Asma Jahangir

Aus InkluPedia
Version vom 7. August 2022, 10:31 Uhr von InkluPedia.de - Frank Küster (Diskussion | Beiträge) (neue Base-URL bei RLA)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Asma Jilani Jahangir (Urdu: عاصمہ جہانگیر, ʿĀṣimah Jahāṉgīr) (27. Januar 1952 in Lahore, Provinz Punjab – 11. Februar 2018 in Lahore) war eine pakistanische Menschenrechtlerin und Rechtsanwältin.

Asma Jahangir, 2010
Alistair Burt und Asma Jahangir, 2012
Schwester Hina Jilani, 2006

Leben

Asma Jahangir wurde 1952 in Lahore, Provinz Punjab geboren. Ihr Vater Malik Ghulam Jilani war Oberst in der pakistanische Armee, verbrachte einige Jahre im Gefängnis und stand unter Hausarrest.[1]

Asma Jahangir machte 1974[2] ihren Bachelor of Arts (B.A.) am Kinnaird College in Lahore. Anschließend machte sie einen Juraabschluss an der Punjab University. Im Jahr 1980 gründete sie mit drei weiteren Anwältinnen die AGHS Law Associates, die erste Kanzlei Pakistans, die von Frauen ins Leben gerufen wurde. Im Jahr 1981 unterstützte Asma Jahangir das Women Action Forum (WAF). Das WAF ging gegen pakistanische Gesetze vor, die Frauen benachteiligen. Dabei ging es besonders um das vorgeschlagene „Gesetz zur Beweisführung“, demzufolge der Zeugenaussage einer Frau nur der halbe Wert der Aussage eines Mannes beigemessen werden sollte, sowie die „Hudood Verordnungen“, nach der Vergewaltigungsopfer ihre eigene Unschuld beweisen müssen, um nicht selber bestraft zu werden.[3]

1983 führte Asma Jahangir einen Protestmarsch gegen die Entscheidung des damaligen Präsidenten Mohammed Zia-ul-Haq (1924–1988) in Lahore an, der religiöse Gesetze einführen wollte. Während ihrer Proteste gegen das „Gesetz zur Beweisführung“ wurde sie 1983 von der Polizei zusammengeschlagen und festgenommen. Noch im selben Jahr protestierte sie trotzdem gegen die Verurteilung wegen Unzucht eines 13-jährigen, blinden Mädchens, das von seinen Arbeitgebern vergewaltigt worden war. Das Mädchen wurde zu Auspeitschung und drei Jahre Haft verurteilt. Nach den Protesten wurde das Urteil aufgehoben und Asma Jahangir wegen Widerstand gegen die Islamisierungspolitik des Präsidenten zunächst unter Hausarrest gestellt und später inhaftiert.[3] Seit 1984 ist sie Leiterin der AGHS Legal Aid Cell in Lahore.[2]

Im Jahr 1986 war sie Mitbegründerin der unabhängigen Nichtregierungsorganisation "Human Rights Commission of Pakistan", die erste Rechtsberatungsstelle in Pakistan. Asma Jahangir war seitdem Generalsekretärin und Vorsitzende dieser Organisation. Die Organisation fördert die Menschenrechte. 1995 setzte sie sich für einem wegen Blasphemie zum Tode verurteilten 14-jährigen Jungen ein, der schließlich freigesprochen wurde. Asma Jahangir und ihre Familie wurden seitdem überfallen, als Geiseln genommen, in ihr Haus wurde eingebrochen und sie bekam Todesdrohungen.[3] Im Jahr 1995 wurde sie mit dem internationalen Menschenrechtspreis Martin Ennals Award for Human Rights Defenders und dem asiatischen "Friedensnobelpreis" Ramon-Magsaysay-Preis (Ramon Magsaysay Award) ausgezeichnet.[4] Im Jahr 1998 bekam sie einen Ehrendoktor der Universität St. Gallen, Schweiz und der Queen’s University, Kanada. Im Jahr 2001 wurden Asma Jahangir und ihre Schwester Hina Jilani mit dem Millennium-Preis des Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für Frauen (UNIFEM, United Nations Development Fund for Women) ausgezeichnet.[1]

Im Jahr 2003 bekam Asma Jahangir einen Ehrendoktor des Amherst College, Vereinigte Staaten.[2] Im November 2007 verhängte Präsident Pervez Musharraf (* 1943) den Ausnahmezustand. Asma Jahangir gehörte zu einer Gruppe von 500 Anwälten, Oppositionspolitikern und Menschenrechtsaktivisten, die daraufhin festgesetzt wurden. Sie verblieb für drei Monate in Hausarrest.[3] Im Jahr 2010 wurde Asma Jahangir als erste Frau zur Präsidentin der Anwaltskammer beim Obersten Gerichtshof von Pakistan gewählt.[3] Am 23. März 2010 wurde sie mit dem Hilal-i-Imtiaz, der zweithöchsten zuvilen Auszeichnung Pakistans, ausgezeichnet. Am 29. Mai 2010 wurde sie mit dem internationalen Four Freedoms Award in der Kategorie "Religionsfreiheit" ausgezeichnet.[1]

Im Jahr 2012 wurden die italienische Gynäkologin und Frauenrechtlerin Monika Hauser und Asma Jahangir mit dem Nord-Süd-Preis des Europarates ausgezeichnet.[5] Im Jahr 2014 wurde sie mit dem norwegischen Stefanusprisen ausgezeichnet.[6] Ebenfalls 2014 wurde sie mit dem Right Livelihood Award (Alternativen Nobelpreis) ausgezeichnet.[4]

Von 1998 bis 2004 war sie UN-Sonderberichterstatterin zu Hinrichtungen und von 2004 bis 2010 für Religions- oder Glaubensfreiheit.[3] Sie arbeitete als Kolumnist für verschiedene nationale und regionale Zeitungen und lehrt am Quaid-e-Azam Law College in Lahore.[2] Asma Jahangir war verheiratet, hatte zwei Töchter und einen Sohn.[4] Am 11. Februar 2018 verstarb sie in Lahore.[7] Ihre jüngere Schwester Hina Jilani (* 1953 in Lahore) ist ebenfalls Anwältin und Menschenrechtsaktivistin.

Werke

  • 1988: Divine Sanction? The Hudood Ordinance
  • 1992: Children of a Lesser God: Child Prisoners of Pakistan

Auszeichnungen

  • 1995: Martin Ennals Award for Human Rights Defenders
  • 1995: Ramon-Magsaysay-Preis (Ramon Magsaysay Award)
  • 2001: Millennium-Preis des Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für Frauen (UNIFEM)
  • 2002: Lisl und Leo Eitinger Preis für Menschenrechte[1]
  • 2010: Hilal-i-Imtiaz[1]
  • 2010: Four Freedoms Award, Kategorie Religionsfreiheit
  • 2012: Nord-Süd-Preis
  • 2014: Stefanusprisen
  • 2014: Right Livelihood Award (Alternativen Nobelpreis)

Weblinks

Quellen