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Chronik der Paläoanthropologie: Unterschied zwischen den Versionen

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== Vor 1900 ==
== Vor 1900 ==
*1846: Der [[Frankreich|französische]] Amateur-Archäologe ''Jacques Boucher de Perthes'' veröffentlicht seine Erkenntnisse, dass von ihm in Abbeville, Picardie gefundene Faustkeile von Urmenschen geschaffen wurden. Dies wird nicht zuletzt aus religiösen Gründen von der Wissenschaft abgelehnt. Die meisten meinen, der Mensch sei erst nach der Sintflut vor 6.000 Jahren entstanden. Ab den 1850ern überzeugen sich jedoch immer mehr Gelehrte vor Ort von den Befunden.
*1829: Der Belgier ''Philippe-Charles Schmerling'' (1790-1832) findet in den belgischen Höhlen von Engis und Engihoul  Knochen eines Urmenschen und Steinwerkzeugen, den er 1833 richtig beschreibt, aber keiner glaubt ihm, selbst Darwin-Unterstützer Thomas Huxley hält ihn 1863 noch für einen Jetztmenschen. Es sind die ersten gefundenen Neandertaler.
 
*1846: Der [[Frankreich|französische]] Zöllner und Amateur-Archäologe ''Jacques Boucher de Perthes'' (1788 -1868 ) veröffentlicht seine Erkenntnisse, dass von ihm in Abbeville, Picardie gefundene Faustkeile von Urmenschen geschaffen wurden. Dies wird nicht zuletzt aus religiösen Gründen von der Wissenschaft abgelehnt. Die meisten meinen, der Mensch sei erst nach der Sintflut vor 6.000 Jahren entstanden. Ab den 1850ern überzeugen sich jedoch immer mehr Gelehrte vor Ort von den Befunden. <ref>[http://www.archaeologyexpert.co.uk/boucherdeperthes.html rchaeology expert über de Perthes]</ref>
*1848: Der Schädel einer Neandertalerin wird in Gibraltar gefunden, aber bis in die 1860er nicht als solcher erkannt.
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[[File:Neandertal_adam_ve_kadın_modeli,_Almanya.png|thumb|Rekonstruktion eines männlichen und weiblichen Homo neanderthalensis]]
[[File:Neandertal_adam_ve_kadın_modeli,_Almanya.png|thumb|Rekonstruktion eines männlichen und weiblichen Homo neanderthalensis]]
*1856: Der "Neanderthaler" ''(Homo neanderthalensis)'' wird als vom Jetztmenschen untscheidende Unterart erkannt, damals hält man ihn noch für einen Vorfahren.
*1856: Der "Neandertaler" ''(Homo neanderthalensis)'' wird auch in der Kleinen Feldhofer Grotte bei Düsseldorf entdeckt. Noch die 60er Jahre sind von der Auseinandersetzung über die Möglichkeit von Urmenschen geprägt. ''Hermann Schaaffhausen'' erkennt einen Urmenschen, der christliche Anatom ''Franz Josef Karl Mayer'' ( 1787- 1865 ) behauptet, es sei ein "rachitischer Kosake", die Knochen von Becken und Beinen würden langes Reiten belegen, der Schädel sei aufgrund von Krankheit verformt. Im Gegensatz dazu betont der irische Geologe ''William King'' (1809-1886) 1864 die Affenähnlichkeit, ''George Busk'' (1807-1886) die Gleichartigkeit des Schädels und dem von Gibraltar 1848, Charles Lyell deutet auch die belgischen Funde so. 1867 werden die Fossilien als eine sich vom Jetztmenschen unterscheidende Chronospezies erkannt, damals hält man ihn noch für einen Vorfahren.  
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*1868: Überreste des Cro-Magnon-Menschen werden in der Halbhöhle Abri de Cro-Magnon am Ortsrand von Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil, Département Dordogne in Frankreich gefunden.
*1868: Überreste des Cro-Magnon-Menschen werden in der Halbhöhle Abri de Cro-Magnon am Ortsrand von Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil, Département Dordogne in Frankreich gefunden.
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*1871: In “The Descent of Man, and Selection in Relation to Sex” vertritt ''Charles Darwin'' die Auffassung, dass Affe und Mensch einen gemeinsamen Vorfahren haben, der aus Afrika stammt.
*1871: In “The Descent of Man, and Selection in Relation to Sex” vertritt ''Charles Darwin'' die Auffassung, dass Affe und Mensch einen gemeinsamen Vorfahren haben, der aus Afrika stammt.
