Chronik der Geologie

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Chronik der Geologie

Vor 1800

  • ca. 580 v. Chr.: Thales von Milet: Bewegungen der auf dem Urwasser schwimmenden Erdscheibe erzeugen Erdbeben.
  • ca 500 v. Chr.: Xenophanes (430–354)[1] erkennt, dass Fossilien Überreste von versteinerten Lebewesen sind. Meeresfossilien findet man an Land, weil Gebirge sich aus dem Meer gehoben haben.
  • 132: Der chinesische Geograf Mathematiker und Astronom Zhang Heng (78–139) baut ein "Seismoskop", einen Erschütterungsanzeiger (oft als "Seismograph" bezeichnet), der anzeigt, in welcher Himmelsrichtung die Erde gebebt hat.[2]
  • ca. 1025: Der choresmische Universalgelehrte al-Biruni (973–1048) beschreibt in "Kitab fi Tahqiq ma li'l-Hind" die Geologie Indiens.
  • 1027: Der persische Universalgelehrte Avicenna (980–1037) überlegt sich im "Buch der Heilung" (The Book of Healing) zwei Arten der Entstehung von Bergen.

Frühe Neuzeit

  • Portugiesische und spanische Seefahrer messen die magnetische Deklination zur Bestimmung von Längengraden.
  • 1556: Der deutsche Wissenschaftler Georgius Agricola (1494–1555) veröffentlicht "De re metallica", was für 250 Jahre ein Standardwerk ist.
  • 1596: Der flämische Geograf und Kartograf Abraham Ortelius (1527–1598) denkt als erster über Kontinentaldrift nach.
 
Ulisse Aldrovandi
  • 1603: Der italienische Arzt und Naturforscher Ulisse Aldrovandi (1522–1605) erfindet den Begriff "Geologie".
  • 1650: Der anglikanische Theologe James Ussher (1581–1658) datiert die Erdentstehung aufgrund von Bibelstellen auf 4004 v. Chr.
  • 1669: Der dänische Arzt, Anatom und Naturforscher Nicolaus Steno (1638–1686) ist der eigentliche Erfinder der Stratigrafie.

18. Jahrhundert

  • 1701: Der englische Astronom, Mathematiker, Kartograf, Geophysiker und Meteorologe Edmond Halley (1656–1742) will mit dem Salzgehalt des Mittelmeers das Erdalter bestimmen.[3]
  • 1743: Der britische Arzt und Geologe Christopher Packe (1686–1749) stellt eine geologische Karte Südenglands her.
  • 1756: Der deutsche Mineraloge Johann Gottlob Lehmann (1719–1767) legt in "Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen, betreffend deren Entstehung, Lage, darinnen befindliche Metallen, Mineralien und Foßilien" seine Ansichten über Stratigrafie dar.
  • 1759: Der italienische Geologe Giovanni Arduino (1714–1795) prägt die Begriffe "Tertiär" und "Quartär" über erdgeschichtliche Epochen.
  • 1760: Der englische Pfarrer John Michell (1724–1793) vertritt die Auffassung, dass gegeneinander reibende Gesteine Erdbeben verursachen.
  • 1762: Der deutsche Geologe Georg Christian Füchsel (1722–1773), ein Aktualist (nur solche Kräfte haben an der Gestaltung der Erde gewirkt, die es auch heute noch tun), zeichnet in seiner thüringischen Heimat die erste geologische Karte eines deutschen Gebiets. Er benutzt als erster den Begriff "Muschelkalk".
  • 1765: Der französische Geologe Nicolas Desmarest (1725–1815) weist den vulkanischen Ursprung des Basalts nach. Der "Plutonismus", die Auffassung, dass Gesteine maßgeblich von Vulkanen erzeugt wurden, ist herrschende Ansicht in Großbritannien.
  • 1766: Der [[Frankreich|französische] Arzt, Naturforscher, Kartograf und Mineraloge Jean-Étienne Guettard (1715–1786) präsentiert der Akademie die erste mineralogische Karte Frankreichs.
  • 1776: Der schottische Doktor der Medizin und Chemiker James Keir (1735–1820) meint, dass der nordirische "Giant's Causeway" durch erstarrte Lava erzeugt wurde.
  • 1779: Der französische Naturforscher Georges-Louis Leclerc de Buffon (1707–1788) glaubt gegen Ussher (1650), dass die Erde älter als 6.000 Jahre ist. Er schlägt 75.000 Jahre vor.
  • 1785: Der schottische Naturforscher und Geologe James Hutton (1726–1797) belegt in "Theory of the Earth", dass die Erde viel älter ist als angenommen.
  • 1787: Die Messungen des Schweizer Naturforschers Horace-Bénédict de Saussure (1740–1799) auf dem Mont Blanc ergeben, dass er der höchste Gipfel Europas ist.
  • 1787: "Neptunismus". Der deutsche Mineraloge Abraham Gottlob Werner (1749–1817), der Leiter der Bergakademie Freiberg, gelangt nach Untersuchungen am Scheibenberg zu der Ansicht, dass Überschwemmungen die Landschaft geformt haben. Der gleich alte, naturwissenschaftlich interessierte Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) ist ebenfalls ein Anhänger des Neptunisms, der zwar bibelnah ist, sich aber als weitgehend falsch erweist.
  • 1799: Der englische Geologe William Smith (1769–1839) schafft die erste große geologische Karte der Gegend um Bath.
  • 1799–1804: Alexander von Humboldt bemerkt die Ähnlichkeit des ostbrasilianischen Hochlands mit dem Kongo.[4]

