Chronik der Vitamine: Unterschied zwischen den Versionen
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*15.+16. Jahrhundert: Entdeckungsreisen erleiden schwere Verluste durch Skorbut, ''Vasco da Gama'' verliert 60% seiner Leute, ''Magellan'' 80%. | *15.+16. Jahrhundert: Entdeckungsreisen erleiden schwere Verluste durch Skorbut, ''Vasco da Gama'' verliert 60% seiner Leute, ''Magellan'' 80%. | ||
*1597: "Hypervitaminose": ''Gerrit de Veer'' (um 1570–nach 1598), ein Matrose unter Willem Barentsz, notiert in seinem Tagebuch, dass seine Kameraden durch den Verzehr extrem Vitamin A-haltiger Eisbärenleber schwer erkrankt wären. | *1597: "Hypervitaminose": ''Gerrit de Veer'' (um 1570–nach 1598), ein Matrose unter Willem Barentsz, notiert in seinem Tagebuch, dass seine Kameraden durch den Verzehr extrem Vitamin A-haltiger Eisbärenleber schwer erkrankt wären. | ||
*1601: ''James Lancaster'' [dʒäyms 'länkaster] (1554–1618) gibt den Schiffen der Ostindischen Kompanie Zitronensaft gegen Skorbut mit. | *1601: Der Engländer ''James Lancaster'' [dʒäyms 'länkaster] (1554–1618) gibt den Schiffen der Ostindischen Kompanie Zitronensaft gegen Skorbut mit. | ||
*1617: Der englische Militärarzt ''John Woodall'' [dʒon wud'o:l] (1570–1643) empfiehlt ebenfalls Zitronensaft gegen Skorbut | *1617: Der englische Militärarzt ''John Woodall'' [dʒon wud'o:l] (1570–1643) empfiehlt ebenfalls Zitronensaft gegen Skorbut | ||
*1629/1630: Der niederländische Tropenmediziner ''Jacob de Bondt'' (1592–1631) beschreibt auf Java "Beriberi", der Name stammt wahrscheinlich vom Malaiischen für "Schaf". | *1629/1630: Der [[Niederlande|niederländische]] Tropenmediziner ''Jacob de Bondt'' (1592–1631) beschreibt auf Java "Beriberi", der Name stammt wahrscheinlich vom Malaiischen für "Schaf". | ||
*1645: Der englische Mediziner ''Daniel Whistler'' ( | *1645: Der englische Mediziner ''Daniel Whistler'' (1619–1684), vgl. Antike, beschreibt als erster in der Neuzeit Rachitis, eine Vitamin-D-Mangelkrankheit (streng genommen ist D kein Vitamin)<ref>[http://www.n-tv.de/wissen/Vitamin-D-wird-unterschaetzt-article10363896.html Deutschland ist ein Mangelland: Vitamin D wird unterschätzt - n-tv.de, 30. März 2013]</ref> | ||
*1735: "Pellagra": Niacin (früher "B3")-Mangel wird vom spanischen Arzt ''Gaspar Casal'' (1681–1759) als "Asturische Lepra" beschrieben, bekommt später den Namen "Pellagra" aus dem Italienischen für 'saure Haut' | *1735: "Pellagra": Niacin (früher "B3")-Mangel wird vom spanischen Arzt ''Gaspar Casal'' (1681–1759) als "Asturische Lepra" beschrieben, bekommt später den Namen "Pellagra" aus dem Italienischen für 'saure Haut' | ||
*1747: Der schottische Marinearzt ''James Lind'' [dʒäyms lind] (1716–1794) führt zur See wissenschaftliche Versuche durch und erklärt in seinem "Treatise of the Scurvy", dass Zitrusfrüchte Skorbut verhindern (er entwickelt auch haltbare Konzentrate davon); es dauert 40 Jahre, bis sich die Erkenntnis in England durchsetzt, v. a. durch ''James Cook'' [dʒäyms kuk] (1728–1779). Im 19. Jh. geht das Wissen aber wieder verloren und der Skorbut taucht wieder auf, siehe 1907. | *1747: Der [[Schottland|schottische]] Marinearzt ''James Lind'' [dʒäyms lind] (1716–1794) führt zur See wissenschaftliche Versuche durch und erklärt in seinem "Treatise of the Scurvy", dass Zitrusfrüchte Skorbut verhindern (er entwickelt auch haltbare Konzentrate davon); es dauert 40 Jahre, bis sich die Erkenntnis in England durchsetzt, v. a. durch ''James Cook'' [dʒäyms kuk] (1728–1779). Im 19. Jh. geht das Wissen aber wieder verloren und der Skorbut taucht wieder auf, siehe 1907. | ||
