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'''Chronik der Vitamine''' (aus Einfachheitsgründen inkl. "Vitamin D", der keiner ist)
'''Chronik der Vitamine''' (aus Einfachheitsgründen inkl. "Vitamin D", der keiner ist)


[[File:James_Lind_by_Chalmers.jpg|thumb|James Lind]]
[[File:Christiaan_Eijkman.jpg|thumb|Christiaan Eijkman]]
[[File:GyorgyiNIH.jpg|thumb|Albert von Szent-Györgyi Nagyrápolt, ca. 1948]]
[[File:Karrer.jpg|thumb|Paul Karrer, 1937]]
== Antike ==
== Antike ==
*1550 v. Chr.: "Papyrus Ebers": Skorbut ist im 2. Jahrtausend v. Chr. im Alten Ägypten bekannt.
*1550 v. Chr.: Im ägyptischen "Papyrus Ebers" wird Skorbut beschrieben, die älteste bekannte Avitaminose.
*100: Der antike griechische Arzt ''Soranos von Ephesos'' beschreibt Rachitis (Vitamin-D-Mangel)
*100: Der antike griechische Arzt ''Soranos von Ephesos'' beschreibt "Rachitis" (Vitamin-D-Mangel)


== Mittelalter ==
== Mittelalter ==
*7.Jh.: Die B1-Avitaminose "Beri-Beri" ist in China bekannt.
*7. Jh.: Die B1-Avitaminose "Beri-Beri" ist in China bekannt.


