Serbien

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Republik Serbien
Република Србија

Republika Srbija
Amtssprache(n) Serbisch, regional auch Minderheitssprachen
Hauptstadt Belgrad
Staats- und
Regierungsform
parlamentarische Republik
Währung 1 Dinar (RSD) = 100 Para
Gründung 15. Februar 1835 (Erste Verfassung)
5. Juni 2006 (parlamentarische Republik in der heutigen Form)
Unabhängigkeit 25. März 1867 (Unabhängigkeit)
13. Juli 1878 (internationale Anerkennung)
Nationalhymne Bože Pravde („Gott der Gerechtigkeit“)
Nationalfeiertag 15. Februar
Zeitzone UTC+1 MEZ
UTC+2 MESZ (März–Oktober)
Kfz-Kennzeichen SRB
ISO 3166 RS, SRB, 688
Top-Level-Domain .rs und .срб
Telefonvorwahl +381

Serbien (serbisch-kyrillisch Audio-Datei / Hörbeispiel Србијаi [sř̩bija]; amtlich Republik Serbien, serbisch-kyrillisch Република Србија [repǔblika sř̩bija]) ist ein Binnenstaat in Europa. Serbien liegt in Südosteuropa im Zentrum der Balkanhalbinsel. Die Hauptstadt Serbiens ist Belgrad. Serbien ist seit 2000 (damals als Serbien und Montenegro) Mitglied der Vereinten Nationen und auch Mitglied des Europarats, gehört aber weder der Europäischen Union noch der NATO an.

Geografie

Serbien (inklusive dem Kosovo) grenzt an acht Staaten (im Uhrzeigersinn): Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Nordmazedonien, Kosovo, Montenegro, Bosnien und Herzegowina und Kroatien. Der größte See Serbiens (inklusive dem Kosovo) ist der Stausee Eisernes Tor mit einer Wasseroberfläche von 253 km². Die Donau als Europas zweitgrößtem und zweitlängstem Fluss fließt auf einer Länge von 588 km durch Serbien. Die Morava (185 km) ist der Hauptfluss Serbiens. Sie mündet unterhalb Belgrads in die Donau. Die Westliche Morava (308 km) und Südliche Morava (246 km, mit Quellfluss Binačka Morava 295 km) fließen in die Morava. Weitere längere Flüsse die durch Serbien verlaufen sind der Ibar (276 km), die Drina (346 km) und die Save (945 km). Der Timok mit einer Länge von 203 km fließt quasi nur durch Serbien. Die letzten 15 Kilometer des Timoks bilden die natürliche Grenze zum Nachbarland Bulgarien. Der höchste Berg Serbiens ist mit 2.656 m Höhe der Gjeravica im Prokletije-Gebirge im Kosovo. Ohne dem Gebiet des Kosovo wäre der höchste Berg Serbiens der Midschur im Balkangebirge mit einer Höhe von 2.169 Metern.

Geschichte

Am 5. Juni 1835 trat die ersten Verfassung in Kraft. 1913 wurde der Kosovo von der Londoner Botschafterkonferenz Serbien zugeschlagen. Am 5. Juni 2006 erklärte das serbische Parlament in Belgrad die formale Unabhängigkeit Serbiens. Am 30. September 2006 verabschiedete das Parlament eine Verfassungsnovelle für Serbien. Am 17. Februar 2008 bekundete der Kosovo seine Souveränität. Am 11. Juni 2012 wurde Tomislav Nikolić (* 1952) der Präsident Serbiens. Im April 2014 wurde Aleksandar Vučić (* 1970) der Ministerpräsident Serbiens. Am 31. Mai 2017 wurde Aleksandar Vučić der Präsident Serbiens. Am 29. Juni 2017 wurde Ana Brnabić (* 1975) die Ministerpräsidentin Serbiens.

2018 kam es in ganz Serbien zu regierungskritischen Protesten. Im Februar 2019 unterzeichneten führende Oppositionspolitiker eine sogenannte „Vereinbarung mit dem Volk“, in der sie sich für Medienfreiheit sowie faire und freie Wahlen aussprachen. Ebenso einigten sie sich darauf, sich nicht an Wahlen zu beteiligen, die diesen Kriterien nicht entsprächen. Daraufhin erklärten zahlreiche Oppositionsparteien ihren Boykott der Parlamentswahl am 21. Juni 2020. So gewann die regierende „Serbische Fortschrittspartei“ (SNS = „Srpska Napredna Stranka“) 188 der 250 Sitze. Mit Abschluss der Regierungsbildung im Oktober 2020 kündigte Präsident Vučić vorgezogenen Neuwahlen des Parlaments in 2022 an. In der Folge gab es Gespräche zwischen Regierung und Opposition, die zur Reform des Wahlrechts führten. Am 3. April 2022 fanden die vorgezogenen Neuwahlen für die Nationalversammlung und die erste Runde der Präsidentschaftswahl statt.[1]

