgruppen in A, B, und O (Nobelpreis 1930)
  • 1901: "Laparoskopie": Der Sachse Georg Kelling (1866–1945) führt die erste Bauchspiegelung an einem Hund durch.[101]
  • 1901: Thomas Manns Roman "Bufdenbrooks" erscheint und gibt in Deutschland dem "Buddenbrook-Syndrom" seinen Namen, einer Fehldiagnose in der Zahnheilkunde. Dabei äußern sich Herzprobleme in Schmerzen im Unterkieferbereich. Patienten werden oft an Zähnen behandelt und sterben an der Herzkrankheit.
  • 1902: Alfred von Decastello-Rechtwehr (1872–1960) und Adriano Sturli (1873–1964) identifizieren eine vierte Blutgruppe, den "Universal-Empfänger" AB.
  • 1902: Hermann Emil Fischer (1852–1919) Begründer der klassischen organischen Chemie und Nobelpreisträger und Joseph von Mering stellen Barbital (Markenname "Veronal") vor
Charles Richet
  • 1902: Der französische Mediziner Charles Richet [ʃarl ri'ʃe:] (1850–1935) erklärt Allergien und das gefährliche Phänomen "Anaphylaktischer Schock" (Nobelpreis)
  • 1903: Der niederländische Arzt Willem Einthoven (1860–1927) entwickelt ein neues Galvanometer, dass entscheidend für sein EKG für Menschen werden wird, siehe 1906
  • 1903: Der australisch-schottische Mikrobiologe David Bruce, vgl. 1887, beweist endgültig, dass der Einzeller Trypanosoma die Schlafkrankheit auslöst.[102]
  • 1903: Das von dem deutschen Chirurgen Ferdinand Sauerbruch (1875–1951) entwickelte Unterdruckverfahren erlaubt Lungen-Operationen.
  • 1903: Einer der ersten Radiologen, der Deutsche Heinrich Albers-Schönberg (1865–1921) erkennt, dass Röntgenstrahlen eine keimschädigende Wirkung ausüben, er verliert einen Arm durch Strahlenschäden.[103]
  • 1904: Die englischen Physiologen William Bayliss (1860–1924) und Ernest Starling (1866–1927) erklären, dass Hormone (den Begriff prägt Starling erst ein Jahr später) als chemische Botenstoffe dienen.
  • 1904: Der US-amerikanische Arzt James B. Herrick (1861–1954) beschreibt die in Afrika verbreitete "Sichelzellenkrankheit".
  • 1904: Der Franzose Alexis Carrel (1873–1944) (Nobelpreis) vollzieht die erste Herztransplantation bei einem Säugetier. Er ist später wegen faschistoider Ansichten umstritten. Siehe auch 1935.
  • 1904: "Novocain" wird zur örtlichen Betäubung verwendet.
  • 1904: Der deutsche Pathologe Ludwig Aschoff (1866–1942) findet die rheumatischen Knötchen im Herzmuskel (Aschoff-Knötchen) und 1906 mit seinem Schüler Sunao Tawara (1873–1952) den AV-Knoten (Aschoff-Tawara-Knoten).
  • 1904: Der deutsche Internist Josef Arneth (1873–1965) führt das "Blutbild" in die Diagnostik ein.
  • 1904: "Werner-Syndrom": Der Deutsche Otto Werner (1879–1936) beschreibt eine Sonderform der Progerie (schnelleres Altern) Typ II, die erst bei Erwachsenen auftritt. (vgl. 1886)[104]
  • 1905: Die Deutschen Fritz Schaudinn (1871–1906) und Erich Hoffmann (1868–1959) entdecken den Erreger der Syphilis.
  • 1905: Dem Wiener Karl Eduard Zirm (1863–1944) gelingt die erste erfolgreiche Hornhautübertragung (Cornea-Transplantation).
  • 1905: Die "Serumkrankheit", eine verzögerte Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems vom Typ III, wird von Clemens von Pirquet (1874–1929) und Béla Schick (1877–1967) beschrieben.[105]
  • 1905: "Endokrinologie": Ernest Starling prägt den Begriff "Hormon" für körpereigene Stoffe, die aus einer endokrinen Drüse abgegeben werden. Das schon 1901 isolierte Testosteron wird jetzt als Hormon erkannt.
  • 1906: Der deutsche Immunologe und Bakteriologe August von Wassermann (1866–1925) entwickelt den Wassermanntest, ein Diagnoseinstrument für Syphilis.
  • 1906: Der Begriff "Allergie" wird von dem Wiener Kinderarzt Clemens von Pirquet zum ersten Mal benutzt, aus dem griechischen „allos“ = anders und „ergein“ = reagieren.
  • 1906: Der deutsche Psychiater und Neuropathologe Alois Alzheimer (1864–1915) beschreibt die nach ihm benannte Krankheit.
  • 1906: Der Holländer Willem Einthoven (1860–1927) entwickelt das "Elektrokardiogramm" (EKG). Schon 1903 hatte er das entscheidende Messinstrument, ein neuartiges Galvanometer, entwickelt.[106]
  • 1906: Die Belgier Jules Bordet [ʃü:l bor'de:] (1870–1961, Nobelpreis) und Octave Gengou (1875–1957) können "Bordetella pertussis", den Erreger des Keuchhustens, finden.[107]
  • 1907: Das den Chinesen schon in der Antike bekannte tropische "Dengue-Fieber" ("7 Tage Fieber", von Benjamin Rush 1789 auch "Knochenbrecherfieber" genannt) wird nach dem Gelbfieber als zweite virale Krankheit des Menschen erkannt. Das Virus wird erst von Albert Sabin in den 1940ern gefunden werden und der von ihm entwickelte Impfstoff erfüllt nicht die Erwartungen. Die Krankheit ist zwar nur in 2,5% der Fälle tödlich aber schmerzhaft, in der gefährlichsten der vier Varianten auch hämorrhagisch.[108] Sie breitet sich im 21. Jahrhundert stark aus, die übertragenden Aedes-Mücken (Tigermücken) gibt es mittlerweile auch in Deutschland.[109][110]
  • 1907: Clemens Von Pirquet, s. 1906, entwickelt einen Hauttest für Tuberkulose.
  • 1907: Ernest Edward Tyzzer (1875–1965, USA) erkennt die Pathogenität der schon vorher bekannten einzellige Protozoen (Sporentierchen) "Kryptosporidien".[111]
  • 1908/9: Der Nobelpreisträger Landsteiner, der Rumäne Constantin Levaditi (1874–1953) und der Österreicher Erwin Popper (1879–1955) entdecken das Poliovirus.
  • 1908: Der Amerikaner Howard Ricketts (1871–1910) weist schon 1906 nach, dass das Rocky-Mountain-Fleckfieber von Schildzecken übertragen wird. 1908 findet er das Pathogen, die Stäbchenbakterie heißt daher "Rickettsie".
  • 1908: "Alien Hand Syndrom": Der Neurologe Kurt Goldstein (1878-1965) beschreibt einen Patienten, der wegen einer neurologischen Erkrankung die Kontrolle über eine Hand verloren hat. Die sehr seltene Erkrankung hate es in mehrere Filme geschafft, etwa "Dr.Seltsam".[112] Für sie setzt sich in den 70ern der Begriff Alien Hand Syndrom durch.[113]
  • 1908: Paul Ehrlich träumt von "magic bullet" genannten individualisierten Mitteln, dies bleibt bis heute ein Schlagwort.
  • 1909: Der Franzose Charles Nicolle [ʃarl ni'kol] (1866–1936, Nobelpreis) weist nach, dass das Fleckfieber "Typhus exanthematicus" über den Läusekot, der beim Kratzen in die Blutbahn der Wirte gerät, übertragen wird. DDT wird zum Entlausen genommen.
  • 1909: Lysozyme: Der ansonsten unbekannte Russe P. N. Laschtschenko findet ein bakterienhemmendes Enzym in Hühnereiern, A.L.Bloomfield entdeckt ihn 1919 in Speichel.[114] Der später als "Penicilin-Entdecker" weltberühmte Alexander Fleming bemerkt 1922, dass er bei Mensch und Tier verbreitet ist und gibt den Abwehrstoffen den Namen "Lysozyme".
  • 1909: "Chagas-Krankheit": Der brasilianische Epidemologe Carlos Chagas (1879–1934) beschreibt eine "Südamerikanische Trypanosomiasis", die durch ähnliche Einzeller wie die Schlafkrankheit ausgelöst wird.

