Richard Stallman

Richard Matthew Stallman (* 16. März 1953 in Manhattan, New York City) ist ein US-amerikanischer Programmierer und Aktivist. Er ist Initiator der Bewegung für Freie Software und Gründer der Non-Profit-Organisation Free Software Foundation (FSF). Er ist auch unter dem Kürzel rms bekannt.[1]
Leben
Karriere als Programmierer und Entwicklung einer Ethik
Richard Matthew Stallman wurde am 16. März 1953 im New Yorker Stadtbezirk Manhattan im US-Bundesstaat New York als Einzelkind geboren. Seine Eltern liessen sich scheiden, als er neun Jahre alt war. Seine Mutter heiratete erneut. Schon lange bevor er Zugang zu einem Computer hatte, war er von Computern besessen. Damals waren Computer sehr teuer. Im Alter von neun Jahren schrieb er Computerprogramme auf Papier. Er studierte Physik an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts. Schon am Anfang des Studium arbeitete er ab 1971 im MIT Artificial Intelligence Laboratory. Hier arbeitete er an der Entwicklung des freien Betriebssystems Incompatible Timesharing System (ITS) für die Rechner der PDP-10-Serie der Digital Equipment Corporation (DEC) mit. Hier entwickelte Stallman seine Ideen zur freien Software, ausgelöst durch seinen gescheiterten Versuch, einen Xerox-Drucker so anzupassen, dass dieser die Benutzer automatisch benachrichtigt, wenn ihre Druckaufträge fertig sind. Dazu benötigte Stallman den Quellcode des Druckers, den Xerox ihm mit der Begründung verweigerte, dass es sich um geschützte Informationen handele. Stallman beschloss daraufhin, eine Software zu entwickeln, die frei für alle Nutzer ist. Er begann darüber nachzudenken, was er als „die Ethik des Problems” bezeichnet. Seine Schlussfolgerung war, dass der Austausch von Informationen ein wichtiger Bestandteil der Zusammenarbeit zwischen Menschen ist. Daher begehe jeder, der sich weigert, Quellcode zu teilen, eine feindselige Handlung.[2]
Anfang der 1980er Jahre beschloss das MIT, das von ihm entwickelte LISP-System6 an zwei Spin-off-Unternehmen, darunter das Unternehmen Symbolics, zu lizenzieren. Symbolics gab später bekannt, dass es dem MIT nicht gestatten würde, die von Symbolics vorgenommenen Verbesserungen und Ergänzungen der Software in sein eigenes System zu übernehmen. Das MIT war empört über diese Entscheidung und beschloss, eine eigene Version des LISP-Systems zu entwickeln. Stallman startete eine legendäre Hacking-Kampagne, bei der er alle von Symbolics vorgenommenen Verbesserungen unabhängig auf dem MIT-System replizierte. Er gab diese auch an das konkurrierende Spin-off-Unternehmen LMI weiter. Der US-amerikanische Journalist und Buchautor Steven Levy würdigte Stallmans Bemühungen später in seinem Buch Hackers: Heroes of the Computer Revolution (1984). Nachdem das AI Lab zu einer neueren Symbolics-Maschine wechselte, auf der die Software von Stallman nicht laufen konnte, kam er zu der Überzeugung, dass seine Community „zerstört” worden war und beschloss, ein Projekt zu starten, das sich dem Schreiben „freier Software” widmete. Im Januar 1984 verliess er das AI Lab, um dies zu tun. Von diesem Zeitpunkt an widmete Stallman sein ganzes Leben der Sache der freien Software.[2]
Wenige Monate zuvor rief Stallman im September 1983 das GNU-Projekt mit dem Ziel, ein unixähnliches Betriebssystem zu schaffen, ins Leben. GNU ist ein rekursives Akronym (G'NU is Not Unix) und wird [[[:Vorlage:IPAc-en]]] ausgesprochen.[3] Mit dem Start des GNU-Projektes initiierte er eine Bewegung für Freie Software. Im März 1985 publizierte Stallman sein 1,5 Jahre zuvor fertig gestelltes GNU Manifesto im Dr. Dobb’s Journal. Zu der Zeit arbeitete Stallman daran, seinen Texteditor GNU Emacs weiter zu verbessern, kompatibler zu programmieren und bereitzustellen. Auch sein GNU C Compiler (GCC) und weitere Software, um Programme in der Programmiersprache C laufen zu lassen, entwickelte Stallman weiter.[4] Am 4. Oktober 1985 gründete Stallman die Non-Profit-Organisation[5] Free Software Foundation. Am 23. Mai 1987 erschien Version 1.0 des GCC.[6] Im Januar 1989 schuf Stallman für das GNU-Projekt die Softwarelizenz GNU General Public License (GNU GPL) für freie Software.
