Herbert Grönemeyer

Aus InkluPedia
Herbert Grönemeyer 2014

Herbert Grönemeyer (* 12. April 1956 in Göttingen als Herbert Arthur Wiglev Clamor Grönemeyer) ist ein deutscher Sänger, Musiker, Produzent und Schauspieler. Mit über 67 Goldenen Schallplatten für über 13 Millionen verkaufte Alben ist er der erfolgreichste Musikkünstler in Deutschland seit Einführung der Goldenen Schallplatte 1975.[1] Im deutschsprachigen Raum erhielt er zudem mindestens 25 Platinauszeichnungen.[2] Weit über drei Millionen Menschen besuchten seine Konzerte.[2]

Werdegang

Kindheit und Jugend

Herbert Grönemeyer wurde statt im Wohnort seiner Familie, Clausthal-Zellerfeld, in Göttingen geboren, da seine Mutter dort wegen Ohnmachtsanfällen während der Schwangerschaft, denen niemand Glauben schenkte, einen spezialisierten Professor aufsuchte. Dieser half dann bei Grönemeyers Geburt. Als Grönemeyer ein Jahr alt war, zog die Familie nach Bochum, wo er mit seinen Brüdern Dietrich und Wilhelm (gestorben 3. November 1998) aufwuchs. Seine Familie war protestantischen Glaubens, Grönemeyer beschrieb den Vater - wie dieser sich selbst auch - als "hart, aber ungerecht".[3]

Seine Mutter war hingegen musisch begabt. Im Alter von zehn Jahren bekam Grönemeyer erstmals Klavierstunden. Zudem lernte er, Mandoline zu spielen. Nachdem er mit zwölf Jahren in Bochum seine erste Band gegründet hatte, erlangte er bereits einige lokale Aufmerksamkeit. Mit 15 Jahren verdiente er sein erstes Geld am Bochumer Schauspielhaus, wodurch er zum Theater kam. Grönemeyer spielte auch zehn Jahre lang Fußball, jedoch nicht beim VfL, sondern bei Victoria Bochum. Nach dem Abitur studierte Grönemeyer Musikwissenschaft und Recht, war jedoch von 23 eingeschrieben Semestern nur etwa sechs aktiv.

Beginn der Karriere am Theater

Grönemeyers Karriere am Theater begann als Sänger der Bo-Band am Bochumer Schauspielhaus. Er wurde später dort Korrepetitor und komponierte ab 1974 eigenständig. Joachim Preen brachte Grönemeyer dann mit dem Stück "John, George, Paul, Ringo and Bert" erstmals auf die Bühne. Obwohl sich Grönemeyer nicht als großen Schauspieler sah, bekam er weitere Rollen, etwa mit Peter Zadek und Pina Bausch, wurde jedoch 1976 auch musikalischer Leiter am Schauspielhaus Bochum.

1977 spielte er zudem im Film "Die Geisel". Bei Dreharbeiten zum Fernsehfilm "Uns reicht das nicht" lernte er 1978 die Schauspielerin Anna Henkel aus Hamburg kennen und verliebte sich in sie. Im gleichen Jahr erschien seine erste Platte als Sänger, ein Jazzrockalbum mit dem "Ocean Orchestra". 1979 war Grönemeyer zudem im Fernsehfilm "Uns reicht das nicht" unter der Regie von Jürgen Flimm zu sehen. Im selben Jahr erschien sein Solodebüt als Musiker, Grönemeyer. 1981 erschien der Nachfolger Zwo. Den Alben war jedoch kein kommerzieller Erfolg beschieden.

Auch die Nachfolgeralben Total Egal (1982) - mit den Songs Anna und Currywurst - sowie Gemischte Gefühle (1983) waren nur unwesentlich erfolgreicher. Letzteres Album stieg auf Platz 43 in die deutschen Charts ein - dennoch kündigte ihm das Label Intercord den Vertrag. 1981 erlangte er mit Das Boot jedoch den Durchbruch als Schauspieler und wurde zunächst auch eher als solcher, denn als Musiker in Deutschland öffentlich wahrgenommen. Im darauffolgenden Jahr lebte er etwa sechs Monate in der DDR, wo er neben Natassja Kinski und Rolf Hoppe den Film "Frühlingssinfonie" drehte.

