Recep Tayyip Erdoğan: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Recep Tayyip Erdoğan''' (* 26. Februar 1954 in [[Istanbul]]) ist ein [[Türkei|türkischer]] Politiker. Seit dem 28. August 2014 ist er der zwölfte Präsident der Republik. Von März 2003 bis August 2014 war er türkischer Ministerpräsident. Seit Mai 2017 ist er Vorsitzender der Regierungspartei AKP, ein Amt, das er bereits von 2001 bis 2014 innehatte. Gemäß der Verfassung musste er dieses Amt als Staatspräsident zunächst abgeben, nach einer Verfassungsänderung konnte er jedoch wieder das Amt des Parteivorsitzes übernehmen.
'''Recep Tayyip Erdoğan''' {{IPA|Tondatei=Recep_Tayyip_Erdogan,_Turkish_pronunciation.ogg|ɾɛˈd͡ʒɛp taˈjip ɛɾdoˈan}} (* 26. Februar 1954 in [[Istanbul]]) ist ein [[Türkei|türkischer]] Politiker. Seit dem 28. August 2014 ist er der zwölfte Präsident der Republik. Von März 2003 bis August 2014 war er türkischer Ministerpräsident. Seit Mai 2017 ist er Vorsitzender der Regierungspartei AKP, ein Amt, das er bereits von 2001 bis 2014 innehatte. Gemäß der Verfassung musste er dieses Amt als Staatspräsident zunächst abgeben, nach einer Verfassungsänderung konnte er jedoch wieder das Amt des Parteivorsitzes übernehmen.


== Werdegang ==
== Werdegang ==
Recep Tayyip Erdoğan wurde als Sohn von Ahmet und Tenzile Erdoğan geboren. Der Vater war Seemann bei der Küstenwache in der Stadt Rize an der Küste des [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meeres]].<ref>[http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/2270642.stm Turkey's charismatic pro-Islamic leader], BBC</ref> Erdoğan besuchte im Anschluss an die Grundschule ein religiös orientiertes Fachgymnasium, eine sogenannte İmam-Hatip-Schule. Auch Erdoğan selbst galt dort als sehr religiös.  
Recep Tayyip Erdoğan wurde als Sohn von Ahmet und Tenzile Erdoğan geboren. Der Vater war Seemann bei der Küstenwache in der Stadt Rize an der Küste des Schwarzen Meeres.<ref>[http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/2270642.stm Turkey's charismatic pro-Islamic leader], BBC</ref> Erdoğan besuchte im Anschluss an die Grundschule ein religiös orientiertes Fachgymnasium, eine sogenannte İmam-Hatip-Schule. Auch Erdoğan selbst galt dort als sehr religiös.


Erdoğan gehörte seit 1984 der Wohlfahrtspartei (RP) an, die 1998 verboten wurde. Von 1994 bis 1998 war Erdoğan Oberbürgermeister von Istanbul. Im März 1999 musste er eine Haftstrafe antreten, nachdem ihn am 21. August 1998 ein Gericht wegen "Aufstachelung der Bevölkerung zu Hass und Feindschaft" verurteilt hatte. Im Anschluss an die Haft gehörte er der Tugendpartei an, die 2001 ebenfalls verboten wurde. 2002 gründete er mit anderen religiösen Reformkräften die Gerechtigkeits- und Aufschwungpartei (AKP) und erzielte bei der Parlamentswahl 2002 einen deutlichen Wahlsieg. So war er von März 2003 bis August 2014 türkischer Ministerpräsident und ließ sich im August 2014 zum Staatspräsidenten wählen.
Erdoğan gehörte ab 1984 der Wohlfahrtspartei (RP) an, die 1998 verboten wurde. Von 1994 bis 1998 war Erdoğan Oberbürgermeister von Istanbul. Im März 1999 musste er eine Haftstrafe antreten, nachdem ihn am 21. August 1998 ein Gericht wegen "Aufstachelung der Bevölkerung zu Hass und Feindschaft" verurteilt hatte. Im Anschluss an die Haft gehörte er der Tugendpartei an, die 2001 ebenfalls verboten wurde. 2001<ref name="merkur90095472">[https://www.merkur.de/politik/erdogan-gefaengnis-journalisten-gedicht-haftsstrafe-dauer-geldstrafe-90095472.html Merkur.de | Türkischer Präsident Tayyip Erdoğan: Im Gefängnis wegen Volksverhetzung, 10.11.2020]</ref> gründete er mit anderen religiösen Reformkräften die Gerechtigkeits- und Aufschwungpartei AKP (Adalet ve Kalkınma Partisi) und erzielte bei der Parlamentswahl 2002 einen deutlichen Wahlsieg. So war er von März 2003 bis August 2014 türkischer Ministerpräsident und ließ sich im August 2014 zum Staatspräsidenten wählen.
 