== Neuzeit ==
== Neuzeit ==
*1597: "Hypervitaminose": ''Gerrit de Veer'' (um 1570 - nach 1598), ein Matrose unter Willem Barentsz, notiert in seinem Tagebuch, dass seine Kameraden durch den Verzehr extrem Vitamin A haltiger Eisbärenleber erkrankt wären.
*15.+16. Jahrhundert: Entdeckungsreisen erleiden schwere Verluste durch Skorbut, ''Vasco da Gama'' verliert 60% seiner Leute, ''Magellan'' 80%.
*1617: Der englische Militärarzt [[John Woodall]] (1570–1643) empfiehlt Zitronensaft gegen Skorbut
*1597: "Hypervitaminose": ''Gerrit de Veer'' (um 1570–nach 1598), ein Matrose unter Willem Barentsz, notiert in seinem Tagebuch, dass seine Kameraden durch den Verzehr extrem Vitamin A-haltiger Eisbärenleber schwer erkrankt wären.
*1629/1630: Der niederländische Tropenmediziner ''Jacob de Bondt'' (1592–1631) beschreibt auf Java Beriberi, der Name stammt wahrscheinlich vom Malaiischen für "Schaf".  
*1601: Der Engländer ''James Lancaster'' [dʒäyms 'länkaster] (1554–1618) gibt den Schiffen der Ostindischen Kompanie Zitronensaft gegen Skorbut mit.
*1645: Auch der englische Mediziner [[Daniel Whistler]] (1619-1684), vgl.Antike, beschreibt Rachitis, einen Vitamin-D-Mangel (streng genommen ist D kein Vitamin)<ref>[http://www.n-tv.de/wissen/Vitamin-D-wird-unterschaetzt-article10363896.html Deutschland ist ein Mangelland: Vitamin D wird unterschätzt - n-tv.de, 30. März 2013]</ref>
*1617: Der englische Militärarzt ''John Woodall'' [dʒon wud'o:l] (1570–1643) empfiehlt ebenfalls Zitronensaft gegen Skorbut
*1735: "Pellagra": Niacin (früher "B3")-Mangel wird vom spanischen Arzt ''Gaspar Casal'' (1681-1759) als "Asturische Lepra" beschrieben, bekommt später den Namen "Pellagra" aus dem Italienischen für 'saure Haut'
*1629/1630: Der [[Niederlande|niederländische]] Tropenmediziner ''Jacob de Bondt'' (1592–1631) beschreibt auf Java "Beriberi", der Name stammt wahrscheinlich vom Malaiischen für "Schaf".
[[File:James_Lind_by_Chalmers.jpg|thumb|James Lind]]
*1645: Der englische Mediziner ''Daniel Whistler'' (1619–1684), vgl. Antike, beschreibt als erster in der Neuzeit Rachitis, eine Vitamin-D-Mangelkrankheit (streng genommen ist D kein Vitamin)<ref>[http://www.n-tv.de/wissen/Vitamin-D-wird-unterschaetzt-article10363896.html Deutschland ist ein Mangelland: Vitamin D wird unterschätzt - n-tv.de, 30. März 2013]</ref>
*1747: Der schottische Marinearzt ''James Lind'' (1716-1794) führt zur See wissenschaftliche Versuche durch und erklärt in seinem "Treatise of the Scurvy", dass Zitrusfrüchte Skorbut verhindern; es dauert 40 Jahre, bis sich die Erkenntnis in England durchsetzt, v.a. durch James Cook (1728-1779). Im 19. Jh. geht diese Erkenntnis aber wieder verloren und der Skorbut taucht wieder auf, siehe 1907.
*1735: "Pellagra": Niacin (früher "B3")-Mangel wird vom spanischen Arzt ''Gaspar Casal'' (1681–1759) als "Asturische Lepra" beschrieben, bekommt später den Namen "Pellagra" aus dem Italienischen für 'saure Haut'
*1803: Der in Ceylon lebende britische Arzt ''Thomas Christie'' stellt Parallelen zum Skorbut fest und vermutet, dass Beriberi ebenfalls ernährungsbedingt ist.<ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2889456/ National Center for Biotechnology Information - British India and the “Beriberi Problem”, 1798–1942, Jul 2010]</ref>
*1747: Der [[Schottland|schottische]] Marinearzt ''James Lind'' [dʒäyms lind] (1716–1794) führt zur See wissenschaftliche Versuche durch und erklärt in seinem "Treatise of the Scurvy", dass Zitrusfrüchte Skorbut verhindern (er entwickelt auch haltbare Konzentrate davon); es dauert 40 Jahre, bis sich die Erkenntnis in England durchsetzt, v. a. durch ''James Cook'' [dʒäyms kuk] (1728–1779). Im 19. Jh. geht das Wissen aber wieder verloren und der Skorbut taucht wieder auf, siehe 1907.
*1842: Der englische Mediziner ''George Budd'' (1808-1882) vermutet, dass in der Nahrung spezielle essentielle Faktoren enthalten sind.
*1803: Der in Ceylon lebende britische Arzt ''Thomas Christie'' ['tomäs 'kristi] stellt bei Beriberi Parallelen zum Skorbut fest und vermutet, dass Beriberi ebenfalls ernährungsbedingt ist.<ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2889456/ National Center for Biotechnology Information - British India and the “Beriberi Problem”, 1798–1942, Juli 2010]</ref>