Durchbruch als Musiker

Herbert Grönemeyer 2007 in Berlin

Das Jahr 1984 bescherte Herbert Grönemeyer dann den Durchbruch als Musiker. Das Album 4630 Bochum, für das Grönemeyer einen Plattenvertrag bei EMI erreichen konnte, erreichte, befeuert vom Erfolg der ersten Single Männer schließlich Platz eins der Charts in Deutschland und hielt sich 79 Wochen darin. Doch auch Songs wie Bochum, das 1992 zu einer der Hymnen des VfL wurde, wie auch Alkohol und Flugzeuge im Bauch entwickelten sich zu (Live-)Hits. So wurde Bochum, noch vor Michael Jacksons Thriller das meistverkaufte Album in Deutschland 1984.

Nachdem Grönemeyer 1985 im Film Väter und Söhne zu sehen war, spielte er 1986 mit seiner Band den Nachfolger seines Erfolgsalbums ein: Sprünge. Mit Songs wie Kinder an die Macht, Tanzen und Lächeln bezog Grönemeyer erneut, wie schon etwa mit Mit Gott auf 4630 Bochum, Stellung zu politischen und gesellschaftlichen Fragen in Deutschland. Grönemeyer trat in der Folge auch beim Anti-WAAhnsinns-Festival in Wackersdorf vor 100.000 Zuschauern auf, das sich gegen die damals dort geplante atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) richtete.

1988 gelang Grönemeyer mit Ö der nächste Erfolg. Prägnant komponierte Titel wie Halt mich, Vollmond und Was soll das trugen entscheidend dazu bei. Zudem versuchte sich der Künstler an einer internationalen Karriere: What's All This, das erste englischsprachige Album Grönemeyers, kann jedoch nur in wenigen Ländern, etwa in Kanada, nennenswerte Verkäufe erzielen.

So wurde auch das nächste Album Luxus 1991 in englischer Sprache in Kanada veröffentlicht. Das Album geht auf gesellschaftliche Stimmungen nach dem Mauerfall 1989 ein - Grönemeyer bezeichnete es jedoch im Nachhinein als sein "langweiligstes" Album.

1993 heiratete Grönemeyer nicht nur Anna Henkel, mit der er zwei Kinder, Felix (*1987) und Marie (*1989) hat, sondern brachte auch das Album Chaos heraus. Es wirkt etwas rauher als die Vorgänger, erreichte jedoch wie alle Alben seit 1984 Platz eins der deutschen Hitliste. Erneut erschien auch eine englischsprachige Version. 1994 wurde Grönemeyer als erster nicht-englischsprachiger Künstler eingeladen, eine MTV-Unplugged-Show aufzuführen.[2]

Neuere Veröffentlichungen seit 1998

Herbert Grönemeyer 2014 bei Wetten, dass..?

In den darauffolgenden Jahren wurde es etwas ruhiger um Grönemeyer. 1998 zog er zudem mit seiner Familie nach London, um der Medienaufmerksamkeit in Deutschland zu entgehen. Im April des Jahres erschien das Album Bleibt alles anders. Im November trafen Grönemeyer jedoch binnen Tagen zwei Schicksalsschläge. Am 3. November 1998 starb sein Bruder Wilhelm, am 5. November 1998 seine Frau Anna.[2] Über ein Jahr ist er nicht künstlerisch tätig, dann jedoch holte er 1999 die Tour zum Album nach.[2]

Im Jahr 2000 führte Grönemeyer bei der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover zwei Konzerte mit einem über 80-köpfigen Orchester auf, die später als DVD Stand der Dinge veröffentlicht wurde. 2002 legte er mit Mensch ein neues, sehr erfolgreiches Studioalbum vor. Der Titelsong wurde zu seiner erfolgreichsten Single, das Album - wie der Song auf Platz eins der Charts -, wurde mit Zehnfachplatin ausgezeichnet.[2] Die folgenden zwei Jahre tourte Grönemeyer ausgiebig und spielte dabei auch in ausverkauften Stadien.

