Pierre Maltais

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Pierre Doris Maltais (27. Juni 1937 in East Angus, Provinz Québec, Kanada – Juli 2015 in Granada, Nicaragua) war ein frankokanadischer Gründer, Anführer und Sprecher einer sektenhaft geführten ökologischen Gemeinschaft. Er trat gegenüber Öffentlichkeit und Behörden unter zahlreichen Pseudonymen wie Joseph Maltais, Pierre Pejo Maltais, Maolinn Tiam, Henri Pont und häufig unter dem Namen Norman William auf. Religiöse Praktiken der von Pierre Maltais gegründeten Gemeinschaft ähnelten der animistischen Glaubenspraxis indigener Völker. Die Erde selbst wurde als riesiger, lebender Organismus („Gaialand“) gesehen. Die Wohnlager der Gemeinschaft sollten Leben schützen. Daher wurden hier weder tierische Lebensmittel noch von Tieren irgendwie abstammende Kleidungsstücke verwendet.[1]

Leben und Werk

Pierre Maltais wurde am 27. Juni 1937 in East Angus in der Provinz Québec in Kanada geboren. Er heiratete 1961 und hatte drei Kinder.[2]

Pierre Maltais gründete 1973 in Kanada die ökologisch orientierte Gemeinschaft „La tribu“ (spanisch, „der Stamm“, „die Gemeinschaft“). 1978 ließ sich diese Gruppe in einem Lager eines Bauernhofes in der Nähe von Paris nieder und nutzte diesen Ort als Betriebsbasis, um Naturprodukte anzubauen und zu verkaufen. Pierre Maltais benannte die Gruppe in „Écoovie“ („Ökologisches Leben“ oder „Ökologische Gemeinschaft) um. Im Jahr 1984 startete die Écoovie-Gemeinschaft auf Veranlassung Pierre Maltais eine weltweite Wanderung, bei der sie Bäume pflanzte und die Menschen über ihre Philosophie aufklärte, die auf den Traditionen der amerikanisch-indianischen Ureinwohner basierte. 1991 ließ sich die Gruppe in Kittilä, Lappland (Nordfinnland) nieder und wurde dort unter dem Namen „Iriadamants“ („Lifestyle-Indianer“) bekannt. Pierre Maltais verordnete der Gruppe Nähe zur Natur, Askese und Verzicht auf familiäre Strukturen.[1][3]

Ende der 1970er Jahr gründete Pierre Maltais in Paris die „University of Life“. Erster Präsident dieser Universität wurde der norwegische Mathematiker, Soziologe und Politologe Johan Galtung (* 1930), der 1959 bereits ein Friedensforschungsinstitut in Oslo gegründet hatte. Der Lehrplan dieser Universität umfasste die Philosophie der Gemeinschaft, übernommene Traditionen, Bildungsmethoden, handwerkliche Fähigkeiten, Naturwissen, Planetengeschichte, die Zukunft sowie die Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung. [1]

Nachdem im Herbst 1993 das finnische Camp der Gruppe wegen Auseinandersetzungen mit finnischen Behörden aufgelöst wurde, kamen erste Gerüchte über die mangelnde Integrität Pierre Maltais gegenüber der Gemeinschaft auf. Maltais verlor zunehmend das Vertrauen. Gleichzeitig wurde in Belgien ein Prozess gegen ihn eröffnet, in dem ihm Unterschlagung, Betrug und Missbrauch seiner Vertrauensstellung (unter anderem sexueller Missbrauch) in der von ihm geführten Gruppe vorgeworfen wurde. Pierre Maltais erschien nie zu diesem Prozess. Darüber hinaus gab sich Pierre Maltais unkorrekterweise als Nachkomme der Mi’kmaq-Indianer aus.[1]

Nach vielen Wendungen gelang es Pierre Maltais schließlich, sich nach Nicaragua abzusetzen, wo er ein Gasthaus betrieb. Nach unbestätigten Quellen starb Pierre Maltais im Juli 2015 in Granada, Nicaragua.[1]

Der deutsch-französische Fernsehkanal strahlte im November 2023 die vierteilige Dokuserie „Die Aussteiger und der Guru – Gaialand“ über Pierre Doris Maltais (alias Norman William) und seine ökologisch orientierte Gemeinschaft aus.

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise
  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Absatz nach: Katariina Kaila, Kai Rantala, Nina Varis: Pierre Doris Maltais. In: On the Trail of the Iriadamants.
  2. Pierre Doris Maltais. In: Peliplat.com (portugiesisch).
  3. Siehe hierzu die Artikel „Iriadamant“ auf der englisch- x und finnischsprachigen Wikipedia x.