19. Jahrhundert

  • 1802,1803: Der schottische Mathematiker und Geologe John Playfair (1748–1819) erläutert Hutton, vgl.1785, und verhilft ihm zu großer Bekanntheit
  • 1808: Der französische Chemiker, Mineraloge, Geologe und Zoologe Alexandre Brongniart (1770–1847) schreibt mit seinem Mentor Cuvier das "Essai sur la géographie minéralogique des environs de Paris" und leistet Pionierarbeit bei der Verwendung von Leitfossilien zur geologischen Schichtenbestimmung.
  • 1809: Der schottische Geologe, Gelehrter und Philanthrop William Maclure (1763–1840) berichtete der American Philosophical Society über seine Erkundungen und präsentierte eine farbige geologische Karte der USA.
  • 1815: William Smith (1769–1839), britischer Ingenieur und Geologe: Gesteinskarte von England
  • 1817: William Smith. weitere Beiträge Gebrauch von Leitfossilien zur relativen Datierung der Gesteinsschichten innerhalb einer stratigrafischen Abfolge, vgl. Brongniart 1808.
  • 1823: William Buckland (1784–1856) ist mit "Relics of the Deluge" der letzte prominente Brite, der eine Art Sintflut für Dinosauriersterben verantwortlich macht, vgl 1832. Er ändert unter dem Einfluss von Louis Agassiz aber auch selber später seine Meinung.
  • ab 1829: Der französische Geologe Léonce Élie de Beaumont (1798–1874) vermisst Frankreich
  • 1830: "Aktualismus" (engl: "uniformitarianism"): Der britische Geologe Charles Lyell (1797–1875) erläutert in "Principles of Geology", dass die Erde mehrere 100 Mio. Jahre alt ist.
  • 1832: Der Engländer William Whewell (1794–1866) prägt den Begriff "Katastrophismus" für die Denkweise der französischen Gegenspieler Lyells, allen voran der Zoologe/Paläontologe Georges de Cuvier (1769–1832) mit seiner "Kataklysmentheorie", Cuvier ist der Ansicht, eine Serie von Überschwemmungen habe die Anzahl der (seiner Meinung nach unveränderlichen) Arten immer weiter ausgedünnt.[5]
  • 1839: Der schottische Geologe und Paläontologe Roderick Murchison (1792–1871) schreibt ein Monographie über das Silurische System.
  • 1848: Der US-amerikanische Geologe, Mineraloge und Zoologe James Dwight Dana (1813–1895) prägte den Begriff "Geosynklinal-Theorie". Zuvor veröffentlichte er ein Handbuch der Mineralogie.
  • 1849: Der deutsche Mineraloge August Breithaupt (1791–1873) veröffentlicht sein Werk "Die Paragenesis der Mineralien", die Paragenesis ist das gesellige Vorkommen von im Bergau interessanten Mineralen.[6]
  • 1853: Der US-amerikanische Marineoffizier und Hydrograf Matthew Fontaine Maury (1806–1873) regt die Einberufung der 1. Internationalen Hydrografischen Konferenz an. Er veröffentlichte 1854 die erste Tiefenkarte des Nordatlantiks.
  • 1856: Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholtz (1821–1894) will das Erdalter mit der Abkühlung der Sonne berechnen.
  • 1860: Der englische Geologe John Phillips (1800–1874), der Neffe von William Smith, schätzt das Erdalter anhand von Sedimentablagerungen auf 38 bis 96 Millionen Jahre.
  • 1862: Der britische Physiker Lord Kelvin (1824–1907) schätzt das Erdalter zwischen 20 Mio.—400 Millionen Jahre, obwohl die Geologen ein höheres Alter postulieren.
  • 1880: John Milne (1850–1913) entwickelt einen modernen Seismographen.
  • 1884: Der französische Geologe Marcel Alexandre Bertrand (1847–1907) entwickelt die "Deckentheorie".
  • 1888: Der Russe Jean Yarkovsky glaubt, die Erde dehne sich aus (Quelle: siehe 89, Mantovani).
  • 1889 (& 1909): Roberto Mantovani (1854–1931) stellt weitere "Expansionshypothesen" zur Erdentwicklung auf.[7]