1910er

  • 1910: "Chemotherapie": Paul Ehrlich (1854–1915) und der Japaner Sahatschiro Hata (1873–1938) entwickeln ab 1906 die Arsenverbindung Salvarsan (marktreif 1911) zur Behandlung von Syphilis.[115]
  • 1910: Bauchspiegelung: Hans Christian Jacobeus (1879–1937) aus Stockholm verbessert Kellings (siehe 1901) Bauchspiegelungen (Laparoskopien) und operiert auch Menschen. Sein „Trokar“ erlaubt es, Endoskop und Instrumente zu wechseln, ohne dass dabei Luft aus dem Bauchraum entweicht.[116]
  • 1910: Vitamine: Umetaro Suzuki (1874–1943) isoliert das Vitamin B1, wegen seines Schwefelgehaltes auch "Thiamin" genannt. Der Pole Kazimir Funk tut das 1912 ebenso und prägt den Begriff "Vitamin" in der irrigen Annahme, dass alle solche Stoffe Amine enthalten. (1916 setzt Elmer McCollum die Großbuchstaben als Abkürzungen durch.)
  • 1911: (tierische) "Onkoviren": Der Amerikaner Francis Peyton Rous (1879–1970) weist nach damaligem Empfinden sensationellerweise nach, dass Viren bei Hühnern Krebs erzeugen können (Nobelpreis), später werden auch menschliche Onkoviren (HPV, Epstein-Barr-Virus (EBV) und Hepatitis B/C) gefunden, die oft jahrelang inaktiv sind. Stand 2014 glaubt man, dass Onkoviren weltweit für mindestens 10-15 Prozent aller Krebserkrankungen verantwortlich sind.
  • 1911: "Laparothorakoskopie"
  • 1912: "Antikonvulsiva" gegen Anfallserkrankungen. Der deutsche Neurologe Alfred Hauptmann (1881–1948) führt das zuvor als Schlafmittel genutzte Pheno-barbital in die Therapie ein.
  • 1912: Der Däne Severin Nordentoft (1866–1922) ist ein Pionier der "Arthroskopie".[117]
  • 1914: Der Erste Weltkrieg gilt als erster großer Krieg, in dem der Waffeneinsatz mehr Leben kostet als Krankheiten.
  • 1915: Heparin: Im Labor des Amerikaners William H. Howell (1860–1945) wird das gerinnungshemmende (Antikoagulans) "Heparin" entdeckt, nach seinem Tod reklamiert sein Schüler Jay McLean (1890–1957) die Entdeckung für sich.[118]
  • 1916–17: Die erste "Blutbank" i.w.S. entsteht für die United States Army, die Bezeichnung entsteht aber erst 1937, als Krankenhäuser nachziehen. Vor jeder Blutübertragung muss eine sogenannte "Kreuzprobe" gemacht werden.
  • 1917: Der österreichische Mathematiker Johann Radon (1887–1956) beschreibt die theoretischen Grundlagen für die "Computertomographie" (siehe 1972).
  • 1917: "Malariatherapie": Julius Wagner-Jauregg (1857–1940) behandelt die "Progressive Paralyse" unorthodox aber erfolgreich durch das Herbeiführen von Fieber durch Malariaerreger.
  • 1917: Farbtafeln werden von dem japanischen Augenarzt Shinobu Ishihara (1879–1963) entwickelt, mit ihnen kann man u. a. Rot-Grün-Blindheit nachweisen.
  • 1917: Verbrennungschirurgie: Ein in der Schlacht am Skagerak verbrannter englischer Matrose wird am Gesicht operiert.
  • 1917: Flussblindheit/Onchozerkose: Der Guatemalteke Rodolfo Robles (1878–1939) beschreibt die Wurmkrankheit "Onchozerkose", die bei etwa 10 % der Erkrankten zur Erblindung, der sogenannten "Flussblindheit", führt.
  • 1918: "Spanische Grippe": Die verheerendste Pandemie seit dem Mittelalter bricht aus. Die, wie man heute weiß, zu den Vogelgrippen zählende Krankheit wird "Spanische Grippe" genannt, weil Spanien nicht am Krieg teilnimmt und daher keine Zensur hat. So entsteht der Eindruck, dass sie aus Spanien kommt (wahrscheinlich aus den USA)

1920er

  • 1920: Otto Buchinger (1878–1966) gründet eine Fastenklinik (1935 umgezogen nach Bad Pyrmont), 1935 veröffentlicht er "Das Heilfasten und seine Hilfsmethoden"[119]
  • 1921: Der Rumäne Nicolae Paulescu (1869–1931) publiziert auf Französisch Erkenntnisse über das aus Rinderbauchspeicheldrüsen gewonnene "Pankrein", ein dem Insulin ähnliches Extrakt, die er ab 1916 in Tierversuchen gewonnen hatte. Die Blutzuckerwerte zuckerkranker Hunde normalisierten sich, wenn ihnen die Substanz in eine Vene gespritzt wurde. Er lässt den Stoff in Rumänien patentieren.[120][121] Nicht zuletzt weil Paulescu überzeugter Antisemit war[122] wird seine Leistung oft unterschlagen.
  • 1921: Earle Dickson (1892–1961) erfindet einen Wundschnellverband (Pflaster, Marke Band-Aid®).
  • 1922: Die Kanadier Frederick Banting (1891–1941), der Student Charles Best (1899–1978), der Biochemiker James Collip (1892–1965) und Laborleiter John Macleod (1876–1935) testen einen dem Insulin ähnlichen Stoff an Menschen, sie nennen den Stoff "Isletin", doch der etwa 1910 entstandene Begriff Insulin setzt sich durch, auch wenn es sich damals noch gar nicht um reines Insulin handelt (das stellt John Abel 1926 dar). Banting und Macleod bekommen den Nobelpreis und beteiligen die beiden anderen Mitstreiter am Preisgeld. Banting ist bis heute (Stand 2014) der jüngste Medizinnobelpreisträger. Viele haben vor allem seit 1889 (siehe dort) und Paulescu bis 1921 (siehe dort), daran gearbeitet, ihre Vorarbeit wird nicht gewürdigt. Die Wissenschaftler schließen einen Vertrag mit der Firma "Lilly", die jahrelang investiert, um das Produkt zu verbessern. Die komplette Sequenzbestimmung von Insulin gelingt Doppelnobelpreisträger Sanger erst 30 Jahre später.
  • 1923: Der Amerikaner Elliot Cutler (1888–1947) unternimmt erste erfolgreiche Herzklappenoperation an einer zwölfjährigen Patientin mit rheumatischer Mitralstenose.
  • 1924: Nobelpreisträger Otto Warburg (1883–1970) stellt die bis heute weder bestätigte noch widerlegte Hypothese auf, dass die Krebszellen ihre Energie aus der anaeroben Vergärung (Milchsäuregärung) von Traubenzucker gewinnen.
  • 1924: Der deutsche Mediziner Georg Haas (1886–1971) nimmt in Gießen mit einer künstlichen Niere die erste Blutwäsche (Hämodialyse) vor.
  • 1925: Ein Diphtherieausbruch in Nome/Alaska führt zu einer Notlieferung von Impfstoffen per Hundeschlitten, der im jährlichen "Iditarodrennen" bis heute gedacht wird
  • 1925: Der Wiener Lorenz Böhler (1885–1973) schreibt "Die Techniken der Knochenbruchbehandlung"
  • 1926: Der Sowjetrusse Sergei Brukhonenko (1890–1960) entwickelt eine primitive Herz Lungen Maschine namens "Autojektor"
  • 1926: Der Australier Mark Cowley Lidwill (1878–1969) entwickelt den ersten primitiven Herzschrittmacher, der Amerikaner Albert Hyman prägt den Begriff "pacemaker" für ein eigenes in den 30ern entwickeltes Gerät, beide sind so unausgereift, dass sie sich nicht durchsetzten, erst nach dem Krieg 1950/51 beginnt der Siegeszug (damals noch mit externen Geräten), aber ein Anfang ist gemacht.[123]
  • 1926: Elektrochirurgie/Hochfrequenz-Chirurgie ("HF-Chirurgie") wird vom US-Amerikaner William T. Bovie (1882–1958) begründet.
  • 1926: Maurice Friedman und Maxwell Lapham entwickeln einen neuartigen Schwangerschaftstest.
  • 1926: Schon kurz nach der Synthetisierung des Schilddrüsenhormons "Thyroxin" bringt die kleine deutsche Firma Henning das erste Präparat auf den Markt.[124]
  • 1927: Der Amerikaner Philip Drinker (1894–1972) erfindet den Drinker-Respirator, umgangssprachlich "Eiserne Lunge", das erste maschinelle Beatmungsgerät, das v. a. für Poliokranke mit gelähmter Atmung bestimmt ist.
  • 1928: Die "Penicillin"-Wirkung wird zufällig vom Schotten Alexander Fleming (1881–1955) entdeckt, als er bemerkt, dass ein Pilz namens "Penicillium notatum" Bakterien in einer verunreinigten Kultur abtötet. Er gibt dem Wirkstoff seinen Namen, kann ihn aber ohne biochemische Kenntnisse nicht isolieren und sein Bericht gerät zunächst in Vergessenheit. Der Australier Howard Florey (1898–1968) und der aus Berlin stammende Holocaustflüchtling Ernst Chain (1906–1979) stoßen 1938 in England kurz vor Kriegsbeginn auf den alten Artikel Flemings und bemerken peu a peu, dass das Potential des Stoffs von allen Fachleuten enorm unterschätzt wurde. Sie reinigen und konzentrieren den Wirkstoff und starten 1940 Tierversuche. Nachdem auch Menschen erfolgreich behandelt wurden, wird die Produktion in die USA ausgelagert. Alle drei bekommen den Nobelpreis. Penicilin ist also streng genommen nicht "das erste Antibiotikum" auf dem Markt, das sind die deutschen Sulfonamide, hat aber im Gegensatz zu ihnen praktisch keine Nebenwirkungen, seine Wirkung beruht darauf dass es die Stützgerüste der Bakterienzellen platzen lässt.[125].
  • 1928: Der BCG Impfstoff gg TBC wird vom Gesundheitsgremium des Völkerbundes akzeptiert, vgl. 1930.
  • 1928: Der "Pap-Test" zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs wird vom in New York lebenden griechischen Arzt George Nicolas Papanicolaou (1883–1962) entwickelt, erst in den 40ern setzen sich seine Überlegungen durch.
  • 1929: Der fränkische Neurologe und Psychiater Hans Berger (1873–1941) veröffentlicht seine Forschungen zur Elektroenzephalographie EEG, 5 Jahre unbeachtet finden sie ab 1934 international Beachtung.[126]
  • 1929: Der 25-jährige Werner Forßmann (1904–1979) benutzt im Selbstexperiment in Eberswalde den ersten Herzkatheter, er schiebt einen Harnkatheter durch den Ellbogen und beobachtet das am Röntgenschirm. Sein späterer Chef, Ferdinand Sauerbruch ereifert sich «Damit kann man in der Chirurgie überhaupt nichts anfangen» und "Mit solchen Kunststückchen habilitiert man sich in einem Zirkus und nicht an einer anständigen deutschen Klinik!" und entlässt ihn an der Charité, wo er inzwischen arbeitet, als der Versuch mit Verzögerung publik wird.[127] Forßmann tritt schon 1932 der Nsdap bei. 1956 bekommt er überraschenderweise den Nobelpreis.[128]