Am 31. März 2019 wurde Ekrem İmamoğlu (* 1970) der Cumhuriyet Halk Partisi (CHP) zum Oberbürgermeister von Istanbul gewählt. Die Hohe Wahlkommission (YSK) annullierte das Ergebnis allerdings Anfang Mai 2019 nach einem Antrag der AKP von Präsident Erdogan wegen angeblicher Regelwidrigkeiten. Das stieß international auf Kritik. Bei der Wiederholung der Bürgermeisterwahl am 23. Juni 2019 wurde İmamoğlu erneut zum Oberbürgermeister von Istanbul gewählt.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/ausland/istanbul-ekrem-imamoglu-laut-prognose-weit-vor-binali-yildirim-a-1273902.html Istanbul: Ekrem Imamoglu laut Prognose weit vor Binali Yildirim - DER SPIEGEL, 23.06.2019]</ref> Bis dahin regierte die AKP die Stadt 25 Jahre lang. İmamoğlu gilt als wichtiger Konkurrent des Staatspräsidenten Erdoğan und wird als Gegenkandidat zu Erdoğan für die Präsidentschaftswahl 2023 gehandelt. Im Dezember 2022 wurde İmamoğlu wegen Beleidigung des Wahlrats zu zwei Jahren und sieben Monaten Gefängnis verurteilt. Außerdem verboten ihm die Richter, politisch aktiv zu sein, was zu seiner Amtsenthebung führen könnte.<ref>[https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-12/ekrem-imamoglu-tuerkei-istanbul-gerichtsurteil-recep-tayyip-erdogan Ekrem İmamoğlu: Gericht verurteilt Istanbuls Bürgermeister zu Politikverbot und Haft | ZEIT ONLINE, 14. Dezember 2022]</ref> Wenige Tage vor der Urteilsverkündung wurde der Richter ausgetauscht und der ursprüngliche Richter in die Provinz versetzt.<ref>[https://www.bernerzeitung.ch/mit-einem-kandidaten-in-haft-laesst-sich-keine-wahl-gewinnen-914050583686 Türkisches Skandalurteil: Mit einem Kandidaten in Haft lässt sich keine Wahl gewinnen | Berner Zeitung, 15.12.2022]</ref> Türkische Oppositionelle bezeichneten den Prozess als "politisch motiviert".<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/tuerkei-imamoglu-urteil-politikverbot-1.5715766 Türkei: Politikverbot für Istanbuls Oberbürgermeister Imamoğlu - Politik - SZ.de, 14. Dezember 2022]</ref> Am 14. Mai 2023 wurde eine Parlaments- und Präsidentschaftswahl durchgeführt. Dabei kam es am 28. Mai 2023 zur Stichwahl zur Präsidentschaft zwischen Amtsinhaber Erdoğan und Kemal Kılıçdaroğlu. Die Stichwahl gewann Erdoğan mit rund 52 Prozent der Stimmen.<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/asien/tuerkei-wahl-ergebnis-100.html Wahlbehörde erklärt Erdogan zum Sieger der Präsidentenwahl in der Türkei | tagesschau.de, 29.05.2023]</ref>
 
== Gefängnisstrafe ==
Am 12. Dezember 1997 rezitierte Erdoğan in seiner Zeit als Oberbürgermeister von Istanbul bei einer Rede religiöse Zeilen des Dichters Ziya Gökalp (1876–1924), die dem Gedankengut seiner damaligen Tugendpartei entsprachen. Die Partei sprach sich gegen die Trennung von Religion und Staat aus. Einige Jahre später wurde die Partei aufgrund ihrer fehlenden Distanz zum Dschihad und zur Scharia verboten. Erdoğan selbst warf das Gericht Volksverhetzung vor. Er erhielt vom Staatssicherheitsgericht in Diyarbakır eine empfindliche Geldstrafe und eine Haftstrafe von 10 Monaten. Die Freiheitsstrafe wurde in einer Revision bestätigt, was ein lebenslanges Politikverbot zur Folge hatte. 1999 ging Erdoğan ins Gefängnis, kam aber nach nur vier Monaten Haft vorzeitig wieder frei. Aufgrund einer Gesetzesänderung war es ihm wieder erlaubt, politisch aktiv in Erscheinung zu treten, so dass er 2001 die AKP mitgründete.<ref name="merkur90095472"/><ref name"taz1323622">[https://taz.de/Haftstrafe-fuer-Istanbuler-Buergermeister/!1323622/ Haftstrafe für Istanbuler Bürgermeister - taz.de, 25.9.1998]</ref><ref>[https://www.woz.ch/1616/recep-tayyip-erdogan/taeter-aus-ueberzeugung Recep Tayyip Erdogan: Täter aus Überzeugung | WOZ Die Wochenzeitung, Nr. 16 – 21. April 2016]</ref>
 
