Harfe

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Harfe
engl.: harp, ital.: arpa, frz.: harpe, port.: harpa
Schematischer Aufbau einer Harfe
Schematischer Aufbau einer Harfe
Klassifikation Chordophon
Zupfinstrument
Tonumfang (Konzertharfe)
Klangbeispiel
Verwandte Instrumente Klavierharfe, Konghou
Musiker Kategorie:Harfenist
Harfenistin Armelle Gourlaouën mit drei unterschiedlich großen Harfen
Verschiedene Harfen im Deutschen Museum in München

Die Harfe ist ein Musikinstrument. Das Saiteninstrument gilt gemäß der Tonproduktion als Zupfinstrument. In der Hornbostel-Sachs-Systematik ist die Harfe (dort 322) als ein zusammengesetztes Saiteninstrument definiert, bei dem die Saitenebene senkrecht zur Resonanzdecke verläuft.[1]

Details

Die Konzertharfe ist die größte Vertreterin ihrer Art und eines der größten und schwersten Orchesterinstrumente. Die Harfe ist seit etwa 3000 v. Chr. von Abbildungen aus Mesopotamien und Ägypten bekannt. Die moderne Harfe hat einen Rahmen aus Holz, sieben Pedale und 47 Saiten.[2] Der Spieler einer Harfe wird als Harfenist oder Harfenspieler (früher auch Harfenschläger oder Harfner) bezeichnet.[3][4]

In der Republik Irland ist die Harfe ein nationales Symbol. Die irische Harfe gehört zum UNESCO-Kulturerbe, ist im Staatswappen und auch auf den irischen Euromünzen (keltische Harfe[5]) abgebildet.[6][7][8]

Geschichte

Die Harfe ist eines der ältesten Musikinstrumente. Sie stammt aus dem Orient und gehört als Instrument zur Familie der Chordophone. Die Harfe tritt zum ersten Mal im alten Ägypten in Form der Bogenharfe (2850 v. Chr.-2160 v. Chr.) auf.[9] Auch in der jüdischen Literatur taucht die Harfe um das Jahr 2000 v. Chr. auf. Das im vergleich zu heute wesentlich kleinere und mit nur wenigen Saiten versehene Instrument wurde Tebuni oder Kinnor genannt.[10] Aus der Bogenharfe entwickelt sich ca. 1550 v. Chr. die saitenreiche Standharfe. Aus Vorderasien stammend kommt dazu die kleinere Winkelharfe, aus der sich später die Rahmenharfe entwickelte. In Europa trat die Harfe zuerst im 8. Jahrhundert in Irland auf.[9] Im frühen Mittelalter um dem 6. Jahrhundert n. Chr. fand das Instrument bereits bei den im westlichen Europa ansässigen germanischen und keltischen Volksstämmen Eingang anfänglich nur zur Begleitung der frommen Psaltergesänge.[10]

Eine der ältesten erhaltenen Harfe aus dem 14. oder 16. Jahrhundert ist nach dem legendären irischen Hochkönig Brian Boru benannt, der allerdings mehrere Jahrhunderte vorher gelebt hat. Sie hat einen aus einem einzigen Stamm gebeitelten Korpus, als Resonanzholz kam Weidenholz zum Einsatz. Die Harfe kann in der Biliothek des Trinity College in Dublin besichtigt werden. Ein sehr ähnliches Exemplar ist die Queen Mary Harp, die sich im Museum of Scotland in Edinburgh befindet.[11] Ab dem 17. Jahrhundert wurden die Saiten der Harfe nach der Es-Dur-Tonleiter es, f, g, as, b, c, d gestimmt, aber es fehlten die halben Zwischentöne e, ges, a, h und des. Anfangs hat dazu der Harfenspieler die Saiten an den Hals des Instrumentes gepresst, später wurde die Saitenbefestigung im Spiel nach Bedarf fester gezurrt. Beides brachte mit sich, dasss der Harfenspieler dadurch oft nur eine Hand zum Zupfen der Saiten frei hatte. 1720 erfand Jacob Hochbrucker (um 1673–1763) die Pedalharfe mit Pedalen am Harfenfuß, an dem sieben Pedale (Fußtritte) angebracht sind. Damit können mit Hilfe der Füße die halben Zwischentöne gespielt werden.[10]

Nach 1750 wurde in Paris die Einfachpedal-Harfe erfunden. Ende des 18. Jahrhunderts wurde im Preßnitz (Přísečnice) im damaligen Königreich Böhmen (heute Tschechien) die Haken-Harfe entwickelt. Sie wiegt nicht viel und ermöglichte damaligen Wandermusikern das Harfespielen. 1810 wurde in London die Doppelpedal-Harfe durch Sébastien Érard (1752–1831) vorgestellt. Mit dem 19. Jahrhundert erfolgte im alpenländischen Raum die eigenständige Entwicklung einer Einfachpedal-Harfe.[12]

2016 wurde die Harfe zum Instrument des Jahres von den Landesmusikräten der deutschen Bundesländer gewählt.[13]

