Zweiter Weltkrieg

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Der Zweite Weltkrieg‏‎ von 1939 bis 1945 war nach dem Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 der zweite global geführte Krieg sämtlicher Großmächte des 20. Jahrhunderts. Der Zweite Weltkrieg stellt den bislang größten militärischen Konflikt in der Geschichte der Menschheit dar und kostete in sechs Jahren knapp 60 Millionen Menschen das Leben.[1]

Collage von Kampfhandlungen während des Zweiten Weltkrieg‏‎es
Animation: Kriegsverlauf Zweiter Weltkrieg in Europa
Kriegsschauplätze Zweiter Weltkrieg im Pazifik von 1937 bis 1942
Porträtaufnahme Adolf Hitlers in der Reichskanzlei (1938)
Unterschrift Hitlers von 1940
Unterschrift Hitlers von 1940
V.l.n.r.: Neville Chamberlain, Édouard Daladier, Adolf Hitler, Benito Mussolini und Ernst von Weizsäcker, München 1938
Datei:Bundesarchiv Bild 183-14059-0018, Berlin, Oberbefehlshaber der vier Verbündeten.jpg
V.l.n.r.: Die Oberbefehlshaber der vier Verbündeten: Bernard Law Viscount Montgomery, Dwight D. Eisenhower, Georgi K. Schukow und Jean de Lattre de Tassigny, Berlin 1945

Vorgeschichte

Die Westmächte USA, Großbritannien, und Frankreich sahen im nationalsozialistischen Deutschen Reich die effektivste Kraft zur Eindämmung des sowjetischen Einflusses in Mitteleuropa. So konnte das Deutsche Reich ungestraft nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 aus dem Völkerbund austreten, gegen die Rüstungsbeschränkungen des Friedensvertrag von Versailles von 1919 verstoßen und das entmilitarisierte Rheinland besetzen. Im März 1938 erfolgte der „Anschluss“ des Bundesstaates Österreich an das Deutsche Reich, den Hitler durch enormen Druck auf Wien erwirkte. Am 31. März 1939 gaben Großbritannien und Frankreich eine Garantieerklärung zur Unabhängigkeit Polens ab. Nach der Besetzung des Königreich Albaniens im April 1939 durch das Königreich Italien gab der britische Premierminister Neville Chamberlain (1869–1940) auch eine Unabhängigkeitserklärung für das Königreich Rumänien und das Königreich Griechenland ab.[2] Hitler drohte der Tschechoslowakei offen mit Gewalt, doch diesmal griffen die Westmächte ein und verhandelten im September 1938 das Münchner Abkommen. Es wurde Ende September 1938 vom deutschen Reichskanzler Adolf Hitler (1889–1945), dem britischen Premierminister Neville Chamberlain, dem französischen Ministerpräsidenten Édouard Daladier (1884–1970) und dem italienischen Regierungschef Benito Mussolini (1883–1945) geschlossen. Doch die politische Strategie der Beschwichtigung zeigte nicht die gewünschte Wirkung und so marschierten im März 1939 Wehrmachtssoldaten in die unabhängig gebliebenen Teile der Tschechoslowakei ein und lösten den Staat auf. Zum 23. August 1939 wurde der auf zehn Jahre befristeter Nichtangriffspakt zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion in Moskau vom Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop (1893–1946) und dem sowjetischen Volkskommissar Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow (1890–1986) unterzeichnet. Dieser enthielt eine geheime Zusatzvereinbarung zur Aufteilung Polens.[1]

