Lateinamerika

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Lateinamerika (gemäß einer erweiterten Definition: inklusive der französischsprachigen Länder Französisch-Guayana und Haiti. Von der Inselkette Kleie Antillen der Karibik ist einzig Guadeloupe dargestellt)

Lateinamerika (spanisch América Latina bzw. Latinoamérica, portugiesisch América Latina, französisch Amérique latine) ist ein politisch-kultureller Begriff für die spanisch- und portugiesischsprachigen Länder Mittel- und Südamerikas.[1] Die Vorsilbe "Latein" in Lateinamerika bezieht sich auf den Ursprung der romanischen Sprachen, nämlich das Lateinische.[2] Auch Französisch ist eine romanische Sprache, im deutschen Sprachgebrauch beschränkt sich die Definition Lateinamerikas heute aber auf die spanisch- und portugiesischsprachigen Länder Amerikas.[3]

Geschichte

Der chilenische Liberale Francisco Bilbao (1823–1865) lebte ab 1856 im Pariser Exil in Frankreich. In Paris publizierte er 1856 seine Schrift Iniciativa de la América. Idea de un Congreso Federal de las Repúplicas. Die Grundlagen seines Werkes trug er noch im selben Jahr auf einer Versammlung in Paris vor und forderte die Anwesenden zur engeren Kooperation ihrer Staaten und der Bildung eines Gegengewichts zum Expansionismus der Vereinigten Staaten auf. Der kolumbianische Schriftsteller und Botschafter José María Torres Caicedo (1830–1889) griff die Gedanken in seinen Schriften Bases para la formación de una Liga Latino-Americana (1861) und Unión Latino-Americana (1865) auf. Die Gründung einer solchen Unión Latino-Americana fand schließlich am 29. Januar 1879 in Paris mit Anwesenden aus Ecuador, Kolumbien, Venezuela, Peru, Uruguay, El Salvador, Puerto Rico, Haiti und der Dominikanischen Republik statt.[4]

So wurde der Begriff Lateinamerika ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebräuchlich. Er wurde zunächst in Frankreich verwendet, um mit Verweis auf die gemeinsamen sprachlichen Wurzeln das außenpolitische Engagement Frankreichs vor allem in Mexiko zu legitimieren. Der Begriff ersetzte die bis dahin gebräuchlichen Begriffe Iberoamerika und Hispanooamerika. Mit ca. 20 Mio. km² ist Lateinamerika etwa so groß wie das englischsprachige Angloamerika (Vereinigte Staaten und der Großteil Kanadas).[5]

Begriffsdefinition

Lateinamerika ist in erster Linie ein politisch, teilweise auch kulturell definierter und verwendeter Begriff. Er dient dazu, die spanisch- und portugiesischsprachigen Länder Mittel- und Südamerikas gegenüber Angloamerika abzugrenzen. Aufgrund der Überschneidung mit anderen Begriffen und verschiedener Varianten der Untergliederung sind mehrere Verwendungen und Bestimmungen für Lateinamerika möglich:

  • In jedem Fall zählt Südamerika ohne die sogenannten "Drei Guyanas" hinzu. Niederländisch-Guyana wurde 1975 ein unabhängiges Suriname. Britisch-Guayana bildet seit 1966 den unabhängigen Staat Guyana. Französisch-Guayana ist ein Teil von Frankreichs Übersee-Départements.[6] Weiterhin Mexiko, Zentralamerika (ohne Belize) und der spanischsprachigen Gebiete der Karibik (Kuba, Dominikanische Republik, Puerto Rico).
  • Im weiteren Sinne kann zu Lateinamerika die gesamte Karibik hinzugezählt werden. In gesamt-regionalen Zusammenhängen wie Statistiken oder UNO-Regionalorganisationen werden sie meist gesondert genannt (Lateinamerika und Karibik)
  • Im engeren kulturell-sprachlichen Sinne beschränkt sich Lateinamerika auf die spanischsprachigen Länder Amerikas und Brasilien. In Anbetracht der engen historisch-territorialen Verwobenheit Haitis mit diesen Ländern erscheint es sinnvoll, dieses Land ebenfalls als Teil Lateinamerikas zu betrachten.[5]

Staaten

Nordamerika Zentralamerika Karibik Südamerika
Mexiko Costa Rica Dominikanische Republik Argentinien
El Salvador Kuba Bolivien
Guatemala Puerto Rico Brasilien
Honduras Chile
Nicaragua Ecuador
Panama Kolumbien
Paraguay
Peru
Uruguay
Venezuela

Literatur

  • 1991: Geschichte Lateinamerikas von der Unabhängigkeit bis zur Gegenwart, Autor Tulio Halperin Donghi, Übersetzer Elke Wehr, 839 Seiten, Suhrkamp Verlag, ISBN 978-3518403532
  • 1996: Handbuch der Geschichte Lateinamerikas, 3 Bände, Autoren Walther L. Bernecker, Walther L. Bernecker und John R. Fisher, Klett-Cotta, ISBN 978-3608914979
  • 2005: Lateinamerikanische Geschichte: Kultur, Politik, Wirtschaft im Überblick, Norbert Rehrmann, 320 Seiten, Rowohlt Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3499556760
  • 2009: Kleine Geschichte Lateinamerikas, Hans J König, 832 Seiten, Verlag Philip Reclam jun., aktualisierte Neuausgabe, ISBN 978-3150170625
  • 2013: Lateinamerika: Eine politische Landeskunde, Nikolaus Werz, 352 Seiten, UTB GmbH, 3. Auflage, ISBN 978-3825240332
  • 2013: Das Lateinamerika-Lexikon, Herausgeber Barbara Potthast und Silke Hensel, 372 Seiten, Peter Hammer Verlag, ISBN 978-3779504740
  • 2014: Geschichte Lateinamerikas: Von den frühesten Kulturen bis zur Gegenwart, Stefan Rinke, 128 Seiten, C.H.Beck, 2. Auflage, ISBN 978-3406606939
  • 2015: Lateinamerika, Stefan Rinke, 176 Seiten, Theiss, Konrad, ISBN 978-3806226010

Weblinks

Quellen