Die Präsidentschaftswahl der kombinierten Präsidenten-, Parlaments und Kommunalwahlen am 3. April 2022 gewann souverän Staatspräsident Aleksandar Vučić. An zweiter Stelle landete abgeschlagen Zdravko Ponoš, der Kandidat der oppositionellen Koalition „Gemeinsam für den Sieg Serbiens“. Auch die Parlamentswahlen gewann die SNS von Vučić und kann mit ihren traditionellen Koalitionspartnern locker eine Regierung bilden. Oppositionelle Parteien meldeten zahlreiche Unregelmäßigkeiten wie die Erpressung von Wählern mit Arbeitsplätzen oder Sozialhilfe, Phantomwählern und massiven Einbürgerungen von Serben aus Bosnien.[2] Für die Entscheidung über die Stadtregierung von Belgrad zog sich ungewöhnlicherweise die staatliche Wahlkommission lange Zeit zurück.[3] Im Belgrad wurde eine Wiederholung der Wahlen in mehreren Wahllokalen oder eine Neuwahl erforderlich. Die Opposition sprach von Unregelmäßigkeiten in 258 Wahllokalen.[4]

Im Frühjahr 2023 löste eine tödliche Schießerei an einer Schule eine Protestwelle aus. Monatelang demonstrierten Bürger in der Bewegung „Serbien gegen Gewalt“ gegen die zunehmende Gewalt im Land. Aufgrund der Gewalt in Serbien und im Kosovo rief Präsident Vučić vorgezogene Parlamentswahlen aus. In der jüngsten Geschichte des Landes sind vorgezogene Wahlen eine übliche politische Taktik. Seit die SNS 2012 an die Macht kam, fanden vier außerordentliche und ein regulärer Wahlzyklus statt.[5] Zur Wahl schlossen sich zehn Oppositionsparteien zum Bündnis „Serbien gegen die Gewalt“ („Srbija protiv nasilja“) zusammen. Während des Wahlkampfes zogen vierzehn bekannte Persönlichkeiten in der Initiative „ProGlas“ durch das Land, um Bürger zu überzeugen, wählen zu gehen. Die Initiative und ihre Macher wurden in den von der Regierung kontrollierten Medien als Staatsfeinde gebrandmarkt und einer Hetzkampagne unterworfen. Genauso wie Oppositionspolitiker und überhaupt alle Andersdenkenden, die etwas an Popularität gewonnen hatten. Mit Kündigungen, Rufmordkampagnen und auch direkter Einschüchterung wurden Menschen davon abgebracht, Präsident Vučić zu kritisieren. In fünf Wochen unterzeichneten über 170.000 Bürger die Petition von „ProGlas“ online. Im Staatsfernsehen wurde die Initiative nicht erwähnt.[6] Die vorgezogene Parlamentswahl am 17. Dezember 2023 gewann die um die SNS versammelte Liste „Aleksandar Vučić - Serbien darf nicht stehenbleiben“ mit 46,63 Prozent der Stimmen deutlich. Zweitstärkste Kraft wurde das Bündnis „Serbien gegen die Gewalt“ mit 23,71 Prozent, dem ein Achtungserfolg gelang.[7] Mit der Parlamentswahl wurde u. a. auch die Belgrader Kommunalwahl durchgeführt. Auch diese entschied die SNS deutlich für sich. Wahlbeobachter, unter anderem vom Europäischen Parlament und der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa), kritisierten schwere Mängel im Zusammenhang mit den Wählerlisten. Experten zufolge seien Tausende Wähler aus Bosnien herangekarrt worden, um in Belgrad ihre Stimme abzugeben. Nach der Wahl gingen die Proteste weiter.[8]

Verwaltungsgliederung

Ein Teil Serbiens ist seit 2006 in die beiden Provinzen (serbisch Покрајине Pokrajine) Vojvodina (im Norden, Hauptstadt Novi Sad) und Kosovo und Metochien (im Süden, Hauptstadt Priština) gegliedert. Die autonome Provinz Kosovo und Metochien steht seit 1999 unter der Verwaltung der United Nations Interim Administration Mission in Kosovo (UNMIK). Mit über der Hälfte der Fläche bildet der Rest des Staates Serbiens keine eigene politische Einheit(en), weshalb es auch keine offizielle Bezeichnung für ihn gibt. Informell ist die Bezeichnung Zentralserbien gebräuchlich.

Karte der politischen Gliederung von Serbien


Literatur

  • 2007: Geschichte Serbiens: 19.-21. Jahrhundert, Autor Holm Sundhaussen, 514 Seiten, Böhlau Wien, ISBN 978-3205776604
  • 2008: Geschichte der Balkanländer: Von der Frühzeit bis zur Gegenwart, Autor Edgar Hösch, 454 Seiten, 5., aktualisierte und erweiterte Auflage, ISBN 978-3406572999
  • 2009: Serbien. Montenegro: Geschichte und Gegenwart, Autorin Katrin Boeckh, 256 Seiten, Pustet, ISBN 978-3791721699
  • 2011: Geschichte Südosteuropas: Vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart, Herausgeber Konrad Clewing und Oliver Jens Schmitt, Redakteur Peter Mario Kreuter, 850 Seiten, Pustet, ISBN 978-3791723686

Weblinks

Quellen