Jerusalem

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Flagge von Jerusalem
Kollage: Blick auf Jerusalem vom Givat HaArbaa, Flohmarkt in der Altstadt, Einkaufsstraße in Mamila, Beth Knesset, al-Aqsa-Moschee und Felsendom auf dem Tempelberg, Davidszitadelle, Meleke-Blöcke in der Westmauer des Jerusalemer Tempelberges
Lage von Jerusalem

Jerusalem (hebräisch ירושלים Jeruschalajim Zum Anhören anklicken [jeʁuʃa'lajim]; arabisch ‏القدس, DMG Ūršalīm al-Quds) ist eine Stadt in Israel. Laut Nationalstaatsgesetz ist Jerusalem die Hauptstadt Israels, die Vereinten Nationen und die Mehrheit ihrer Mitgliedstaaten erkennen Jerusalem jedoch nicht als israelische Hauptstadt an. Der politische Status der Stadt ist international umstritten und Teil des Nahostkonflikts. Jerusalem wurde 1980 von Israel durch das Jerusalemgesetz zu seiner vereinigten und unteilbaren Hauptstadt erklärt, diese ist aber als solche nur von den Vereinigten Staaten, Guatemala, Honduras und dem Inselstaat Nauru anerkannt.[1] Die diplomatischen Vertretungen der meisten Staaten, darunter die von Deutschland, Österreich und der Schweiz sind weiterhin in Tel Aviv. In Jerusalem befinden sich der Sitz des israelischen Staatspräsidenten, die Knesset, das Oberste Gericht, die Hebräische Universität, die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem und der Israel National Cemetery. In Jerusalem liegen auch bedeutende religiöse Stätten des Judentums, des Christentums und des Islams.

Als Ostjerusalem wird der Teil von Jerusalem bezeichnet, der nach dem Palästinakrieg 1948 von Jordanien besetzt war, bis er im Juni 1967 im Sechstagekrieg durch Israel erobert wurde. Er wird hauptsächlich von christlichen oder muslimischen Arabern bewohnt. Aus israelischer Sicht ist Ostjerusalem nach der Annexion 1980 durch das Jerusalemgesetz heute Teil des vereinigten Jerusalem einschließlich der Teile des Westjordanlandes, die von Israel zum Jerusalemer Stadtgebiet erklärt wurden. Westjerusalem gehört seit 1948 zu Israel und ist hauptsächlich jüdisch bewohnt. Die Altstadt Jerusalems ist in ein jüdisches, christliches, armenisches und muslimisches Viertel gegliedert und von einer Befestigungsmauer umgeben. Sie wurde 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt.[2]

Geschichte

In der frühen Bronzezeit siedelen sich verschiedene Stämme aus Syrien und dem Irak auf dem Felsplateau des judäischen Hochlands an. Im Dritten Jahrtausend v. Chr. wandern die Kanaanäer ein und gaben dem Land seinen biblischen Namen Kanaan. Sie gründen die Stadt Urusalem, das spätere Jerusalem. Der Stadtname leitet sich von Uru Schalim oder Uru Salem her, was "Stadt des Friedens" bedeutet.[3] Im zweiten Jahrtausend v. Chr. folgen die Hebräer und die Philister, die dem Land den Namen Palästina gaben. Sie wollten gemeinsam die Israeliten aus dem Land vertreiben, doch die zwölf israelitischen Stämme schlossen sich zusammen und ihrem König David gelang es 997 v. Chr. Jerusalem zu erobern und die Stadt zum politischen und religiösen Mittelpunkt zu machen. Sein Sohn Salomon ließ in Jerusalem den ersten jüdischen Tempel für den Gott Jahwe (JHWH) bauen, das Nationalheiligtum.[3] Nach seinem Tod zerfiel das israelitische Reich wieder und die Römer, Araber und Christen eroberten nacheinander Jerusalem. Ein Großteil der Juden fand weit über die Erde verstreut Zuflucht. Von 1518 bis 1917 zählte Palästina zum Osmanischen Reich, in dem überwiegend Araber lebten. Die meisten davon waren Muslime und einige Christen, die jüdische Bevölkerung bildet die Minderheit.[4]