20. Jahrhundert

 
Emil Wiechert
  • 1900: Der deutsche Physiker und Seismologe Emil Wiechert (1861–1928) schließt aus seismischen Daten auf die Schalenstruktur der Erde.
  • 1903: Der irische Physiker und Geologe John Joly (1857–1933) und Charles Darwins Sohn George Darwin (1845–1912) erkennen, dass die 1896 entdeckte Radioaktivität teilweise für die Hitze in der Erde verantwortlich ist.[8]
  • 1904: "Planetesimaltheorie" der Planetenentstehung: Der US-amerikanischen Geologe Thomas Chrowder Chamberlin (1843–1928) vertritt die Ansicht, unser Planetensystem sei durch Gezeitenkräfte entstanden, gut 30 Jahre später wird die Theorie widerlegt.[9]
  • 1906: "Paläomagnetismus": Der französische Geophysiker Bernard Brunhes (1867–1910) erkennt, dass das Magnetfeld der Erde sich regelmäßig umkehrt.
  • 1906: Der Brite Richard Dixon Oldham (1858–1936) vermutet die Existenz eines Erdkerns.
  • 1906: Der österreichische Alpinist und Geologe Otto Ampferer (1875–1947) stellt die "Unterströmungshypothese" auf.
  • 1907: Der US-amerikanische Radiochemiker Bertram Boltwood (1870–1927) glaubt mit dem Bleianteil im Uran und Thoriumerzen das Erdalter bestimmen zu können, er geht von 410 Millionen - 2,2 Mrd Jahren aus
  • 1908: Der US-amerikanische Amateur-Geologe Frank Bursley Taylor (1860–1938) greift die alte Idee der Kontinentaldrift wieder auf.
  • 1909,1910: Die "Mohorovicic-Diskontinuität", kurz Moho, ist eine Grenzfläche zwischen Erdkruste und Erdmantel.[10] Sie wird vom kroatischen Geophysiker Andrija Mohorovičić (1857–1936) erkannt.

1910er

  • 1911: Der Brite Arthur Holmes (1890–1965) bestimmt mit Radioaktivität (Uran-Blei-Zerfallsreihe) das Alter von Steinen auf 1,6 Mrd. Jahre.
  • 1912: "Mobilismus": Der deutsche Metereologe Alfred Wegener (1880–1930) glaubt unabhängig von Taylor (1908), dass alle Kontinente ursprünglich zusammen Pangäa bildeten. Er sucht unermüdlich Belege für die Kontinentalverschiebung.
  • 1912: Der Brite George Barrow (1853–1932) kartografiert metamorphe Zonen
  • 1913: Der US-amerikanische Physiker deutscher Herkunft Albert A. Michelson (1852–1931) misst Einflussgrößen auf Gezeiten
  • 1914: "Kern-Mantel-Grenze" : Der Erdmantel wird endgültig vom Erdkern unterschieden. Der Deutsche Beno Gutenberg (1889–1960) berechnet die Kern-Mantel-Grenze auf 2900 km Tiefe.
  • 1915: Der finnische Mineraloge Pentti Eskola (1883–1964) entwickelt eine Einteilung von metamorphen Gesteinen [11]

1920er

  • 1920-30: Arthur Holmes, s.1911: Der Erdmantel unterliegt thermischer Konvektion, diese Konvektionsströmungen heißer Magmen bewegen Kontinente.
  • 1920: Stille-Zyklus: Hans Stille (1876–1966) vertritt seinen magmatisch-tektonischen-Zyklus als eine damals populäre Kontraktions-Hypothese.
 
