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Komposition (Musik): Unterschied zwischen den Versionen

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Im mittelalterlichen Musikschrifttum (Guido von Arezzo) stand gegen den kreativ-schöpferischen Begriff der Komposition ein ursprünglicherer Begriff von Komponieren. Komponieren bedeutete „com-ponere“, fast handwerkliches  „Zusammen-setzen“ und „Zusammen-stellen“ von Ton- oder Musikfragmenten. Ein vorliegender [[Cantus firmus]] wurde von einem Komponisten, im Deutschen auch Tonsetzer genannt, mit anderen Stimmen zusammengesetzt oder zusammengefügt. Sehr langsam entwickelte sich aus diesem mittelalterlichen Begriff  der heutige Kompositionsbegriff als einer „ars inveniendi“, einer grundlegend kreativen Kunst des Findens und Erfindens von Musik. Noch bei [[Johann Sebastian Bach]] spielte der beschriebene ursprüngliche Sinn des Zusammensetzens und Zusammenstellens von Ton- und Musikfragmenten in der [[Variation (Musik)|Variation]] eine herausragende Rolle. Bach verarbeitete in Variationen zahlreiche Choräle und Melodien anderer Komponisten und Tonsetzer.<ref name=":0">Abschnitt nach: Friedrich Herzfeld: Artikel ''Komponieren.'' In: Ullstein Lexikon der Musik 1973.</ref>
Im mittelalterlichen Musikschrifttum (Guido von Arezzo) stand gegen den kreativ-schöpferischen Begriff der Komposition ein ursprünglicherer Begriff von Komponieren. Komponieren bedeutete „com-ponere“, fast handwerkliches  „Zusammen-setzen“ und „Zusammen-stellen“ von Ton- oder Musikfragmenten. Ein vorliegender [[Cantus firmus]] wurde von einem Komponisten, im Deutschen auch Tonsetzer genannt, mit anderen Stimmen zusammengesetzt oder zusammengefügt. Sehr langsam entwickelte sich aus diesem mittelalterlichen Begriff  der heutige Kompositionsbegriff als einer „ars inveniendi“, einer grundlegend kreativen Kunst des Findens und Erfindens von Musik. Noch bei [[Johann Sebastian Bach]] spielte der beschriebene ursprüngliche Sinn des Zusammensetzens und Zusammenstellens von Ton- und Musikfragmenten in der [[Variation (Musik)|Variation]] eine herausragende Rolle. Bach verarbeitete in Variationen zahlreiche Choräle und Melodien anderer Komponisten und Tonsetzer.<ref name=":0">Abschnitt nach: Friedrich Herzfeld: Artikel ''Komponieren.'' In: Ullstein Lexikon der Musik 1973.</ref>


Ab dem Spätbarock trat zunehmend das Verständnis eines Musikwerkes oder einer Komposition als genialer Einfall eines Tonschöpfers in den Vordergrund, der diesem gewissermaßen geschenkt wurde. [[Hans Pfitzner]] vertrat als einer der letzten klar und deutlich diesen Standpunkt. Um ihn zu bekräftigen, schrieb er seine musikalische Legende ''Palestrina'', die das Tonschaffen als genialen Einfall in den Mittelpunkt stellte. Er sah dabei darüber hinweg, dass vor allen Dingen sein Tonschaffen und das von gleichgesinnten Komponisten beschrieben wurde. Eigentlich war es nur in geglückten Sonderfällen Komponisten wie beispielsweise [[Wolfgang Amadeus Mozart]], [[Franz Schubert]] oder [[Max Reger]] gegeben, Werke vollkommen aus sich heraus zu schaffen. Diese Komponisten trugen gewissermaßen Werke in sich, ehe sie dann diese aufzeichneten. [[Arnold Schönberg]] soll auf diese Weise auf Spaziergängen um die 80 Takte Musik geschaffen und anschließend in einem Zug niedergeschrieben haben. [[Hugo Wolf]] wurde bei seinen Liedern in nascendi förmlich in Schaffensschüben überrannt.<ref name=":0" />
Ab dem Spätbarock trat zunehmend das Verständnis eines Musikwerkes oder einer Komposition als genialer Einfall eines Tonschöpfers in den Vordergrund, der diesem gewissermaßen geschenkt wurde. [[Hans Pfitzner]] (1869–1949) vertrat als einer der letzten Komponisten klar und deutlich diesen Standpunkt. Um ihn zu bekräftigen, schrieb er seine musikalische Legende ''Palestrina'', die das Tonschaffen als genialen Einfall in den Mittelpunkt stellte. Er sah dabei darüber hinweg, dass vor allen Dingen sein Tonschaffen und das von gleichgesinnten Komponisten beschrieben wurde. Eigentlich war es nur in geglückten Sonderfällen Komponisten wie beispielsweise [[Wolfgang Amadeus Mozart]], [[Franz Schubert]] oder [[Max Reger]] gegeben, Werke vollkommen aus sich heraus zu schaffen. Diese Komponisten trugen gewissermaßen Werke in sich, ehe sie dann diese aufzeichneten. [[Arnold Schönberg]] soll auf diese Weise auf Spaziergängen um die 80 Takte Musik geschaffen und anschließend in einem Zug niedergeschrieben haben. [[Hugo Wolf]] wurde bei seinen Liedern in nascendi förmlich in Schaffensschüben überrannt.<ref name=":0" />


[[Ludwig van Beethoven]], [[Johannes Brahms]] und [[Anton Bruckner]] komponierten auf andere Weise. Bereits ihre Themen fielen ihnen zu unterschiedlichen, zum Teil weit auseinanderliegenden Zeiten ein. Zu einem Thema fügte sich oft erst nach Jahren weiteres musikalisches Material hinzu, so dass bis zu einem fertigen Werk lange Zeitstrecken gegangen wurden. Diese Art des Komponierens kann durchaus als „Zusammen-setzen“ oder „Zusammen-stellen“ charakterisiert werden. [[Igor Strawinsky]] beschrieb diese Art des Komponierens als die Lust des Aneinanderfügens und des Zusammenfügens von einem eigentlich nicht allzu wesentlichen Material.<ref name=":0" />
[[Ludwig van Beethoven]], [[Johannes Brahms]] und [[Anton Bruckner]] komponierten auf andere Weise. Bereits ihre Themen fielen ihnen zu unterschiedlichen, zum Teil weit auseinanderliegenden Zeiten ein. Zu einem Thema fügte sich oft erst nach Jahren weiteres musikalisches Material hinzu, so dass bis zu einem fertigen Werk lange Zeitstrecken gegangen wurden. Diese Art des Komponierens kann durchaus als „Zusammen-setzen“ oder „Zusammen-stellen“ charakterisiert werden. [[Igor Strawinsky]] beschrieb diese Art des Komponierens als die Lust des Aneinanderfügens und des Zusammenfügens von einem eigentlich nicht allzu wesentlichen Material.<ref name=":0" />
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