Krimkrise 2014: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Infobox Staat
Die '''Krimkrise 2014''' ist ein politischer, zum Teil [[bewaffneter Konflikt]] um die Halbinsel [[Krim]]. Konfliktparteien sind vor allem die [[Ukraine]] mit der Übergansregierung [[Arsenij Jazenjuk|Jazenjuk]] einerseits und [[Russland]] andererseits. Seit dem 27. Februar 2014 wurde die Krim durch zunächst nicht offiziell kenntlich gemachte, jedoch von Beobachtern anhand anderer Merkmale identifizierte russische Truppen besetzt.<ref name="zeit1"/> Dies führte zu internationalen Protesten und Sanktionen, vor allem der Staaten der [[Europäische Union|Europäischen Union]] und der [[Vereinigte Staaten|USA]]. Am 16. März wurde auf der Krim ein [[Referendum über den Status der Krim|Referendum über deren Status]] abgehalten. Dessen Ergebnis, eine Mehrheit von über 95 Prozent für einen Anschluss an Russland, wurde jedoch international überwiegend nicht anerkannt. Die Vollversammlung der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] verurteilte die Annexion mit großer Mehrheit.<ref name="vv"/> Laut Angaben der [[NATO]] befinden sich etwa 40.000 russische Soldaten an der Ostgrenze der Ukraine. Russland kündigte an, diese würden nach Beendigung "derzeitiger Manöver" in die Kasernen zurückkehren.<ref>[http://www.n-tv.de/politik/Moskau-will-Truppen-abziehen-article12593111.html Moskau will Truppen abziehen]</ref>
|NAME-AMTSSPRACHE = <span style="font-size:1.4em">'''Україна'''</span>
|TRANSKRIPTION    = <span style="font-size:1.4em">'''Ukrajina'''</span>
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|STAATSOBERHAUPT  = [[Olexandr Turtschynow]] <small>(Übergangspräsident)</small>
|REGIERUNGSCHEF  = [[Arsenij Jarzenjuk]] <small>(Übergangspremier)</small>
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}}
Die '''Ukraine''' ist ein [[Osteuropa|osteuropäischer]] Staat, der nach [[Russland]] über das zweitgrößte Staatsgebiet in [[Europa]] verfügt. Vorher eine Teilrepublik der [[Sowjetunion]], wurde der Staat 1991 mit deren Auflösung unabhängig. Die Einwohnerzahl liegt bei etwa 45,6 Millionen Menschen. Die Hauptstadt ist [[Kiew]].


== Ereignisse 2013/2014 ==
== Verlauf ==
=== Februar ===
=== Februar ===
Im Februar 2014 wurde die Ukraine von schweren Unruhen erschüttert. Gegner des letzten Präsidenten [[Wiktor Janukowytsch]] lieferten sich in vielen Landesteilen, vor allem aber in der Hauptstadt Auseinandersetzungen mit staatlichen Sicherheitskräften. Hintergrund ist ein seit Jahren andauernder Konflikt zwischen eher pro-russischen Kräften, deren Machtbasis im Osten des Landes liegt und den eher nach Europa orientierten Strömungen der westlichen Ukraine.<ref>[http://www.spiegel.de/thema/ukraine/ Ukraine | Spiegel.de]</ref> Der zeitweise angestrebte EU-Beitrittsprozess des Landes, dessen Aussetzung durch die Nichtunterzeichnung des Assoziierungsabkommens mit der EU Auslöser für die Proteste des [[Euromaidan]] seit November 2013 waren, schien somit zunächst in weitere Ferne gerückt.
Im Februar 2014 wurde die Ukraine von schweren Unruhen erschüttert. Gegner des letzten Präsidenten [[Wiktor Janukowytsch]] lieferten sich in vielen Landesteilen, vor allem aber in der Hauptstadt Auseinandersetzungen mit staatlichen Sicherheitskräften. Hintergrund ist ein seit Jahren andauernder Konflikt zwischen eher pro-russischen Kräften, deren Machtbasis im Osten des Landes liegt und den eher nach Europa orientierten Strömungen der westlichen Ukraine.<ref>[http://www.spiegel.de/thema/ukraine/ Ukraine | Spiegel.de]</ref> Der zeitweise angestrebte EU-Beitrittsprozess des Landes, dessen Aussetzung durch die Nichtunterzeichnung des Assoziierungsabkommens mit der EU Auslöser für die Proteste des [[Euromaidan]] seit November 2013 waren, schien somit zunächst in weitere Ferne gerückt.
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=== März ===
=== März ===
Am 1. März kam es in den östlichen Gebieten der Ukraine zu prorussischen Demonstrationen, an diesem und in den Folgetagen wurden auch immer wieder Regionalverwaltungen von jenen besetzt, unter anderem in [[Donezk]] und [[Charkow]]. Inzwischen besetzten russische Verbände ohne Abzeichen, die jedoch anhand von Fahrzeugen und weiteren Merkmalen wie etwa Waffen als solche zu erkennen waren - einige Soldaten gaben sich auch als Russen zu erkennen<ref>[http://www.zeit.de/2014/11/krim-ukraine-russland-reportage Solange die Nerven halten | Zeit.de]</ref> -, Armee- und Marinestützpunkte der Ukraine auf der Krim oder umzingelten diese. Die Ukraine bat das Ausland, vor allem die NATO, um Beistand. US-Präsident Barack Obama telefonierte mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Boxweltmeister und designierte ukrainische Präsidentschaftskandidat [[Vitali Klitschko]] rief die Ukrainer zur "Generalmobilmachung" auf. Es kam erneut zu einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-russland-krise-angst-vor-krim-krieg-nach-putins-entscheidung-a-956433.html Krim-Krise: Ukraine versetzt Militär in Alarmbereitschaft | Spiegel.de]</ref>
Am 1. März kam es in den östlichen Gebieten der Ukraine zu prorussischen Demonstrationen, an diesem und in den Folgetagen wurden auch immer wieder Regionalverwaltungen von jenen besetzt, unter anderem in [[Donezk]] und [[Charkow]]. Inzwischen besetzten russische Verbände ohne Abzeichen, die jedoch anhand von Fahrzeugen und weiteren Merkmalen wie etwa Waffen als solche zu erkennen waren - einige Soldaten gaben sich auch als Russen zu erkennen<ref name="zeit1">[http://www.zeit.de/2014/11/krim-ukraine-russland-reportage Solange die Nerven halten | Zeit.de]</ref> -, Armee- und Marinestützpunkte der Ukraine auf der Krim oder umzingelten diese. Die Ukraine bat das Ausland, vor allem die NATO, um Beistand. US-Präsident Barack Obama telefonierte mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Boxweltmeister und designierte ukrainische Präsidentschaftskandidat [[Vitali Klitschko]] rief die Ukrainer zur "Generalmobilmachung" auf. Es kam erneut zu einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-russland-krise-angst-vor-krim-krieg-nach-putins-entscheidung-a-956433.html Krim-Krise: Ukraine versetzt Militär in Alarmbereitschaft | Spiegel.de]</ref>