Verlauf

Deutscher Überfall auf Polen, 1939

Der Zweite Weltkrieg begann dann am 1. September 1939. Die deutsche Wehrmacht überfiel an Morgen des 1. September 1939 ohne Kriegserklärung Polen. Adolf Hitler gab den Angriff als eine Verteidigungsaktion nach dem angeblich polnischen Überfall auf den Rundfunksender Gleiwitz am Vorabend aus. Dieser wurde jedoch von der deutschen Schutzstaffel (SS) inszeniert. Frankreich und Großbritannien forderten den Rückzug der deutschen Soldaten binnen zwei Tagen, doch Hitler ließ das Ultimatum im Streben des Deutschen Reiches nach Weltmacht verstreichen. Er war davon überzeugt, dass ein rascher Erfolg des deutsch-sowjetischen Bündnisses die Westmächte zurückschrecken würde. So erklärten Frankreich und Großbritannien am 3. September 1939 Deutschland den Krieg, doch griffen zunächst nicht ein.[1]

Drei Viertel des Feldheeres der Wehrmacht traten zum Angriff gegen Polen an. Zwei Heeresgruppen mit etwa 1,5 Millionen Soldaten drangen aus Nord- bzw. Südwesten in Richtung Warschau vor. Am 17. September 1939 drang die Rote Armee im Osten Polens ein. Am 18. September 1939 war Polen geschlagen und der Feldzug im Wesentlichen beendet. Am 19. September befahlt der polnische Oberbefehlshaber seinen Truppen den Rückzug nach Ungarn und Rumänien. Im Westen brachten Großbritannien und Frankreich keine Entlastungsoffensive zugunsten ihres bedrängten polnischen Verbündeten zuwege. So folgte am 27. September die Kapitulation der Verteidiger Polens, zu einer polnischen Gesamtkapitulation kam es jedoch nicht. Die polnische Exilarmee kämpfte später auf alliierter Seite. Sie unterstand der polnischen Exilregierung in Frankreich, die später nach London wechselte. Über 200.000 polnische Soldaten sind im Kampf gegen die Wehrmacht getötet oder verwundet worden, rund 700.000 gingen in deutsche Kriegsgefangenschaft. Das polnische Territorium wurde am 28. September 1939 von den Besatzungsmächten neu aufgeteilt. Deutschland fiel dabei die westliche Hälfte mit Warschau zu. Das nationalsozialistischen Besatzungsregime unterdrückte dort mit brutaler Gewalt die Polen, vor allem die Juden. Bis Ende 1939 wurden mehrere zehntausend Menschen, hauptsächlich Juden sowie Angehörige der geistig und politisch führenden Schichten, Opfer der Gewalt. Die NS-Propaganda feierte mit großem Aufwand den deutschen „Blitzkrieg“-Erfolg. Bei der deutschen Wehrmacht gab es rund 45.000 Tote und Verwundete; erhebliche Mengen an Kriegsgerät wurden zerstört oder sind ausgefallen. Das verringerte die Kampfkraft der Wehrmacht über Monate.[3]

Besetzung Dänemarks und Norwegens, April 1940

Nach Ende des Feldzuges in Polen verlegte die Wehrmacht schnell viele verfügbare Kräfte an die Rheingrenze, um einen möglichen Angriff der Westmächte abzuwehren. Ende 1939 wurde jedoch die Absicht der Westalliierten bekannt, Finnland in seinem Abwehrkampf gegen die Sowjetunion zu unterstützen und dabei über das neutrale Norwegen und Schweden militärisch vorzugehen. So überfiel am 9. April 1940 die deutsche Wehrmacht mit dem „Unternehmen Weserübung“ die Staaten Norwegen und Dänemark.[3]

