Chronik der Paläoanthropologie: Unterschied zwischen den Versionen

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*1846: Der [[Frankreich|französische]] Zöllner und Amateur-Archäologe ''Jacques Boucher de Perthes'' (1788–1868) veröffentlicht seine Erkenntnisse, dass von ihm in "Abbeville", Picardie gefundene Faustkeile von Urmenschen geschaffen wurden. Dies wird nicht zuletzt aus religiösen Gründen von der Wissenschaft abgelehnt. Die meisten meinen, der Mensch sei erst nach der Sintflut vor 6.000 Jahren entstanden. Ab den 1850ern überzeugen sich jedoch immer mehr Gelehrte vor Ort von den Befunden.<ref>[http://www.archaeologyexpert.co.uk/boucherdeperthes.html Archaeology Expert - Boucher de Perthes, 4 September 2012]</ref>
*1846: Der [[Frankreich|französische]] Zöllner und Amateur-Archäologe ''Jacques Boucher de Perthes'' (1788–1868) veröffentlicht seine Erkenntnisse, dass von ihm in "Abbeville", Picardie gefundene Faustkeile von Urmenschen geschaffen wurden. Dies wird nicht zuletzt aus religiösen Gründen von der Wissenschaft abgelehnt. Die meisten meinen, der Mensch sei erst nach der Sintflut vor 6.000 Jahren entstanden. Ab den 1850ern überzeugen sich jedoch immer mehr Gelehrte vor Ort von den Befunden.<ref>[http://www.archaeologyexpert.co.uk/boucherdeperthes.html Archaeology Expert - Boucher de Perthes, 4 September 2012]</ref>
*1848: Der Schädel einer Neandertalerin wird in Gibraltar gefunden, aber bis in die 1860er nicht als solcher erkannt.
*1848: Der Schädel einer Neandertalerin wird in Gibraltar gefunden, aber bis in die 1860er nicht als solcher erkannt.
[[File:Neandertal_adam_ve_kadın_modeli,_Almanya.png|thumb|Rekonstruktion eines männlichen und weiblichen Homo neanderthalensis]]
[[File:Homo_sapiens_neanderthalensis-Mr._N.jpg|thumb|Rekonstruktion eines männlichen Homo neanderthalensis (Neandertaler), Hautfarbe nicht originalgetreu]]
*1856: Der "Neandertaler" ''(Homo neanderthalensis)'' wird auch in der "Kleinen Feldhofer Grotte" bei [[Düsseldorf]] entdeckt. Noch die 60er Jahre sind von der Auseinandersetzung über die Möglichkeit von Urmenschen geprägt. Der deutsche Anthropologe ''Hermann Schaaffhausen'' (1816–1893) erkennt einen Urmenschen, der christliche Anatom ''Franz Josef Karl Mayer'' (1787–1865) behauptet indes, es sei ein "rachitischer Kosake", die Knochen von Becken und Beinen würden langes Reiten belegen, der Schädel sei aufgrund von Krankheit verformt. Im Gegensatz dazu betont der irische Geologe ''William King'' (1809–1886) 1864 die Affenähnlichkeit, der britische Paläontologe ''George Busk'' (1807–1886) die Gleichartigkeit des Schädels und dem von Gibraltar 1848, Charles Lyell deutet nun auch die belgischen Funde so. 1867 werden die Fossilien endgültig als eine sich vom Jetztmenschen unterscheidende Chronospezies erkannt. Man hält den Neandertaler aber damals noch für einen Vorfahren.<ref>[http://www.badische-zeitung.de/geistesblitze/geistesblitze-ein-knochen-geht-auf-reisen--55454156.html Badische Zeitung, Ein Knochen geht auf Reisen]</ref>
*1856: Der "Neandertaler" ''(Homo neanderthalensis)'' wird auch in der "Kleinen Feldhofer Grotte" bei [[Düsseldorf]] entdeckt. Noch die 60er Jahre sind von der Auseinandersetzung über die Möglichkeit von Urmenschen geprägt. Der deutsche Anthropologe ''Hermann Schaaffhausen'' (1816–1893) erkennt einen Urmenschen, der christliche Anatom ''Franz Josef Karl Mayer'' (1787–1865) behauptet indes, es sei ein "rachitischer Kosake", die Knochen von Becken und Beinen würden langes Reiten belegen, der Schädel sei aufgrund von Krankheit verformt. Im Gegensatz dazu betont der irische Geologe ''William King'' (1809–1886) 1864 die Affenähnlichkeit, der britische Paläontologe ''George Busk'' (1807–1886) die Gleichartigkeit des Schädels und dem von Gibraltar 1848, Charles Lyell deutet nun auch die belgischen Funde so. 1867 werden die Fossilien endgültig als eine sich vom Jetztmenschen unterscheidende Chronospezies erkannt. Man hält den Neandertaler aber damals noch für einen Vorfahren.<ref>[http://www.badische-zeitung.de/geistesblitze/geistesblitze-ein-knochen-geht-auf-reisen--55454156.html Badische Zeitung, Ein Knochen geht auf Reisen]</ref>
*1868: Überreste des "Cro-Magnon-Menschen" werden in der Halbhöhle "Abri de Cro-Magnon" am Ortsrand von Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil, Département Dordogne in Frankreich gefunden.