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*1890: Der [[Niederlande|niederländische]] Anthropologe, Geologe und Militärarzt ''Eugène Dubois'' (1858-1940) findet den "Java-Menschen", heute "Homo Erectus" zugeordnet, in Indonesien. Damals nennt man die Chronospezies noch "Pithecanthropus erectus".
*1890: Der [[Niederlande|niederländische]] Anthropologe, Geologe und Militärarzt ''Eugène Dubois'' (1858-1940) findet den "Java-Menschen", heute "Homo Erectus" zugeordnet, in Indonesien. Damals nennt man die Chronospezies noch "Pithecanthropus erectus". Nach heutigem Kenntnisstand ist der Erectus vor 1,9 Mio. Jahren entstanden, er war der erste Hominini, der Feuer machen konnte und der erste, der Afrika nach Europa und Asien verließ.
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==20. Jahrhundert==
==20. Jahrhundert==
*ab 1903: Erforschung der nordspanischen "El-Castillo-Höhle". Ihre Graffiti-Malereien gelten seit kurzem mit 40.000 Jahren als die ältesten der Welt.<ref>[http://www.welt.de/kultur/history/article108596340/Wer-schuf-die-Zeichen-von-El-Castillo.html Höhlenmalereien : Wer schuf die Zeichen von El Castillo? - DIE WELT, 02.10.12]</ref>
*ab 1903: Erforschung der nordspanischen "El-Castillo-Höhle". Ihre Graffiti-Malereien gelten seit kurzem mit 40.000 Jahren als die ältesten der Welt.<ref>[http://www.welt.de/kultur/history/article108596340/Wer-schuf-die-Zeichen-von-El-Castillo.html Höhlenmalereien : Wer schuf die Zeichen von El Castillo? - DIE WELT, 02.10.12]</ref>
*1907: Ein 610.000 Jahre alter "Homo heidelbergensis" (Heidelbergmensch) wird bei Heidelberg, Baden-Württemberg entdeckt. Er gilt heute als Vorfahr des Neanderthalers.<ref>[http://www.geow.uni-heidelberg.de/einrichtungen/museum/homo.html Museum Geowissenschaften Heidelberg - Homo heidelbergensis]</ref>
*1907: Ein 610.000 Jahre alter "Homo heidelbergensis" (Heidelbergmensch) wird bei Heidelberg, Baden-Württemberg entdeckt. Er gilt heute als Vorfahr des Neanderthalers.<ref>[http://www.geow.uni-heidelberg.de/einrichtungen/museum/homo.html Museum Geowissenschaften Heidelberg - Homo heidelbergensis]</ref>
*1908: "Venus von Willendorf" ist eine Figurine aus der Altsteinzeit, Niederösterreich.
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===1920er===
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*1924: Der an der Uni Witwatersrand tätige [[Australien|australische]] Anatom und Paläoanthropologe ''Raymond Dart'' (1893-1988) beschreibt einen von Arbeitern in einem Steinbruch gefundenen "Australopithecus africanus" in Südafrika, das "Kind von Taung".
*1924: "Australopithecus": Der an der Uni Witwatersrand tätige [[Australien|australische]] Anatom und Paläoanthropologe ''Raymond Dart'' (1893-1988) beschreibt einen von Arbeitern in einem Steinbruch gefundenen "Australopithecus africanus" in Südafrika, das "Kind von Taung".
*1927: "Pekingmensch" (heute "Homo erectus"). Öffentliche Ausstellung von seit 1917 u.a. vom Schweden ''Anders Birger Bohlin'' ausgegrabenen Fossilien aus dem chinesischen "Zhoukoudian". Die bis Kriegsausbruch gemachten Funde gehen 1941 aber alle verloren.<ref>[http://www.swr.de/schaetze-der-welt/der-pekingmensch-von-zhoukoudian/-/id=5355190/nid=5355190/did=5978486/1tpbk2e/ Zhoukoudian - Der Pekingmensch von Zhoukoudian (China) - Fernsehen :: Schätze der Welt | SWR.de]</ref>
*1927: "Pekingmensch" (heute "Homo erectus"). Öffentliche Ausstellung von seit 1917 u.a. vom Schweden ''Anders Birger Bohlin'' ausgegrabenen Fossilien aus dem chinesischen "Zhoukoudian". Die bis Kriegsausbruch gemachten Funde gehen 1941 aber alle verloren.<ref>[http://www.swr.de/schaetze-der-welt/der-pekingmensch-von-zhoukoudian/-/id=5355190/nid=5355190/did=5978486/1tpbk2e/ Zhoukoudian - Der Pekingmensch von Zhoukoudian (China) - Fernsehen :: Schätze der Welt | SWR.de]</ref>
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*1974: Der [[Vereinigte Staaten|US-amerikanische]] Paläoanthropologe ''Donald Johanson'' (* 1943) und ''Tom Gray'' finden im Afar-Dreieck, in Nordäthiopien einen 3,18 Millionen Jahre alten, nach dieser Region benannten ''Australopithecus afarensis'', genannt „Lucy“. Die Erwachsene ist zu 40% vollständig, was vergleichsweise viel ist, sie war 1,09m m groß und wog 27kg.