Westfeldzug, Mai/Juni 1940

Noch während der Kämpfe in Norwegen begann am 10. Mai 1940 die Offensive nach Westen mit dem Überfall des Deutschen Reiches auf die Niederlande, Belgien und Luxemburg („Fall Gelb“). Luxemburg kapitulierte kampflos am selben Tag, die Niederlande nach einigem Widerstand am 14. Mai 1940, Belgien am 28. Mai 1940. In einer Art „Sichelschnitt“ drangen deutsche Panzerverbände anschließend binnen weniger Tage durch die Ardennen bis zur Kanalküste vor und kreisten damit die teilweise nach Belgien vorgerückten britisch-französischen Truppen ein. Das Gros des britischen Expeditionskorps und Teile der französischen Armee konnten jedoch während der Schlacht von Dünkirchen am Ärmelkanal (26. Mai bis 5. Juni 1940) nach Großbritannien evakuiert werden. Die „Operation Dynamo“ genannte Evakuierungsaktion der britischen Admiralität war die bis dahin größten Rettungsaktion der Weltgeschichte. Als die Wehrmacht am 4. Juni 1940 Dünkirchen einnahm, waren fast alle Eingeschlossenen auf die britische Insel evakuiert worden. Dort bildeten sie den Grundstock der britischen Heimatarmee bzw. einer französischen Exil-Armee. Am 10. Juni 1940 trat das Königreich Italien als Verbündeter des Deutschen Reiches in den Krieg ein. Am 14. Juni besetzte das Deutsche Reich kampflos die französische Hauptstadt Paris. Der neue französische Ministerpräsident, Marschall Philippe Pétain (1856–1951), suchte sofort um Waffenstillstand nach. Im Waffenstillstandsvertrag von Compiègne wurde am 22. Juni 1940 der Waffenstillstand zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich geschlossen. Der eroberte Teil Frankreichs wurde weitgehend vom Deutschen Reich besetzt, das restliche Frankreich wurde unter Auflagen dem autoritären Regime von Pétain überlassen. Dieser liess sich im Kurort Vichy in der Auvergne in Zentralfrankreich nieder, wo er das Vichy-Regime führte, welches die Dritte Französische Republik ablöste. Im deutschen Interesse sollte das Vichy-Regime auch die Kontrolle über das französische Kolonialreich behalten. In London bildete sich in der frei-französischen Exil-Regierung unter General Charles de Gaulle (1890–1970) dagegen Widerstand.[3]

Luftschlacht um England, 1940/1941

Nach seinen Erfolgen wandte sich Hitler bald Großbritannien zu. Die neue britische Regierung unter Premierminister Winston Churchill (1874–1965) beugte sich ihm nicht, sodass Hitler am 16. Juli 1940 die Wehrmacht anwies, bis September 1940 mit dem „Unternehmen Seelöwe“ eine Invasion Großbritanniens vorzubereiten. Vergeblich versuchte jedoch die Luftwaffe des Deutschen Reiches im Sommer und Herbst 1940, die Luftherrschaft über Südengland und dem Ärmelkanal zu erringen. Gegen die starke, radargestützte britische Luftverteidigung erlitt sie so hohe Verluste, dass bis zum Jahresende die Invasionsabsicht aufgegeben wurde. Die „Luftschlacht um England“ endete je nach Sichtweise am 1. November 1940 oder bis Mai 1941 für die Wehrmacht mit ihrer ersten großen Niederlage.[3]

Krieg gegen die Sowjetunion, 1941/1942

Hitler entschloss sich nach dem Fehlschlag gegen Großbritannien zum baldmöglichen Angriff auf die Sowjetunion. In diesem Sinn äußerte er sich bereits am 31. Juli 1940 im engsten militärischen Kreisen. Am 18. Dezember 1940 beauftragte er die Wehrmacht damit, den Angriff bis zum 15. Mai 1941 vorzubereiten („Fall Barbarossa“). Gleichzeitig baute Deutschland seine bündnispolitische Position aus. Auf Initiative Hitlers hin wurde am 27. September 1940 der Dreimächtepakt mit dem Japanischen Kaiserreich und dem Königreich Italien geschlossen. Das sollte vor allem die Vereinigten Staaten abschrecken, die sich für Großbritannien stark machten. Dem Dreimächtepakt traten im November 1940 Ungarn, Rumänien und die Slowakei bei, im März 1941 folgten Bulgarien und Jugoslawien. Finnland schloss sich faktisch an. Damit sicherte sich das Deutsche Reich das Aufmarschgebiet für den Krieg gegen die Sowjetunion.[3]

