Raspberry Pi 4
Der Raspberry Pi 4 (RPi4B) ist ein Einplatinencomputer der britischen Raspberry Pi Foundation. Er kam am 24. Juni 2019 auf dem Markt.[1]
Beschreibung
Der Raspberry Pi 4 ist das erste Modell der Raspberry Pi Serie, der mehr als 1 GB RAM bietet, optional stehen gegen Aufpreis 2 oder 4 GB zur Verfügung. Er kann zwei HDMI-Displays mit hoher Auflösung ansteuern und bietet erstmals auch Gigabit Ethernet und USB 3.0. Das neue System on Chip (SoC) kann nun auch 4K-Videos mit H.265 (HEVC) dekodieren (2160p60). Herzstück des Raspberry Pi 4 Model B (RPi4B) ist der Broadcom-Chip BCM2711. Er vereint vier Rechenkerne vom Typ ARM Cortex-A72 mit Out-of-Order-Mikroarchitektur, eine neue VideoCore VI (VC6) GPU sowie die Controller für Gigabit Ethernet und PCI Express (PCIe).[2] Der VideoCore VI-Grafikprozessor unterstützt OpenGL ES 3.x.[3]
Der USB-3.0-Controller VIA Labs VL805 bindet zwei USB-A-Buchsen an. Zwei weitere USB 2.0-Buchsen stehen zusätzlich zur Verfügung. Für die Stromversorgung mit 5 Volt hat der Raspberry Pi 4 nun eine USB-C-Buchse statt wie bisher MicroUSB. Statt einem normalen HDMI-Anschluss besitzt der Raspberry Pi 4 nun zwei Micro-HDMI-Buchsen. Sie liefern HDMI-2.0-Signale für Displays mit Auflösungen bis zu 4K alias Ultra HD (UHD, 3840 × 2160 Pixel). Das Betriebssystem Raspbian basiert nun auf Debian Buster, welches offiziell erst im Juli 2019 vom Debian-Projekt freigegeben wird. Auf Kompatibilitätsgründen zu den Vorgängern bleibt Raspbian zunächst 32-bittig. Daher können die potenziellen Vorteile der 64-Bit-ARMv8-kompatiblen Cortex-A72-Kerne nicht ausgenutzt werden, Raspbian spricht sie als ARMv7-Kerne an. Der Hardware-Decoder für H.264 (MPEG-4 AVC) arbeitet nur bis Full HD (1080p60). Im Leerlauf verbraucht der RPi4B 4,4 Watt inklusive USB-Tastatur, Maus und Gigabit-Ethernet-Verbindung. Mit WLAN statt Ethernet sind es 4,2 Watt. Im Vergleich zu den Vorgängern ist die Leistungsaufnahme damit deutlich gestiegen.[2] Es gibt Pins für Power over Ethernet und Schnittstellen für Kameras (CSI) und Displays (DSI). Wie bei den früheren Modellen stehen auch beim RPi4B eine Reihe von frei programmierbaren I/O-Ports zur Verfügung. Das Format des Einplatinencomputers ist gleich geblieben.[3] Die USB-C-Buchse der ersten Boardrevision entspricht nicht der USB-Spezifikation, was zu einer Einschränkung bei der Stromversorgung führt, da Kabel mit einem E-Marker-Chip nicht funktionieren. Der E-Marker-Chip übernimmt die Aushandlung des Betriebsmodus.[4]
Die Mediaplayer-Software LibreELEC (Leia) 9.2 ALPHA1 vom 24. Juni 2019 unterstützt erstmals den Raspberry Pi 4.[5] LibreELEC ist ein Derivat von OpenELEC, welches seit Juni 2017 nicht mehr weiterentwickelt wird. Beide basieren auf Kodi, ehemals XBMC.[6] Am 3. September 2019 wurde erstmals ein 64-Bit-Kernel der Raspberry-Pi-Foundation zum Testen angeboten.[7] Änderungen an der 32-Bit-Userland-Software sind dafür nicht nötig. Der Fokus des 64-Bit-Kernels liegt auf dem Raspberry Pi 4, dieser läuft mit noch mehr Einschränkungen aber auch auf dem Raspberry Pi 3.