1930er

  • 1930: Lübeck: Die so genannte orale BCG-Tuberkuloseprophylaxe führt wegen unsachgemäßer Handhabung zur Kontaminierung mit virulenten Erregern und damit zur größten europäischen Impfkatastrophe aller Zeiten, 77 Babies sterben, 72 davon nachweislich an Tuberkulose. Dies hat weitgehende Folgen fürs Medizinrecht.[129]
  • 1930: Tomografie: Der italienische Radiologe Alessandro Vallebona (1899–1987) entwickelt die Grundlagen der Tomografie in Form der „klassischen“ Röntgentomografie. Er lässt eine Röntgenquelle und einen Film gegenläufig um einen Patienten laufen, so dass nur die im Drehpunkt liegende Ebene scharf abgebildet wird.
  • 1930: Der Däne Einar Mogens Wegener (1882–1931) lässt an sich in Berlin und Dresden die erste dokumentierte Geschlechtsumwandlung durchführen und wird zu Lili Elbe
  • 1930: Der Schweizer Paul Niehans (1882–1971) erfindet das bis heute hoch umstrittene Frischzellenspritzen.
  • 1931: Der Deutsche Ernst Ruska (1906–1988) entwickelt in Berlin das "Elektronenmikroskop", mit dem man erstmals Viren erforschen kann. 55 Jahre später bekommt er den Nobelpreis.
  • 1932: Der deutsche Chirurg Rudolf Schindler (1888–1968) entwickelt einen "Magenspiegel" (Gastroskop).
  • 1932–72: Rassistische Tuskegee [tas'ki:gi] Syphilis Skandalstudie ; an Syphillis leidende Farbige in Alabama werden vom U.S. Public Health Service 40 Jahre lang untersucht, ohne darüber informiert zu werden, an was sie leiden, adäquate Arznei wird ihnen verweigert. 1972 veröffentlicht die New York Times die Geschichte und löst einen Riesenskandal aus.[130]
  • 1932/35: Antibiotikum: Der deutsche Pathologe und Bakteriologe Gerhard Domagk (1895–1964) entdeckt die antibakterielle Wirkung des Farbstoffs Prontosil, er spritzt es erfolgreich seiner erkrankten Tochter, er darf wegen einer Weisung Hitlers 1939 nicht den Nobelpreis annehmen.
  • 1932: Die Veres-Nadel wird vom ungarischen Chirurgen János Veres entwickelt, um einen therapeutischen Pneumothorax (Lungenkollaps) in der Lungentuberkulosenbehandlung zu schaffen.
  • 1932: Der australische Schauspieler F. Matthias Alexander (1869–1955) veröffentlicht seine "Alexander Technik", eine Methode der Körpertherapie.
  • 1933: "Sjögren-Syndrom" (Sicca-Syndrom), eine Autoimmunerkrankung, wird bekannt
  • 1933: Die bis heute (upgedated) verwendete "Rote Liste", ein Humanarzneimittelverzeichnis für Deutschland, wird vom Verband der pharmazeutischen Industrie erstmals herausgegeben.
  • 1933: "Defibrillator": Der US-amerikanische Elektroingenieur William B. Kouwenhoven [wilyäm 'kauenhoven] (1886–1975) erfindet den "Defibrillator" und leistete wichtige Beiträge zur Herz-Lungen-Wiederbelebung.
  • 1934: Der norwegische Chemiker und Arzt Ivar Asbjørn Følling (1888–1973) bemerkt erstmals bei geistig behinderten Patienten die vermehrte Ausscheidung der Phenylbrenztraubensäure
  • 1935: Nobelpreisträger Carell, s. o., baut gemeinsam mit dem Luftfahrtpionier Charles Lindbergh ein Gerät, welches entnommene Organe steril beatmen kann.
  • 1935: Herz-Lungen-Maschine: Der US-amerikanische Chirurg John Heysham Gibbon (1903–1973) gilt als eigentlicher Erfinder der Herz-Lungen-Maschine, auch wenn ein Russe 1926, s. o., bereits ein rudimentäres Gerät konstruierte. (s. u.)
  • 1935: "Kortison" ist ein Steroidhormon, das als erster Wirkstoff in der Nebennierenrinde des Menschen von verschiedenen Forschern unabhängig voneinander gefunden wurde, erstmals wohl von Tadeus Reichstein (Nobelpreis). Erst nach und nach wird durch die Analysen v. a. von Edward Kendall von der Mayoklinik (der dafür auch den Nobelpreis erhält) deutlich, dass seine die Immunabwehr und Botenstoffe unterdrückende Wirkung bei Arthritisschmerzen sehr hilfreich ist, 1948 werden die ersten Präparate getestet. Was man umgangssprachlich als Kortison bezeichnet ist aber nicht ganz das gleiche, sondern eine Gruppe entzündungshemmender Arzneistoffe namens "Glucocorticoide", die wegen ihrer Nebenwirkungen berüchtigt sind.[131]
  • 1935: Bill W und Bob S. gründen in den USA die Anonymen Alkoholiker; 1939 publizieren sie ihr religiös inspiriertes "12 Schritte Programm"[132]
  • 1935: Der Portugiese Antonio Moniz (1874–1955) entwickelt die "Leukotomie", er wird einer der umstrittendsten Nobelpreisträger.[133]
  • 1936: Der südafrikanisch-US-amerikanische Biologe Max Theiler (1899–1972) findet einen Impfstoff gegen die Virenkrankheit Gelbfieber und erhielt dafür 1951 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Vgl. 1900
  • 1936: Die "Lobotomie" wird vorübergehend zur Behandlung von Psychosen verwendet.
  • 1936: "Mukoviszidose": Der Schweizer Kinderarzt Guido Fanconi (1892–1979) beschreibt die "Mukoviszidose".[134]
  • 1937: Bei der "Sulfanilamid-Katastrophe" sterben viele Kinder in den USA nach der Einnahme eines Erkältungssaftes , dies führt zu verbesserter Toxizitätsprüfung
  • 1937: Die italienische Neurologe Ugo Cerletti [u:go tscher'leti] (1877–1963) und der italienische Psychiater Lucio Bini (1908–1964) führen die "Elektrokrampftherapie" ein.[135]
  • 1937: Der "West Nil Virus" wird in Uganda beschrieben. (Nach heutiger Erkenntnis ein RNA-Flavivirus) 1999 taucht die Krankheit in New York auf.[136]
  • (1937: Der ungarisch-US-amerikanische Arzt Bernard Fantus (1874–1940) legt erstmals an einem zivilen US-Krankenhaus eine "Blutbank" an und erfindet den Begriff, etwas ähnliches gab es aber schon 1916, siehe dort)
  • 1938: Das "Karl-Sudhoff-Institut für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften" Leipzig wird als erstes medizinhistorische Institut der Welt gegründet[137]
  • 1939: Der kanadisch-amerikanische Chirurg Charles Brenton Huggins [tscharls hagins] (1901–1997) beweist, dass einige Krebsarten mit Hormonmedikamenten eingedämmt werden können (Nobelpreis)
  • 1939: Der in Moldavien geborene US-amerikanische jüdische Schlafforscher Nathaniel Kleitman (1895–1999) begründet in den USA die Schlafforschung, vgl. 1953.
  • 1939: Heilpraktikergesetz in Deutschland
  • 1939: Euthanasiebefehl Hitlers