== Studienabschluss ==
Die türkische Verfassung legt fest, dass der Präsident der Republik u. a. eine abgeschlossene Hochschulausbildung haben muss. Laut offiziellen Lebenslauf legte Erdogan ein Fachabitur für Imame an einer Imam-Hatip-Schule ab, bevor er vier Jahre lang an der Fakultät für Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften der Marmara Universität studierte. In den 1980er Jahren berechtigte der Abschluss einer Imam-Hatip-Schule jedoch nur zum Theologiestudium. Laut der 2016 von der Oberste Wahlkommission vorgelegte Kopie seines Diploms wurde es 1981 ausgestellt und trägt die Unterschriften des Rektors und des Dekans der Hochschule. Die Universität wurde jedoch erst 1982 gegründet und der Rektor und der Dekan traten erst in diesem Jahr ihre Ämter an. Die Fakultät gibt es sogar erst seit 1983 und die Schrifttype, mit der das Diplom erstellt wurde, existierte laut Grafiker damals noch gar nicht. Hinzu kommt, dass die Istanbuler Verkehrsbetriebe Erdoğan im Jahr 1981 als Vollzeitbeschäftigten führten.<ref>[https://www.rnd.de/politik/tuerkei-hat-erdogan-gar-keinen-universitaetsabschluss-QTKCVGNWKRFGXGVZBXZULVO4TU.html RND | Türkei: Hat Erdogan gar keinen Universitätsabschluss?, 27.03.2023,]</ref>
 
== Privat ==
Erdoğan ist seit 1978 mit Emine Erdoğan, geb. Gülbaran, verheiratet. Das Paar hat zwei Söhne, Ahmet Burak und Necmettin Bilal Erdoğan (* 23. April 1981 in Istanbul), und zwei Töchter, Esra und Sümeyye Erdoğan Bayraktar (* 22. August 1985 in Şişli, Istanbul).<ref>[https://www.focus.de/politik/ausland/praesident-mit-fragezeichen-raetsel-um-erdogans-geld-privatjet-protz-palast-1800-euro-tee_id_192265767.html Das Rätsel um Erdoğans Geld: Privatjet, Protz-Palast, 1500-Euro-Tee - FOCUS online, 18.04.2024]</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
*2016: ''Erdogan: Die Biografie'', Çiğdem Akyol, 384 Seiten, Verlag Herder, {{ISBN|978-3451328862}}
*2016: ''Erdogan: Die Biografie'', Çiğdem Akyol, 384 Seiten, Verlag Herder, {{ISBN|978-3451328862}}
*2015: ''Generation Erdoğan: Die Türkei - ein zerrissenes Land im 21. Jahrhundert'', Cigdem Akyol, 208 Seiten, Kremayr & Scheriau, {{ISBN|978-3218009690}} <!-- 1. Februar 2015 -->
*2020: ''Die Stimme der schweigenden Mehrheit: Recep Tayyip Erdogan'', Hüseyin Besli & Ömer Özbay, Illustrator A. Franklin W., Übersetzerin Marianne Sari-Ruegg, 428 Seiten, Manzara Verlag, {{ISBN|978-3939795988}} <!-- 28. Oktober 2020, Originaltitel: Bir Liderin Dogusu -->
*2021: ''Erdoğan'', Autor Can Dündar, Illustrator Mohamed Anwar, Übersetzerin Sabine Adatepe, 368 Seiten, CORRECTIV, {{ISBN|978-3948013103}} <!-- 5. November 2021 -->
*2023: ''Der Allmächtige?: Die Türkei von Erdogans Gnaden'', Oliver Mayer-Rüth, 264 Seiten, Verlag J.H.W. Dietz Nachf. Bonn, {{ISBN|978-3801206567}} <!-- 4. Mai 2023 -->
*2023: ''Die Türkei unter Erdoğan. Wie sich das Land von der Demokratie und vom Westen verabschiedet hat'', Dimitar Bechev, Übersetzer Karlheinz Dürr und Hans Freundl, 400 Seiten, HarperCollins Hardcover, {{ISBN|978-3365004524}} <!-- 23. Mai 2023, Originaltitel: Turkey under Erdoğan -->