[8] Das am 27. Januar 2020 veröffentlichte Linux-Kernel 5.5 bringt eine Basis-Unterstützung für den Raspberry Pi 4 inklusive Treiber für den Gigabit-Ethernet-Contoller mit. Ein Treiber für den PCIe-Controller fehlt noch.[9] Am 16. Januar 2020 postete Eben Upton auf Twitter, dass der Raspberry Pi 4 nun OpenGL ES 3.1 konform ist.[10] Am 31. Januar 2020 kündigte Eben Upton den Beginn der Entwicklung eines Vulkan-Treibers der Raspberry Pi Foundation für den Raspberry Pi 4 an.[11] Revision 1.2 des Raspberry Pi 4 behebt das Problem mit dem USB-C-Anschluss, so dass dieser nun konform zu der Spezifikation ist. Weiterhin wurde ein Spannungsschalter über dem Micro-SD-Kartenschacht auf der Rückseite nach rechts neben die Buchse verschoben, um versehentliches Abreißen durch Einstecken einer Speicherkarte zu verhindern.[12]
Mehrere Entwickler arbeiten an einer UEFI-Firmware für den Raspberry Pi 4, um darauf dann eine größere Auswahl an ARM64-Linux-Distributionen booten zu können. UEFI steht für Unified Extensible Firmware Interface. Im Prinzip funktioniert das auch schon, aber es gibt (Stand 18. Februar 2020) noch Probleme mit USB 3.0.[13] Am 16. März 2020 wurde die Beta-Version des neuen Bootloaders für den Raspberry Pi 4 veröffentlicht. Diese ermöglicht dem Raspberry Pi 4 das Booten über Ethernet.[14]
Technische Daten
- SoC: 64 Bit Broadcom BCM2711
- CPU: 4 x ARM Cortex-A72, 1,5 GHz
- GPU: VideoCore VI (VC6)
- RAM: LPDDR4-1866 (x32, Micron D9WHV/MT53D1024M32D4DT-053) 1, 2 oder 4 GB
- Netzwerk: Gigabit Ethernet
- USB: 2 x USB 3.0, 2 x USB 2.0
- WiFi 2.4 GHz/5.0 GHz 802.11 b/g/n/ac, Bluetooth 5.0
- Externe Anschlüsse: 2x Micro-HDMI (bis zu 3840 × 2160 Pixel), 1x RJ-45, 2x USB-A 3.0, 2x USB-A 2.0, 1x MicroSD, 1x Audio-Klinke + Video-Out, 1x USB-C für Netzteil
- Onboard-Anschlüsse: GPIO-Stiftleiste, 1x PoE-Header, 1x DSI (Display), 1x CSI (Kamera)[2][5]
Weblinks
Quellen
- ↑ Announcing the Raspberry Pi 4 | Opensource.com, 24 Jun 2019
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Raspberry Pi 4: 4 GByte RAM, 4K, USB 3.0 und mehr Rechenpower | c't Magazin, 24.06.2019
- ↑ 3,0 3,1 Raspberry Pi 4 erschienen - Pro-Linux, 24. Juni 2019
- ↑ Raspberry Pi 4: Zukünftige Board-Revision soll Probleme mit USB-C-Kabeln lösen | heise online, 10.07.2019
- ↑ 5,0 5,1 LibreELEC (Leia) 9.2 ALPHA1 with Raspberry Pi 4B Support – LibreELEC, June 24, 2019
- ↑ Archive:OpenELEC - Official Kodi Wiki
- ↑ Pi4 64-bit raspbian kernel for testing - Focus on Pi4 - Raspberry Pi Forums, Sep 03, 2019
- ↑ Raspberry Pi: Erste Fassung des 64-Bit-Kernels verfügbar | heise online, 16.09.2019
- ↑ Wireguard in Sicht, neue Btrfs-RAID-Modi und Raspi-4-Support | c't Magazin, 28.01.2020
- ↑ Eben Upton on Twitter: "😎 @Raspberry_Pi 4 is now OpenGL ES 3.1 conformant. Thanks to all our friends at @thekhronosgroup and @igalia for their help in getting this done. https://t.co/acwYVqDZ95" / Twitter, Jan 16, 2020
- ↑ Vulkan is coming to Raspberry Pi: first triangle - Raspberry Pi, 31st Jan 2020
- ↑ Raspberry Pi 4: Revision 1.2 mit ausgebessertem USB-C-Stecker im Handel | heise online, 24.02.2020
- ↑ UEFI-Firmware für den Raspberry Pi 4 (und 3) | heise online
- ↑ Raspberry Pi4: Booten vom Netzwerk | heise online, 16.03.2020