1940er

  • ca. 1940: Die im Vergleich zu Hepatitis B weniger gefährliche "Hepatitis A" (nur akut, max. 6 Monate) wird von anderen Typen unterschieden.
Röntgenbild vom rechten Oberschenkel einer Patientin: im oberen Drittel des Femurs liegt einer der weltweit ersten Marknägel von Gerhard Küntscher
  • 1940: Der deutsche Chirurg Gerhard Küntscher (1900–1972) erfindet den Marknagel.
  • 1940: Der "Rhesusfaktor" wird von Landsteiner und dem US-amerikanischen Serologen Alexander Solomon Wiener (1907–1976) entdeckt. Unterschiedliche Erythrozyten-Antigen-Systeme komplizieren damals noch Schwangerschaften.
  • 1940: Der Australier Norman McAlister Gregg (1892–1966) erkennt den Zusammenhang zwischen bestimmten Missbildungen und der Rötelnerkrankung Schwangerer.
  • 1940: Der aus der Ukraine stammende Amerikaner Selman Waksman (1888–1973) entdeckt das Antibiotikum und Zytostatikum "Actinomycin A". Er prägt auch den Begriff "Antibiotikum".
  • 1942: Erste Verwendung einer Art von "Sonografie" in der Diagnose: Der Österreicher Karl Dussik (1908–1968) setzt in Anfängen ab 1937 Ultraschall als Werkzeug zur Diagnostik ein. Er stellt 1942 mit seinem "Hyperfonografie" genannten Verfahren einen Seitenventrikel des Großhirns mittels A-Mode-Messung dar.
  • 1942: "Zytostatikum": Aus dem im 1. Weltkrieg eingesetzten Giftgas Schwefel-Lost wird der weniger giftige Stickstoff-Lost (= Mechlorethamin) entwickelt und als erstes reines Zytostatikum gegen Krebs eingesetzt.
  • 1943: Im Labor von Selman Waksman, s. o., wird auch "Streptomycin" entdeckt, das erste Antibiotikum gegen Tuberkulose (Nobelpreis). Um die Entdeckung tobt später ein erbitterter Rechtsstreit mit einem Assistenten.
  • 1943: Der in Brasilien geborene Peter Medawar (1915–1987), der einen libanesischen Vater und britische Mutter hat, beweist in England, dass Abstoßungsreaktionen in Immunabwehr wurzeln. Er bekommt den Nobelpreis.
  • 1944: Der US-Amerikaner Alfred Blalock [o:lfred bläylock] (1899–1964) operiert mit seinem schwarzen Assistenten Vivien Thomas (1910–1985) ein cyanotisches Baby mit Herzfehler ("Blue Baby Syndrom").
  • 1944: "Phonokardiographie": Der Deutsche Arthur Weber (1879–1975) verbessert die 1927 von Friedrich Tredelenburg (1844–1924) begonnene "Herzschallregistrierung" entscheidend.
  • 1945: "Dialyse". Der niederländische Internist Willem Kolff (1911–2009) ist ein Pionier der Dialyse. 1943 konstruiert er eine (externe) "Trommelniere". Eine von ihm 1945 behandelte Frau mit akutem Nierenversagen gilt als die erste durch Dialyse gerettete Patientin. Später entwickelt Kolff in den USA andere künstliche Organe.
  • 1945: neuer Impfstoff für Grippe
  • 1946: "Ultrafiltration" ermöglichte das vom Schweden Nils Alwall (1904–1986) entwickelte Dialysegerät.
  • 1946: Der erstmals vergebene "Lasker Award" ist der bis 2013 am zweithöchsten dotierte Medizinpreis der Welt, er wird manchmal "amerikanischer Nobelpreis" genannt.
  • 1946: Die "Kernspinresonanz", das technische Prinzip des mit Magnetfeldern und Radiowellen arbeitetenden MRT (Kernspintomographie / Magnetresonanztomographie); wird von Felix Bloch (1905–1983) und Edward Purcell (1912–1997) unabhängig voneinander entdeckt (Nobelpreis)
  • 1946-1947: Beim "Nazi-Ärzteprozess" in Nürnberg werden 7 Todesstrafen verhängt.
  • 1946: Der US-amerikanische Virologe John Franklin Enders (1897–1985), der das Virus 45 fand und sein Assistent Joseph Stokes entwickeln einen Mumpsimpfstoff.[138]
  • 1947: Der schon seit 1933 bekannte Defibrillator wird von Claude Beck erstmals bei einer Herz-OP eingesetzt.
  • 1947: Das Unternehmen Parke-Davis (heute in Pfizer aufgegangen) entdeckt das Antibiotikum "Chloromycetin".
  • 1947: Der "Marburger Bund", der Verband der angestellten deutschen Ärzte wird in Marburg gegründet, sitzt aber Stand 2014 in Berlin
  • 1948: "Acetaminophen" (Paracetamol) wird vom Amerikaner Julius Axelrod (1912–2004) und Briten Bernard Brodie (1907–1989) entwickelt.
  • 1948: Großbritannien führt aufgrund des sogenannten Beveridge-Reports das steuerfinanzierte "National Health Services"-System ein
  • 1948: Die Weltgesundheitsorganisation WHO wird in Genf gegründet
  • 1949: Die künstliche "Intraokularlinse" wird von britischen Ophtalmologen Harold Ridley (1906–2001) entwickelt
  • 1949: Der in Kolumbien lebende Exilspanier José Barraquer (1916–1998) entwickelt die "Keratoplastik", eine innovative Hornhautübertragung
  • 1949: Der "NAV-Virchow-Bund", der Verband der niedergelassenen Kassenärzte, wird in Köln gegründet.

1950er

  • 1950: "Nierentransplantation" : Der US Amerikaner Richard H Lawler [Ritschärd Lo:ler] (1896–1982) führt die erste menschliche Organtransplantation durch, die zwar am Operationstag selbst erfolgreich ist, jedoch fünf Tage später zum Tod der Patientin führt. Lawler weigert sich, wohl wegen damals noch nicht verfügbarer Immunsuppressiva, die die Abstoßungsreaktion des Körpers unterdrücken, die OP zu wiederholen.[139]
  • 1950: Externer Herzschrittmacher: Der Kanadier Wilfred Gordon Bigelow (1913–2005), der schon das OP-Verfahren "Hypothermie" für Operationen am offenen Herzen entwickelt hat, versucht es noch mal mit dem Einsatz eines externen Herzschrittmachers (konstruiert von John Hopps) Etwa zur gleichen Zeit setzt auch Paul Zoll einen Herzschrittmacher ein. Erst 1958 werden interne Schrittmacher erprobt, niemandem gebührt der Titel "Erfinder des Herzschrittmachers" wirklich.
  • 1950: Das "Reizdarmsyndrom" (RDS) wird erstmals auf Englisch so genannt (IBS- irritable bowel syndrome), man weiß aber auch im 21.Jh. nicht, was dem eigentlich zugrunde liegt.[140]
  • 1951: Das zweidimensionale bildgebende Verfahren "Szintigraphie" wird durch L.Curtis, C.W.Reed und R.Libby eingeführt.[141]
  • 1951: Alkoholiker-Unterteilung: Der US-amerikanische Physiologe Elvin Morton Jellinek ['Elvin 'dschelinek] (1890–1963) unterteilt Alkoholkranke in fünf Typen, denen er Buchstaben des griechischen Alphabets zuordnet.[142]
  • 1951: Carl Djerassi (österreichischer Leiter der Gruppe), der mexikanische Student Luis Miramontes (1925–2004) und George Rosenkranz synthetisieren bei Syntex Mexiko das für die Antybabypille, vgl.1960, wichtige Norethisteron, das erste oral wirkende "Gestagen".
  • 1952: Erste bedeutende erfolgreiche OP am offenen Herzen: F. John Lewis [dschon 'luis] (1916–1993) führt die erste, durch Unterkühlung (Hypothermie) unterstützte Operation am offenen Herzen durch.[143] In Zukunft wird der als Assistent teilnehmende C. Walton Lillehei (USA, 1918–1999) selbst mit Organtransplantationen berühmt.
Herzklappe aus künstlich hergestelltem Gewebe
  • 1952: Der US-amerikanische Chirurg Charles A. Hufnagel (1916–1989) erfindet die "künstliche Herzklappe".[144]
  • 1952: "Apgar-Score": Die US-amerikanische Anästhesistin Virginia Apgar (1909–1974) entwickelt ein Punkteschema aus fünf Komponenten, mit dem sich der klinische Zustand von Neugeborenen etwa 5 Minuten nach der Geburt beurteilen lässt. Die Werte werden in den Mutterpass und das Kinder-Untersuchungsheft eingetragen.[145]
  • 1952: "MAO-Hemmer", die so genannt werden weil sie das Enzym Monoaminooxidase hemmen, kommen v. a. gegen Depressionen auf den Markt. Sie werden aber auch als Rauschdrogen missbraucht.[146]
  • 1952: Ein langjähriger Feldversuch in den USA beweist, dass Trinkwasser-Fluoridierung Karies senkt.[147]
  • 1953: Der US-Physiologe Nathaniel Kleitman, vgl. 1939, entdeckt in einem Schlaflabor den REM-Schlaf.[148]
  • 1953: Blutdrucksenkende Mittel, die aus der Rauwolfia-Pflanze gewonnen werden, kommen auf den Markt. 1955 gelingt Nobelpreisträger Robert Woodward die Totalsynthese ihres Alkaloids "Reserpin".[149]
  • 1953: Drogenselbsthilfe "Narcotics Anonymous" wird in den USA gegründet
  • 1953: Friedrich Dost (1910–1985) begründet mit seinem Werk "Der Blutspiegel" die mathelastige Pharmakokinetik , die Lehre davon wie der Körper auf einen eingenommenen Wirkstoff einwirkt.[150]
  • 1953: die erste funktionstüchtige Herz-Lungen-Maschine: John Gibbon setzt eine selbst konstruierte Herz-Lungen-Maschine bei einer Bypass-Operation am offenen Herzen ein.
  • 1953: Sonographie durch den schwedischen Kardiologen Inge Edler (1911–2001) und Heinrich Hertz' Großneffe Carl Helmut Hertz (1920–1990). Erst 1965 kommt es zum kommerziellen Einsatz von Ultraschall.[151][152]
  • 1953–1959: Die tödliche Krankheit "Kuru" wird in Papua-Neuguinea von Daniel Carleton Gajdusek (1923–2008) erforscht. Sie entsteht durch das Verzehren der Gehirne von Toten und ist aus heutiger Sicht eine Prionenkrankheit a la Creutzfeldt-Jakob- Krankheit (siehe 1920). 2009 werden aber auch Gene entdeckt, die davor schützen.[153]
  • 1954: Der US-amerikanische Arzt Thomas C. Peebles (1921–2010) und John Enders finden das Masernvirus, 58 gibt es einen Impfstoff.[154]
  • 1954: Der US-amerikanische Chirurg Joseph Edward Murray (1919–2012) verpflanzt erfolgreich eine Niere eines lebenden Zwillingsbruders, es gibt keine Abstoßungsreaktion. Dafür erhielt er zusammen mit E. Donnall Thomas den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.
  • 1955: "Polio-Impfung": Der US-amerikanische Immunologe Jonas Salk [dscho:näs so:lk] (1914–1995) entwickelt den inaktivierten Impfstoff gegen Kinderlähmung (Polio). Ehe der Stoff seinen Siegeszug antritt, kommt es zu einer großen Impfkatastrophe, die Salk aber nicht zu verantworten hat, sondern die unsachgemäße Handhabung des kalifornischen Labors Cutter Labs.[155]
  • 1955: Der US-amerikanische Chemiker Lloyd Conover (1923–2017) lässt mit "Tetracyclin" ein neues Breitbandantibiotikum patentieren, es ist modifiziertes Aureomycin.
  • 1955: Der US-amerikanische Pharmakologe und Neurochemiker Julius Axelrod (1912–2004) entdeckt die "Neurotransmitter" und bekommt 1970 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.[156]
  • 1955: Die Tropenkrankheit "Chikungunya" wird von Marion Robinson und William Hepburn Russell Lumsden (1914–2002) beschrieben.
  • 1956: Die Franzosen Charles Debray und E. P. Housset stellen die ersten endoskopischen Fotografien her.
  • 1957: Interferone: Die immunstimulierenden, antiviralen und antitumoralen "Interferone" werden durch den Briten Alick Isaacs (1921–1967) und dem Schweizer Virologen und Immunologen Jean Lindenmann (* 1924) entdeckt.
  • 1957: "Imipramine" gegen Depressionen kommen auf den Markt.
  • 1957: Halothane (ICI/Zeneca) Narkosegas
  • 1957: Der polnischstämmige Jude Albert Sabin ['o:lbert 'säybin] (1906–1993) entwickelt die Polio-Schluckimpfung, die Salks Methode von 1955 deutlich verbessert und sich in den 1960ern durchsetzt.
  • 1957: Der niederländische Internist Willem Kolff (1911–2009) und Tetsuzo Akutzu (1922–2007) setzen einem Hund ein Kunstherz ein, das Tier stirbt allerdings nach 90 Minuten.
  • 1957: Die deutsche Firma "Grünenthal" bringt das Beruhigungs- und Schlafmittel "Contergan" (Thalidomid) in den Handel, es sorgt bis 1961 für schwere Missbildungen bei Neugeborenen. Die USA haben von ihren Skandalen gelernt und lassen es gar nicht erst zu.[157]
  • 1957: Der US-amerikanische Mediziner Edward Donnall Thomas (1920–2012) bestrahlt einen an Leukämie erkrankten Patienten mit Radioaktivität, um die Krebszellen abzutöten und überträgt dann Knochenmark-Zellen von seinem eineiigen Bruder.
  • 1957: Der Chinese Fei fan T'ang (1897–1958) findet den Erreger des "Trachoms" oder der "Ägyptischen Körnerkrankheit", einer Augenkrankheit.[158] Doch auch im 21.Jahrhundert sind in der Dritten Welt noch etwa 85 Millionen Menschen vom Trachom betroffen, mehrere Millionen erblinden.
  • 1958: Ein "interner/implantierbarer Herzschrittmacher" (konstruiert von dem schwedischen Ingenieur Rune Elmqvist (1906–1996)) wird von Åke Senning (1915–2000) in Stockholm eingesetzt.[159]
  • 1958: Ultraschall: Der Schotte Ian Donald (1910–1987) kann mit verbesserter Ultraschalltechnik erstmals ein Kind im Körper zeigen.[160]
  • 1958: "Autoantikörper" werden durch den US-amerikanischen Immunologen Henry G. Kunkel (1916–1983) entdeckt
  • 1959: Die tschechischen Chemiker Otto Wichterle (1913–1998) und Drahoslav Lím (1925–2003) beschreiben in "Nature" weiche Kontaktlinsen, diese werden 1971 in den USA zugelassen.
  • 1959: Der schwäbische Biochemiker und Heilpraktiker Walter Schweckendieck und der Allgemeinmediziner Günther Schäfer (unbekannt–2012) erkennen den Wirkstoff "Fumarat" (Fumarsäure) als antipsoriatisch wirksam. 50 Jahre später ist er auch Hoffnungsträger bei Multipler Sklerose.[161]