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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== Quellen ==
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[[Kategorie:Geboren 1954]]

Aktuelle Version vom 5. August 2024, 08:04 Uhr

Recep Tayyip Erdoğan (2017)
Unterschrift von Recep Tayyip Erdoğan
Unterschrift von Recep Tayyip Erdoğan

Recep Tayyip Erdoğan Zum Anhören anklicken [ɾɛˈd͡ʒɛp taˈjip ɛɾdoˈan] (* 26. Februar 1954 in Istanbul) ist ein türkischer Politiker. Seit dem 28. August 2014 ist er der zwölfte Präsident der Republik. Von März 2003 bis August 2014 war er türkischer Ministerpräsident. Seit Mai 2017 ist er Vorsitzender der Regierungspartei AKP, ein Amt, das er bereits von 2001 bis 2014 innehatte. Gemäß der Verfassung musste er dieses Amt als Staatspräsident zunächst abgeben, nach einer Verfassungsänderung konnte er jedoch wieder das Amt des Parteivorsitzes übernehmen.

Werdegang

Recep Tayyip Erdoğan wurde als Sohn von Ahmet und Tenzile Erdoğan geboren. Der Vater war Seemann bei der Küstenwache in der Stadt Rize an der Küste des Schwarzen Meeres.[1] Erdoğan besuchte im Anschluss an die Grundschule ein religiös orientiertes Fachgymnasium, eine sogenannte İmam-Hatip-Schule. Auch Erdoğan selbst galt dort als sehr religiös.

Erdoğan gehörte ab 1984 der Wohlfahrtspartei (RP) an, die 1998 verboten wurde. Von 1994 bis 1998 war Erdoğan Oberbürgermeister von Istanbul. Im März 1999 musste er eine Haftstrafe antreten, nachdem ihn am 21. August 1998 ein Gericht wegen "Aufstachelung der Bevölkerung zu Hass und Feindschaft" verurteilt hatte. Im Anschluss an die Haft gehörte er der Tugendpartei an, die 2001 ebenfalls verboten wurde. 2001[2] gründete er mit anderen religiösen Reformkräften die Gerechtigkeits- und Aufschwungpartei AKP (Adalet ve Kalkınma Partisi) und erzielte bei der Parlamentswahl 2002 einen deutlichen Wahlsieg. So war er von März 2003 bis August 2014 türkischer Ministerpräsident und ließ sich im August 2014 zum Staatspräsidenten wählen.

Am 31. März 2019 wurde Ekrem İmamoğlu (* 1970) der Cumhuriyet Halk Partisi (CHP) zum Oberbürgermeister von Istanbul gewählt. Die Hohe Wahlkommission (YSK) annullierte das Ergebnis allerdings Anfang Mai 2019 nach einem Antrag der AKP von Präsident Erdogan wegen angeblicher Regelwidrigkeiten. Das stieß international auf Kritik. Bei der Wiederholung der Bürgermeisterwahl am 23. Juni 2019 wurde İmamoğlu erneut zum Oberbürgermeister von Istanbul gewählt.[3] Bis dahin regierte die AKP die Stadt 25 Jahre lang. İmamoğlu gilt als wichtiger Konkurrent des Staatspräsidenten Erdoğan und wird als Gegenkandidat zu Erdoğan für die Präsidentschaftswahl 2023 gehandelt. Im Dezember 2022 wurde İmamoğlu wegen Beleidigung des Wahlrats zu zwei Jahren und sieben Monaten Gefängnis verurteilt. Außerdem verboten ihm die Richter, politisch aktiv zu sein, was zu seiner Amtsenthebung führen könnte.[4] Wenige Tage vor der Urteilsverkündung wurde der Richter ausgetauscht und der ursprüngliche Richter in die Provinz versetzt.[5] Türkische Oppositionelle bezeichneten den Prozess als "politisch motiviert".[6] Am 14. Mai 2023 wurde eine Parlaments- und Präsidentschaftswahl durchgeführt. Dabei kam es am 28. Mai 2023 zur Stichwahl zur Präsidentschaft zwischen Amtsinhaber Erdoğan und Kemal Kılıçdaroğlu. Die Stichwahl gewann Erdoğan mit rund 52 Prozent der Stimmen.[7]