1991 begann der finnische Student Linus Torvalds mit der Entwicklung von Linux, da er mit dem Betriebssystem Minix von Andrew S. Tanenbaum nicht zufrieden war.[7] Linux basiert wesentlich auf Software des GNU-Projektes und entwickelte sich zu einem weltweit vielfach eingesetzten Betriebssystem für Smartphones, Notebooks, Desktops, Servern, Routern, Embedded Systems, Multimedia-Endgeräten und Supercomputern. Um 2008 stoppte Richard Stallman seine Softwareentwicklung für Programmierprojekte.[8]
Rücktritt & Rückkehr zur FSF
Richard Stallman war mit dem KI-Forscher Marvin Minsky (1927–2016) bis zu dessen Tod 2016 befreundet gewesen. Minsky war Mitbegründer des AI Lab am MIT und war in die Affäre um Jeffrey Epstein (1953–2019) verwickelt. Minskys Lehrstuhl erhielt von Epstein finanzielle Zuwendungen und Minsky besuchte Epstein auf dessen Anwesen auf den Jungferninseln besucht. Nachdem Minsky deswegen posthum in die Kritik geriet, äußerte sich Stallman dazu und geriet selber mehr und mehr in die Kritik. In der Folge erklärte Stallman am 16. September 2019 seinen Rücktritt als Präsident der Free Software Foundation und beendete seine Tätigkeit als Gastwissenschaftler am zwischenzeitlich umbenannten MIT Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory.[9] Im März 2021 wurde Stallman in den Vorstand der FSF zurückgeholt, was für lautstarken Protest sorgte. Zu den Unterzeichnern eines offenen Briefes zählten Open-Source-Organisationen wie Mozilla, die Gnome Foundation und das Tor-Projekt sowie zahlreiche namhafte Einzelpersonen aus der Open-Source-Szene. Auch die Free Software Foundation Europe (FSFE), eine unabhängige Schwesterorganisation der FSF, forderte einen erneuten Rücktritt Stallmans. Auch zahlreiche Unterstützer Stallmans veröffentlichten einen offenen Brief.[10] Diesen Brief unterzeichneten ebenfalls mehrere tausend Leute.[11]
Erkrankung, Church of Emacs, Free Software Song
Auf einer Konferenz zum 40. Jahrestag des GNU-Projektes gab Stallman im September 2023 bekannt, dass er an Krebs erkrankt ist und sich in chemotherapeutischer Behandlung befindet.[12] Im sogenannten meist ironisch geführten Editor War gründete Richard Stallman die Church of Emacs und ernannte sich zum Heiligen IGNUcius.[13][14] Stallman schrieb Anfang der 1990er Jahre den Free Software Song über freie Software.[15] Der Song wurde von mehreren Musikern und Bands aufgegriffen[16] und wird im Abspann des Kino-Dokumentarfilmes Revolution OS (2001) von den GNU/Stallmans gespielt.[17][18]
Auszeichnungen und Ehrungen
Richard Stallman erhielt eine Reihe von Ehrungen und Auszeichnungen. So bekam er zahlreiche Ehrendoktorwürden verliehen,[1] ein Asteroid des Hauptgürtels wurde nach ihm benannt,[19], 1990 erhielt er den ACM Grace Murray Hopper Award und 2015 den ACM Software System Award[20] und 2013 wurde er in die Internet Hall of Fame der Internet Society aufgenommen.[21]
Privat
Richard Stallman hat bewusst keine Kinder.[22] Er ist nach eigener Aussage jüdischer Abstammung und Atheist.[2]
Werke
- 2010: Free Software, Free Society: Selected Essays of Richard M. Stallman, Autor Richard M. Stallman, Vorwort Lawrence Lessig, 266 Seiten, Free Software Foundation, Second Edition, ISBN 978-0983159209
- 2015: GNU Make - Reference Manual, Richard M. Stallman, Roland McGrath und Paul D. Smith, 210 Seiten, Samurai Media Limited, ISBN 978-9881443519 (Englisch)
- 2015: GNU Texinfo 6.0, Robert J. Chassell und Richard M. Stallman, 328 Seiten, Samurai Media Limited, ISBN 978-9888381388 (Englisch)