1960er

  • 1960er: Der US-amerikanische Mediziner Edward Donnall Thomas (1920–2012) und der US-amerikanische Chirurg Joseph Edward Murray (1919–2012) leisten Pionierarbeit in der Transplantation zwischen nicht verwandten Menschen. Beide erhielten dafür den Nobelpreis. Thomas untersucht die gefährlich Immunreaktion Graft-versus-Host-Reaktion und studiert Gewebeverträglichkeit (Histokompatibilität). (Er entwickelt auch die Knochenmarktransplantation bei Leukämie, vgl. 1968)
  • 1960er: Die ersten modernen minimal invasiven Eingriffe, die über Diagnose herausgehen, werden durch den Münchner Gynäkologen Kurt Semm (1927–2003) durchgeführt, siehe auch 1980.
  • 1960: Koronararterien-Bypass
  • 1960: Die Erbkrankheit "Gorlin-Goltz-Syndrom", bei der die Betroffenen Karzinome entwickeln, wird beschrieben.
  • 1960: Der "Radioimmunoassay" (RIA), entwickelt von Rosalyn Yalow ['jeɪləʊ] (1921–2011), die dafür den Nobelpreis bekommt und Solomon Berson (1918–1972), etabliert sich als Standardlabormethode zum Nachweis kleinster Mengen biologischer Substanzen. Eine ähnliche Methode wird später ELISA (Enzyme Linked Immunosorbent Assay) sein.
  • 1960: Das Rötelvirus wird gefunden
  • 1960: "Antibabypille": Walter Pinkus, John Rock, Min Chueh Chang; (Der österreichisch-amerikanische Jude Carl Djerassi (* 1923) und der Mexikaner Miramontes haben nicht zuletzt mit der Erstherstellung von Gestagenen 1951, siehe dort, entscheidende Vorarbeit geleistet.[162] Bereits 1921 hatte der Österreichier Ludwig Haberlandt von der hormonellen Ovulationshemmung berichtet.)
Aufbau des ersten Rubinlasers (Grafik)
  • 1960: Erste Anwendung eines Rubinlasers in der Medizintechnik
Nacktmaus
  • 1961: Die Nacktmaus ("athymische Maus") entsteht bei einer Spontanmutation in Schottland, sie wird in der Folgezeit ein überragend wichtiges Labortier werden.
  • 1962: Der Engländer John Charnley (1911–1982) stellt eine neue Hüft-Endoprothese vor.[163]
  • 1962: "Beta Blocker": Der Schotte James Black (1924–2010) entwickelt Beta Blocker gegen Bluthochdruck und koronare Herzkrankheit.[164]
  • 1962: "COPD": Die seit dem 17. Jahrhundert bekannte chronische Bronchitis wird ab 1962 "Chronic obstructive pulmonary disease" genannt.[165]
  • 1963: Erstes Patent für ein künstliches Herz von Paul Winchell wird gewährt, es wird allerdings so nie eingesetzt
  • 1963,64: Der US-amerikanische Virologe John Franklin Enders (1897–1985) entwickelt den ersten Impfstoff gegen Masern. Dieser wird 1968 verbessert, seit 1971 heißt die Impfung MMR. 1954 erhielt er bereits den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.
  • 1963: Erste Lungentransplantation durch den US-amerikanischen Chirugen James Hardy (1918–2003) beim Menschen.
  • 1963: Valium (Diazepam) wird vom polnisch-amerikanischen Leo Sternbach (1908–2005) entwickelt
  • 1963: Der Münchner Kurt Semm (1927–2003) baut einen automatischen CO2-Insufflator (vgl. 60er, 1980)
  • 1963: Der US-amerikanische Chirurg Thomas J. Fogarty (* 1934) erfindet einen nach ihm benannten Ballonkatheter, der bei der arteriellen Embolektomie eingesetzt wird.
  • 1963: Eine erste, noch sehr klobige Insulinpumpe für Typ-1-Diabetes-Patienten kommt auf den Markt. Die Pumpe wird dauerhaft am Körper getragen, erst ab den 90ern setzt sich die Technik durch.[166]
  • 1964: Der Engländer N.C.Tanner entwickelt "Maschentransplantat", es ist eine neue Technik der Hautverpflanzung[167]
  • 1964: Der US-amerikanische Multi-Technologiekonzern 3M veröffentlicht das innovative Adhäsivpflaster "Steristrip"[168]
  • 1965: Die Vereinigten Staaten schreibt Warnhinweise auf Zigarettenpackungen vor, nachdem eine Studie die Gefahren des Rauchens erwiesen hat.
  • 1965: Ein Impfstoff für Röteln wird von Harry Martin Meyer und Paul Parkman entwickelt, (vgl. 1970)
  • 1965: Ein Foto im "LIFE Magazine" sorgt für Furore. Der schwedische Fotograf Lennart Nilsson (1922–2017) hat einen Fötus im Mutterleib mit einem Fetoskop aufgenommen, er bekommt den Hasselblad-Award.
  • 1965: Coronaviren werden so genannt, weil sie unterm Mikroskop wie eine Sonnenhülle ausehen, dazu zählen Erkältungsviren wie die Rhinoviren, aber auch SARS.
  • 1965: "Naegleria fowleri": Die Australier M. Fowler and R. F. Carter beschreiben ein tödliches amöbenähnlicher Geißeltier.[169]
  • 1965: Das wichtigste Hepatitisvirus, Hepatitis B, von dem 2 Mrd.Menschen infiziert sind, wird von Baruch Blumberg entdeckt (Nobelpreis)[170]
  • 1965: Der US-amerikanische Mediziner und Molekularbiologe Gerald M. Edelman (1929–2014) und der englische Biochemiker Rodney Porter (1917–1985) klären die Struktur der Antikörper auf und bekommen den Nobelpreis.[171]
  • 1966: Der US-amerikanische Chirurg Clarence Walton Lillehei (1918–1999) führt die erste Bauchspeicheldrüsentransplantation durch
  • 1966: Der US-amerikanische Herzchirurg Michael Ellis DeBakey (1908–2008) setzt einer Patientin erfolgreich für zwei Tage einen künstlichen Herzventrikel ein.[172]
  • 1966: Impfstoff für Mumps (Maurice Hilleman, Eugene Buynak)[173]
  • 1967: "Marburgfieber": Ein tödliches Virus wird mit Versuchsaffen aus Uganda in die Laboratorien des Pharmakonzerns Behringwerke im hessischen Marburg eingeschleppt. Mehrere Mitarbeiter erkranken schwer an hämorrhagischem Fieber a la Ebola und Lassafieber.[174]
  • 1967: Erste erfolgreiche Lebertransplantation durch den US-amerikanischen Chirurgen Thomas E. Starzl (1926–2017)
  • 1967: Der argentinische Herzchirurg René Favaloro (1923–2000) führt in den USA die erste erfolgreiche „aortokoronare“ Bypass-Operation durch.[175]
  • 1967: Der südafrikanische Herzchirurg Christiaan Barnard (1922–2001), ein Schüler Lilleheis, transplantiert im Kapstadter "Groote Schur Krankenhaus" ein menschliches Herz, sein Patient Louis Washkansky stirbt allerdings nach 18 Tagen.[176]
  • 1967: "Eurotransplant" wird von Jon van Rood in Leiden (Niederlande) gegründet.
  • 1968: Der US-amerikanische Mediziner Edward Donnall Thomas (1920–2012) glückt die erste Knochenmarkstransplantation. 1990 erhielt der dafür den Nobelprei für Medizin.
  • 1968: Der englische Gynäkologe Patrick Steptoe (1913–1988) entwickelt zusammen mit dem ebenfalls englischen Physiologen Robert Edwards (1925–2013; Nobelpreis 2010) die "In-vitro-Fertilisation". 1978 kommt das erste in der Retorte erzeugte Kind Louise Brown auf die Welt.
Cochleaimplantat
  • 1969: Neuartige flexible Glasfasern ermöglichen viel flexiblere Endoskope.
  • 1969: Das "Cochlea-Implantat" (CI) ist eine eingebaute Hörprothese für Gehörlose, deren Hörnerv noch funktioniert, wird vom US-amerikanischen William F. House (1923–2012) ab 1969 erfolgreich eingesetzt[177]. Der Australier Graeme Clark (* 1935), der selber einen tauben Vater hatte, ist der Erfinder des Mehrkanal-Cochlea-Implantats 1978. Es gelangt in den 80ern zur Marktreife und wird 1984 von der FDA zugelassen.
  • 1969: Der "Rote-Hand-Brief" wird in Deutschland gebräuchliche Form eines Informationsschreibens
  • 1969: Die Viruserkrankung "Lassafieber" wird im gleichnamigen Ort Nigerias entdeckt, John Frame (1917–2008) beschreibt das Krankheitsbild.[178]
  • 1969: Der US-amerikanische Herzchirurg Denton Cooley (1920–2016) setzt in Houston erstmals einem Patienten (Haskell Karp) ein Kunstherz, designt von Domingo Liotta, ein. Karp stirpt jedoch nach 69 Stunden. Das Verhältnis Cooleys zu seinem Kollegen de Bakey aus dem gleichen Krankenhaus ist zerrüttet und sorgt für Schlagzeilen.[179]