Gefängnisstrafe

Am 12. Dezember 1997 rezitierte Erdoğan in seiner Zeit als Oberbürgermeister von Istanbul bei einer Rede religiöse Zeilen des Dichters Ziya Gökalp (1876–1924), die dem Gedankengut seiner damaligen Tugendpartei entsprachen. Die Partei sprach sich gegen die Trennung von Religion und Staat aus. Einige Jahre später wurde die Partei aufgrund ihrer fehlenden Distanz zum Dschihad und zur Scharia verboten. Erdoğan selbst warf das Gericht Volksverhetzung vor. Er erhielt vom Staatssicherheitsgericht in Diyarbakır eine empfindliche Geldstrafe und eine Haftstrafe von 10 Monaten. Die Freiheitsstrafe wurde in einer Revision bestätigt, was ein lebenslanges Politikverbot zur Folge hatte. 1999 ging Erdoğan ins Gefängnis, kam aber nach nur vier Monaten Haft vorzeitig wieder frei. Aufgrund einer Gesetzesänderung war es ihm wieder erlaubt, politisch aktiv in Erscheinung zu treten, so dass er 2001 die AKP mitgründete.[2][8][9]

Studienabschluss

Die türkische Verfassung legt fest, dass der Präsident der Republik u. a. eine abgeschlossene Hochschulausbildung haben muss. Laut offiziellen Lebenslauf legte Erdogan ein Fachabitur für Imame an einer Imam-Hatip-Schule ab, bevor er vier Jahre lang an der Fakultät für Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften der Marmara Universität studierte. In den 1980er Jahren berechtigte der Abschluss einer Imam-Hatip-Schule jedoch nur zum Theologiestudium. Laut der 2016 von der Oberste Wahlkommission vorgelegte Kopie seines Diploms wurde es 1981 ausgestellt und trägt die Unterschriften des Rektors und des Dekans der Hochschule. Die Universität wurde jedoch erst 1982 gegründet und der Rektor und der Dekan traten erst in diesem Jahr ihre Ämter an. Die Fakultät gibt es sogar erst seit 1983 und die Schrifttype, mit der das Diplom erstellt wurde, existierte laut Grafiker damals noch gar nicht. Hinzu kommt, dass die Istanbuler Verkehrsbetriebe Erdoğan im Jahr 1981 als Vollzeitbeschäftigten führten.[10]

Privat

Erdoğan ist seit 1978 mit Emine Erdoğan, geb. Gülbaran, verheiratet. Das Paar hat zwei Söhne, Ahmet Burak und Necmettin Bilal Erdoğan (* 23. April 1981 in Istanbul), und zwei Töchter, Esra und Sümeyye Erdoğan Bayraktar (* 22. August 1985 in Şişli, Istanbul).[11]

Literatur

  • 2016: Erdogan: Die Biografie, Çiğdem Akyol, 384 Seiten, Verlag Herder, ISBN 978-3451328862
  • 2015: Generation Erdoğan: Die Türkei - ein zerrissenes Land im 21. Jahrhundert, Cigdem Akyol, 208 Seiten, Kremayr & Scheriau, ISBN 978-3218009690
  • 2020: Die Stimme der schweigenden Mehrheit: Recep Tayyip Erdogan, Hüseyin Besli & Ömer Özbay, Illustrator A. Franklin W., Übersetzerin Marianne Sari-Ruegg, 428 Seiten, Manzara Verlag, ISBN 978-3939795988
  • 2021: Erdoğan, Autor Can Dündar, Illustrator Mohamed Anwar, Übersetzerin Sabine Adatepe, 368 Seiten, CORRECTIV, ISBN 978-3948013103
  • 2023: Der Allmächtige?: Die Türkei von Erdogans Gnaden, Oliver Mayer-Rüth, 264 Seiten, Verlag J.H.W. Dietz Nachf. Bonn, ISBN 978-3801206567
  • 2023: Die Türkei unter Erdoğan. Wie sich das Land von der Demokratie und vom Westen verabschiedet hat, Dimitar Bechev, Übersetzer Karlheinz Dürr und Hans Freundl, 400 Seiten, HarperCollins Hardcover, ISBN 978-3365004524

Weblinks

Quellen