*1803: Der in Ceylon lebende britische Arzt ''Thomas Christie'' ['tomäs 'kristi] stellt bei Beriberi Parallelen zum Skorbut fest und vermutet, dass Beriberi ebenfalls ernährungsbedingt ist.<ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2889456/ National Center for Biotechnology Information - British India and the “Beriberi Problem”, 1798–1942, Juli 2010]</ref> | *1803: Der in Ceylon lebende britische Arzt ''Thomas Christie'' ['tomäs 'kristi] stellt bei Beriberi Parallelen zum Skorbut fest und vermutet, dass Beriberi ebenfalls ernährungsbedingt ist.<ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2889456/ National Center for Biotechnology Information - British India and the “Beriberi Problem”, 1798–1942, Juli 2010]</ref> | ||
*1816: Der französische Anatom und Physiologe ''François Magendie'' [frɑ̃ˈswa maʒɑ̃ˈdi:] (1783–1855) erkennt bei Tierversuchen, dass Vitamin A-Mangelsymptome von Versuchstieren denen armer Kinder ähnlich sind.<ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23183288 On the 'discovery' of vitamin A. - PubMed - NCBI]</ref> | *1816: Der [[Frankreich|französische]] Anatom und Physiologe ''François Magendie'' [frɑ̃ˈswa maʒɑ̃ˈdi:] (1783–1855) erkennt bei Tierversuchen, dass Vitamin A-Mangelsymptome von Versuchstieren denen armer Kinder ähnlich sind.<ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23183288 On the 'discovery' of vitamin A. - PubMed - NCBI]</ref> | ||
*1842: Der englische Mediziner ''George Budd'' [dʒordʒ bad] (1808–1882) vermutet, dass in der Nahrung spezielle essentielle Faktoren enthalten sind. | *1842: Der englische Mediziner ''George Budd'' [dʒordʒ bad] (1808–1882) vermutet, dass in der Nahrung spezielle essentielle Faktoren enthalten sind. | ||
*1863: Der französische Arzt ''Pierre Bitôt'' [pyer bito:] (1822–1888) beschreibt Bitotflecken bei Xerophtalmie durch Vitamin A Mangel. | *1863: Der französische Arzt ''Pierre Bitôt'' [pyer bito:] (1822–1888) beschreibt Bitotflecken bei Xerophtalmie durch Vitamin A Mangel. | ||
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*1938: Vitamin E weiter erforscht und synthetisiert. Der deutsche Chemiker ''Erhard Fernholz'' (1909–1940) klärt die Struktur von Vitamin E, der Schweizer ''Paul Karrer'' (1889–1971) synthetisiert es. | *1938: Vitamin E weiter erforscht und synthetisiert. Der deutsche Chemiker ''Erhard Fernholz'' (1909–1940) klärt die Struktur von Vitamin E, der Schweizer ''Paul Karrer'' (1889–1971) synthetisiert es. | ||
*1938: Vitamin B<sub>6</sub> isoliert. ''Samuel Lepkovsky'' (1899–1984) isoliert Vitamin B<sub>6</sub>, vgl. 1934. | *1938: Vitamin B<sub>6</sub> isoliert. ''Samuel Lepkovsky'' (1899–1984) isoliert Vitamin B<sub>6</sub>, vgl. 1934. | ||
*1940: Paul György stellt fest, dass B7(Biotin) identisch mit Vitamin H und Coenzym R ist. | *1940: Paul György stellt fest, dass B7 (Biotin) identisch mit Vitamin H und Coenzym R ist. | ||
*1941: Vitamin B<sub>9</sub> (Folsäure) wird entdeckt. Der Vitamin nimmt Einfluss auf die Blutbildung und Zellteilung und damit indirekt auch auf die Embryo- und Fötusentwicklung. Folsäuremangel führt zu Megalozytenanämie, die roten Blutkörperchen werden selten und zu groß. Chemisch setzt es sich aus Pteridin-Derivat, para-Aminobenzoesäure und L-Glutaminsäure zusammen. | *1941: Vitamin B<sub>9</sub> (Folsäure) wird entdeckt. Der Vitamin nimmt Einfluss auf die Blutbildung und Zellteilung und damit indirekt auch auf die Embryo- und Fötusentwicklung. Folsäuremangel führt zu Megalozytenanämie, die roten Blutkörperchen werden selten und zu groß. Chemisch setzt es sich aus Pteridin-Derivat, para-Aminobenzoesäure und L-Glutaminsäure zusammen. | ||
*1947: Vitamin A synthetisiert. Vitamin A wird von den niederländischen Chemikern ''David Adriaan van Dorp'' (1915–1995) und ''Jozef Ferdinand Arens'' (1914–2001) synthetisiert. | *1947: Vitamin A synthetisiert. Vitamin A wird von den niederländischen Chemikern ''David Adriaan van Dorp'' (1915–1995) und ''Jozef Ferdinand Arens'' (1914–2001) synthetisiert. |