Tió de Nadal: Unterschied zwischen den Versionen

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Nicht aus dem okzitanisch-katalanisch-aragonesisch Kulturgebiet stammende Bürger anderer Nationalitäten tuen sich  mit dem Verständnis des Weihnachtsbrauchtums um ''El Tió de Nadal'' schwer. Auch kritische Katalanen sehen Brüche und Unebenheiten in diesem Brauchtum. Was sollen beispielsweise kleine Kinder empfinden, die in der Vorweihnachtszeit liebevoll ''El Tio'' warm halten und ihn abends mit Futter versorgen, um ihn schließlich am Heiligen Abend mit Stöcken dazu zu bewegen, Geschenke auszuspucken? Die Personaltrainerin Sophia Blasco i Castell macht darauf aufmerksam, dass zum Verständnis der genannten Unebenheiten und einer eventuell passenderen aktuellen Ausgestaltung der Ursprung und die geschichtliche Entwicklung dieser Tradition betrachtet werden muss.<ref name=":10">Siehe hierzu: Sophia Blasco i Castell: El Tió de Nadal i la violència. In: jornal.cat (19. Dezember 2010).</ref>
Nicht aus dem okzitanisch-katalanisch-aragonesisch Kulturgebiet stammende Bürger anderer Nationalitäten tuen sich  mit dem Verständnis des Weihnachtsbrauchtums um ''El Tió de Nadal'' schwer. Auch kritische Katalanen sehen Brüche und Unebenheiten in diesem Brauchtum. Was sollen beispielsweise kleine Kinder empfinden, die in der Vorweihnachtszeit liebevoll ''El Tio'' warm halten und ihn abends mit Futter versorgen, um ihn schließlich am Heiligen Abend mit Stöcken dazu zu bewegen, Geschenke auszuspucken? Die Personaltrainerin Sophia Blasco i Castell macht darauf aufmerksam, dass zum Verständnis der genannten Unebenheiten und einer eventuell passenderen aktuellen Ausgestaltung der Ursprung und die geschichtliche Entwicklung dieser Tradition betrachtet werden muss.<ref name=":10">Siehe hierzu: Sophia Blasco i Castell: El Tió de Nadal i la violència. In: jornal.cat (19. Dezember 2010).</ref>


''El Tió'' repräsentiert eine ländliche, alte, vorchristliche Tradition, die ursprünglich eng mit der Natur, der Fruchtbarkeit und den Festen zur Wintersonnenwende verbunden war. Um die Wintersonnenwende herum wurde an der Feuerstelle uralter Bauernhäuser ein besonders großes Stück Holz entzündet. Dieses Holz spendete in der langen Winternacht die benötigte Wärme und das benötigte Licht. Das im ursprünglichen Brauchtum nachgewiesene „Schlagen“, konkret das Schlagen von Wärme aus dem großen brennenden Scheit, diente dem Wiedererwachen der in Kälte erstarrten Natur. Es diente als Vorbote des Heraufziehens der wärmeren Jahreszeiten.<ref name=":11">Abschnitt nach: 3CAT: D’on ve la tradició de fer cagar el tió? (23.12.2023).</ref>
''El Tió'' repräsentiert eine ländliche, alte, vorchristliche Tradition, die ursprünglich eng mit der Natur, der Fruchtbarkeit und den Festen zur Wintersonnenwende verbunden war. Um die Wintersonnenwende herum wurde an der Feuerstelle uralter Bauernhäuser ein besonders großes Stück Holz entzündet. Dieses Holz spendete in der langen Winternacht die benötigte Wärme und das benötigte Licht. Das im ursprünglichen Brauchtum nachgewiesene „Schlagen“, konkret das Schlagen von Wärme aus dem großen brennenden Scheit, diente dem Wiedererwachen der in Kälte erstarrten Natur. Es diente als Vorbote des Heraufziehens der wärmeren Jahreszeiten.<ref name=":11">Abschnitt nach: 3CAT: D’on ve la tradició de fer cagar el tió? (23. Dezember 2023).</ref>


Die emeritierte Anthropologin Josefina Roma i Riu der Universität Barcelona sieht das in Frage stehende Brauchtum insgesamt in einen Ahnenkult dieser bäuerlichen Bevölkerung eingebettet. Die Erwachsenen kommunizieren über das Medium des Rauches im Schornstein mit ihren Vorfahren. Gleichzeitig werden am Feuer Leckereien für die Kinder zubereitet. Generell werden in dieser Zeremonie gute Wünsche sowie Schutz (gegen Blitze, Ungeziefer und Krankheiten) und Fruchtbarkeit der Familie beschworen. Die aus dem Feuer zurückgebliebene Asche wurde anschließend auf den Feldern verstreut. Im diesem gesamten ursprünglichen Brauchtum manifestiert sich eine tiefe Verbundenheit aller Beteiligten mit ihrer Familie, den Vor- und Nachfahren, und mit der Natur.<ref name=":11" />
Die emeritierte Anthropologin Josefina Roma i Riu der Universität Barcelona sieht das in Frage stehende Brauchtum insgesamt in einen Ahnenkult dieser bäuerlichen Bevölkerung eingebettet. Die Erwachsenen kommunizieren über das Medium des Rauches im Schornstein mit ihren Vorfahren. Gleichzeitig werden am Feuer Leckereien für die Kinder zubereitet. Generell werden in dieser Zeremonie gute Wünsche sowie Schutz (gegen Blitze, Ungeziefer und Krankheiten) und Fruchtbarkeit der Familie beschworen. Die aus dem Feuer zurückgebliebene Asche wurde anschließend auf den Feldern verstreut. Im diesem gesamten ursprünglichen Brauchtum manifestiert sich eine tiefe Verbundenheit aller Beteiligten mit ihrer Familie, den Vor- und Nachfahren, und mit der Natur.<ref name=":11" />