2006 veröffentlichte Grönemeyer mit Zeit, dass sich was dreht einen der offiziellen Songs zur Fußballweltmeisterschaft, der der zweite Nummer-eins-Hit seiner Karriere wurde.[2] Auch zu den folgenden Alben 12 (2007) und Schiffsverkehr (2012) tourte Grönemeyer ausdauernd. Im Herbst 2012 erschien mit I Walk Grönemeyers viertes englischsprachiges Album.[2] 2014 publizierte Grönemeyer sein neues Studioalbum Dauernd jetzt.

Diskografie

Studioalben

  • 1979: Grönemeyer
  • 1980: Zwo
  • 1982: Total egal
  • 1983: Gemischte Gefühle
  • 1984: 4630 Bochum
  • 1986: Sprünge
  • 1988: Ö
  • 1990: Luxus
  • 1993: Chaos
  • 1998: Bleibt alles anders
  • 2002: Mensch
  • 2007: 12
  • 2011: Schiffsverkehr
  • 2014: Dauernd jetzt

Filmografie (Auswahl)

Mitwirken in Spielfilmen

  • 1977: Die Geisel – Regie: Peter Zadek
  • 1978: Von Tag zu Tag – Regie: Ulrich Stein
  • 1978: Uns reicht das nicht – Regie: Jürgen Flimm
  • 1979: Zuhaus unter Fremden - Regie: Peter Keglevic
  • 1981: Das Boot - Regie: Wolfgang Petersen
  • 1982: Doktor Faustus – Regie: Franz Seitz
  • 1982: Frühlingssinfonie - Regie: Peter Schamoni
  • 1984: Die ewigen Gefühle – Regie: Peter Beauvais
  • 1985: Väter und Söhne - Regie: Bernhard Sinkel
  • 2007: Control - Regie: Anton Corbijn
  • 2014: A Most Wanted Man - Regie: Anton Corbijn

VHS/DVDs/Blu-rays

  • 1988: Ö-Tour (DVD/VHS)
  • 1991: Luxus-Tour (VHS)
  • 1995: MTV’s Unplugged Herbert (VHS)
  • 2000: Stand der Dinge (Doppel-DVD/CD)
  • 2003: Mensch Live (Doppel-DVD)
  • 2007: 12 Live (Doppel-DVD + HD-DVD)
  • 2011: Schiffsverkehr Tour 2011: Live in Leipzig (Doppel-DVD/Blu-ray)
  • 2012: Live at Montreux 2012 (DVD/Blu-ray)
  • 2013: I Walk Live (DVD)
  • 2015: Dauernd Jetzt Live (DVD/Blu-ray)

Literatur

  • Verena Scheffel: Das verlorene Ich (Gesellschaftsreflexionen in den Liedtexten Herbert Grönemeyers). Tectum Verlag, Marburg 2005, ISBN 3-8288-8840-2.
  • Herbert Grönemeyer: Alles (Liederbuch mit allen Songs; Texte & Akkorde). Bosworth Music 2008, ISBN 978-3-86543-335-0.
  • Ulrich Hoffmann: Grönemeyer. Biografie. Hoffmann und Campe, Hamburg 2003, ISBN 3-455-09440-6 (nicht autorisierte Biografie).
  • Max Wellinghaus: Herbert Grönemeyer – Die Biografie. Riva, München 2016, ISBN 978-3-86883-785-8, auch als E-book erhältlich.

Weblinks

Quellen

  1. Grönemeyer hat die meisten, Badische Zeitung
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Herbert Grönemeyer, Laut.de
  3. Sieg ohne Genugtuung, Süddeutsche Zeitung