Geistige Behinderung

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Eine geistige Behinderung kann zweierlei bedeuten. Erstens einen dauerhafen Zustand unterdurchschnittlicher Intelligenz (IQ), zweitens eine dauerhafte und profunde Störung des Denkens (inhaltlche und formale Denkstörungen). Einher geht damit in der Regel eine Einschränkung des emotionalen Verhaltens.[1][2]

Niedrige Intelligenz

Menschen mit einem Intelligenzquotienten von unter 70 bis 89 Punkten werden als “geistig behindert” eingestuft. In leichten Fällen spricht man auch von einer “Lernbehinderung”. Das Denken dieses Personenkreises folgt normalen Prozessen, ist in seiner Leistungsfähigkeit (Schnelligkeit, konsekutives Denken etc.) jedoch gemindert.[3]

Denkstörungen

Geistig behindert können auch Menschen mit einem vormals oder aktuell normalen IQ (>89) sein. Dies ist dann der Fall, wenn durch Schäden am Gehirn oder durch neuropsychiatrische Erkrankungen Denkprozesse so gestört sind, dass inhaltliche oder formale Denkstörungen auftreten.[4]

  • Inhaltliche Denkstörungen, u.a.: Halluzinationen, Wahn, starke Zwangsgedanken
  • Formale Denkstörungen, u.a.: Perseveration, Gedankendrängen, Ideenflucht, Gedankenabreißen, gesperrtes Denken, Inkohärenz, zerfahrenes Denken, etc.

Vorkommen

Eine Geistige Behinderung aufgrund einer Intelligenzminderung ist in den meisten Fällen angeboren. Durch Denkstörungen verursachte geistige Behinderungen werden dagegen meist im Laufe des Lebens erworben. Auslöser sind normalerweise hirnorganische Erkrankungen, Zustände nach Schlaganfällen, Demenzen, vaskuläre Erkrankungen (“Verkalkung”), u.a.[5]

Stigma

Geistige Behinderungen sind, anders als solche körperlicher Ursache, nach wie vor mit einer Stigmatisierung versehen. Dies betrifft vor allem Menschen mit im Laufe des Lebens erworbener geistiger Behinderung. Oft werden Behindertenausweise deswegen nicht beantragt oder die Problematik wird, auch durch das soziale Umfeld, kleingeredet oder vertuscht.[6]

Literatur

  • Bröcher, J.: Anders unterrichten, anders Schule machen. Beiträge zur Schul- und Unterrichtsentwicklung im Förderschwerpunkt Lernen. Universitätsverlag Winter, 2007
  • Eberwein, H.: Lernbehinderung: Faktum oder Konstrukt? In: Zeitschrift für Heilpädagogik. 01/1997
  • Zielinski W.: Lernschwierigkeiten. Ursachen-Diagnostik-Intervention. Kohlhammer, Stuttgart 1995
  • Ortner, A. u. R.: Handbuch Verhaltens- und Lernschwierigkeiten. 4. Auflage. Beltz, Weinheim 1997
  • Lernen fördern – Bundesverband, Informationsbroschüre für Menschen mit Lernbehinderungen und ihre Angehörigen. Bände 1–3 2009, 2010, 2011

Quellen

  1. Remschmidt, H.: Kinder- und Jugendpsychiatrie: Eine praktische Einführung. 6. Auflage, Stuttgart 2011
  2. Haupt, W.; Jochheim K; Remschmidt, H.: Neurologie und Psychiatrie für Pflegeberufe. 10. Auflage, Stuttgart 2009
  3. Michael Eckhart, Urs Haeberlin et al.: Langzeitwirkungen der schulischen Integration. Eine empirische Studie zur Bedeutung von Integrationserfahrungen in der Schulzeit für die soziale und berufliche Situation, Bern (Schweiz), 2011
  4. Payk, T.: Psychopathologie. Vom Symptom zur Diagnose. 2. Aufl., 2007
  5. Möller, H.-J. et al.: Psychiatrie und Psychotherapie, Thieme 2005
  6. Erlinger, G.: Selbstbestimmung und Selbstvertretung von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität zu Innsbruck, Februar 2004