Jair Bolsonaro

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Jair Messias Bolsonaro [ʒaˈiʁ bowsoˈnaɾu] (* 21. März 1955 in Glicério, Bundesstaat São Paulo) ist ein brasilianischer Politiker. Seit 2019 ist er der Präsident Brasiliens. Bei der Präsidentschaftswahl im Oktober 2022 unterlag er Lula da Silva.

Jair Bolsonaro, 2019Unterschrift
Ehefrau Michelle Bolsonaro, 2019

Leben

Herkunft und Ausbildung

Jair Messias Bolsonaro wurde am 21. März 1955 in Glicério im brasilianischen Bundesstaat São Paulo als Sohn des Zahnarztes Percy Geraldo Bolsonaro und seiner Frau Olinda Bonturi Bolsonaro geboren. Er ist ein Nachkomme italienischer Einwanderer, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Brasilien kamen.[1] Er wuchs mit fünf Brüdern an verschiedenen Orten im Süden des Staates São Paulo auf, ab 1966 in Eldorado. In der Highschool erhielt Bolsonaro die Zulassung für die Kadettenschule Escola Preparatoria des Cadets do Exército, in die er 1973 eintrat. Danach absolvierte er von 1974 bis 1977 die Academia das Agulhas Negras, die wichtigste Militärakademie in Brasilien mit dem Rang als Artillerieoffizier.[2]

Bolsonaro diente u. a. als Fallschirmjäger in Rio de Janeiro und machte bereits in seiner Armeezeit als rechtsgerichteter Hardliner öffentlich auf sich aufmerksam.[2] 1988 begann seine öffentliche politische Karriere mit der Wahl zum Stadtrat in Rio de Janeiro für den Partido Democrata Cristão (PDC). Bei den Wahlen 1990 gewann er ein Mandat in der Abgeordnetenkammer des Nationalkongresses, welches er für sechs weitere Amtszeiten halten konnte. In 28 Jahren wechselte er acht Mal die Parteizugehörigkeit, am längsten war er von 1995 bis 2003 der Partido Progressista Brasileiro (PPB) angehörig. Von 2016 bis 2018 gehörte Bolsonaro der Partido Social Cristão (PSC) an. 2018 trat Bolsonaro aus dem PSC aus und trat dem Partido Social Liberal (PSL) bei.[3] Noch im selben Jahr wurde er zum Parteiführer und Präsidentschaftskandidaten für die Wahlen in 2018 gewählt. Im Oktober 2018 setzte sich Bolsonaro bei der Stichwahl zur Präsidentschaftswahl mit 55,13 % der Stimmen gegen Fernando Haddad der Partido dos Trabalhadores (PT) durch.[4] Bei der Präsidentschaftswahl am 2. Oktober 2022 lag der linke Ex-Präsidenten Lula da Silva (* 1945) vor Präsident Jair Bolsonaro, erreichte aber nicht die absolute Mehrheit. Die Stichwahl am 30. Oktober 2022 gewann Lula da Silva mit 50,83 Prozent der Stimmen.[5] Bolsonaro wurde dadurch der erste Präsident Brasiliens, der nicht wiedergewählt wurde.[6]

Privat

Aus seiner ersten Ehe mit seiner Frau Rogéria hat Jair Bolsonaro die drei Söhne Flávio (* 30. April 1981 in Resende), Carlos (* 7. Dezember 1982 in Resende) und Eduardo Bolsonaro (* 10. Juli 1984 in Rio de Janeiro), die ebenfalls in der Politik aktiv sind. Er war in zweiter Ehe mit Ana Cristina Valle verheiratet, mit der er den weiteren Sohn Renan hat.[7] Jair Bolsonaro ist in dritter Ehe mit Michelle de Paula Firmo Reinaldo Bolsonaro (* 22. März 1982 in Ceilândia, Distrito Federal do Brasil) verheiratet. Sie lernten sich 2007 kennen. Im November 2007 nahm sie den Nachnamen Bolsonaro an. Im Jahr 2011 brachte sie die gemeinsame Tochter Laura zur Welt.

Am 6. September 2018 wurde Bolsonaro bei einer Wahlkampfveranstaltung im Süden Brasiliens von einem Mann in den Bauch gestochen und lebensgefährlich verletzt. Bolsonaro wurde notoperiert und überlebte.[8] Am 1. November 2021 bekam Bolsonaro von der norditalienischen Gemeinde Anguillara Veneta in der Provinz Padua die Ehrenbürgerschaft verliehen. Von dort stammt sein Urgroßvater Vittorio, der nach Brasilien auswanderte. Zur Übergabe reiste Jair Bolsonaro nach dem Besuch des G20-Gipfels in Rom dorthin.[9][10]

Literatur

  • 2019: Populismus in den USA und Lateinamerika, Ursula Prutsch, VSA-Verlag, Hamburg, ISBN 978-3-96488-001-7, S. 122–136 (= Teil 3 Lateinamerika, Kapitel 2: Autoritärer Rechtspopulismus in Brasilien: Getúlio Vargas, Jair Bolsonaro)
  • 2020: Bulldozer Bolsonaro: Wie ein Populist Brasilien ruiniert, Andreas Nöthen, 240 Seiten, Ch. Links Verlag, 2. Auflage, ISBN 978-3962890964
  • 2021: Beef, Bible and Bullets: Brazil in the Age of Bolsonaro, Richard Lapper, 294 Seiten, Manchester University Press, ISBN 978-1526149015 (Englisch)
  • 2021: The Bolsonaro Paradox: The Public Sphere and Right-Wing Counterpublicity in Contemporary Brazil, Camila Rocha, Esther Solano und Jonas Medeiros, 175 Seiten, Springer, ISBN 978-3030796525 (Englisch)
  • 2022: Brasilien über alles: Bolsonaro und die rechte Revolte, Niklas Franzen, 240 Seiten, Assoziation A, ISBN 978-3862414925

Weblinks

Quellen