Erster Weltkrieg

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Der Erste Weltkrieg war von 1914 bis 1918 der erste global geführte Krieg sämtlicher Großmächte des 20. Jahrhunderts. Er wurde in Europa, im Nahen Osten, in Afrika, Ostasien und auf den Ozeanen geführt. Weltweit verloren dabei über 15 Millionen Menschen ihr Leben.[1]

Weltkarte der Beteiligten des Ersten Weltkrieges
  • Entente und Alliierte
  • Mittelmächte
  • Neutrale
  • Collage von Kampfhandlungen während des Ersten Weltkrieges: Schlacht an der Somme, Albatros D.III Jagdflugzeuge der Jagdstaffel 11, Mark V Panzer an der Siegfriedstellung (Hindenburglinie), Soldaten mit Gasmasken und Vickers-Maschinengewehr bei der Schlacht an der Somme, sinkendes Schlachtschiff HMS Irresistible in den Dardanellen

    Vorgeschichte

    In den Jahren 1912 bis 1914 verschlechterten sich die Beziehungen zwischen den Großmächten zusehends. Zwischen Deutschland und Frankreich kam es 1912/1913 zu einem regelrechten Wettrüsten. Auf beiden Seiten herrschte die Überzeugung, dass der Gegner zum Krieg dränge. Hinzu kam ab dem Spätherbst 1913 eine starke Fehde zwischen Deutschland und Russland. Russland wollte nicht, dass die türkische Armee von deutschen Instruktoren verbessert würde, so wie von Deutschland und dem Osmanische Reich geplant. Russlands Kriegsminister rief im April 1914 die französischen Alliierten öffentlich dazu auf, sich endlich auf den Kampf an der Seite Russlands vorzubereiten. Der preußische Generaloberst Helmuth Johannes Ludwig von Moltke (1848–1916) drängte deshalb immer heftiger auf einen Krieg, solange die deutschen Aussichten auf einen Sieg im Zweifrontenkrieg gegen Russland und Frankreich noch realistisch seien. Am 28. Juni 1914 wurde in Sarajevo ein tödliches Attentat auf Franz Ferdinand von Österreich-Este (1863–1914) und seine Frau Sophie Chotek von Chotkowa (1868–1914) verübt, welches zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges beitrug.[2]

    Verlauf

     
    Verlauf des Ersten Weltkrieges

    Der Erste Weltkrieg begann am 28. Juli 1914. Mit der Beistandsversicherung des Deutschen Kaiserreiches im Rücken erklärte Österreich-Ungarn genau einen Monat nach dem Attentat von Sarajevo auf Franz Ferdinand von Österreich-Este Serbien den Krieg. Das löste eine Kettenreaktion aus. Der Generalmobilmachung Russlands, das Serbien unterstützte, folgte die Kriegserklärung Deutschlands. Deutschland zwang mit der Besetzung Luxemburgs und Belgiens und dem Vorhaben der Eroberung Frankreichs auch Großbritannien in den Konflikt.[3]

    Allgemein herrschte der Irrglaube, dass der Krieg von kurzer Dauer sein würde. Österreich-Ungarn stellte Serbien ein Ultimatum, was den russischen Außenminister Sergei Dmitrijewitsch Sasonow (1860–1927) aufbrachte. „Sie setzen Europa in Brand!“, sagte er dem deutschen Botschafter. Österreich verlangte von Serbien eine Art förmliche Unterwerfung, was für einen souveränen Staat nach damaligen Begriffen vollständig inakzeptabel war. Jedoch gab Serbien diplomatisch geschickt nahezu allen Forderungen Wiens nach, nur die Beauftragung österreichischer Beamter mit der Untersuchung lehnte es ab. Daraufhin erklärte die Doppelmonarchie ohne weitere Verhandlungen Serbien den Krieg, was die europäische Öffentlichkeit schockierte. Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) erkannte, dass Österreich-Ungarns Verhalten nicht zu legitimieren war und gab die Anweisung, Österreich-Ungarn zur Mäßigung aufzufordern. An den Rand einer Depesche aus Wien schrieb der Kaiser, dass mit der serbischen Antwort „jeder Kriegsgrund“ entfalle. Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg (1856–1921) leitete die Vorschläge des Kaisers korrekt nach Wien weiter, jedoch erst einem Tag nach dem bereits der Krieg erklärt wurde. Für Russland war es unmöglich, diesen Gewaltakt an der kleinen slawischen Brudernation hinzunehmen. Am 30. Juli 1914 befahl Russland daher die Mobilmachung. Damit war das deutsche Bemühen erfolgreich, Russland als Schuldigen am Ausbruch des Weltkrieges anprangern und so scheinbar einen Verteidigungskrieg führen zu können.[2]