*1863: Der französische Arzt ''[[Pierre Bitôt]]'' (1822-1888) beschreibt Bitotflecken durch Vitamin A Mangel.
*1816: Der [[Frankreich|französische]] Anatom und Physiologe ''François Magendie'' [frɑ̃ˈswa maʒɑ̃ˈdi:] (1783–1855) erkennt bei Tierversuchen, dass Vitamin A-Mangelsymptome von Versuchstieren denen armer Kinder ähnlich sind.<ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23183288 On the 'discovery' of vitamin A. - PubMed - NCBI]</ref>
*1867: Nicotinsäure/Niacin wird entdeckt, aber noch nicht als Vitamin B<sub>3</sub> verstanden (heute is der Name b3 auch ungebräuchlich)
*1842: Der englische Mediziner ''George Budd'' [dʒordʒ bad] (1808–1882) vermutet, dass in der Nahrung spezielle essentielle Faktoren enthalten sind.
*1881: "Wernicke-Enzephalopathie", eine weitere Krankheit bei B1-Mangel, wird beschrieben.
*1863: Der französische Arzt ''Pierre Bitôt'' [pyer bito:] (1822–1888) beschreibt Bitotflecken bei Xerophtalmie durch Vitamin A Mangel.
*1884: Der japanische Marinearzt ''Takaki Kanehiro'' (1849-1920) beweist durch Experimente, dass "Beriberi" durch Umstellung auf unpolierten Reis geheilt wird, Takakis Erkenntnisse werden 20 Jahre lang selbst in Japan ignoriert.
*1867: Nicotinsäure/Niacin wird entdeckt, aber noch nicht als Vitamin B<sub>3</sub> verstanden (heute ist der Name B<sub>3</sub> ungebräuchlich)
[[File:Christiaan_Eijkman.jpg|thumb|Christiaan Eijkman]]
*1881: "Wernicke-Enzephalopathie", eine weitere Krankheit bei B<sub>1</sub>-Mangel (wie Beriberi), wird beschrieben.
*1894: Der niederländische Arzt, Pathologe und Hygieniker ''Christiaan Eijkman'' (1858-1930) macht 10 Jahre später in Indonesien praktisch das gleiche wie Takaki und bekommt den Nobelpreis. Es ist auch erst Eijkmans Mitarbeiter ''Gerrit Grijns'' (1865-1944), der Beriberi als Mangelkrankheit erkennt, Eijkman selbst dachte, dass es um Vergiftungen geht, dass es in der Reisschale ein Gegengift zum giftigen Reiskern gibt. Weil Grijns Befund lange nicht übersetzt wird, bekommt Eijkman den Preis und nicht Grijns.<ref>[http://www.worldneurologyonline.com/article/gerrit-grijns-in-java-beriberi-and-the-concept-of-partial-starvation/ Worldneurologyonline]</ref>
*1884: Der japanische Marinearzt ''Takaki Kanehiro'' (1849–1920) beweist durch Experimente, dass "Beriberi" durch Umstellung der Nahrung auf unpolierten Reis geheilt wird, seine Erkenntnisse werden 20 Jahre lang selbst in Japan ignoriert.
*1907: Der norwegische Bakteriologie ''Axel Holst'' (1860-1931) und norwegische Pädiater ''Theodor Frølich'' (1870-1947) veröffentlichen die Ergebnisse von Tierversuchen über Skorbut. Diese beweisen abermals, dass es eine Mangelkrankheit ist, was damals in Vergessenheit geraten war.
*1894: Der niederländische Arzt, Pathologe und Hygieniker ''Christiaan Eijkman'' (1858–1930) macht 10 Jahre später in Indonesien praktisch das gleiche wie Takaki und bekommt den Nobelpreis. Es ist auch erst Eijkmans Mitarbeiter ''Gerrit Grijns'' (1865–1944), der Beriberi als Mangelkrankheit erkennt, Eijkman selbst dachte, dass es um Vergiftungen geht, dass es in der Reisschale ein Gegengift zum giftigen Reiskern gibt. Weil Grijns Befund lange nicht übersetzt wird, bekommt Eijkman den Preis und nicht Grijns.<ref>[http://www.worldneurologyonline.com/article/gerrit-grijns-in-java-beriberi-and-the-concept-of-partial-starvation/ Worldneurologyonline]</ref>
*1910: Der japanische Wissenschaftler ''[[Umetaro Suzuki]]'' (1874–1943) isoliert das Vitamin B1, wegen seines Schwefelgehaltes auch "Thiamin" genannt.
*1898: Ein neuer Einflussfaktor wird von einem wenig bekannten Forscher names Steinitz entdeckt, man nennt ihn im 20. Jh. zunächst "Vitamin H" wegen seinen Auswirkungen auf Haut und Haar, dann Vitamin B<sub>7</sub> bzw. Biotin.
*1912: Der polnisch-amerikanische Biochemiker ''Casimir Funk'' (1884-1967), der Suzukis Ergebnisse nicht kennt, isoliert ebenfalls B1 und prägt den Begriff "Vitamin" in der irrigen Annahme, dass alle solche Stoffe Amine enthalten.
*1905: Der holländische Arzt ''Cornelis Pekelharing'' (1848–1922) behauptet, auch Milch weise bisher unerkannte essenzielle Substanzen auf.
