Bosnien und Herzegowina

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Bosnien und Herzegowina
Bosna i Hercegovina
Босна и Херцеговина
Amtssprache(n) de jure: keine
de facto: Bosnisch, Serbisch, Kroatisch
Hauptstadt Sarajevo
Staats- und
Regierungsform
parlamentarische Republik
Staatsoberhaupt Vorsitzende(r) des Staatspräsidiums
Regierungschef Vorsitzende(r) des Ministerrats
Währung 1 Konvertible Mark (BAM) = 100 Fening
Unabhängigkeit 1. März 1992 (von Jugoslawien)
Nationalhymne Intermeco
Nationalfeiertag (in den Entitäten unterschiedlich)
Zeitzone UTC+1 MEZ
UTC+2 MESZ (März bis Oktober)
Kfz-Kennzeichen BIH
ISO 3166 BA, BIH, 070
Top-Level-Domain .ba
Telefonvorwahl +387

Bosnien und Herzegowina (auch Bosnien-Herzegowina, verkürzt Bosnien) (bosnisch/kroatisch/serbisch-lateinisch Bosna i Hercegovina [ˌbɔsnaixɛrʦeˈɡoːvina], serbisch-kyrillisch Босна и Херцеговина) (Abkürzungen: BiH/БиХ) ist ein Bundesstaat im Südosten von Europa. Die Hauptstadt und größte Stadt Bosnien und Herzegowinas ist Sarajevo. Bosnien und Herzegowina besteht geografisch aus der Region Bosnien im Norden, die rund 80 Prozent des Staatsgebiets einnimmt, und der Region Herzegowina im Süden. Politische Teilgebiete des Bundesstaates Bosnien und Herzegowina sind die Republika Srpska, die Föderation Bosnien und Herzegowina sowie der Distrikt Brčko als Sonderverwaltungsgebiet.

Geografie

Bosnien und Herzegowina liegt im westlichen Teil der Balkanhalbinsel und grenzt im Norden und Westen an Kroatien, im Osten an Serbien und im Südosten an Montenegro. Im Westen grenzt Bosnien und Herzegowina an das Adriatische Meer. Die wichtigsten Flüsse des Landes sind die Save und die Drina, die Bosnien und Herzegowina im Norden und Osten begrenzen. Ebenfalls wichtig ist die die Bosna, welche im Landesinneren entspringt und in die Save mündet. Die Save an der Grenze zu Kroatien ist der einzig schiffbare Fluss in Bosnien und Herzegowina. Das Land liegt im Blauen Herz Europas. Große Stauseen sind der Bilećko jezero (33 km²), der der Modračko jezero (17 km²), der Jablaničko jezero (13,3 km²) und der Zvorniksee (8,1 km²).

Geschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand 1945 die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien. Dieser bestand aus den den sechs Teilrepubliken Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Mazedonien und Serbien mit den Autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina. Nach dem 14. Kongress des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens im Jahr 1990 wurde die Kommunistische Partei Jugoslawiens aufgelöst, wodurch de facto die Herrschaft der Kommunistischen Partei in Jugoslawien nach 45 Jahren endete. Nach dem Zerfall Jugoslawiens erklärte Bosnien und Herzegowina im März 1992 seine Unabhängigkeit. Die internationale Anerkennung erfolgte am 17. April 1992 und am 22. Mai 1992 wurde Bosnien und Herzegowin als neues Mitglied in die Vereinten Nationen aufgenommen. Jedoch erkannten die serbischen Vertreter die Unabhängigkeit Bosnien und Herzegowinas nicht an, wodurch es vom April 1992 bis Dezember 1995 im Rahmen der Jugoslawienkriege zum Bosnienkrieg kam. Der Bosnienkrieg endete am 14. Dezember 1995 mit dem Abkommen von Dayton. 2002 wurde Bosnien und Herzegowina Mitglied des Europarats. Am 23. Dezember 2019 wurde Zoran Tegeltija (* 1961) der Savez nezavisnih socijaldemokrata (SNSD) Vorsitzender des Ministerrats von Bosnien und Herzegowina.