    Am 2. August 1914 wurde das neutrale Luxemburg von deutschen Truppen besetzt und am 4. August 1914 marschierten deutsche Truppen auf dem Weg nach Frankreich in das neutrale Belgien ein. Für die Deutschen war es schwierig, dies als Verteidigungsfall darzustellen, hatte ihre Armee damit doch offensichtlich gegen das Völkerrecht verstoßen. Dennoch verkündete Kaiser Wilhelm II. am 4. August 1914 „Mitten im Frieden überfällt uns der Feind!“ Diese Nachricht wurde überall im Reich verbreitet.[4]

    Ab August 1914 befanden sich die Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn im Krieg gegen die verbündeten Entente-Staaten Frankreich, Großbritannien und Russland. Der Krieg herrschte nicht nur auf den Schlachtfeldern in Europa, den Kolonien in Afrika, im Nahen Osten sowie auf hoher See, sondern erstmals auch an der Heimatfront. Viele Deutsche litten schon bald unter Hunger, waren vom zähen Kriegsverlauf enttäuscht und vom Massentöten an der Westfront schockiert. In Deutschland führten Versorgungsengpässe, steigende Lebensmittelpreise und nicht zuletzt das Gefühl einer ungerechten Verteilung 1915 zu ersten Hungerkrawallen. Ab 1916 kam es in Deutschland aufgrund der Kämpfe ohne Aussicht auf baldigen Erfolg zu einer allgemeinen tiefen Kriegsmüdigkeit. An der Westfront hatten sich die Aussichten auf einen Sieg seit dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten im April 1917 dramatisch verschlechtert. Auftrieb erhielt das Deutsche Reich noch einmal, als es am 3. März 1918 einen vorteilhaften Friedensvertrag mit Russland durchsetzte. Nach dem im Sommer 1918 mehrere Großoffensiven Deutschlands gescheitert waren, war die Kampfkraft der deutschen Armee vollends erschöpft. Am 29. September 1918 forderte die Oberste Heeresleitung (OHL) von der politischen Führung Verhandlungen über einen Waffenstillstand. Der Waffenstillstand wurde am 11. November 1918 unterzeichnet. Damit endete der Erste Weltkrieg im November 1918 mit der militärischen Niederlage Deutschlands und seines Bündnispartners Österreich-Ungarn. Weltweit starben bei dem Krieg rund neun Millionen Soldaten und mehr als sechs Millionen Zivilisten.[1]

    Kriegsfolgen

     
    Deutsche Gebietsverluste in Europa durch den Versailler Vertrag
     
    Die Unterzeichnungszeremonie im Spiegelsaal von Versailles und die ersten zwei Seiten der Unterschriften sowie Siegel unter dem Vertrag

    Die Monarchien in Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland waren beseitigt und das Osmanische Reich brach auseinander. So entstanden neue Nationalstaaten, Nationalitätenprobleme und kriegerische Konflikte herrschten in Europa und im Nahen Osten jedoch noch lange vor.[1]

    Der Kriegsschuldartikel des Versailler Vertrages von 1919, Artikel 231, befand:

    „Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären, und Deutschland erkennt an, dass Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infolge des Krieges, der ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungen wurde, erlitten haben.“ [4]

