Schallplatte

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Eine Schallplatte (umgangssprachlich Vinyl) ist ein in der Regel kreisrunde dünne Scheibe, die als analoger Tonträger dient. Die Scheibe besteht meistens aus schwarzem Polyvinylchlorid (PVC). Die Schallplatte wurde in den 1950er Jahren der Nachfolger der Schellackplatte. Nachfolger der Schallplatte wurde Anfang der 1980er Jahre die Compact Disc (CD).

12" Schallplatte
Windungen der Rille einer Schallplatte unter dem Mikroskop
Tonarm mit Tonabnehmer eines Schallplattenspielers
Schallplattenspieler von Technics
Flexidisc (eine Floppy ROM mit Daten für Computer) in einem Magazin

Die meistverkaufte Langspielplatte (LP, englisch Longplay) ist mit über 100 Millionen Stück das Album "Thriller" (1982) des US-amerikanischen Popsängers und Komponisten Michael Jackson (1958–2009). Die britische Rockband Pink Floyd verkaufte ihr Album "The Dark Side of the Moon" (1973) über 50 Millionen Mal.[1]

Technik

Die Schallplatte wird heutzutage aus Polyvinylchlorid (PVC) hergestellt. PVC ist ein amorphe thermoplastischer Kunststoff. Eine Seite der Schallplatte besteht aus einer vom Rand zum Mittelpunkt verlaufenden spiralförmigen Rille. Die Flanken der Rille bilden die Schallschwingungen der gespeicherten Schallsignale ab. Ein Tonabnehmer wird durch Drehung der Schallplatte durch einen Motor an der Rille entlanggeführt und entsprechend ausgelenkt. Damit die Schallsignale für den Menschen hörbar werden, werden diese entweder mechanisch über eine Membran und einen Schalltrichter oder auf elektromechanischem Weg verstärkt. Bei heute üblichen Plattenspielern erfolgt das auf elektromechanischem Weg.

Die Schneidkennlinie (auch Schneidekennlinie) ist das Maß für die seitliche Auslenkung einer Schallplattenrille. Für Deutschland sind die Schneidkennlinien heutzutage in den Normen DIN IEC 98-3 oder DIN 45 546 und 45 547 definiert. US-amerikanische Unternehmen halten sich an die Vorgaben der Recording Industry Association of America (RIAA).[2]

Die Rille wird in einem Polyvinylgranulat unter Hitze in einer Presse eingeprägt.[3] Eine Vinyl-Schallplatte wird unter hohem Druck von etwa 80 kg pro cm² bei 150°C gepresst.[1]

Die flexible Disc (auch Flexidisc oder Schallfolie) ist eine Schallplatte aus biegsamen Material, zumeist eine Folie aus Polyethylen oder ähnlichem Kunststoff. Flexidiscs wurden vorwiegend als Beilage in Musikzeitschriften verwendet. Die Tonqualität ist schlechter als bei einer Schallplatte aus PVC.

Die Picture Disc ist eine spezielle Form der Schallplatte, bei der ein Bild auf der Oberfläche eingearbeitet ist. Sie sind eine Weiterentwicklung von farbigen und transparenten Schallplatten. Die ersten moderne Picture Discs erschien 1970 mit dem Debütalbum "Air Conditioning" der britischen Progressive Rock-Band Curved Air. Aufgrund der geringeren Rillentiefe ist die klangliche Qualität jedoch schlechter als bei einer normalen Schallplatte aus PVC.[4]

Formate

 
Grössenvergleich (v. l. n. r.): 12-Zoll Single, 10-Zoll Single, 7-Zoll Single

Schallplatten gibt es in mehreren Grössen, handelsüblich sind jedoch nur einige davon. Je grösser die Schallplatte, desto mehr Tonsignale kann sie enthalten und desto länger ist die mögliche Spieldauer. Die Spieldauer pro Seite variiert dabei von wenigen Minuten bei der Single bis etwa 25 Minuten bei der Langspielplatte. Kurzzeitig wurden auch Langspielplatten mit einer Abspieldrehzahl von 16⅔ min−1 hergestellt, die bis zu 60 Minuten Spielzeit pro Seite erreichten. Diese waren weniger für Musik und mehr für Sprachaufnahmen wie Hörspiele gedacht.

Je nach Grösse wird die Schallplatte in einer anderen Geschwindigkeit gedreht. Üblich ist heutzutage eine Abspieldrehzahl von 45 min−1 für kleine Formate und 33⅓ min−1 für eine Langspielplatte. Die Angaben für die Grösse wurden von Anfang an in Zentimetern festgelegt. Die Single mit einem Mittelloch von 38,1 mm Durchmesser kann mit einem sogenannten Puck (Mittelkreuz) auf einem Schallplattenspieler mit regulärer Spindel von 7 mm aufgelegt und so vom Schallplattenspieler wiedergegeben werden.

