Tre Castagne

Aus InkluPedia

Das Tre Castagne ist ein Gebäudekomplex in Hamburg-Eppendorf. Es handelt sich um einen im Kern 1779 erbauten, einstöckigen Fachwerkbau mit Spitzdach und nachträglich angebauten Nebengebäuden, der nicht unter Denkmalschutz steht. Im Frühjahr 2015 ist das Bauwerk am Eppendorfer Marktplatz akut vom Abriss bedroht. Investoren möchte das Gebäude an der Eppendorfer Landstraße 97, Ecke Martinistraße sowie die nebenliegenden Altbauten 99-101 und 103-109 abreißen und die namensgebenden davor befindlichen drei alten Kastanienbäume fällen lassen und stattdessen hochwertige Wohngebäude errichten. Die Bürgerinitiative Wir sind Eppendorf wehrt sich dagegen.

Geschichte

Der Kern des Hauses wurde im Jahre 1779 erbaut. Damit ist es neben der Kirche St. Johannis das älteste Gebäude des Viertels.[1] Ursprünglich war es eine Droschkenstation, später eine Gaststätte.[2] Die heute sichtbare Fassade trägt die Aufschrift "Alt-Eppendorfer Brauhaus - Anno 1881". Auch als Altes Brauhaus bekannt, war es lange Jahre ein bekanntes Restaurant. Zuletzt war das italienische Restaurant Tre Castagne hier angesiedelt. Auch Prominente wie Otto Waalkes waren hier zu Gast.[2]

Das Bauvorhaben am Tre Castagne und den Nachbargebäuden ist seit mehreren Jahren Gegenstand der Diskussion im Bezirk Hamburg-Nord. Das Bezirksamt setzte auf eine Neubaulösung. Das Denkmalschutzamt hat das Gebäude des Tre Castagne, auch aufgrund der nachträglichen Anbauten, als "erhaltenswert aber nicht denkmalwürdig" eingestuft. Ein ursprünglich geplantes Neubau-Ensemble mit 35 Wohnungen war gescheitert. Der Investor Alstertreu Immobiliengesellschaft mbH konnte nicht alle Grundstücke erwerben. Damit sah es Anfang 2013 zunächst so aus, als könne das Gebäude erhalten bleiben.[3] Die Grundstücke wurden in der Folge an mehrere private Eigentümer verkauft. So hat die GWG Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau Baden-Württemberg die Grundstücke Eppendorfer Weg 103 bis 109 erworben und will dort 31 Ein- und Zweizimmerwohnungen errichten. Auch für das Nachbargrundstück 99-101 liegt eine positive Bauvoranfrage vor. Für das Tre Castagne selbst wurde diese am 1. Dezember 2013 positiv beantwortet. Die Einspruchsfrist gegen den Neubau - nicht gegen den Abriss der alten Gebäude[4] - lief Anfang Dezember 2014 ab. Ein rechtsverbindlicher Bauvorbescheid, der die Fällung der Bäume mit umfasste, wurde erteilt. Anfang März 2015 konnten die Abrissgegner die schon angelaufene Fällung der Bäume verhindern.[5] Die Bezirksversammlung hatte beschlossen, dass diese nicht gefällt werden sollten, der Stellvertretende Bezirksamtsleiter bezeichnete diesen Beschluss als "rechtswidrig", setzte sich jedoch selbst gegen die Fällung ein, nachdem er von der Bürgerinitiative darum gebeten worden war. Nach Meinung der Initiative dürften die Bäume nicht gefällt werden, bevor der Bauvorbescheid rechtskräftig ist. Gegen den Abriss der Gebäude habe er jedoch "keine Handhabe", da sie in Privatbesitz seien.[4]

Kritik und Protest

Die Bürgerinitiative Wir sind Eppendorf kämpft seit 2013 gegen das Bauvorhaben und sammelte mehr als 5.500 Unterschriften dagegen. Sie strebt ein Bürgerbegehren an. Auch ein alternativer Bauvorschlag wurde erarbeitet, bei dem das Tre Castagne und die Kastanienbäume erhalten blieben. Kritisiert wurde der Abriss des alten, stadtbildprägenden Gebäudes sowie der Bäume. Er wurde auch in den Rahmen der Gentrifizierung des Stadtteils gestellt.[2] Kritik rief auch die Entscheidung des Denkmalschutzamts hervor. Laut der Initiative sei diese "nicht nach wissenschaftlichen Standards erfolgt" und die Ergebnisse der Begehung 2011 in den Akten "nicht dokumentiert".[6]

Auch an den Neubauten wurde Kritik geübt, etwa die mögliche Zufahrt einer Tiefgarage nahe des Marktplatzes. Ebenso wurde befürchtet, dass durch tief unterkellerte Neubauten im weichen Eppendorfer Grund Schäden an Nachbargebäuden durch in die Baugrube einfließendes Grundwasser entstehen. Als Beispiel dafür wurden das Gebäude an der nahen Erikastraße 82 herangezogen, das durch einen nebenstehenden Neubau Risse bekommen habe.[6] Der Nabu kritisierte die Fällung der Bäume und warf dem Bezirksamtsleiter Harald Rösler (SPD) vor, ein Baumgutachten aus dem Jahr 2009 einseitig auszulegen, um die Fällung zu beschleunigen.[7]

Weblinks

Quellen