Italiens Mussolini versuchte den italienischen Machtbereich gewaltsam auszudehnen. Vom unter italienischer Herrschaft stehenden Libyen drang Italien nach Ägypten ein, wurde jedoch im Dezember 1940 von britischen Verbänden vernichtend geschlagen. Als die britische Armee im Gegenzug bereits halb Libyen erobert hatte und Italien die Kontrolle über Italienisch-Ostafrika verlor, sah sich Hitler zum Eingreifen genötigt und entsandte im Januar 1941 das Deutsche Afrikakorps unter Generalleutnant Erwin Rommel (1891–1944) („Wüstenfuchs“). Diese schlugen die Briten zurück. Auch der italienische Überfall auf Griechenland endete desaströs. Die griechische Gegenoffensive schlug die Italiener weit nach Albanien zurück und als Schutzmacht entsandten die Briten eine Armee nach Griechenland. Als Ende März 1941 die deutschfreundliche Regierung in Belgrad (Serbien) gestürzt wurde, gab Hitler den Befehl zum Losschlagen. Im Balkanfeldzug überfielen am 6. April 1941 deutsche, italienische und ungarischen Armeen das Königreich Jugoslawien und erzwangen nach wenigen Tagen die Kapitulation. Im „Unternehmen Marita“ warf ein deutscher Angriff von Bulgarien aus Griechenland nieder. Den Abschluss bildete Ende Mai 1941 die Eroberung der Insel Kreta („Unternehmen Merkur“). So hatten sich vor dem beabsichtigten Überfall auf die Sowjetunion eher ungewollt neue Kriegsschauplätze für Deutschland ergeben, was erhebliche Kräfte der Wehrmacht entzog und dessen Beginn um wichtige sechs Wochen verzögerte.[3]

Am 22. Juni 1941 eröffnete das Deutsche Reich auf breiter Front zwischen der Ostsee und den Karpaten den Krieg gegen die Sowjetunion. Der Wehrmacht standen dafür 153 Divisionen mit knapp über drei Millionen Soldaten, 3.600 Panzern und 600.000 Motorfahrzeugen zur Verfügung. Hinzu kamen 600.000 Mann aus den verbündeten Staaten Ungarn, Rumänien, Finnland, Slowakei und Italien. Die Rote Armee umfasste 4,7 Millionen Soldaten, von denen jedoch nur knapp die Hälfte bei Beginn des Angriffs im Westen der Sowjetunion bzw. in den 1939 eroberten ostpolnischen Gebieten stationiert war. Drei deutsche Heeresgruppen stießen schnell nach Osten vor. Anfang September 1941 schnitt die von Ostpreußen durch die baltischen Staaten vorgerückte Heeresgruppe Nord Leningrad von allen Landverbindungen ab, um die Stadt auszuhungern. Trotz einer 900 Tage andauernden Belagerung wurde jedoch der Widerstandswillen der Eingeschlossenen nicht gebrochen. Der Heeresgruppe Mitte gelangen nach verlustreichen Kesselschlachten bei Białystok (heute in Polen) und Minsk (heute Hauptstadt von Weißrussland) sowie bei Smolensk gewaltige Raumgewinne. Im Spätsommer 1941 bildete sie mit der Heeresgruppe Süd, die nach den Schlachten bei Uman und Kiew (heute beide in der Ukraine) bis in das Donezbecken (Donbas) vorgestoßen war, eine zusammenhängende Front. Ende 1941 waren das Baltikum, Weißrussland sowie große Teile der Ukraine besetzt. In den eroberten Gebieten begannen Einsatzgruppen mit der systematischen Ermordung jüdischer Einwohner, kommunistischer Funktionäre sowie der Sinti und Roma.[4] Josef Stalin (1878–1953) rief die sowjetische Bevölkerung in den besetzten Gebieten dazu auf, einen umfassenden "Volkskrieg" im Hinterland des Feindes zu organisieren. Doch Teile der Zivilbevölkerung verhielten sich abwartend oder sogar tendenziell freundlich den Deutschen gegenüber. Vor allem die Bevölkerung des Baltikums und viele Ukrainer begrüßten die Wehrmacht als Befreier vom stalinistischen Regime. Mit zunehmender Brutalisierung der Besatzungsmacht stieg jedoch die Unterstützung für die Partisanen und so setzte im Frühjahr 1942 ein wirksamer Partisanenkrieg gegen die Deutschen ein. Insgesamt kämpften zwischen 1941 und 1944 schätzungsweise rund 400.000 bis 500.000 Einwohner der Sowjetunion als Partisanen gegen die Wehrmacht und ihre ausländischen Verbündeten. Die Gegenmaßnahmen der Deutschen setzten 1942 massiv ein. Hitler übertrug Heinrich Himmler (1900–1945) die Verantwortung der sogenannten Bandenbekämpfung. Himmler ernannte Erich von dem Bach-Zelewski (1899–1972) zum Bevollmächtigten für die Bandenbekämpfung. Für die Jahre 1943 und 1944 sprachen Meldungen deutscher Stellen von insgesamt ca. 150.000 getöteten und 91.000 gefangenen Banditen. Die tatsächliche Gesamtzahl der Opfer des Partisanenkriegs lässt sich jedoch kaum beziffern.[5]