- 2015: GNU Diffutils - Reference Manual, David MacKenzie, Paul Eggert und Richard Stallman, 104 Seiten, Samurai Media Limited, ISBN 978-9888381548 (Englisch)
- 2015: GNU Emacs 24.5 - Reference Manual, 610 Seiten, Samurai Media Limited, ISBN 978-9888381951 (Englisch)
- 2017: GCC 7.0 GNU Compiler Collection Internals, Richard M. Stallman und GCC Dev Community, Samurai Media Limited
- Band 1, 456 Seiten, ISBN 978-9888406982
- Band 2, 330 Seiten, ISBN 978-9888406999
Literatur
- 2005: Die Anarchie der Hacker. Richard Stallman und die Freie-Software-Bewegung, Christian Imhorst, 89 Seiten, Tectum, ISBN 978-3828887695
- 2012: Frei wie in Freiheit, Autor Sam Williams, Revision Richard Stallman, Übersetzung Theo Walm, 204 Seiten, Lulu.com, ISBN 978-1326662349
- 2024: Richard Stallman: The Free Software Pioneer, Amina Tariq, 258 Seiten, Babycakes Pancakes, ISBN 978-1779699268 (Englisch)
Weblinks
- https://stallman.org/
- https://stallmansupport.org/ Website, die sich für Richard Stallman einsetzt
- Richard Stallman bei Wikimedia Commons

Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Richard Stallman's personal site | Biography
- ↑ 2,0 2,1 2,2 The Basement Interviews - Freeing the Code, 21st March 2006 (PDF)
- ↑ Wie man GNU ausspricht - GNU-Projekt - Free Software Foundation
- ↑ BYTE Interview with Richard Stallman - GNU Project - Free Software Foundation
- ↑ Free software is a matter of liberty, not price — Free Software Foundation — working together for free software
- ↑ GCC Releases - GNU Project
- ↑ How Linux was born, as told by Linus Torvalds himself | Ars Technica, 8/25/2015
- ↑ Richard Stallman's personal site | How I do my Computing
- ↑ Richard Stallman leaves MIT after controversial remarks on rape - Ars Technica, Sep 17, 2019
- ↑ Lautstarker Protest gegen Richard Stallmans Rückkehr zur FSF | heise online, 25.03.2021
- ↑ An open letter in support of Richard M. Stallman | An open letter in support of RMS.
- ↑ It's FOSS News | Richard Stallman is Battling Cancer 😔, September 29 2023
- ↑ Saint IGNUcius - Richard Stallman
- ↑ The unabridged selective transcript of Richard M Stallman's talk at the ANU | All about Linux, April 04, 2006 @ Wayback Machine
- ↑ Writing the Free Software Song - GNU Project - Free Software Foundation
- ↑ The Free Software Song - GNU Project - Free Software Foundation
- ↑ REVOLUTION OS | Music Video
- ↑ Revolution OS (2001) - Full cast & crew - IMDb
- ↑ Small-Body Database Lookup | 9882 Stallman (1994 SS9)
- ↑ Association for Computing Machinery | Richard Stallman
- ↑ Richard Stallman - Internet Hall of Fame
- ↑ Richard Stallman's personal site | Why it is important to have few or no children.
| NAME | Stallman, Richard |
| ALTERNATIVNAMEN | Stallman, Richard Matthew (vollständiger Name) |
| KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Programmierer und Aktivist |
| GEBURTSDATUM | 16. März 1953 |
| GEBURTSORT | Manhattan, New York City, New York, Vereinigte Staaten |
- Informatiker
- Entwickler Freier Software
- Aktivist
- Person (GNU-Projekt)
- Hacker (Programmierersubkultur)
- Hacker (Hardwareszene)
- Ehrenprofessor einer Hochschule in Peru
- Ehrendoktor der Nationalen Universität Córdoba
- Ehrendoktor der University of Glasgow
- Ehrendoktor der Königlich Technischen Hochschule Stockholm
- Ehrendoktor der Vrije Universiteit Brussel
- Ehrendoktor der Universität Pavia
- Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- Person als Namensgeber für einen Asteroiden
- US-Amerikaner
- Geboren 1953
- Mann