*1868: Überreste des "Cro-Magnon-Menschen" werden in der Halbhöhle "Abri de Cro-Magnon" am Ortsrand von Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil, Département Dordogne in Frankreich gefunden.
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*1940: Die Höhle von Lascaux mit bedeutenden Malereien wird im französischen Département Dordogne wird von Marcel Ravidat, Jacques Marsal, Georges Agnel und Simon Coencas entdeckt. In den 1960ern wird sie fürs Publikum gesperrt, weil die Atmung zu Pilzbefall führt.<ref>[http://www.lascaux.culture.fr/?lng=de#/fr/00.xml Lascaux - Online]</ref>
*1940: Die Höhle von Lascaux mit bedeutenden Malereien wird im französischen Département Dordogne wird von Marcel Ravidat, Jacques Marsal, Georges Agnel und Simon Coencas entdeckt. In den 1960ern wird sie fürs Publikum gesperrt, weil die Atmung zu Pilzbefall führt.<ref>[http://www.lascaux.culture.fr/?lng=de#/fr/00.xml Lascaux - Online]</ref>


[[File:Louis_Leakey.jpg|thumb|Louis Leakey]]
=== 1960er ===
=== 1960er ===
[[File:(left_to_right)_Mary_Douglas_Nicol_Leakey_(1913-1996)_and_her_husband_Louis_Seymour_Bazett_Leakey_(1903-1972)_(2).jpg|thumb|Die Paläoanthropologen Mary Leakey und Louis Leakey]]
*1964: Der britische Paläoanthropologe ''Louis Leakey'' (1903–1972) beschreibt den ab 1960 in der tansanischen Olduwaischlucht gefundenen "Homo habilis" ("geschickter Mensch"), einen aufrecht gehenden Hominiden, der von 2,1 Mio.J. bis 1,5 Mio.J in Ostafrika lebte. Die Existenz als Taxon bzw. Einordnung als Hominide ist aber bis heute umstritten, es könnte z. B. auch eine Art Australopithecus sein. In der Gegend wurden Werkzeuge gefunden, wenn diese von dieser Art stammen, gehört er zu Homo, doch das ist nicht eindeutig.<ref>[http://www.evolution-mensch.de/thema/arten/habilis.php Homo habilis - evolution-mensch.de]</ref>
*1964: Der britische Paläoanthropologe ''Louis Leakey'' (1903–1972) beschreibt den ab 1960 in der tansanischen Olduwaischlucht gefundenen "Homo habilis" ("geschickter Mensch"), einen aufrecht gehenden Hominiden, der von 2,1 Mio.J. bis 1,5 Mio.J in Ostafrika lebte. Die Existenz als Taxon bzw. Einordnung als Hominide ist aber bis heute umstritten, es könnte z. B. auch eine Art Australopithecus sein. In der Gegend wurden Werkzeuge gefunden, wenn diese von dieser Art stammen, gehört er zu Homo, doch das ist nicht eindeutig.<ref>[http://www.evolution-mensch.de/thema/arten/habilis.php Homo habilis - evolution-mensch.de]</ref>
*ab 1965: Der Rhodesier ''Charles Kimberlin Brain'' (* 1931) folgt in Südafrika Brooms Spuren und untersucht verschiedene Höhlen, v. a. in "Swartkrans" bei [[Johannesburg]]. Vor 1 Mio.Jahren beherrschten die Bewohner das Feuer.<ref>[http://www.evolution-mensch.de/thema/funde/fund-detail.php?key=173 Evoluton Mensch Swartkrans]</ref>
*ab 1965: Der Rhodesier ''Charles Kimberlin Brain'' (* 1931) folgt in Südafrika Brooms Spuren und untersucht verschiedene Höhlen, v. a. in "Swartkrans" bei [[Johannesburg]]. Vor 1 Mio.Jahren beherrschten die Bewohner das Feuer.<ref>[http://www.evolution-mensch.de/thema/funde/fund-detail.php?key=173 Evoluton Mensch Swartkrans]</ref>