*1913: Vitamin A<sub>1</sub> (Retinol) wird durch den US-amerikanischen Biochemiker ''Elmer McCollum'' (1879–1967) und ''[[Marguerite Davis]]'' (1887-1967) entdeckt.
*1907: Der norwegische Bakteriologie ''Axel Holst'' (1860–1931) und norwegische Pädiater ''Theodor Frølich'' (1870–1947) veröffentlichen die Ergebnisse von Tierversuchen über Skorbut. Diese beweisen abermals, dass es eine Mangelkrankheit ist, was damals in Vergessenheit geraten war.
*1914: Der US-amerikanische Mediziner ''Joseph Goldberger'' (1874-1929) wird vom Surgeon General mit der Untersuchung von Pellagra beauftragt. Goldberger erkannte bald, dass es sich um eine Folge von Fehlernährung handelt.
*1910: Der japanische Wissenschaftler ''Umetaro Suzuki'' (1874–1943) isoliert das Vitamin B<sub>1</sub>, wegen seines Schwefelgehaltes auch "Thiamin" genannt.
*1916: Der US-amerikanische Biochemiker ''Elmer McCollum'' (1879-1967) setzt die Großbuchstaben als Abkürzungen durch, v.a. weil man sie noch nicht völlig entschlüsselt hat.
*1912: Der polnische Biochemiker ''Casimir Funk'' (1884–1967), der Suzukis Ergebnisse nicht kennt, isoliert ebenfalls B<sub>1</sub> und prägt den Begriff "Vitamin" in der irrigen Annahme, dass alle solche Stoffe Amine enthalten.
*1918: Der britische Biochemiker [[Jack Drummond]] (1891-1952) benennt Vitamin C
*1912: Der vielseitige englische Biochemiker ''Frederick Gowland Hopkins'' (1861–1947) beweist endgültig, dass es essentielle "accessory food factors" gibt (Nobelpreis). Zusammen mit Funks neuem Begriff "Vitamin" ist das der endgültige Durchbruch.
*1918: Das Pro-Hormon Vitamin D<sub>3</sub> (Cholecalciferol/Colecalciferol oder kurz Calciol), die aktive Form des Vitamin D, wird später in Fischleberöl vom deutschen Chemiker ''Hans Brockmann'' (1903-1988) isoliert.<ref>[http://www.vitamindmangel.net/vitamin-d3 vitamindmangel.net - Vitamin D3 - Überblick über das wichtige Vitamin D3]</ref>
*1913: Vitamin A<sub>1</sub> (Retinol) wird durch den US-amerikanischen Biochemiker ''Elmer McCollum'' (1879–1967) und ''Marguerite Davis'' ['ma:rgrit 'däyvis] (1887–1967) entdeckt.
*1920: Vitamin B<sub>2</sub> (Riboflavin) wird aus Milch isoliert und eine Zeitlang Vitamin G genannt. Bei Mangel gibt es Hautprobleme, vermindertes Sehvermögen und eine Wachstumsverzögerung bei Kindern.
*1914: Der US-amerikanische Mediziner ''Joseph Goldberger'' ['dʒosef 'goldbörger] (1874–1929) wird vom Surgeon General (oberster Gesundheitsbeamter) mit der Untersuchung von Pellagra beauftragt und erkennt, dass es sich um eine Folge von Fehlernährung handelt.
*1922: Der deutsche Chemiker ''Adolf Windaus'' (1876-1959) gewinnt Vitamin D2 (Ergocalciferol). 1928 erhielt er den Nobelpreis für Chemie.
*1916: Der US-amerikanische Biochemiker ''Elmer McCollum'' (1879–1967) setzt die Großbuchstaben als Abkürzungen durch, v. a. weil man sie noch nicht völlig entschlüsselt hat.
*1922: Vitamin E, ein Sammelbegriff für fettlösliche Substanzen wie α-Tocopherol und Tocotrienole wird vom US-amerikanischen Anatomen und Endokrinologen ''Herbert McLean Evans'' (1882-1971) und seiner Assistentin ''[[Katharine Scott Bishop]]'' (1889-1976) in Weizenkeimöl nachgewiesen.
*1918: Der britische Biochemiker ''Jack Drummond'' [dʒäk 'dramond] (1891–1952) benennt Vitamin C
*1918: Das Pro-Hormon Vitamin D<sub>3</sub> (Cholecalciferol/Colecalciferol oder kurz Calciol), die aktive Form des Vitamin D, wird später in Fischleberöl vom deutschen Chemiker ''Hans Brockmann'' (1903–1988) isoliert.<ref>[http://www.vitamindmangel.net/vitamin-d3 vitamindmangel.net - Vitamin D3 - Überblick über das wichtige Vitamin D3]</ref>
*1920: Vitamin B<sub>2</sub> (Riboflavin) wird aus Milch isoliert und eine Zeitlang Vitamin G genannt. Bei Mangel treten Hautprobleme, vermindertes Sehvermögen und eine Wachstumsverzögerung bei Kindern ein.
*1922: Der deutsche Chemiker ''Adolf Windaus'' (1876–1959) isoliert Vitamin D<sub>2</sub> (Ergocalciferol) mit einem neuen Verfahren vgl.1927. 1928 erhält er den Nobelpreis für Chemie.
*1922: Vitamin E, ein Sammelbegriff für fettlösliche Substanzen wie "α-Tocopherol" und "Tocotrienole" wird vom US-amerikanischen Anatomen und Endokrinologen ''Herbert McLean Evans'' (1882–1971) und seiner Assistentin ''Katharine Scott Bishop'' (1889–1976) in Weizenkeimöl nachgewiesen.