    Die neue Weimarer Regierung distanzierte sich von der Entscheidung der Sieger. Es entbrannte ein Kampf um die sogenannte Kriegsschuldlüge. Dass man als Angreifer dargestellt wurde, war für viele Deutsche unannehmbar, nicht zuletzt, weil die immensen alliierten Reparationsansprüche darauf basierten. Die Revision des Versailler Schuldspruchs und das Ende der Reparationszahlungen wurde zum Ziel der offiziellen deutschen Geschichtsschreibung der 1920er Jahre. Um die Welt von Deutschlands Unschuld zu überzeugen, wurden von speziell dafür gegründeten Forschungsämtern Dokumentensammlungen zusammengestellt, Bücher veröffentlicht und spezielle Zeitschriften gegründet. Darstellungen, welche diese offizielle Interpretation infrage zu stellen drohten, wurden zensiert. 1927 verkündete Reichspräsident Paul von Hindenburg (1847–1934) während der Gedenkfeier zur Eröffnung des Tannenberg-Denkmals, dass das deutsche Volk die Anschuldigung ablehne, für diesen (bis dahin) größten aller Kriege verantwortlich zu sein und forderte die Revision des Versailler Vertrags. Die Propagandaoffensive war erfolgreich. Bis Anfang der 1930er Jahre setzte sich auch im Ausland eine neue Sicht durch und der internationale Konsens wandte sich zugunsten Deutschlands. Am 30. Januar 1937 erklärte Führer und Reichskanzler Adolf Hitler (1889–1945) im Deutschen Reichstag, dass die Kriegsschuldfrage endgültig gelöst sei. Die Kriegsschuldfrage schien also geklärt, und als der Zweite Weltkrieg drohte und schließlich Wirklichkeit wurde, hatte man weder in Deutschland noch im Ausland Interesse, über die Ursachen des Ersten Weltkrieges weiter nachzudenken.[4]

    Literatur

    • 1994: Der Erste Weltkrieg. Wirkung, Wahrnehmung, Analyse, Wolfgang Michalka, 1062 Seiten, Piper, ISBN 978-3492119276
    • 1999: Der Erste Weltkrieg, Janusz Piekałkiewicz, 608 Seiten, Weltbild, Augsburg, ISBN 978-3893505647
    • 2002: Der grosse Krieg und die Historiker. Neue Wege der Geschichtsschreibung über den Ersten Weltkrieg, Wolfgang J. Mommsen, 42 Seiten, Klartext, ISBN 978-3898610988
    • 2009: Der Erste Weltkrieg, H P Willmott, Dorling Kindersley, ISBN 978-3831014149
    • 2010: Der Erste Weltkrieg 1914 - 1918, Wolfdieter Bihl, 351 Seite, Böhlau: Wien, Köln, Weimar, ISBN 978-3205783794
    • 2013: Der falsche Krieg: Der Erste Weltkrieg und das 20. Jahrhundert, Autor Niall Ferguson, Übersetzer Klaus Kochmann, 480 Seiten, Pantheon Verlag, 2. Auflage, ISBN 978-3570552001 (Originaltitel The Pity of War)
    • 2013: Der Grosse Krieg: Die Welt - 1914 bis 1918, Herfried Münkler, 928 Seiten, Rowohlt Berlin, 7. Auflage, ISBN 978-3871347207
    • 2014: Der Erste Weltkrieg: Die visuelle Geschichte, R.G. Grant, 360 Seiten, Dorling Kindersley, ISBN 978-3831025275
    • 2014: Die Büchse der Pandora: Geschichte des Ersten Weltkriegs, Jörn Leonhard, 1168 Seiten, C.H.Beck, 5. Auflage, ISBN 978-3406661914
    • 2015: Der Erste Weltkrieg, Der Erste Weltkrieg, 282 Seiten, UTB GmbH, ISBN 978-3825240851

    Weblinks

    Quellen