Norman L. Bowen, 1909
  • 1928: Der kanadische Geologe Norman L. Bowen (1887–1956) veröffentlicht "The Evolution of the Igneous Rocks".

1930er

  • 1935: "Richter-Skala": Der US-amerikanische Seismologe Charles Francis Richter (1900–1985) erfindet mit dem gebürtigen deutschen Seismologen Beno Gutenberg (1889–1960) eine logarythmische Skala zur Erdbebenmessung.
  • 1935: Das "Hjulström-Diagramm" des Schweden Filip Hjulström (1902–1982) veranschaulicht den Zusammenhang zwischen Korngröße und den für die Aufnahme und Sedimentation erforderlichen kritischen Fließgeschwindigkeiten.[12]
  • 1936: Die dänische Geodätin und Seismologin Inge Lehmann (1888–1993) belegt in einem "P" genannten Fachartikel, dass der Erdkern aus einem inneren (ab 5150 km) und äußeren Teil besteht.[13]
  • 1936: Der Schweizer Vulkanologe Alfred Rittmann (1893–1980) veröffentlicht das grundlegende Werk "Vulkane und ihre Tätigkeit".[14]

1940er

  • 1941: Mineralogische Tabellen, Karl H. Strunz (1910–2006) vgl. 2001.
  • 1948–1959: Der niederländische Geophysiker und Geodät Felix Andries Vening-Meinesz (1887–1966) stellt Schwerkraftanomalien fest, die Erdkruste bewegt sich.
  • 1949: Der Engländer Ed Bullard (1907–1980) vertritt die Auffassung, dass der Erdmagnetismus vom Erdkern erzeugt wird.

1950er

  • 1952: Der mexikanische Ölkonzern "PeMex" findet den Chicxulub-Krater [tʃikʃuˈlub]) vor Yucatan, nach heutiger Erkenntnis wohl die Stelle eines Kometeneinschlags.
  • 1953: Die Amerikaner Maurice Ewing (1906–1974) und Bruce Heezen (1924–1977) entdecken den Grabenbruch entlang des Mittelatlantischen Rückens.[15]

1960er

  • 1960: "Plattentektonik": Navy Offizier Harry Hess (1906–1969) belegt eine Felsbodenspreizung des Meeres, veröffentlicht 1962.[16]
  • 1963: "Vine–Matthews–Morley Hypothese" der britischen Geologen und Geophysiker Frederick Vine (* 1939) und Drummond Hoyle Matthews (1931–1997) und des Kanadiers Lawrence Morley. Sie glauben, dass wenn Hess recht hat, es ein bestimmtes magnetisches Muster im Meeresboden geben müsse.
  • 1966: Der japanische Geophysiker und Seismologe Keiiti Aki (1930–2005) veröffentlicht „Quantitative Seismology"

1970er

  • 1970: Der kanadische Geophysiker und Geologe John Tuzo Wilson (1908–1993) stellt den "Wilson-Zyklus" vor, eine Theorie zur Entstehung und Auseinanderbrechen von Superkontinenten.
  • 1977: "Schwarze Räucherer": U-Boote entdecken Unterwassergeysire mit extrem ungewöhnlichen Lebensformen vor den Galapagos-Inseln.
  • 1979: Der Japaner Hiroo Kanamori (* 1936) stellt eine neue Erdbebenskala, die "Momenten-Magnituden-Skala" vor.

1980er

  • 1980: Der Nobelpreisträger Luis Alvarez, und sein Sohn, Geologe Walter Alvarez, belegen mit Iridiummessungen in Gesteinen, dass ein Komet vor 66 Mio. Jahren die Dinosaurier ausgelöscht hat, wahrscheinlich erzeugte er den Chicxulubkrater, s.1952.
  • 1982: Der australische Geophysiker William (Bill) Compston (* 1931) entdeckt mit einer von ihm erfundenen Ionenmikrosonde in Westaustralien 4,3 Mrd altes Gestein.

1990er

  • 1997: Auf der grönländischen Akilia-Insel wird 3,8 Mrd. Jahre altes Gestein gefunden.[17]

21. Jahrhundert

  • 2001: "Nickel-Strunz Klassifikation", Strunz' Einteilung von 1941 wird vom kanadisch-australischen Mineralogen Ernest Henry Nickel (1925–2009) ergänzt.
  • 2014: In der Antarktis wird unter dem Eis ein extrem tiefer Graben entdeckt.[18]

Weblinks

Quellen