*1974: Der [[Vereinigte Staaten|US-amerikanische]] Paläoanthropologe ''Donald Johanson'' (* 1943) und ''Tom Gray'' finden im Afar-Dreieck, in Nordäthiopien einen 3,18 Millionen Jahre alten, nach dieser Region benannten ''Australopithecus afarensis'', genannt „Lucy“. Die Erwachsene ist zu 40% vollständig, was vergleichsweise viel ist, sie war 1,09m m groß und wog 27kg.
*1975: Der afrikanische Homo Erectus wird von ''Colin Groves'' und ''Vratislav Mazák'' als "Homo ergaster" ("arbeitender Mann") beschrieben  
*1975: Der afrikanische Homo Erectus wird von ''Colin Groves'' und ''Vratislav Mazák'' als "Homo ergaster" ("arbeitender Mann") beschrieben  
*1978: Louis Leakeys Witwe ''Mary Leakey'' und ''Tim White'' (1950) entdecken im nordtansanischen "Laetoli" 59 Zweibeinerspuren, die sie Australopithecus Afarensis zuschreiben. Leakey schätzt die Größe der Spurenerzeuger auf 124-145 cm.
*1978: Louis Leakeys Witwe ''Mary Leakey'' und ''Tim White'' (1950) entdecken im nordtansanischen "Laetoli" 59 Zweibeinerspuren, die sie Australopithecus Afarensis zuschreiben. Leakey schätzt die Größe der Spurenerzeuger auf 124-145 cm. Die Wissenschaft der Spurenkunde heißt seit 1830 "Ichnologie", die der alten Spuren "Palichnologie".
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===1980er===
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==21. Jahrhundert==
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[[File:Sahelanthropus_tchadensis_-_TM_266-01-060-1.jpg|thumb|Schädel von Sahelanthropus tchadensis]]
[[File:Sahelanthropus_tchadensis_-_TM_266-01-060-1.jpg|thumb|Schädel von Sahelanthropus tchadensis]]
*2001:  Meave Leakey (Frau von Richard) und ihre Tochter Louise Leakey veröffentlichen eine Erstbeschreibung vom gut 3 Mio.Jahre alten (Pliozän) "Kenyanthropus platyops", der ein flacheres Gesicht als Australopithecus hat.
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*2002: Die 2001 im Tschad gefundenen Fossilien des "Sahelanthropus tchadensis" werden von dem französischen Paläontologen und Paläoanthropologen ''Michel Brunet'' (* 1940) trotz einer Gehirngröße von nur 1/3 des Jetztmenschen 2002 als Hominide beschrieben, darin unterstützt von Tim White. Eine Mehrheit sieht in den Funden aber trotz nachgewiesen aufrechten Gangs eher einen Vorläufer der Affen, wie ''Milford Wolpoff'' (* 1942) im gleichen Jahr feststellte, der den Namen "Sahelpithecus" vorschlug.<ref>[http://www.macroevolution.net/sahelanthropus-tchadensis.html Sahelanthropus tchadensis - The hominid that became an ape]</ref>
*2002: Die 2001 im Tschad gefundenen Fossilien des "Sahelanthropus tchadensis" werden von dem französischen Paläontologen und Paläoanthropologen ''Michel Brunet'' (* 1940) trotz einer Gehirngröße von nur 1/3 des Jetztmenschen 2002 als Hominide beschrieben, darin unterstützt von Tim White. Eine Mehrheit sieht in den Funden aber trotz nachgewiesen aufrechten Gangs eher einen Vorläufer der Affen, wie ''Milford Wolpoff'' (* 1942) im gleichen Jahr feststellte, der den Namen "Sahelpithecus" vorschlug.<ref>[http://www.macroevolution.net/sahelanthropus-tchadensis.html Sahelanthropus tchadensis - The hominid that became an ape]</ref>
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