Kompaktkassette

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C-60 Kompaktkassette von Philips
Kompaktkassette mit Hülle
Kompaktkassetten mit sichtbaren Band und unterschiedlichem Bandkissen
Einzelteile einer Kompaktkassette
Nakamichi Tapedeck

Die Kompaktkassette‏‎ (Compact Cassette, CC) ist ein Tonträger zur elektromagnetischen, analogen Aufzeichnung und Wiedergabe von Tonsignalen. Im Bereich der Musik wird sie auch Musikkassette (MusiCassette, MC) oder Audiokassette (deutsch meist nur Kassette, englisch auch cassette oder tape) bezeichnet. Von Anfang der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre wurden Kompaktkassetten auch zur Datenspeicherung bei Heimcomputern von Unternehmen wie Commodore (Datasette), Atari, Apple, Sinclair, Texas Instruments und Amstrad/Schneider verwendet.[1] Weltweit wurden über 100 Milliarden Kassetten verkauft.[2]

Geschichte

Die Kompaktkassette "Philips C60 low noise" mit einer Stunde Spielzeit wurde Ende August 1963 von dem niederländischen Unternehmen Philips auf der 23. Internationalen Funkausstellung (IFA) in Westberlin als Alternative zum unpraktischen Tonbandgerät vorgestellt – zusammen mit dem ersten Kassettenrekorder VL-3300.[3] Erfunden wurde die Kompaktkassette von dem niederländischen Philips-Ingenieur Lou Ottens, der 20 Jahre später auch die Compact Disc (CD) erfand.[2] Allerdings wurde die Kompaktkassette von Philips als Diktiersystem entwickelt. Für Musik hatte Sony das deutlich bessere Elcaset System entwickelt und vorgesehen. Dadurch erfüllten in der Geschichte der Kompaktkassette die allermeisten CC-Recorder die Hifi-Norm nur, solange sie neu waren. Sobald sich nach einigen Tagen Staub auf den Tonköpfen legte, leidete die Qualität.[4]

Die Kompaktkassette wurde im belgischen Hasselt entwickelt. Gleichzeitig entwickelte Philips in Wien, zusammen mit dem deutschen Unternehmen Grundig, einen Luxus-Kassettenrekorder. Als Grundig über die Entwicklung in Belgien informiert wurde, kündigten sie sofort die Zusammenarbeit mit Philips auf und entwickelten selber das eigene Kassettensystem namens Doppel-Cassette (DC), welches allerdings erst 1965 vorgestellt wurde. Im Mai 1966 war eine Philips-Delegation in Japan, um an eine Standardisierung für die Kompaktkassette zu arbeiten. 1979 brachte das japanische Unternehmen Sony den kommerziell sehr erfolgreichen Walkman auf den Markt, ein sehr kompaktes Gerät für Audiokassetten.[2] Ihr erfolgreichstes Jahr hatte die Musikkassette in Deutschland im Jahr 1991 direkt nach dem Fall der Mauer. Nach Angaben des Bundesverbandes Musikindustrie wurden in diesem Jahr insgesamt 78,4 Millionen Stück verkauft. Seither wurde sie in Staaten wie Deutschland durch CD und MP3 sowie später Streaming immer mehr verdrängt.[5] Aufgrund ihrer Robustheit und Haltbarkeit war die Audiokassette auch noch in den 2010er Jahren in Afrika und Südasien der Standardtonträger.[2] Seit 2013 wird jährlich international der Cassette Store Day in Anlehnung an den Record Store Day auf Initiative eine Gruppe von britischen Plattenfirmen veranstaltet.[6][7][8]

Literatur

  • 1988: tonband- und cassetten-recorder-service, Gerhard Heinrichs, 154 Seiten, Franzis Verlag GmbH, ISBN 978-3772357039
  • 2018: Record.Play.Stop. - Die Ära der Kompaktkassette: Eine medienkulturelle Betrachtung, Pia Fruth, 352 Seiten, transcript, ISBN 978-3837642209
  • 2019: Cassette Cultures: The Past and Present of a Musical Icon, John Z. Komurki, 160 Seiten, Benteli, ISBN 978-3716518489 (Englisch)

Weblinks

Quellen