Varianten

Variante Erläuterung Bild
Andenharfe Entstanden in Ecuador und Peru, bespannt mit Darmsaiten oder Metallsaiten. Wird sowohl als Soloinstrument als auch im Ensemble eingesetzt. Bei Prozessionen in der Region von Cusco in Peru wird sie mit dem Bogen auf die Schulter gestützt und kopfüber gespielt.[14] Verbreitet in den Anden, eine Gebirgskette in Südamerika. Andenharfe
Arpa de dos órdenes Bauform der chromatischen Doppelharfe des iberischen Barocks. Arpa de dos órdenes
Arpa doppia Bauform der chromatischen Doppelharfe des barocken Italiens. Barberini-Harfe von Anfang des 17. Jahrhunderts
Arpa llanera Venezolanischer Harfentyp, typischerweise 32 Saiten und 160 cm hoch. Arpa llanera
Böhmische Harfe Mitteleuropäische Variante der Rahmenharfe in Böhmen mit gerader Stange und eingezapftem Hals. Böhmische Harfe
Bogenharfe Der älteste Harfentyp. Die ersten Abbildungen von Harfen erscheinen in Mesopotamien und im Alten Ägypten etwa 2400 v. Chr. Ennanga Bogenharfe
Çeng
Tschang
Historische orientalische vertikale Winkelharfe bis Anfang 18. Jahrhunderts. Çenk Winkelharfe
Doppelharfe Harfe mit zwei Reihen von Saiten, die entweder parallel zueinander verlaufen oder sich kreuzen, ohne sich zu berühren. Es gibt diatonisch oder chromatisch gestimmte Doppelharfen. Chromatische Doppelharfe
Doppelpedalharfe Pedalharfe zur Einstellung der Tonarten. Jedes Pedal hat zwei Stufen, wodurch die Erhöhung um je zwei Halbtöne und somit einen Ganzton möglich wurde. Heute gebräuchliche Form der Konzertharfe. Patentiert 1810 von dem französischen Instrumentenbauer Sébastien Érard (1752–1831) Doppelpedalharfe
Einfachpedalharfe Pedalharfe zur Einstellung der Tonarten ab dem 18. Jahrhundert Einfachpedalharfe
Hakenharfe Bezeichnung nach der Umstimmvorrichtungen der Harfe. Traditionell ein diatonisches Instrument, das auf eine Tonart eingestimmt ist. Entwicklung Ende des 18. Jahrhunderts im böhmischen Preßnitz (Přísečnice/CZ).[12] Siehe z. B. Böhmische Harfe. Böhmische Harfe
Keltische Harfe
Gälische Harfe
Irische Harfe
Traditionelle Harfe aus Republik Irland, der Bretagne, Wales und Schottland. Auffallend ist vor allem die typische gebogene Form der Säule. moderne keltische Harfe
Konzertharfe Bezeichnung in der heutigen Zeit für eine Doppelpedalharfe, mit der in allen Tonarten gespielt werden kann. Konzertharfe
Lateinamerikanische Harfe Einführung in Lateinamerika im 16. Jahrhundert durch die Spanier. Das Instrument verlor im Lauf seiner Entwicklung die pentatonische Saitenreihe und ist heute ein diatonisches Instrument ohne Umstimmvorrichtungen.
Paraguayische Harfe Paraguayischer Harfentyp, typischerweise 36 Saiten und etwa 150 cm hoch. Paraguayische Harfe
Pasyryk-Harfe Horizontale Winkelharfe aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. der Pasyryk-Kultur. Entdeckt von dem russischen Archäologen Sergei Rudenko (1885–1969). Horizontale Winkelharfe auf einem assyrischen Relief in Nimrud
Pleyelharfe
Pleyel-Harfe
Lyon-Harfe
Chromatische Harfe mit gekreuzten Saiten, Bauform der Doppelharfe. Entwickelt vom französischen Musikhaus Pleyel gegen Ende des 19. Jahrhunderts.[15] Chromatische Doppelharfe nach Lyon, nach 1895
Südamerikanische Harfe Südamerikanischer Harfentyp. Die Saiten werden mit den Fingernägeln gezupft.
Tiroler Volksharfe
Tiroler Liederharfe
Einfachpedalharfe für Tonarten bis zu drei B und vier Kreuzen einschließlich C-Dur. Zwei Tiroler Volksharfen
Tripelharfe Harfe mit drei Reihen von Saiten, die entweder parallel zueinander verlaufen oder sich kreuzen, ohne sich zu berühren. walisische Tripelharfe, um 1750
Walisische Tripelharfe Chromatische Tripelharfe aus Wales, deren Saiten in drei Ebenen angeordnet sind. Stammt ursprünglich aus Italien.[16] Walisische Tripelharfe
Weigel-Harfe Chromatische Harfe mit einer Saitenreihe aus 54 Saiten im gleichen Abstand. Patentiert 1900 von dem deutschen Harfenisten Karl Weigel.[15]
Winkelharfe Deutlich höhere Saitenanzahl als bei den Bogenharfen. Ägyptische Winkelharfe (10.–8. Jahrhundert v. Chr.)

Literatur

  • 1977: Lexikon der Harfe. Ein biographisches, bibliographisches, geographisches und historisches Nachschlagewerk von A-Z, Hans Joachim Zingel, Laaber-Verlag, ISBN 978-3921518052
  • 1995: Zur Baugeschichte der Harfe vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert, Herausgeberin Monika Lustig, 132 Seiten, ISBN 978-3895121135
  • 2003: Harfe In: Oesterreichisches Musiklexikon, Dagmar Droysen-Reber, Online-Ausgabe, Wien 2003 ff., ISBN 3-7001-3077-5, Druckausgabe: Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 3-7001-3044-9
  • 2021: AUFSÄTZE ZUR GESCHICHTE DER HARFE: Die Harfe in der Hochrenaissance und im Barock.Touren der R.N.S.-Box in Russland, Nadezhda Nikolaewna Pokrowskaq, 76 Seiten, Verlag Unser Wissen, ISBN 978-6203298680

Weblinks

Quellen