1970er

  • 1970: "Rötelimpfstoff" kommt auf den Markt; die USA ist noch in den 1960ern von Rötel-Pandemien betroffen mit einer fünfstelligen Zahl von Toten
  • 1970er: "Cyclosporin" kommt als erstes effektives immunosuppressives Präparat auf den Markt, wichtig bei Transplantationen. Der Schweizer Hartmann Stähelin (1925–2011) und der Belgier Jean-François Borel (* 1933) haben es für Sandoz erforscht.
  • 1970: Erstes menschliches "Onkogen" wird entdeckt, es heißt "src"
  • 1971: "Ärzte ohne Grenzen" wird gegründet, sie bekommen 1999 den Nobelpreis.[180]
  • 1971: Der britische Pharmakologe John Robert Vane [dschon väyn] findet heraus, daß Aspirin Schmerzen durch die Blockierung der Produktion von "Prostaglandin" blockiert.
  • 1972-76: Der britische Elektrotechniker Godfrey Hounsfield (1919–2004) bringt die (noch sehr rudimentäre) Computertomografie (CT or CAT Scan) auf den Markt. Dafür erhielt er mit dem gebürtigen südafrikanischen Physiker Allan McLeod Cormack (1924–1998) den Nobelpreis für Medizin.
  • ab 1973: Die MRT wurde als bildgebende NMR vor allem von Paul Lauterbur (1929–2007, USA) und den Engländer Peter Mansfield (* 1933) entwickelt. (Nobelpreis); der Amerikaner Raymond Damadian (* 1936), der Vorarbeiten lieferte, bekommt keinen Preis.
  • 1973: Die extrem widerstandsfähigen "Rotaviren" werden von der Australierin Ruth Bishop (* 1933) entdeckt, sie gelten als Hauptauslöser schwerer Durchfallerkrankungen.
  • 1973: Der japanische Biochemiker Akira Endo (* 1933) entdeckt die blutfettsenkenden "Statine".
  • 1974: Impfstoff für Windpocken
  • 1974: Neuregelung des § 218 (Schwangerschaftsabbruch) in Deutschland
  • 1974: Der analgetische Wirkstoff "Diclofenac" wird auf dem Markt eingeführt. (z. B. Voltaren)
  • 1974: Der französische Gynäkologe und Geburtshelfer Frédérick Leboyer (1918–2017) propagiert in "Geburt ohne Gewalt" sanfte Geburtsmethoden.[181]
  • 1975: Ganzkörper-Computertomograph. Robert Ledley (1926–2012)
  • 1975: Der englische Statistiker und Epidemiologe Richard Peto [ritʃärd pi:to] (* 1943) veröffentlicht das Peto Paradox: Die Krebshäufigkeiten unterscheiden sich wider Erwarten bei Säugetieren nur geringfügig, obwohl große Tiere statistisch gesehen öfter erkranken sollten.
  • 1975: Die "Hybridom"-Technik, ein Verfahren zur Herstellung von aus heutiger Sicht überragend wichtigen "monoklonalen Antikörpern" (mAB), wird vom jüdischen Argentinier César Milstein (1927–2002) und dem Münchner Georges Köhler (1946–1995) entwickelt, beide bekommen den Nobelpreis.[182]
  • 1975: Entdeckung der "Lyme-Krankheit", einer durch Zecken übertragenen bakteriellen Infektion der Gelenke (Borreliose), benannt nach einem Ort in Connecticut
  • 1975: Mit der 1974 entwickelten "Positronen-Emissions-Tomographie" (PET) werden Bilder des Zellstoffwechsels möglich. Die Erfindung der US-amerikanischen Physiker Michel Ter-Pogossian (1925–1996) und Michael E. Phelps (* 1939) wird 1975 publiziert.[183]
  • 1976: Veteranen der "American Legion" erkranken bei einem Treffen in Philadelphia durch eine infizierte Klimaanlage an einer Lungenkrankheit. 34 sterben, dies wird "Legionärskrankheit" genannt.[184]
  • 1976: Der Deutsche Harald zur Hausen (* 1936) glaubt, dass humane Papillomviren an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beteiligt sind, Anfang der 1980er Jahre kann er sie isolieren.(Nobelpreis)
  • 1976: Der US-amerikanische Virologe, Krebsforscher und Mikrobiologe John Michael Bishop (* 1936) und der US-amerikanische Virologe Harold E. Varmus (* 1939) beweisen, dass (Krebs auslösende) Onkogene von ganz normalen Genen (proto-oncogenes) die funktionale Rollen haben, abstammen (Nobelpreis)
  • 1976: Julius Hackethal inszeniert sich in "Auf Messers Schneide" mit heftigen Angriffen gegen Kollegen als Enfant Terrible unter den Chirurgen[185]
  • 1976: Ebola: Die berüchtigte Virenkrankheit wird von Wissenschaftlern zum ersten Mal in Yambuku, Zaire am Ebolafluss entdeckt.
  • 1977: Die WHO veröffentlicht erstmals eine Liste der unentbehrlichen Arzneimittel
  • 1977: Impfstoff für Lungenentzündung
  • 1978: In-Vitro-Fertilisation: Das englische Retortenbaby Louise Brown [lui:s braun] kommt zur Welt.
  • 1978: Impfstoff für Meningitis.
  • 1978: Der RAST Test (Radio Allergen Sorbent Test) soll allergische Reaktionen testen.[186]
  • 1978: Der Firma "Genentech" gelingt die gentechnische Herstellung von Insulin, vier Jahre braucht es noch bis zur Marktreife. 1982 bringt es die Partnerfirma EliLilly, die seit den 20ern den Markt beherrscht als "Humulin®" auf den Markt.[187]