== Beginn der optischen Entdeckung und Synthetisierung ==
== Beginn der optischen Entdeckung und Synthetisierung ==
*1926: Der niederländische Chemiker ''Barend Coenraad Petrus Jansen'' (1884-1962) und der niederländische Physiologe und Hygieniker ''Willem Frederik Donath'' (1889-1957) sehen Vitaminkristalle
*1926: Vitaminkristalle: Der niederländische Chemiker ''Barend Coenraad Petrus Jansen'' (1884–1962) und sein Landsmann, der Physiologe und Hygieniker ''Willem Frederik Donath'' (1889–1957) sehen Vitaminkristalle im Mikroskop.
*1926: Vitamin B<sub>12</sub> (Cobalamin) wird nachgewiesen. Ein Mangel führt zu "Perniziöser Anämie". Der US-amerikanische Pathologe ''George Hoyt Whipple'' (1878-1976), ''George Richards Minot'' (1885-1950) und ''William Parry Murphy'' (1892-1987) erhielten 1934 den Nobelpreis für Medizin.
*1926: Vitamin B<sub>12</sub> (Cobalamin) wird nachgewiesen. Ein Mangel führt zu "Perniziöser Anämie". Die US-Amerikaner ''George H. Whipple'' [dʒo:rdʒ wipl] (1878–1976), ''George R. Minot'' [dʒo:rdʒ 'mainot] (1885–1950) und ''William P.Murphy'' ['wilyäm 'mörfi] (1892–1987) erhalten 1934 den Nobelpreis für Medizin. Trotz des irreführenden Namens gibt es nur acht B-Vitamine.
*1927: Vitamin D wird nach dem Windaus-Verfahren fotochemisch synthetisiert
*1927: Vitamin D wird synthetisiert. Er wird nach dem Windaus-Verfahren fotochemisch synthetisiert.
[[File:GyorgyiNIH.jpg|thumb|Albert von Szent-Györgyi Nagyrápolt, ca. 1948]]
*1928: Vitamin C isoliert. Der ungarische Mediziner und Biochemiker ''Albert von Szent-Györgyi Nagyrápolt'' (1893–1986) isoliert Vitamin C. Er gibt ihm die Bezeichnung Ascorbin-Säure (a-scorbin = gegen Skorbut) und er erhält 1937 den Nobelpreis für Medizin, der britische Chemiker ''Walter Norman Haworth'' (1883–1950) im gleichen Jahr den Nobelpreis für Chemie.
*1928: Der ungarische Mediziner und Biochemiker ''Albert von Szent-Györgyi Nagyrápolt'' (1893-1986) isoliert Vitamin C. Er gibt ihm die Bezeichnung A-Scorbin-Säure (Säure gegen Skorbut). Er erhält 1937 den Nobelpreis für Medizin. Der britische Chemiker ''Walter Norman Haworth'' (1883-1950) erhielt 1937 den Nobelpreis für Chemie.
*1929/1934: Vitamin K<sub>1</sub> (Phyllochinon) (K für Koagulation) wird in Luzerne gefunden. Es gibt zwei natürlich vorkommende Formen von Vitamin K: Vitamin K1 (Phyllochinon), das wichtig für die Photosynthese ist und das von Mikroorganismen im Darm gebildete Vitamin K<sub>2</sub> (Menachinon). Vitamin K<sub>3</sub> (Menadion) wird heute nicht mehr eingesetzt. Der Amerikaner ''Edward Doisy'' (1893–1986) und der Däne ''Henrik Dam'' (1895–1976) bekommen für ihre Forschungen den Nobelpreis.<ref>[http://www.onmeda.de/naehrstoffe/vitamin_k.html Vitamin K: Schützt vor Blutungen, stärkt die Knochen - Onmeda.de, 21. Mai 2013]</ref>
*1929: Vitamin K<sub>1</sub> (Phyllochinon) (K für Koagulation) wird in Luzerne gefunden. K1 ist wichtig für Photosynthese. Es gibt zwei natürlich vorkommende Formen von Vitamin K: Vitamin K1 und von Mikroorganismen im Darm gebildetes Vitamin K2. Vitamin K<sub>3</sub> (Menadion) wird heute nicht mehr eingesetzt.<ref>[http://www.onmeda.de/naehrstoffe/vitamin_k.html Vitamin K: Schützt vor Blutungen, stärkt die Knochen - Onmeda.de, 21. Mai 2013]</ref>
*1931: Vitamin A isoliert. Der Schweizer Chemiker ''Paul Karrer'' (1889–1971) isoliert (Reindarstellung) Vitamin A
[[File:Karrer.jpg|thumb|Paul Karrer, 1937]]
*1931: Vitamin B<sub>5</sub> entdeckt. Das wasserlösliche Vitamin B<sub>5</sub> (Pantothensäure) wird vom US-amerikanischen Biochemiker ''Roger Williams'' ['rodscher 'wilyäms] (1893–1988) entdeckt.<ref>[http://www.gesundheit.de/ernaehrung/naehrstoffe/vitamine/pantothensaeure Mit Vitamin B5 Akne behandeln - gesundheit.de]</ref> und Vitamin B7 (Biotin)
*1931: Der Schweizer Chemiker ''Paul Karrer'' (1889-1971) isoliert (Reindarstellung) Vitamin A  
*1932: Vitamin C synthetisiert. ''Tadeus Reichstein'' (1897–1996), ein wegen Pogromen aus Russland in die Schweiz geflohener Jude, stellt das Vitamin C auf dem Weg der Synthese her, der sich zur industriellen Produktion eignet. Ab 1934 wurde es bei Hoffmann La Roche massengefertigt.
*1931: Vitamin B<sub>5</sub> (Pantothensäure)<ref>[http://www.gesundheit.de/ernaehrung/naehrstoffe/vitamine/pantothensaeure Mit Vitamin B5 Akne behandeln - gesundheit.de]</ref> und Vitamin B7 (Biotin) in der Leber
*1933: Vitamin B<sub>9</sub>. Die englische Hämatologin ''Lucy Wills'' (1888–1964) erforscht in Indien einen Stoff, der seit 1941 Vitamin B<sub>9</sub> (Folsäure) genannt wird.
*1932: ''Tadeus Reichstein'' (1897-1996), ein wegen Pogromen aus Russland in die Schweiz geflohener Jude, stellt das Vitamin C auf dem Weg der Synthese her, der sich zur industriellen Produktion eignete. Ab 1934 wurde es bei Hoffmann La Roche massengefertigt.
*1934: Vitamin B<sub>6</sub>. Der gebürtige Ungar ''Paul Gyorgy'' (1893–1976) entdeckt Vitamin B<sub>6</sub> (Pyridoxin) in Reiskleie
*1934: Vitamin B<sub>6</sub> (Pyridoxin) in Reiskleie
*1935: Vitamin E (α-Tocopherol) isoliert. Er wird von der US-amerikanischen Biochemikerin und Ernährungswissenschaftlerin ''Gladys A. Emerson'' ['glädis emerson] (1903–1984) isoliert.
*1935: α-Tocopherol (Vitamin E): Isoliert von der US-amerikanischen Biochemikerin und Ernährungswissenschaftlerin ''Gladys Anderson Emerson'' (1903-1984)  