Im späten 19. Jahrhundert flohen viele europäische Juden vor Diskriminierung und Verfolgung nach Palästina und schufen dort die Grundlage für einen jüdischen Staat. Die ersten Siedlungen entstanden 1882. Zwischen 1919 und 1945 stieg der Anteil der Juden an der Bevölkerung Palästinas von 10 auf 33 Prozent. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossen die Vereinten Nationen (VN) 1947, Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat zu teilen und Jerusalem zu internationalisieren. Danach sollte der jüdische Staat 56 Prozent und der arabische Staat 44 Prozent des Landes erhalten. Die Araber sprachen den VN jedoch das Recht ab, über die mehrheitlich arabische Bevölkerung zu entscheiden und lehnten die Teilung ab. Das führte zu einem Bürgerkrieg zwischen den arabischen Palästinensern und den Juden. Die jüdischen Truppen eroberten weitere Teile des Landes und am 14. Mai 1948 erklärte David Ben-Gurion (1886–1973) die Unabhängigkeit des jüdischen Staates. Der neue Staat erhielt den Namen Israel. Am Tag darauf zogen die Briten aus Palästina ab und die Truppen der arabischen Nachbarstaaten Ägypten, Libanon, Transjordanien (das spätere Jordanien) und Syrien marschierten in Palästina ein, um die Teilung zu verhindern. Dabei wurde besonders heftig um Jerusalem gekämpft. Die israelischen Streitkräfte gewannen im Januar 1949 den ersten israelisch-arabischen Krieg gegen die untereinander zerstrittenen arabischen Staaten. Es wurde ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet und Palästina aufgeteilt. Der Gazastreifen fiel unter ägyptische Militärverwaltung, Jordanien erhielt das Westufer des Jordan und Ost-Jerusalem, West-Jerusalem ging an Israel. Jerusalem wurde also nicht internationalisiert, sondern geteilt. Die jüdischen Truppen vertrieben die arabischen Einwohner aus West-Jerusalem und die jüdischen Einwohner Ost-Jerusalems mussten vor den jordanischen Truppen fliehen.[4]

Bereits während des Krieges flohen viele Palästinenser in arabische Nachbarländer. Von den fast 900.000 Arabern, die nach der israelischen Eroberung auf besetztem Gebiet lebten, verliessen rund 780.000 das Land. Die arabischen Führer und auch die VN versprachen den Flüchtlingen, dass sie bald in ihre Heimat zurückkehren könnten. Israel erkennt das Rückkehrrecht jedoch nicht an und beschlagnahmte die Ländereien. Im Juni 1967 kam es zum Sechstagekrieg, dem dritten israelisch-arabischen Krieg. In den sechs Tagen eroberte Israel die syrischen Golanhöhen, den ägyptischen Sinai und den ägyptisch verwalteten Gazastreifen sowie das jordanische Westjordanland einschließlich Ost-Jerusalem. Der VN-Sicherheitsrat verlangt in einer Resolution vom 22. November 1967 den Abzug der israelischen Streitkräfte aus den besetzten Gebieten, doch erst 1979 gab Israel im Rahmen eines Friedensvertrages den Sinai zurück, das übrige eroberte Territorium hält Israel besetzt.[4]

Geografie

Jerusalem liegt liegt 60 km östlich von Tel Aviv und dem Mittelmeer auf dem südlichen Ausläufer eines Plateaus in den judäischen Bergen, zu denen der Ölberg im Osten und der Skopus im Nordosten gehören. 35 km von Jerusalem entfernt liegt im Osten das Tote Meer. In der näheren Umgebung Jerusalems liegen Bethlehem und Bait Dschala im Süden, Abu Dis und Maʿale Adummim im Osten, sowie Ramallah und Givʿat Seev im Norden. Die Stadt Jerusalem ist von zahlreichen trockenen Tälern (Wadis) umgeben. Entlang der Südseite der Altstadt Jerusalem findet sich die steil abfallende Schlucht Gehinnom.


Literatur

  • 1991: Jerusalem. 4000 Jahre Kampf um eine heilige Stadt, Gerhard Konzelmann, dtv Verlagsgesellschaft, 500 Seiten, 5. Auflage, ISBN 978-3423107389
  • 2008: Das antike Jerusalem: Archäologie und Geschichte, Eckart Otto, 128 Seiten, C.H.Beck, ISBN 978-3406568817
  • 2009: Jerusalem: Die Geschichte einer heiligen Stadt, Herausgeber Annette Großbongardt und Dietmar Pieper, 288 Seiten, Deutsche Verlags-Anstalt, 2. Auflage, ISBN 978-3421044655
  • 2011: Abenteuer Jerusalem: Die aufregende Geschichte einer Stadt dreier Weltreligionen, Autor Dieter Vieweger, Illustratorin Ina Beyer, Fotograf Hans D. Beyer, 80 Seiten, Gütersloher Verlagshaus, 4. Auflage, ISBN 978-3579067360
  • 2011: Jerusalem: Die Biographie, Simon Sebag Montefiore, 880 Seiten, S. FISCHER, 4. Auflage, ISBN 978-3100506115
  • 2013: Jerusalem: Ein historisch-politischer Stadtführer, Gil Yaron, 304 Seiten, C.H.Beck, 3. erweiterte und aktualisierte Auflage, ISBN 978-3406649561
  • 2018: 111 Orte in Jerusalem, die man gesehen haben muss, Laszlo Trankovits, 240 Seiten,‎ Emons Verlag, ISBN 978-3740803902
  • 2021: Under Jerusalem: The Buried History of the World's Most Contested City, Andrew Lawler, 464 Seiten, Doubleday, ISBN 978-0385546850 (Englisch)

Weblinks

Quellen