  • Single: Durchmesser: 17,5 cm; Mittelloch: 38,1 mm, auch 7 mm; Abspieldrehzahl: meistens 45 min−1
  • 10"-Single: Durchmesser: 25,0 cm; Mittelloch: 7 mm; Abspieldrehzahl: meistens 45 min−1
  • Maxi-Single (12"): Durchmesser: 30,0 cm; Mittelloch: 7 mm; Abspieldrehzahl: meistens 45 min−1
  • Extended Play (EP): Durchmesser: 17,5 cm, auch 30,0 cm; Mittelloch: 7 mm; Abspieldrehzahl: 45 min−1 oder 33⅓ min−1
  • Medium Play (MP): Durchmesser: 25,0 cm; Mittelloch: 7 mm
  • Langspielplatte (LP): Durchmesser: 30,0 cm; Mittelloch: 7 mm; Abspieldrehzahl: meistens 33⅓ min−1

Geschichte

Im Januar 1857 hinterlegte der französische Drucker und Buchhändler Édouard-Léon Scott de Martinville (1817–1879) ein Dokument bei der französische Akademie der Wissenschaften. Dem Dokument legte er zwei Phonautogramme bei, die er bereits drei Jahre zuvor hergestellt hatte. Im März 1857 meldete er den Phonautograph als Patent an. Der Phonautograph ist eine Vorrichtung zur grafischen Aufzeichnung von Schall. Es ging bei diesem Gerät nur um die sichtbare Aufzeichnung von Schall, nicht um die Wiedergabe dessen. Auch mit Unterstützung des deutschen Akustikers Rudolph Koenig (1832–1901) entwickelte er sein Gerät weiter.[5]

Im April 1877 reichte der französische Erfinder Charles Cros (1842–1888) seine Arbeit über Schwingungen von Schallwellen, die durch einen auf einer Membran befestigten Stift gemessen werden können, bei der Académie des sciences in Paris ein. Er berichtete weiter, dass man mit dieser Erkenntnis die Schwingungen in Metall gravieren könnte und nannte sein so konzipiertes Gerät Paléophone. Ihm fehlten jedoch die finanziellen Mittel für eine Patentierung und er hatte wenig Interesse an einer Vermarktung. Ende 1877 reichte der US-amerikanische Erfinder Thomas Alva Edison (1847–1931) das erste Patent für den Phonographen ein, welches ihm im Februar 1878 erteilt wurde.

1887 meldete der aus Deutschland stammende und in den USA lebende Erfinder Emil Berliner (1851–1929) das Patent zum Grammophon an. Das Grammophon ist der mechanische Vorläufer des Plattenspielers. 1898 gründete er und sein Bruder Joseph Berliner (1858–1938) in Hannover die Deutsche Grammophon Gesellschaft. Im Jahr 1900 verlagerte die Deutsche Grammophon den Sitz der Verwaltung nach Berlin und wandelete sich in eine Aktiengesellschaft um. Die Fertigung war weiter in Hannover.[6]

Im Jahr 1901 gründete der US-amerikanischer Mechaniker und Unternehmer Eldridge R. Johnson (1867–1945) die Victor Talking Machine Company, besser bekannt als Victor Records. Das 1904 über Victor veröffentlichte Album "Vesti La Giubba" des italienischen Opernsängers Enrico Caruso (1873–1921) war die erste Schallplatte, die über einer Million Mal verkauft wurde. 1924 erwarb Victor die kanadische Berliner Gramophone. Im Jahr 1925 führte Victor unter dem Namen Orthophonic die elektrische Aufnahmetechnik ein. Am 13. September 1927 wurde die japanische Tochtergesellschaft Victor Company of Japan, Limited (JVC) gegründet. 1928 verkaufte Johnson seine Victor-Anteile, welche im Jahr 1929 von der Radio Corporation of America (RCA) erworben wurden.

Erste Langspielplatten gab es bereits 1928. Anfang der 1930er Jahre entwickelte der britischer Elektroingenieur Alan Blumlein (1903–1942) die Flankenschrift. Damit waren erstmals monokompatible Stereo-Aufzeichnungen möglich. Das englische Unternehmen EMI vermarktete dieses Verfahren erstmals 1957. 1933 zog der in Ungarn geborene Ingenieur Peter Carl Goldmark (1906–1977) in die USA, wo er ab 1936 als leitender Ingenieur bei Columbia Broadcasting System (CBS) arbeitete. Hier arbeitete er an der ersten Langspielplatte. 1948 brachte dann Columbia mit der "Long Playing Microgroove Record" die erste LP aus Vinyl auf dem Markt. 1949 folgte das Unternehmen Victor mit den Singles.[7]

Der deutsche Erfinder Eduard Rhein (1900–1993) entwickelte Mitte bis Ende der 1940er Jahre das Füllschriftverfahren, mit dem die Spieldauer von Schallplatten bedeutend erhöht wurde. Mitte 1949 wurde ihm dafür ein Patent erteilt. Damit wurde ein Spieldauer von bis zu 25 Minuten pro Seite möglich. Als letztes Unternehmen stellte EMI 1958 die Produktion von Schellackplatten ein.[6]

Literatur

  • 2007: Vinyl Lexikon: Fachbegriffe, Sammlerlatein, Praxistipps, Frank Wonneberg, 265 Seiten, Schwarzkopf & Schwarzkopf, ISBN 978-3896025463
  • 2011: His Master's Voice: Die Geschichte der Schallplatte, Herbert Haffner, 380 Seiten, Parthas Verlag, ISBN 978-3869640464
  • 2016: Vinyl - Die Magie der schwarzen Scheibe: Grooves, Design, Labels, Geschichte und Revival, Mike Evans und Stefanie Kuballa, 256 Seiten, Edition Olms, ISBN 978-3283012373

Weblinks

Quellen