Tony Rinaudo

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Anthony Thomas (Tony) Rinaudo AM (* 19. Januar 1957 in in Wangaratta, Victoria[1]) ist ein australischer Agrarwissenschaftler.

Tony Rinaudo, 2013

Leben

Anthony Thomas Rinaudo[2] wurde am 19. Januar 1957 in Wangaratta im Bundesstaat Victoria geboren. Aufgewachsen ist er in Myrtleford in der landwirtschaftlichen Region des Ovens Valley im Nordosten Victorias.[3] Bereits im jungen Alter war er über die umweltschädlichen Anbaupraktiken in seiner Region besorgt. Besorgt über die Lebensbedingungen der Armen in der Welt studierte Rinaudo Agrarwissenschaften an der Universität von New England in Armidale im australischen Bundesstaat New South Wales. Nach seinem Abschluss trat er der Missionsorganisation Serving in Mission bei und zog 1981 nach Niger in Westafrika. Er konzentrierte sich zunächst wie viele andere Entwicklungsspezialisten darauf, der ländlichen Bevölkerung beim Pflanzen von Bäumen zu helfen. Dazu organisierte er eine Baumschule und arbeitete mit Gemeinden zusammen, um Setzlinge zu pflanzen und zu schützen. Aber die Erfolgsraten waren niedrig. Von 1981 bis 1999 war er Leiter des Maradi Integrated Development Project.[4] 1983 gewannen gewöhnliche Sträucher auf Feldern seine Aufmerksamkeit und er entdeckte, dass diese Millionen von Sträucher aus den Stümpfen abgeholzter Bäumen spriessen. Ihre Wurzelsysteme waren noch intakt, aber im Boden verborgen. Die Bauern fällten oder rodeten diese routinemäßig als Vorbereitung für Anpflanzungen. Mit der Entdeckung dieses "unterirdischen Wälder" wurden laut Rinaudo die Fronten neu gezeichnet. Wiederaufforstung war nicht länger eine Frage der richtigen Technologie oder des ausreichenden Budgets, Personal oder Zeit. Es ging nicht einmal darum, gegen die Sahara zu kämpfen, gegen Ziegen oder Dürre. Es ging nun darum, tief verwurzelte Überzeugungen, Einstellungen und Praktiken der Menschen in Frage zu stellen und sie zu überzeugen. Er entwickelte das Konzept Farmer Managed Natural Regeneration (FMNR), eine einfache Reihe von Maßnahmen, die Landwirte ergreifen können, um ihr Land neu zu bestellen.[1]

Noch im Jahr 1983 begann Rinaudo sein Konzept mit 10 Bauern umzusetzen. Während der schweren Hungersnot von 1984 führte Serving in Mission ein Essen-für-Arbeit-Programm ein, das rund 70.000 Menschen in die von den Landwirten betriebene natürliche Regeneration einführte und ihre Praxis auf rund 12.500 Hektar Ackerland umsetzte. Von 1985 bis 1999 förderte das Projekt die Methode auf lokaler und nationaler Ebene. 1999 wurde Rinaudo von der Hilfsorganisation World Vision angestellt. Die von Bauern geführte natürliche Regeneration wurde zu einem enormen Erfolg in Niger. Aufgrund ihrer Einfachheit, der lokalen Anpassungsfähigkeit, der geringen Kosten (ca. 20 US-Dollar pro Hektar), der einfachen Kombination mit anderen landwirtschaftlichen Methoden und schneller Ergebnisse verbreitete sich die Methode durch Peer-to-Peer-Lernen unter den Landwirten mit wenig Bedarf an Intervention von außen. Mit seiner Methode wurden alleine in Niger 50.000 km² Land mit über 200 Millionen Bäumen wiederhergestellt. Mittlerweile nutzen bereits mindestens 22 afrikanische Länder diese Methode. Das World Resources Institute schätzt, dass mehr als 300 Millionen Hektar der derzeit degradierten Flächen positiv auf die von den Landwirten betriebene natürliche Regeneration reagieren würden. Rinaudo plante, die Technik bis 2020 in 100 Länder zu verteilen. Tony Rinaudo lebte und arbeitete für mehrere Jahrzehnte in Afrika.[1] Der bekannte deutsche Filmregisseur Volker Schlöndorff drehte im hohen Alter von 83 Jahren sein Dokumentarfilmdebüt mit dem Kinofilm Der Waldmacher (2022) über Tony Rinaudo.[5]

Für seine FMNR-Arbeit hat Rinaudo eine Reihe von Auszeichnungen erhalten, darunter Interaction 2010 Best Practices und Innovations Initiative, World Vision Globales Resilienz-Forum, 2011, Arbor Day Award für Bildungsinnovation, 2012 und UNCCD Land für den Lebenspreis, 2013. Im September 2018 wurde er mit dem Right Livelihood Award (Alternativer Nobelpreis) ausgezeichnet.[1] 2019 wurde Tony Rinaudo zum Member (AM) des Order of Australia ernannt.[6]

Tony Rinaudo ist verheiratet und hat vier Kinder.[4]

Auszeichnungen

  • Interaction 2010 Best Practices und Innovations Initiative
  • World Vision Globales Resilienz-Forum, 2011
  • Arbor Day Award für Bildungsinnovation, 2012
  • UNCCD Land für den Lebenspreis, 2013
  • Right Livelihood Award, 2018
  • Member des Order of Australia (AM), 2019

Werke

  • 2021: Unsere Bäume der Hoffnung, Vorwort Volker Schlöndorff, Übersetzerin Corinna von Ludwiger, 304 Seiten, Rüffer & Rub, ISBN 978-3906304663
  • 2022: The Forest Underground: Hope for a Planet in Crisis, 224 Seiten, ISCAST, ISBN 978-0645067118

Literatur

  • 2018: Tony Rinaudo - Der Waldmacher, Herausgeber Johannes Dieterich, 164 Seiten, Rüffer & Rub, ISBN 978-3906304182
  • 2021: Tony Rinaudo: Einer, der Wüsten in Wälder verwandelt, Martin Falkenberg, 32 Seiten, Down to Earth, ISBN 978-3862709984

Weblinks

Quelle