Walter Frankenstein

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Walter Frankenstein (* 30. Juni 1924 in Flatow, Westpreußen[1]) ist ein schwedischer Holocaust-Überlebender deutscher Herkunft.

Walter Frankenstein, 2019

Leben

Walter Frankenstein wurde 1924 als Kind jüdischer Eltern in Flatow in Westpreußen im heutigen Polen geboren. Seine Eltern betrieben dort eine Gastwirtschaft und einen Krämerladen. Am 1. April 1933 wurde im Nationalsozialismus zum Boykott jüdischer Geschäftsleute aufgerufen.[2] Ab 1936 durfte Walter die öffentliche Schule nicht mehr besuchen. Sein Vater war bereits einige Jahre vorher gestorben, daher vermittelte ihm ein Onkel einen Platz im Auerbach´schen Waisenhaus in Berlin. In diesem Heim für jüdische Kinder lernte er 1941 auch seine spätere Ehefrau Leonie Rosner kennen, die dort als Praktikantin anfing zu arbeiten.[3] Ab 1938 absolvierte Walter Frankenstein eine Lehre als Maurer an der Bauschule der Jüdischen Gemeinde. Während des Zweiten Weltkrieges musste er ab 1941 Zwangsarbeit leisten. 1942 heirateten Walter und Leonie. Im darauf folgenden Jahr kam ihr erster Sohn Peter-Uri zur Welt, 1944 der zweite Sohn Michael. Mit ihren beiden Kindern fand Leonie zeitweise Unterschlupf bei einer Bäuerin in Briesenhorst. Die letzten Kriegstage Ende April 1945 erlebte die Familie in einem öffentlichen Bunker. Im November 1945 gelang es Leonie, mit den beiden Kindern nach Palästina auszuwandern. Walter wurde beim Versuch, ebenfalls nach Palästina zu emigrieren, gefasst und von den britschen Mandatsmacht wegen illegaler Einwanderung auf Zypern interniert.[3] Im Spätsommer 1947 kam die Familie wieder zusammen. Unmittelbar nach der Ausrufung des israelischen Staates wurde Walter einberufen und kämpfte 1948 im Unabhängigkeitskrieg. 1953 machte er sich mit einem Freund selbstständig und baute in verschiedenen Kibbuzim Bewässerungssysteme. 1956 emigierte die Familie Frankenstein nach Schweden. 1965 gab Walter seine Arbeit als Maurer aus gesundheitlichen Gründen auf. Er holte er sein Abitur nach und begann ein Ingenieursstudium, das er 1970 abschloss. 1984 wurde er pensioniert. Danach unternahm Walter Frankenstein zusammen mit seiner Frau viele Reisen, auch nach Deutschland und Israel. Am 19. Mai 2009 verstarb Leonie Frankenstein im Alter von 87 Jahren in Stockholm.[2] Die beide waren bis zu ihrem Tod 67 Jahre verheiratet. Für sein Engagement als Zeitzeuge erhielt Walter am 30. Juni 2014 das Bundesverdienstkreuz. Im Jüdischen Museum Berlin ist eine Sammlung von mehr als 1.100 Objekten über Walter Frankenstein ausgestellt.[4]

Ein Freund der Familie seiner Eltern brachte Walter das japanisches Verteidigungssystem Jiu Jitsu bei. Das sorgte dafür, dass Walter nach eigener Aussage in seinem Leben seitdem nie wieder Angst hatte.[3] Walter Frankenstein ist seit 1936 Fan des Fußballclubs Hertha BSC und war bis zum Besuchsverbot 1939 treuer Gast bei ihren Spielen im damaligen Stadion am Gesundbrunnen, der sogenannten Plumpe. Erst 2018 besuchte er erstmals seit dem Nationalsozialismus wieder ein Spiel seines Lieblingsvereins – in einer Ehrenloge im Olympiastadion. Der Verein verlieh ihm die Ehrenmitgliedschaft mit der Nummer 1924, seinem Geburtsjahr.[1][5]

2008 veröffentlichte der deutsche Politologie und Journalist Klaus Hillenbrand sein Werk Nicht mit uns: Das Leben von Leonie und Walter Frankenstein. Am 21. Januar 2014 war Walter Frankenstein zu Gast in der ZDF-Talkshow Markus Lanz.

Literatur

  • 2008: Nicht mit uns: Das Leben von Leonie und Walter Frankenstein, Klaus Hillenbrand, 251 Seiten, Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, ISBN 978-3633542321

Weblinks

Quellen