Ab dem 2. März begann die Ukraine mit der Einberufung von Reservisten, ohne jedoch zunächst eine allgemeine Mobilmachung vorzunehmen. Am Abend wurde der ukrainische Marinechef Beresowski wegen Hochverrats entlassen, nachdem er vor laufenden Kameras Russland die Treue geschworen hatte. Westliche Politiker kritisierten Russlands Verhalten scharf. US-Außenminister [[John Kerry]] drohte Russland mit dem Ausschluss aus den G8. Bundeskanzlerin [[Angela Merkel]] telefonierte mit Putin und kritisierte sein Vorgehen dabei, Putin rechtfertigte dieses.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/liveticker-zur-krim-krise-am-2-maerz-2014-a-956418.html Minutenprotokoll zur Krim-Krise: Putin erklärt Merkel, Russlands Verhalten sei "angemessen" | Spiegel.de]</ref>
Ab dem 2. März begann die Ukraine mit der Einberufung von Reservisten, ohne jedoch zunächst eine allgemeine Mobilmachung vorzunehmen. Am Abend wurde der ukrainische Marinechef Beresowski wegen Hochverrats entlassen, nachdem er vor laufenden Kameras Russland die Treue geschworen hatte. Westliche Politiker kritisierten Russlands Verhalten scharf. US-Außenminister [[John Kerry]] drohte Russland mit dem Ausschluss aus den G8. Bundeskanzlerin [[Angela Merkel]] telefonierte mit Putin und kritisierte sein Vorgehen dabei, Putin rechtfertigte dieses.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/liveticker-zur-krim-krise-am-2-maerz-2014-a-956418.html Minutenprotokoll zur Krim-Krise: Putin erklärt Merkel, Russlands Verhalten sei "angemessen" | Spiegel.de]</ref>
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Ziel der diplomatischen Bemühungen war vor allem die Einrichtung einer "Kontaktgruppe" zwischen den beteiligten Staaten. Eine Zusage Russlands dafür gab es auch am 6. März nicht, als die Staats- und Regierungschefs der EU in [[Brüssel]] zu einem Sondergipfel zusammenkamen. Die dort beschlossenen Sanktionen gegen Russland - Aussetzung von Gesprächen über Visaerleichterungen und ein Grundsatzabkommen - wurden allgemein als moderat beurteilt. Weitere Maßnahmen wurden jedoch nicht ausgeschlossen. Am selben Tag erließen auch die USA erste Sanktionen, die unter anderem Einreiseverbote oder Kontensperrungen für an der "Destabilisierung" der Ukraine beteiligte Personen beinhalteten. Russland drohte seinerseits mit Sanktionen. Das Parlament der autonomen Krimrepublik stimmte für den Anschluss der Krim an Russland. Es folgte jedoch ein Referendum. Dieses wurde von der Ukraine, aber auch von Bundeskanzlerin Merkel schon im Vorfeld als "illegal" bezeichnet.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/eu-verhaengt-leichte-sanktionen-gegen-russland-a-957354.html Krim-Krise: EU verhängt leichte Sanktionen gegen Russland | Spiegel.de]</ref>
Ziel der diplomatischen Bemühungen war vor allem die Einrichtung einer "Kontaktgruppe" zwischen den beteiligten Staaten. Eine Zusage Russlands dafür gab es auch am 6. März nicht, als die Staats- und Regierungschefs der EU in [[Brüssel]] zu einem Sondergipfel zusammenkamen. Die dort beschlossenen Sanktionen gegen Russland - Aussetzung von Gesprächen über Visaerleichterungen und ein Grundsatzabkommen - wurden allgemein als moderat beurteilt. Weitere Maßnahmen wurden jedoch nicht ausgeschlossen. Am selben Tag erließen auch die USA erste Sanktionen, die unter anderem Einreiseverbote oder Kontensperrungen für an der "Destabilisierung" der Ukraine beteiligte Personen beinhalteten. Russland drohte seinerseits mit Sanktionen. Das Parlament der autonomen Krimrepublik stimmte für den Anschluss der Krim an Russland. Es folgte jedoch ein Referendum. Dieses wurde von der Ukraine, aber auch von Bundeskanzlerin Merkel schon im Vorfeld als "illegal" bezeichnet.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/eu-verhaengt-leichte-sanktionen-gegen-russland-a-957354.html Krim-Krise: EU verhängt leichte Sanktionen gegen Russland | Spiegel.de]</ref>