Japans Angriff auf Pearl Harbor, 1941

Am 7. Dezember 1941 begann mit der Japanischen Invasion der Malaiischen Halbinsel der Pazifikkrieg (1937 bis 1945) in der Pazifikregion. Einige Stunden später griffen ebenfalls am 7. Dezember 1941 die Kaiserlich Japanischen Marineluftstreitkräfte die in Pearl Harbor auf Hawaii vor Anker liegende Pazifikflotte der Vereinigten Staaten an. Damit weitete das Kaiserreich Japan den seit 1937 geführten Pazifikkrieg auf den Zweiten Weltkrieg aus. Das war zugleich der Auslöser für den Kriegseintritt der Vereinigten Staaten am 8. Dezember 1941, die zuvor nur indirekt am Krieg beteiligt waren (Leih- und Pachtgesetz), aber formal als neutral golten. Am 11. Dezember 1941 erklärten daraufhin auch das mit Japan verbündete nationalsozialistische Deutsche Reich sowie Italien den Vereinigten Staaten den Krieg. Bei dem Angriff kamen 2.403 US-Amerikaner ums Leben.[6]

Kriegswende ab 1942

Ab 1942 kämpfte das Deutsche Reich gegen eine feste Koalition aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien und der Sowjetunion mit überlegener Kampfkraft. Im Sommer 1942 gelangen dem Deutschen Reich noch einmal große Geländegewinne im südlichen Frontabschnitt der Sowjetunion. Ende August 1942 erreichte die 6. Armee unter General Friedrich Paulus (1890–1957) die Stadt Stalingrad. Bis Mitte November 1942 eroberte die 6. Armee rund 90 Prozent der Stadt. Während der Häuser- und Straßenkämpfe führte die sowjetische Südwest-Front frische Kräfte um Stalingrad heran. Am 19. November 1942 begann sie im Nordwesten und im Süden eine zangenförmige Großoffensive. Drei Tage später führte der Angriff zur Einschließung der gesamten 6. Armee sowie von Teilen der 4. Panzerarmee und Überresten der rumänischen 3. und 4. Armee. Hitler erklärte Stalingrad daraufhin zum Symbol von deutschem Siegeswillen und vertraute bei der Versorgung auf Hermann Göring (1893–1946), dem Oberbefehlshabers der Luftwaffe. Doch der Wehrmacht fehlten im Winter 1942/43 die erforderlichen Kapazitäten. Die Panzerverbände von Generaloberst Hermann Hoth (1885–1971) kamen aufgrund des sowjetischen Widerstands nicht bis Stalingrad. Am 23. Dezember 1942 gab Hitler einen erneuerten Durchhaltebefehl und überließ die 6. Armee damit ihrem Schicksal. Neben Erschöpfung und Unterernährung forderte der russische Winter mit unter minus 40 Grad ebenfalls Tausende Opfer unter den nur unzulänglich gegen diese Temperaturen ausgerüsteten Wehrmachtssoldaten. Bis zum 18. Januar 1943 gaben die deutschen Truppen sämtliche Verteidigungslinien auf und zogen sich in das Stadtgebiet von Stalingrad zurück, wo sie in zwei Teilkessel gespalten wurden. Am 