1980er

  • 1980er: gentechnisch/biotechnisch hergestellte Präparate mit nur geringen Nebenwirkungen, sogenannte "Biologicals" kommen immer mehr auf
  • 1980er: Der US-amerikanische Chemieingenieur Robert Langer (* 1948) (Charles Stark Draper Prize for Engineering) leistet Pionierarbeit bezüglich Polymeren, die Wirkstoffe kontrolliert abgeben, v. a. bei Gehirnkrebs (siehe auch 1985)
  • 1980er: Der "FisH-Test" (fluorescence in situ hybridization) ist ein zytogenetischer Schnelltest.[188]
  • 1980: Die Pocken sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der Natur ausgerottet, sie existieren nur noch im Labor.
  • 1980: "Ärzte gegen den Atomkrieg" (IPPNW) wird von den Co-Präsidenten Bernard Lown (USA) und Yevgeniy Chazov (Sowjetunion) gegründet. Sie bekommen später den Friedensnobelpreis.
  • 1980: Der Münchner Kurt Semm führt in Kiel die erste laparoskopische Entfernung eines Blinddarms durch. Es ist ein Meilenstein der mikroinvasiven Chrirurgie, wird aber von den Chirurgen heftig abgelehnt, weil er Gynäkologe ist und weil sie den Vorteil bei der schwierigeren OP nicht sehen wollen, einige folgen ihm aber und 10 Jahre später ist die Methode etabliert.[189]
  • 1980: Extrakorporale Stosswellenlithotripsie (SWL), In München werden erstmals Nierensteine mit Stoßwellen (hochenergetischen Druckwellen) erfolgreich zertrümmert
  • 1980: Der Schweizer Jude Charles Weissmann (* 1931) stellt künstliches "Interferon" mit Gentechnik her
  • 1980: umstrittenes deutsches Gesundheitsicherstellungsgesetz
  • 1981: Eine neue Krankheit betrifft in den USA 26 Patienten. Anfangs wird sie GRID (Gay-related Immunodeficiency Disease) genannt, später AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome).
  • 1981: "ACE Hemmer", Inhibitoren des wichtigen Angiotensin-konvertierenden Enzyms, kommen mit dem Wirkstoff Captopril auf den Markt. Heute haben Hemmer wie Ramipril und Lisinopril große Bedeutung als blutdrucksenkende Mittel (Antihypertensiva).[190]
  • 1981: Impfstoff für Hepatitis B
Magnetresonanztomograph, späteres Model
  • 1981: Markteintritt des ersten Magnetresonanztomographen (MRT/MRI = Magnetic Resonance Imaging).
  • 1982: Entdeckung der "Prione" (Erreger-Eiweiß) durch den Amerikaner Stanley Prusiner (* 1942) (Nobelpreis), das berühmteste dieser Pathogene ist der BSE -Erreger
  • 1982: Erstes permanentes menschliches Kunstherz (konstruiert von Robert Jarvik) wird verpflanzt
  • 1982: Neuregelung des § 218 (Schwangerschaft) in Deutschland
  • 1983: Der französische Virologe Luc Montagnier (* 1932 in Chabris) identifiziert mit Francoise Barré-Sinoussi das HI-Virus, den Erreger von AIDS. Ein langjähriger Prioritätsstreit mit dem Amerikaner Robert Gallo folgt, der eine Probe von Montagnier bekommen hatte und sie dann dreist als selbst gefundene Viren ausgab, am Ende bekommen die Franzosen den Nobelpreis.[191]
  • 1983: Die Kernspintomographie wird klinisch eingeführt.
  • 1983: Der australische Mediziner Barry Marshall (* 1951) erkennt sensationell das Bakterium "Helicobacter Pilori" als Erreger von Magengeschwüren (es hat 25% aller Deutschen befallen). Von dieser Bakterie befallene haben auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, an Magenkrebs zu erkranken.
  • 1983: "Bienenbrille". Der Belgier Claude Veraart (* 1941) entwickelt eine Art elektronische Netzhautimplantate für Blinde, deren Sehnerv nicht zerstört ist.[192]
  • 1983: Im Weltraumlabor Skylab I werden medizinische Experimente durchgeführt.[193]
  • 1984: "Xenotransplantation": "Baby Fae" Beauclair mit einem hypoplastischen Linksherz-Syndrom bekommt ein Pavianherz (xenograft)
  • 1984: In Australien wird ein "Tiefkühlbaby" geboren, dessen Embryo zwei Monate lang bei -196° tiefgefroren war, was die Zeugungswahrscheinlichkeit erhöhen soll.
  • 1985: Der US-amerikanische Chirurg und Transplantationsforscher Joseph Vacanti (* 1948) & Robert Langer,s. o.: machen Fortschritte bei der Züchtung von Gewebe (Tissue Engineering ,TE)
  • 1985: Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator
  • 1985: "Virusoide": Die neu entdeckten Pathogene werden auch "Satellitenviren" genannt, sind aber eigentlich subvirale Partikel, DNA- oder RNA-Moleküle, die sich nur vermehren können, wenn dieselbe Zelle gleichzeitig noch von einem zweiten Virus befallen ist, dessen Hilfe sie in Anspruch nehmen können, z. B. Hepatitis D bei Hepatitis B-Kranken. Weltweit sind mindestens zehn Millionen Menschen mit Hepatitis D infiziert, in Deutschland etwa 30.000
  • 1985: Ärzte gegen den Atomkrieg bekommen den Friedensnobelpreis
  • 1986: Verschiedene Überwachungsgeräte gegen den "plötzlichen Kindstod" (SIDS) kommen auf den Markt.
Ben Carson
  • 1987: Der US-amerikanische Neurochirurg Ben Carson (* 1951) führt am Johns Hopkins Hospital die erste erfolgreiche Trennung siamesischer Zwillinge durch, es sind Benjamin und Patrick Binder aus Ulm.
  • 1987: Tiefe Hirnstimulation (engl. DBS Deep Brain Stimulation) durch den französischen Neurochirurg Alim-Louis Benabid (* 1942).
  • 1987: Der US-amerikanische Augenchirurg Stephen Trokel (* 1934) entwickelt die refraktive Chirurgie, photorefraktive Keratektomie (PRK)
  • 1987: Das allererste Aids-Medikament kommt auf den Markt, AZT mit dem Wirkstoff "Zidovudin", ein Hemmer der reversen Transkriptase. Es hat Nebenwirkungen wie Übelkeit und Apettitmangel.[194]
  • 1988: "Protonenpumpenhemmer": Omeprazol gegen Gastritis kommt unter dem Namen Losec® und Prilosec® auf den Markt.[195]
  • 1989: Das "Hepatitis-C"-Virus wird entdeckt, doch bis 2014 ist noch kein Impfstoff auf dem Markt (170 Mio. Infizierte, knapp 500.000 Tote pro Jahr)[196]

1990er

  • 1990er Jahre: Die minimal-invasive Chirurgie (MIC) weitet sich stark aus
  • 1990. Geburt eines Kinds, das im Mutterleib am Herzen operiert wurde
  • 1990: Die Laser-in-situ-Keratomileusis (LASIK), eine neue Augenoperation zur Korrektur optischer Fehlsichtigkeiten, wird die verbreitetste Methode innerhalb der refraktiven Chirurgie.
  • ab 1990: Jack Kervorkian wird in den USA zum Synonym für Sterbehilfe.
  • 1990: Erste Gentherapie mit Teilerfolgen
  • 1990: Überdrucksack: Der US-Amerikaner Igor Gamow (* 1935) erfindet eine portable (De-)Kompressionskammer für Rettungen im Hochgebirge.
  • 1990: WHO verabschiedet ICD-10 , International Classification of Diseases
  • 1991: Sumatriptan kommt als erstes "Triptan"-Medikament gegen Migräne auf dem Markt, 1993 in Deutschland.[197]
  • 1992: Die deutsche Regierung beschließt die Einführung der Pflegeversicherung zu 1996 und eine Neuregelung des §218 (Abtreibung straffrei bis 12 Wochen bei Beratung)
  • 1992/95: Impfstoff für "Hepatitis A"
  • 1992: Electroactive Polymer - SRI International[198]
  • 1992: "Erlanger Baby": Eine hirntote Frau soll in Erlangen ein Baby austragen, erleidet aber nach 40 Tagen eine Fehlgeburt.
  • 1994: Erste "minimal invasive" Bypassoperation (MIDCAB)[199]
  • 1995: Mit "Saquinavir" kommt der erste Proteaseinhibitor gegen AIDS auf den Markt.[200]
  • 1998: Dr. Death: Der englische Arzt Harold Shipman aus Hyde bei Manchester wird verhaftet und 2000 wegen 15-fachem Mord verurteilt. Wahrscheinlich ist er der größte Serienmörder in einem demokratischen Land mit mehreren hundert Opfern, alleinstehende, ältere Frauen.[201] 2013 geht man von ca. 250 Morden aus.[202]
  • 1998: Der erste TNF Alpha Blocker "Etanercept" (Enbrel) kommt auf den Markt.
  • 1998: TECAB (totally endoscopic coronary artery bypass): Friedrich-Wilhelm Mohr führt in Leipzig die erste minimal-invasive Bypass-Operation mit einem ferngesteuerten Roboter durch, er steht dabei nicht am Behandlungstisch.[203]
  • 1998: Der Engländer Andrew Wakefield (* 1957) veröffentlicht eine wie sich später herausstellen wird manipulierte Studie zu angeblich Autismus auslösenden MMR-Impfungen im "Lancet". Die Impfquote sinkt deutlich, die Krankheiten steigen an. Siehe dazu 2010.
  • 1998: Das neue Schlagwort „Theranostik" bezeichnet die Kombination eines diagnostischen Tests mit einer spezifischen, auf den Testresultaten basierenden Therapie.[204]
  • 1998: "Viagra", ein Mittel gegen "erektile Dysfunktion" mit dem Wirkstoff Sildenafil, wird zugelassen.[205]