*1936: Vitamin B<sub>3</sub> gefunden. Das wasserlösliche Vitamin B<sub>3</sub> (Niacin) wird vom Amerikaner ''Conrad Elvehjem'' (1901–1962) in der Leber gefunden, es ist identisch mit der schon seit 1867 bekannten Nicotinsäure. Mangelerscheinungen sind selten, da es in vielen Nahrungsmitteln enthalten ist.<ref>[http://www.gesundheit.de/ernaehrung/naehrstoffe/vitamine/niacin-nicotinsaeure-vitamin-pp Niacin (Vitamin PP): Tagesdosis und Wirkung - gesundheit.de]</ref>
*1936: Das wasserlösliche Vitamin B<sub>3</sub> (Niacin) wird in der Leber gefunden, es ist identisch mit der der 1867 schon bekannten Nicotinsäure. Mangelerscheinungen sind selten, da es in vielen Nahrungsmitteln enthalten ist.<ref>[http://www.gesundheit.de/ernaehrung/naehrstoffe/vitamine/niacin-nicotinsaeure-vitamin-pp Vitamin B3]</ref>
*1936: Vitamin B<sub>7</sub> isoliert. Die Deutschen ''Fritz Kögl'' (1897–1959) und sein Doktorand ''Benno Tönnis'' isolieren Vitamin B<sub>7</sub> (Biotin) (stellen es in Reinform dar).
*1938: Der deutsche Chemiker ''[[Erhard Fernholz]]'' (1909-1940) klärt die Struktur von Vitamin E, Paul Karrer synthesiert es.
*1937–1942: Vitamin B<sub>7</sub>, weitere Forschung. Der US-amerikanische Nobelpreisträger ''Vincent du Vigneaud'' ['vinsent du vi'no:] (1901–1978) klärt die Struktur von B7 vollständig.
*1941: Vitamin B<sub>9</sub> (Folsäure), es nimmt Einfluss auf die Blutbildung und Zellteilung und damit indirekt auch auf die Embryo- und Fötusentwicklung. Folsäuremangel führt auch zu Megalozytenanämie, die roten Blutkörperchen werden selten und zu groß.
*1938: Vitamin E weiter erforscht und synthetisiert. Der deutsche Chemiker ''Erhard Fernholz'' (1909–1940) klärt die Struktur von Vitamin E, der Schweizer ''Paul Karrer'' (1889–1971) synthetisiert es.
*1947: Vitamin A wird von dem niederländischen Chemikern ''[[David Adriaan van Dorp]]'' (1915-1995) und ''[[Jozef Ferdinand Arens]]'' (1914–2001) synthetisiert.
*1938: Vitamin B<sub>6</sub> isoliert. ''Samuel Lepkovsky'' (1899–1984) isoliert Vitamin B<sub>6</sub>, vgl. 1934.
*1948: Entdeckung von Cobalamin (B12) unabhängig voneinander von einem Team um den US-amerikanischen Biochemiker ''Karl August Folkers'' (1906-1997) und einem britischen Forscherteam um den britischen Chemiker ''Ernest Lester Smith'' (1904-1992).
*1940: Paul György stellt fest, dass B7 (Biotin) identisch mit Vitamin H und Coenzym R ist.
*1955: Die britische Biochemikerin ''Dorothy Crowfoot Hodgkin'' (1910-1994) kann durch Röntgenbeugung die B12-Struktur klären.
*1941: Vitamin B<sub>9</sub> (Folsäure) wird entdeckt. Der Vitamin nimmt Einfluss auf die Blutbildung und Zellteilung und damit indirekt auch auf die Embryo- und Fötusentwicklung. Folsäuremangel führt zu Megalozytenanämie, die roten Blutkörperchen werden selten und zu groß. Chemisch setzt es sich aus Pteridin-Derivat, para-Aminobenzoesäure und L-Glutaminsäure zusammen.
*1957: J.J.Burns weist nach, dass Menschen das Enzym L-Gulonolactonoxidase nicht selbst produzieren können und daher Vitamin C brauchen.
*1947: Vitamin A synthetisiert. Vitamin A wird von den niederländischen Chemikern ''David Adriaan van Dorp'' (1915–1995) und ''Jozef Ferdinand Arens'' (1914–2001) synthetisiert.
*1972: Totalsynthese des Vitamins B12 durch den Schweizer Chemiker Albert Eschenmoser (* 1925) und dem US-amerikanischen Chemiker Robert B. Woodward (1917-1979).
*1948: Vitamin B<sub>12</sub>entdeckt. Entdeckung von Cobalamin (B<sub>12</sub>) unabhängig voneinander von einem Team um den US-amerikanischen Biochemiker ''Karl August Folkers'' (1906–1997) und einem britischen Forscherteam um den britischen Chemiker ''Ernest Lester Smith'' (1904–1992).
*1955: B<sub>12</sub>-Struktur. Die britische Biochemikerin ''Dorothy Crowfoot Hodgkin'' ['dorothi 'hodschkin] (1910–1994) kann durch Röntgenbeugung die B<sub>12</sub>-Struktur klären.
*1957: Der Amerikaner ''John J. Burns'' weist nach, dass Menschen Vitamin C brauchen, weil sie das Enzym "L-Gulonolactonoxidase" nicht selbst produzieren können.
*1957: "Ubichinon-10" (Koenzym Q<sub>10</sub>), verwandt mit Vitamin E und K, wird von WI ''Erika Schwartz'' und ''Kyowa Hakko'' USA entdeckt, ein Team um ''Karl Folkers'' beschreibt ein Jahr später seine Struktur.<ref>[http://inventors.about.com/library/inventors/bl_vitamins.htm Geschichte der Viatamine; About.com]</ref>
*1972: Vitamins B<sub>12</sub> synthetisiert. Totalsynthese des Vitamins B<sub>12</sub> durch den Schweizer Chemiker ''Albert Eschenmoser'' (* 1925) und den US-amerikanischen Chemiker ''Robert B. Woodward'' (1917–1979).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://jumk.de/bmi/vitamintabelle.php Vitamintabelle]
*[https://jumk.de/bmi/vitamintabelle.php Vitamintabelle - Jumk.de]
*[http://www.adipositas-portal.de/thread.php?postid=52113 Mangelkrankheiten]
*[https://web.archive.org/web/20140823185058/http://www.adipositas-portal.de/thread.php?postid=52113 Mangelkrankheiten | Adipositas-Portal] @ Wayback Machine
*[http://www.zeit.de/2009/21/A-Vitamin-C Vitamin C als Industrieprodukt]
*[https://www.zeit.de/2009/21/A-Vitamin-C Vitamin C: Das goldene Pulver | ZEIT ONLINE]
*[http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/themes/medicine/carpenter/ Nobelpreise]
*[https://www.nobelprize.org/prizes/themes/the-nobel-prize-and-the-discovery-of-vitamins-2 The Nobel Prize and the discovery of vitamins]
*[http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/2010/vitamine-sind-gesund-alles-nur-ein-mythos-100.html Vitamin]
*[https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/2010/vitamine-sind-gesund-alles-nur-ein-mythos-100.html Vitamine sind gesund: alles nur ein Mythos? - W wie Wissen - ARD | Das Erste]