Die Republika Srpska zeigte vertärkt Bestrebungen, sich von Bosnien und Herzegowina abzuspalten. Im Dezember 2021 beschloss das Parlament der Republika Srpska, sich vom Justiz- und Steuersystem sowie von der Armee von Bosnien und Herzegowina abzukoppeln. Die Opposition blieb der Abstimmung größtenteils fern.[1] Um einen Beitritt von Bosnien und Herzegowina in die Europäische Union (EU) näher zu kommen, formulierte die EU im Juni 2022 entsprechende Anforderungen für einen Beitritt.[2] Am 25. Januar 2023 übernahm Borjana Krišto (* 1961) das Amt der Vorsitzenden des Ministerrats von Bosnien und Herzegowina. Nach einer Satzungsänderung des nationalen Gerichtes im Juni 2023, durch welche das Gericht ohne serbische Richter tagen kann, beschloss das Parlament der Republika Srpska, auch das bosnische Verfassungsgericht nicht mehr anzuerkennen.[3] Am 21. März 2024 beschloss die EU bei einem Gipfel in Brüssel den Start von Beitrittsverhandlungen mit Bosnien und Herzegowina.[4]

Verwaltungsgliederung

Seit dem Dayton-Vertrag von 1995 besteht Bosnien und Herzegowina aus zwei Entitäten: der Föderation Bosnien und Herzegowina (Federacija Bosne i Hercegovine) und der Republika Srpska.[5] Beide verfügen jeweils über eine eigene Exekutive und Legislative. Der Distrikt Brčko um die gleichnamige nordbosnische Stadt untersteht als Kondominium beider Entitäten direkt dem Gesamtstaat. Die Föderation Bosnien und Herzegowina setzt sich aus zehn Kantonen zusammen, die über eigene Zuständigkeiten verfügen. Zu statistischen Zwecken ist auch die Republika Srpska in Regionen eingeteilt. Die unterste Verwaltungsebene nehmen die 142 Gemeinden (općine bzw. opštine) ein.

Verwaltungsgliederung von Bosnien und Herzegowina: Föderation BiH (blau) mit ihren Kantonen (verschiedene Schattierungen), die Republika Srpska (rot), der Brčko-Distrikt (gelb)


Nr. Name Hauptstadt
1. Kanton Una-Sana (Unsko-sanski kanton) Bihać
2. Kanton Posavina (Posavski kanton/Posavska županija) Orašje
3. Kanton Tuzla (Tuzlanski kanton) Tuzla
4. Kanton Zenica-Doboj (Zeničko-dobojski kanton) Zenica
5. Kanton Bosnisches Podrinje (Bosansko-podrinjski kanton) Goražde
6. Kanton Zentralbosnien/Mittelbosnien (Srednjobosanski kanton/Srednjobosanska županija) Travnik
7. Kanton Herzegowina-Neretva (Hercegovačko-neretvanski kanton/Hercegovačko-neretvanska županija) Mostar
8. Kanton West-Herzegowina (Zapadno-hercegovački kanton / Zapadno-hercegovačka županija) Široki Brijeg
9. Kanton Sarajevo (Sarajevski kanton) Sarajevo
10. Kanton 10 (Hercegbosanska županija/Livanjski kanton/Zapadnobosanski kanton) Livno

Literatur

  • 2009: Bosnien-Herzegowina: eine politisch-wirtschaftsgeographische Analyse der Entwicklungsmöglichkeiten, Ernst Klaus Schmidt, 456 Seiten, Tübingen, Dissertation
  • 2012: Die EU und Bosnien-Herzegowina: Außenpolitik auf der Suche nach Kohärenz (Münchner Beiträge Zur Europäischen Einigung, Band 23), Dominik Tolksdorf, 379 Seiten, Nomos, ISBN 978-3832974084
  • 2013: Schnittpunkt Sarajevo : Bosnien und Herzegowina zehn Jahre nach Dayton: Muslime, Orthodoxe, Katholiken und Juden bauen einen gemeinsamen Staat, Erich Rathfelder, 256 Seiten, Schiler, Berlin, 2. Auflage, ISBN 978-3-89930-402-2
  • 2018: Das politische System Bosnien und Herzegowinas: Herausforderungen zwischen Dayton-Friedensabkommen und EU-Annäherung, Herausgeber Tobias Flessenkemper und Nicolas Moll, 320 Seiten, Springer VS, ISBN 978-3531185019
  • 2018: Bosnien-Herzegowina und Österreich-Ungarn, 1878–1918: Annäherungen an eine Kolonie, Herausgeber Clemens Ruthner und Tamara Scheer, 560 Seiten, Narr Francke Attempto, ISBN 978-3772086045

Weblinks

Quellen