21. Jahrhundert

  • 2000: Das erste langwirkende Analoginsulin "Glargin" kommt auf den Markt. Es gerät aber 2009 unter Verdacht, Krebs zu erzeugen.[206]
  • 2001: Der US-amerikanische Hämatologe Kenneth Matsumura behauptet eine künstliche Leber geschaffen zu haben, sie kommt jedoch nie auf den Markt.
Jacques Marescaux, 2014
  • 2001: Teleoperation ("Lindbergh operation"): Der französische Chirurg Jacques Marescaux (* 1948) führt von New York City aus eine Gallenblasenentfernung an einer Patientin in Straßburg durch.
  • 2003: "Severe acute respiratory syndrome" (SARS, Coronaviren) geht in China von Fledermäusen und Schleichkatzen aus. Carlo Urbani wird ein prominentes Opfer.
  • 2005: Der französische Chirurg Jean-Michel Dubernard (* 1941) führt in Lyon eine partielle Gesichtstransplantation durch.[207]
  • 2005: Die Spanische Grippe von 1918 ist nach Analyse eines im Permafrost gelegenen Opfers als Vogelgrippe entstanden.
  • 2006: Der australische Immunologe schottischen Ursprungs Ian Frazer (* 1953) stellt einen Impfstoff gegen HPV-Infektionen (humane Papillomviren/ Gebärmutterhalskrebs) her. Weltweit sind rund achtzig Prozent aller Frauen mit dem HP-Virus infiziert, doch nur zwei Prozent bekommen tatsächlich Krebs. Es sterben etwa eine halbe Million Frauen pro Jahr an Gebärmutterhalskrebs.
  • 2006: Entwicklung der Krebsmedikamente Trastuzumab und den Kinasen hemmenden Wirkstoff Sunitinib (in SUTENT®) durch den Deutschen Axel Ullrich (* 1943) vom "Max Planck Institut für Biochemie"
  • 2006: TGN1412 -Testkatastrophe in England, ein Medikament der deutschen "TeGenero" lässt gleich acht Probanden schwer erkranken.[208]
  • 2006: Der weltbekannte Koreaner Hwang Woo-suk (* 1953) wird des systematischen Betrugs überführt.[209]
  • 2007: Subretinales Retina-Implantat, ein Sehprotese für sehbehinderte und Blinde[210]
  • 2007: TB (XDR-TB): Superresistente TBC-Erreger in Italien entdeckt.[211]
  • 2008: Veröffentlichung des Falls "Berlin Patient" Timothy Ray Brown, der 1995 in Berlin lebte, er hatte sich dort mit HIV infiziert, dazu erkrankte er auch noch an Leukämie. 2006 erhielt er an der Charité durch Gero Hütter eine innovative Stammzellentherapie gegen den Krebs, sensationellerweise wurde auch seine HIV-Infektion geheilt, anscheinend.[212]Denn 2012 gab es Meldungen, dass es doch noch Virenrückstände geben könne, die Befunde sind nicht eindeutig.[213]
  • 2008: Gentherapie ist erfolgreich bei bestimmten Erberblindungen. Seit 1990 werden Gentherapien in verschiedenen Feldern mit eher mäßigem Erfolg praktiziert. Doch bei erblichen Erblindungen sind die Erfolge durchschlagend, sie bestätigen sich in den kommenden Jahren.[214][215]
  • 2008: Der französische Transplantationsspezialist korsischen Ursprungs Laurent Lantieri (* 1963) verpflanzt das komplette Gesicht eines Toten auf einen entstellten Patienten.
  • 2009: H1N1 Schweinegrippe sorgt in Nordamerika kurzzeitig für Unruhe, es gibt 18.000 Tote, doch die Infiziertenzahlen sinken rasch.[216]

2010er

  • 2010: Die englische Zeitschrift "The Lancet medical journal" zieht eine Studie von Andrew Wakefield (von 1998) in vollem Umfang zurück, er wird der Fälschung bezichtigt. Eigenartigerweise solidarisieren sich der Hollywoodschauspieler Jim Carrey und seine ehemalige Freundin Jenny McCarthy, die einen autistischen Ziehsohn haben, mit Wakefield und verbreiten Verschwörungstheorien.[217]
  • 2010: Der indische-amerikanische Schriftsteller, Arzt und Wissenschaftler Siddhartha Mukherjee (* 1970) veröffentlicht das Buch "Der König aller Krankheiten: Krebs", es wird ein Jahr später mit dem Pulitzerpreis für Sachbücher ausgezeichnet.
  • 2010: Der therapeutische Impfstoff "Sipuleucel-T" (Provenge®) wird gegen Prostatakarzinome eingesetzt. "Krebsimmuntherapie" ist die Bezeichnung für verschiedene Methoden der Immuntherapie zur Behandlung von Krebserkrankungen. Seit Jahren wird daher an neuen Therapieverfahren geforscht, die eine möglichst hohe selektive Wirkung gegen Krebszellen aufweisen.[218]
  • 2011: Die EHEC-Seuche (Enterohämorrhagische Escherichia coli, auch "HUS-Epidemie") sorgt in Deutschland durch ägyptische Kolibakterien für 3400 Infizierte und 55 Todesfälle.[219]
  • 2011: Die klinische AIDS-Studie HPTN 052 belegt den Erfolg der neuen antiretroviralen Medikamente in der Senkung des Virenspiegels, wenn sie die Krankheit auch nicht heilen.[220]
  • 2011: Die Rinderpest wird als ausgerottet erklärt[221]
  • 2012: Ein großer Transplantationsskandal erschüttert Deutschland[222]
  • 2013: "Minamata-Übereinkommen": Im japanischen Kumamoto wird ein Abkommen zur Eindämmung der Quecksilberverseuchung unterzeichnet.
  • 2013: In vitro gezüchtete Rattennieren werden in den USA erfolgreich in Ratten eingepflanzt.[223]
  • 2013: Eine menschliche Minileber wird in Japan aus pluripotenten Stammzellen gezüchtet und in Mäuse eingepflanzt.[224]
  • 2013: Erstvergabe des mit 3 Millionen Dollar dotierten "Breakthrough Prize in Life Sciences" im ersten Jahr an elf, ab 2014 nur noch an sechs Preisträger.
  • 2013: H7N9- Vogelgrippe in China sorgt für Unruhe, Anfang 2014 gibt es offiziell 25 Tote.[225]
  • 2014: Ein Darmvirus namens "crAssphage", das bei der Hälfte aller Menschen vermutet wird, wird zufällig entdeckt.[226]
  • 2014: Das Präparat "PaMZ" gegen Tuberkulose kommt auf den Markt.[227]
  • 2014: Die größte bisher bekannte Ebola-Epidemie fordert in Westafrika schon über 3.000 Todesopfer (Stand September). Die USA gibt das experimentelle Serum ZMapp frei.[228]
  • 2014: Erfolgreicher Impfstoff gegen Dengue-Fieber[229]
  • 2019: Die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 verursachte Viruserkrankung COVID-19 tritt in der chinesischen Unterprovinzstadt Wuhan auf und entwickelt sich in der Folge erst zur Epidemie und dann zu einer weltweiten Pandemie.
  • 2020: Die ersten COVID-19-Impfstoffe werden zugelassen und Impfkampagnen gestartet.
  • 2001: Humangenomprojekt entschlüsselt zum ersten Mal das menschliche Erbgut.[230]
  • 2022: Erstmalige Verpflanzung eines genetisches veränderten Schweineherzens durch den US-amerikanischen Herzchirurgen Bartley P. Griffith.[231]
  • 2022: Die DNA aller menschlichen Chromosomen wird durch ein internationales Forschungs-Konsortium vollständig sequenziert.[230]

Literatur

  • Heinz Schott: Chronik der Medizin, Chronik-Verlage, 1997, ISBN 3-86047-135-X
  • Hrsg. Heinz Schott, diverse Autoren: Meilensteine der Medizin, Harenberg-Verlag, 1996 ISBN 3-611-00536-3

Weblinks

Quellen

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  2. Daily Mail 20 December 2013
  3. zitiert Ernst Probst "Rekorde der Urmenschen"
  4. Oakwood University - Imhotep: The True Father of Medicine
  5. WHO | Historical background
  6. News Medical - Tollwut-Geschichte
  7. Die Webseite zitiert das Lexikon der Agyptologie, volume IV, Wiesbaden 1982
  8. aerzteblatt.de - Medizingeschichte(n): Arztrecht – Kodex Hammurapi
  9. Körperbehindertenpädagogik von Harry Bergeest, Jens Boenisch, S. 46
  10. Ebers-Papyrus
  11. Bömelburg - Tillessen - Impfungen
  12. science museum
  13. Internet scientific journal--The Internet Journal of Plastic Surgery
  14. Das Gehirn.info
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  19. Greekmedicine Biografie
  20. Uni Erlangen - Kind und Kegel
  21. Endoskopie-Geschichte
  22. Kurz-Bio des Herophilos
  23. Iran Review - Academy of Gundishapur
  24. Spektrum über Pest-Wellen
  25. Exotic India Art - The Legacy of Vagbhata
  26. Biographie des Paulos
  27. Rhazes (ar-Razi, Rhases - Personenlexikon
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  29. Spektrum:Bezoarstein
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  44. Süddeutache 7.5.2010 "Sind Allergien eine Zivilisationskrankheit?"
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  47. "Kompaktwissen: Der Mensch", Dorling Kindersley Verlag, S. 149
  48. "Kompaktwissen: Der Mensch", Dorling Kindersley Verlag, S. 103
  49. Schott Orthopädie-Schuhtechnik | Medical - Rheumatische Erkrankungen
  50. Biographie
  51. Thomas Sydenham | British physician | Britannica
  52. Beschreibung der Chorea Minor
  53. Schott:Chronik, S. 204
  54. Schott:Chronik, S. 204
  55. Biografie bei nndb
  56. Schott:Chronik, S. 213
  57. Schott:Chronik, S. 213
  58. Schott:Chronik, S. 216
  59. Faqs
  60. Schott:Chronik, S. 212
  61. Schott:Chronik, S. 222
  62. Schott:Chronik, S. 223
  63. Faqs-Bio von G.Morgagni
  64. Schott:Chronik, S. 225
  65. British Dental
  66. Schott:Chronik, S. 237
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