== Quellen ==
== Quellen ==

Aktuelle Version vom 24. Mai 2021, 07:54 Uhr

Chronik der Vitamine (aus Einfachheitsgründen inkl. "Vitamin D", der keiner ist)

James Lind
Christiaan Eijkman
Albert von Szent-Györgyi Nagyrápolt, ca. 1948
Paul Karrer, 1937

Antike

  • 1550 v. Chr.: Im ägyptischen "Papyrus Ebers" wird Skorbut beschrieben, die älteste bekannte Avitaminose.
  • 100: Der antike griechische Arzt Soranos von Ephesos beschreibt "Rachitis" (Vitamin-D-Mangel)

Mittelalter

  • 7. Jh.: Die B1-Avitaminose "Beri-Beri" ist in China bekannt.

Neuzeit

  • 15.+16. Jahrhundert: Entdeckungsreisen erleiden schwere Verluste durch Skorbut, Vasco da Gama verliert 60% seiner Leute, Magellan 80%.
  • 1597: "Hypervitaminose": Gerrit de Veer (um 1570–nach 1598), ein Matrose unter Willem Barentsz, notiert in seinem Tagebuch, dass seine Kameraden durch den Verzehr extrem Vitamin A-haltiger Eisbärenleber schwer erkrankt wären.
  • 1601: Der Engländer James Lancaster [dʒäyms 'länkaster] (1554–1618) gibt den Schiffen der Ostindischen Kompanie Zitronensaft gegen Skorbut mit.
  • 1617: Der englische Militärarzt John Woodall [dʒon wud'o:l] (1570–1643) empfiehlt ebenfalls Zitronensaft gegen Skorbut
  • 1629/1630: Der niederländische Tropenmediziner Jacob de Bondt (1592–1631) beschreibt auf Java "Beriberi", der Name stammt wahrscheinlich vom Malaiischen für "Schaf".
  • 1645: Der englische Mediziner Daniel Whistler (1619–1684), vgl. Antike, beschreibt als erster in der Neuzeit Rachitis, eine Vitamin-D-Mangelkrankheit (streng genommen ist D kein Vitamin)[1]
  • 1735: "Pellagra": Niacin (früher "B3")-Mangel wird vom spanischen Arzt Gaspar Casal (1681–1759) als "Asturische Lepra" beschrieben, bekommt später den Namen "Pellagra" aus dem Italienischen für 'saure Haut'
  • 1747: Der schottische Marinearzt James Lind [dʒäyms lind] (1716–1794) führt zur See wissenschaftliche Versuche durch und erklärt in seinem "Treatise of the Scurvy", dass Zitrusfrüchte Skorbut verhindern (er entwickelt auch haltbare Konzentrate davon); es dauert 40 Jahre, bis sich die Erkenntnis in England durchsetzt, v. a. durch James Cook [dʒäyms kuk] (1728–1779). Im 19. Jh. geht das Wissen aber wieder verloren und der Skorbut taucht wieder auf, siehe 1907.
  • 1803: Der in Ceylon lebende britische Arzt Thomas Christie ['tomäs 'kristi] stellt bei Beriberi Parallelen zum Skorbut fest und vermutet, dass Beriberi ebenfalls ernährungsbedingt ist.[2]
  • 1816: Der französische Anatom und Physiologe François Magendie [frɑ̃ˈswa maʒɑ̃ˈdi:] (1783–1855) erkennt bei Tierversuchen, dass Vitamin A-Mangelsymptome von Versuchstieren denen armer Kinder ähnlich sind.[3]
  • 1842: Der englische Mediziner George Budd [dʒordʒ bad] (1808–1882) vermutet, dass in der Nahrung spezielle essentielle Faktoren enthalten sind.
  • 1863: Der französische Arzt Pierre Bitôt [pyer bito:] (1822–1888) beschreibt Bitotflecken bei Xerophtalmie durch Vitamin A Mangel.
  • 1867: Nicotinsäure/Niacin wird entdeckt, aber noch nicht als Vitamin B3 verstanden (heute ist der Name B3 ungebräuchlich)
  • 1881: "Wernicke-Enzephalopathie", eine weitere Krankheit bei B1-Mangel (wie Beriberi), wird beschrieben.
  • 1884: Der japanische Marinearzt Takaki Kanehiro (1849–1920) beweist durch Experimente, dass "Beriberi" durch Umstellung der Nahrung auf unpolierten Reis geheilt wird, seine Erkenntnisse werden 20 Jahre lang selbst in Japan ignoriert.
  • 1894: Der niederländische Arzt, Pathologe und Hygieniker Christiaan Eijkman (1858–1930) macht 10 Jahre später in Indonesien praktisch das gleiche wie Takaki und bekommt den Nobelpreis. Es ist auch erst Eijkmans Mitarbeiter Gerrit Grijns (1865–1944), der Beriberi als Mangelkrankheit erkennt, Eijkman selbst dachte, dass es um Vergiftungen geht, dass es in der Reisschale ein Gegengift zum giftigen Reiskern gibt. Weil Grijns Befund lange nicht übersetzt wird, bekommt Eijkman den Preis und nicht Grijns.[4]
  • 1898: Ein neuer Einflussfaktor wird von einem wenig bekannten Forscher names Steinitz entdeckt, man nennt ihn im 20. Jh. zunächst "Vitamin H" wegen seinen Auswirkungen auf Haut und Haar, dann Vitamin B7 bzw. Biotin.
  • 1905: Der holländische Arzt Cornelis Pekelharing (1848–1922) behauptet, auch Milch weise bisher unerkannte essenzielle Substanzen auf.
  • 1907: Der norwegische Bakteriologie Axel Holst (1860–1931) und norwegische Pädiater Theodor Frølich (1870–1947) veröffentlichen die Ergebnisse von Tierversuchen über Skorbut. Diese beweisen abermals, dass es eine Mangelkrankheit ist, was damals in Vergessenheit geraten war.
  • 1910: Der japanische Wissenschaftler Umetaro Suzuki (1874–1943) isoliert das Vitamin B1, wegen seines Schwefelgehaltes auch "Thiamin" genannt.
  • 1912: Der polnische Biochemiker Casimir Funk (1884–1967), der Suzukis Ergebnisse nicht kennt, isoliert ebenfalls B1 und prägt den Begriff "Vitamin" in der irrigen Annahme, dass alle solche Stoffe Amine enthalten.
  • 1912: Der vielseitige englische Biochemiker Frederick Gowland Hopkins (1861–1947) beweist endgültig, dass es essentielle "accessory food factors" gibt (Nobelpreis). Zusammen mit Funks neuem Begriff "Vitamin" ist das der endgültige Durchbruch.
  • 1913: Vitamin A1 (Retinol) wird durch den US-amerikanischen Biochemiker Elmer McCollum (1879–1967) und Marguerite Davis ['ma:rgrit 'däyvis] (1887–1967) entdeckt.
  • 1914: Der US-amerikanische Mediziner Joseph Goldberger ['dʒosef 'goldbörger] (1874–1929) wird vom Surgeon General (oberster Gesundheitsbeamter) mit der Untersuchung von Pellagra beauftragt und erkennt, dass es sich um eine Folge von Fehlernährung handelt.
  • 1916: Der US-amerikanische Biochemiker Elmer McCollum (1879–1967) setzt die Großbuchstaben als Abkürzungen durch, v. a. weil man sie noch nicht völlig entschlüsselt hat.
  • 1918: Der britische Biochemiker Jack Drummond [dʒäk 'dramond] (1891–1952) benennt Vitamin C
  • 1918: Das Pro-Hormon Vitamin D3 (Cholecalciferol/Colecalciferol oder kurz Calciol), die aktive Form des Vitamin D, wird später in Fischleberöl vom deutschen Chemiker Hans Brockmann (1903–1988) isoliert.[5]
  • 1920: Vitamin B2 (Riboflavin) wird aus Milch isoliert und eine Zeitlang Vitamin G genannt. Bei Mangel treten Hautprobleme, vermindertes Sehvermögen und eine Wachstumsverzögerung bei Kindern ein.
  • 1922: Der deutsche Chemiker Adolf Windaus (1876–1959) isoliert Vitamin D2 (Ergocalciferol) mit einem neuen Verfahren vgl.1927. 1928 erhält er den Nobelpreis für Chemie.
  • 1922: Vitamin E, ein Sammelbegriff für fettlösliche Substanzen wie "α-Tocopherol" und "Tocotrienole" wird vom US-amerikanischen Anatomen und Endokrinologen Herbert McLean Evans (1882–1971) und seiner Assistentin Katharine Scott Bishop (1889–1976) in Weizenkeimöl nachgewiesen.