In dem am 16. März stattgefundenen Referendum entfielen mehr als 95 Prozent der Stimmen auf einen Anschluss der Krim an Russland. International wurde das Referendum u. a. wegen der vorausgegangenen Völkerrechtsverletzungen überwiegend nicht anerkannt.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/krim-referendum-bewohner-feiern-ukraine-abspaltung-a-958969.html Krim-Referendum: Putins Scheinsieg]</ref> Dennoch gliederte Russland die Krim in den folgenden Tagen in sein Staatsgebiet ein. Westliche Staaten, darunter die USA, [[Kanada]], europäische Staaten und [[Japan]] verhängten weitere Sanktionen, darunter Kontensperrungen und Einreiseverbote vornehmlich gegen hochrangige russische Politiker.<ref>[http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-03/russland-wladimir-putin-krim-souveraenitaet Putin erkennt Krim als unabhängigen Staat an | Zeit.de]</ref> Die [[UN-Vollversammlung]] verurteilte am 27. März 2014 die [[Annexion]] der Krim durch Russland. 100 Staaten stimmten für eine entsprechende nicht bindende Resolution, elf stimmten dagegen, 58 enthielten sich.<ref>[http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/new-york-un-vollversammlung-verurteilt-annexion-der-krim-12867455.html UN-Vollversammlung verurteilt Annexion der Krim | FAZ.net]</ref>
In dem am 16. März stattgefundenen Referendum entfielen mehr als 95 Prozent der Stimmen auf einen Anschluss der Krim an Russland. International wurde das Referendum u. a. wegen der vorausgegangenen Völkerrechtsverletzungen überwiegend nicht anerkannt.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/krim-referendum-bewohner-feiern-ukraine-abspaltung-a-958969.html Krim-Referendum: Putins Scheinsieg]</ref> Dennoch gliederte Russland die Krim in den folgenden Tagen in sein Staatsgebiet ein. Westliche Staaten, darunter die USA, [[Kanada]], europäische Staaten und [[Japan]] verhängten weitere Sanktionen, darunter Kontensperrungen und Einreiseverbote vornehmlich gegen hochrangige russische Politiker.<ref>[http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-03/russland-wladimir-putin-krim-souveraenitaet Putin erkennt Krim als unabhängigen Staat an | Zeit.de]</ref> Die [[UN-Vollversammlung]] verurteilte am 27. März 2014 die [[Annexion]] der Krim durch Russland. 100 Staaten stimmten für eine entsprechende nicht bindende Resolution, elf stimmten dagegen, 58 enthielten sich.<ref name="vv">[http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/new-york-un-vollversammlung-verurteilt-annexion-der-krim-12867455.html UN-Vollversammlung verurteilt Annexion der Krim | FAZ.net]</ref>
 
== Literatur ==
* Winfried Schneider-Deters (2012): ''Die Ukraine: Machtvakuum zwischen Russland und der Europäischen Union''. Berliner Wissenschafts-Verlag, ISBN 978-3830531166
* Adolph Stiller (Hrsg.): ''Ukraine: Städte Regionen Spuren''. Architektur im Ringturm XXVIII. Müry Salzmann Verlag, Salzburg 2012, ISBN 978-3-99014-060-4
* Kerstin S. Jobst: ''Geschichte der Ukraine.'' Reclam, Ditzingen 2010, ISBN 3-15-018729-X
 
== Weblinks ==
*[http://www.kiew.diplo.de/Vertretung/kiew/de/Startseite.html/ Deutsche Botschaft Kiew]
*{{Destatis|Europa/Ukraine.html}}
*{{Wikivoyage|Ukraine}}
*{{Commons|Ukraine}}


== Quellen ==
== Quellen ==
<references/>
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[[Kategorie:Ukraine| ]]
[[Kategorie:Konflikt 2014]]
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