30. Januar 1943 ernannte Hitler Paulus demonstrativ zum Generalfeldmarschall, da bis dahin noch nie zuvor ein deutscher Feldmarschall kapituliert hatte. Am 31. Januar 1943 jedoch kapitulierte Paulus mit seinen ihm verbliebenen Einheiten im südlichen Kessel. Zwei Tage später ergaben sich auch die Truppen im nördlichen Kessel. Es kamen rund 150.000 deutsche Soldaten dabei um. Rund 91.000 Mann gerieten in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der nur wenige Überlebende bis 1956 nach Deutschland zurückkehrten.[7]

1943 begann die Herrschaft des Deutschen Reiches in Europa zu bröckeln. Zum Symbol wurde die verlustreiche Niederlage der Wehrmacht in Stalingrad.[8] Weitreichender als die militärischen Folgen waren die Auswirkungen auf die Moral der deutschen Bevölkerung. Ein Großteil der Deutschen erkannte den Wendepunkt des Krieges an der Ostfront.[7] Unter dem unmittelbaren Eindruck der Katastrophe in Stalingrad proklamierte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels (1897–1945) am 18. Februar 1943 den "Totalen Krieg". Mit systematischen Flächenbombardierungen von Wohnvierteln fernab von Militär- und Industrieanlagen wollten die Briten und Amerikaner die Moral der Deutschen brechen. Je näher die Alliierten auf die Reichsgrenzen vorrückten, desto stärker entfachte die NS-Propaganda den Widerstandswillen der Bevölkerung. Trotz der unabwendbaren Niederlage schickte das Deutsche Reich noch Hunderttausende Soldaten sowie Volkssturmkämpfer in militärisch sinnlose Schlachten.[8]

Kriegsende 1945

Nach der „Operation Overlord“ genannten Landung der Westalliierten in der Normandie ab Juni 1944 marschierten die Alliierten vor. Anfang September 1944 war Frankreich bereits vollständig befreit. Wenig später stieß ein amerikanischer Spähtrupp bei Trier erstmals auf Reichsgebiet vor. Nachdem die deutsche Offensive in den Ardennen im Winter 1944/45 scheiterte, besetzten alliierte Truppen große Gebiete des Deutschen Reiches im Westen. Im Osten erreichte im Januar 1945 die Rote Armee die Flüsse Oder und Neiße. Nur drei Monate später verlief die Ostfront bereits entlang der Außenbezirke von Berlin.[8] Am 12. April 1945 verstarb US-Präsident Franklin D. Roosevelt (1882–1945). Hitler hoffte kurzzeitig auf einen Zerfall der Anti-Hitler-Koalition und drängte am 16. April 1945 die Soldaten der Wehrmacht mit der Drohung sowjetischer Gräueltaten noch einmal zum bedingungslosen Weiterkämpfen. Am 20. April 1945 empfing er zu seinem Geburtstag im Führerbunker letztmalig Gäste. Am 29. April 1945 heiratete er Eva Braun (1912–1945). Am 30. April 1945 vergiftete sie sich selbst und Hitler erschoss sich.

Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht bedingungslos, womit der Zweite Weltkrieg in Europa und die zwölfjährige NS-Herrschaft endete. Er forderte auf dem Kriegsfeld und im Holocaust weltweit über 50 Millionen bis rund 60 Millionen Menschenleben. Viele NS-Funktionäre wählten in den letzten Kriegstagen den Freitod aus Angst vor harten Strafen für begangene Verbrechen in Europa.[8][9]

Nachwirkungen

 
Alliierte Besatzungszonen in Deutschland von 1947 bis 1949

Vom 4. bis zum 11. Februar 1945 trafen sich der alliierten Staatschefs Franklin D. Roosevelt (USA), Winston Churchill (Vereinigtes Königreich) und Josef Stalin (Sowjetunion) im auf der Krim gelegenen Badeort Jalta. Beschlossen wurde auf der Konferenz von Jalta die Aufteilung Deutschlands auf vier Besatzungszonen, ausgehend von seinem Gebietsstand von 1937.

Nach Ende der Kampfhandlungen in Europa trafen sich vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 auf der Potsdamer Konferenz die drei Hauptalliierten des Zweiten Weltkriegs (USA, Sowjetunion, Vereinigtes Königreich). Mit dabei waren in Person unter anderem der britische Premierminister Clement Attlee (1883–1967), der US-Präsidenten Harry S. Truman (1884–1972) sowie der sowjetische Diktator und Generalissimus Josef Stalin. Frankreich war an dieser Konferenz nicht beteiligt. Die Potsdamer Konferenz wird auch Dreimächtekonferenz von Berlin genannt. Im Potsdamer Abkommen wurde unter anderem die politische und geografische Neuordnung Deutschlands, seine Entmilitarisierung, die von Deutschland zu entrichtenden Reparationen und der Umgang mit deutschen Kriegsverbrechern verhandelt und am 2. August 1945 festgeschrieben. Frankreich stimmte dem Potsdamer Abkommen unter Vorbehalten zu.

Die Bundesrepublik Deutschland akzeptierte bis 1990 die Oder-Neiße-Linie nicht als Grenze. Das führte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu weiteren Spannungen zwischen Deutschland und Polen. Eine erste Wende brachte der Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt (1913–1992) am 7. Dezember 1970 vor dem Ehrenmal des jüdischen Ghettos in Warschau. Zum grundlegenden Wandel der Beziehung kam es aber erst nach dem Zusammenbruch des Kommunismus. Mit dem nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 am 14. November 1990 abgeschlossenen Grenzvertrag erkannte Deutschland die Oder-Neiße-Linie als völkerrechtlich verbindliche deutsch-polnische Grenze an.[1]

Literatur

  • 2002: Der Zweite Weltkrieg, Gerhard Schreiber, Gerhard Schreiber, C.H.Beck, ISBN 978-3406447648
  • 2003: Der Zweite Weltkrieg, Winston S. Churchill, 1136 Seiten, FISCHER Taschenbuch, 7. Auflage, ISBN 978-3596161133
  • 2010: Die 101 wichtigsten Fragen – Der Zweite Weltkrieg, Jörg Echternkamp, 155 Seiten, C.H.Beck, ISBN 978-3406593147
  • 2013: Der Zweite Weltkrieg: Eine kurze Geschichte, Elke Fröhlich, 278 Seiten, Reclam-Verlag, Philipp, jun. GmbH, ISBN 978-3150109359
  • 2015: Geschichte Kompakt: Der Zweite Weltkrieg, Herausgeber Uwe Puschner, Autor Rolf-Dieter Müller, 144 Seiten, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, ISBN 978-3534266463
  • 2016: Der Zweite Weltkrieg, Autor Antony Beevor, Übersetzer Helmut Ettinger, 976 Seiten, 2. Auflage, Pantheon Verlag, ISBN 978-3570552865

Weblinks

Quellen