Beginn der optischen Entdeckung und Synthetisierung

  • 1926: Vitaminkristalle: Der niederländische Chemiker Barend Coenraad Petrus Jansen (1884–1962) und sein Landsmann, der Physiologe und Hygieniker Willem Frederik Donath (1889–1957) sehen Vitaminkristalle im Mikroskop.
  • 1926: Vitamin B12 (Cobalamin) wird nachgewiesen. Ein Mangel führt zu "Perniziöser Anämie". Die US-Amerikaner George H. Whipple [dʒo:rdʒ wipl] (1878–1976), George R. Minot [dʒo:rdʒ 'mainot] (1885–1950) und William P.Murphy ['wilyäm 'mörfi] (1892–1987) erhalten 1934 den Nobelpreis für Medizin. Trotz des irreführenden Namens gibt es nur acht B-Vitamine.
  • 1927: Vitamin D wird synthetisiert. Er wird nach dem Windaus-Verfahren fotochemisch synthetisiert.
  • 1928: Vitamin C isoliert. Der ungarische Mediziner und Biochemiker Albert von Szent-Györgyi Nagyrápolt (1893–1986) isoliert Vitamin C. Er gibt ihm die Bezeichnung Ascorbin-Säure (a-scorbin = gegen Skorbut) und er erhält 1937 den Nobelpreis für Medizin, der britische Chemiker Walter Norman Haworth (1883–1950) im gleichen Jahr den Nobelpreis für Chemie.
  • 1929/1934: Vitamin K1 (Phyllochinon) (K für Koagulation) wird in Luzerne gefunden. Es gibt zwei natürlich vorkommende Formen von Vitamin K: Vitamin K1 (Phyllochinon), das wichtig für die Photosynthese ist und das von Mikroorganismen im Darm gebildete Vitamin K2 (Menachinon). Vitamin K3 (Menadion) wird heute nicht mehr eingesetzt. Der Amerikaner Edward Doisy (1893–1986) und der Däne Henrik Dam (1895–1976) bekommen für ihre Forschungen den Nobelpreis.[6]
  • 1931: Vitamin A isoliert. Der Schweizer Chemiker Paul Karrer (1889–1971) isoliert (Reindarstellung) Vitamin A
  • 1931: Vitamin B5 entdeckt. Das wasserlösliche Vitamin B5 (Pantothensäure) wird vom US-amerikanischen Biochemiker Roger Williams ['rodscher 'wilyäms] (1893–1988) entdeckt.[7] und Vitamin B7 (Biotin)
  • 1932: Vitamin C synthetisiert. Tadeus Reichstein (1897–1996), ein wegen Pogromen aus Russland in die Schweiz geflohener Jude, stellt das Vitamin C auf dem Weg der Synthese her, der sich zur industriellen Produktion eignet. Ab 1934 wurde es bei Hoffmann La Roche massengefertigt.
  • 1933: Vitamin B9. Die englische Hämatologin Lucy Wills (1888–1964) erforscht in Indien einen Stoff, der seit 1941 Vitamin B9 (Folsäure) genannt wird.
  • 1934: Vitamin B6. Der gebürtige Ungar Paul Gyorgy (1893–1976) entdeckt Vitamin B6 (Pyridoxin) in Reiskleie
  • 1935: Vitamin E (α-Tocopherol) isoliert. Er wird von der US-amerikanischen Biochemikerin und Ernährungswissenschaftlerin Gladys A. Emerson ['glädis emerson] (1903–1984) isoliert.
  • 1936: Vitamin B3 gefunden. Das wasserlösliche Vitamin B3 (Niacin) wird vom Amerikaner Conrad Elvehjem (1901–1962) in der Leber gefunden, es ist identisch mit der schon seit 1867 bekannten Nicotinsäure. Mangelerscheinungen sind selten, da es in vielen Nahrungsmitteln enthalten ist.[8]
  • 1936: Vitamin B7 isoliert. Die Deutschen Fritz Kögl (1897–1959) und sein Doktorand Benno Tönnis isolieren Vitamin B7 (Biotin) (stellen es in Reinform dar).
  • 1937–1942: Vitamin B7, weitere Forschung. Der US-amerikanische Nobelpreisträger Vincent du Vigneaud ['vinsent du vi'no:] (1901–1978) klärt die Struktur von B7 vollständig.
  • 1938: Vitamin E weiter erforscht und synthetisiert. Der deutsche Chemiker Erhard Fernholz (1909–1940) klärt die Struktur von Vitamin E, der Schweizer Paul Karrer (1889–1971) synthetisiert es.
  • 1938: Vitamin B6 isoliert. Samuel Lepkovsky (1899–1984) isoliert Vitamin B6, vgl. 1934.
  • 1940: Paul György stellt fest, dass B7 (Biotin) identisch mit Vitamin H und Coenzym R ist.
  • 1941: Vitamin B9 (Folsäure) wird entdeckt. Der Vitamin nimmt Einfluss auf die Blutbildung und Zellteilung und damit indirekt auch auf die Embryo- und Fötusentwicklung. Folsäuremangel führt zu Megalozytenanämie, die roten Blutkörperchen werden selten und zu groß. Chemisch setzt es sich aus Pteridin-Derivat, para-Aminobenzoesäure und L-Glutaminsäure zusammen.
  • 1947: Vitamin A synthetisiert. Vitamin A wird von den niederländischen Chemikern David Adriaan van Dorp (1915–1995) und Jozef Ferdinand Arens (1914–2001) synthetisiert.
  • 1948: Vitamin B12entdeckt. Entdeckung von Cobalamin (B12) unabhängig voneinander von einem Team um den US-amerikanischen Biochemiker Karl August Folkers (1906–1997) und einem britischen Forscherteam um den britischen Chemiker Ernest Lester Smith (1904–1992).
  • 1955: B12-Struktur. Die britische Biochemikerin Dorothy Crowfoot Hodgkin ['dorothi 'hodschkin] (1910–1994) kann durch Röntgenbeugung die B12-Struktur klären.
  • 1957: Der Amerikaner John J. Burns weist nach, dass Menschen Vitamin C brauchen, weil sie das Enzym "L-Gulonolactonoxidase" nicht selbst produzieren können.
  • 1957: "Ubichinon-10" (Koenzym Q10), verwandt mit Vitamin E und K, wird von WI Erika Schwartz und Kyowa Hakko USA entdeckt, ein Team um Karl Folkers beschreibt ein Jahr später seine Struktur.[9]
  • 1972: Vitamins B12 synthetisiert. Totalsynthese des Vitamins B12 durch den Schweizer Chemiker Albert Eschenmoser (* 1925) und den US-amerikanischen Chemiker Robert B. Woodward (1917–1979).

Weblinks

Quellen