Iran: Unterschied zwischen den Versionen

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  |REGIERUNGSSYSTEM = präsidentielle Theokratie
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  |STAATSOBERHAUPT  = ''de jure'' Imam Muhammad al-Mahdī<br />''de facto'' Oberster Führer Ali Chamene’i
  |STAATSOBERHAUPT  = ''de jure'' Imam Muhammad al-Mahdī<br />''de facto'' Oberster Führer Ali Chamene’i
  |REGIERUNGSCHEF  = Staatspräsident Hassan Rohani
  |REGIERUNGSCHEF  = Präsident Ebrahim Raisi
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Im Jahr 1907 unterzeichneten der [[Vereinigtes Königreich|britische]] Botschafter Sir Arthur Nicolson und Graf Alexander Petrowitsch Iswolski des Russischen Kaiserreiches den ''Vertrag von [[Sankt Petersburg]]''. In dem einigten sich die beiden Mächte auf die Abgrenzung ihrer Interessensphären in Zentralasien. Die Vertragsverhandlungen fanden ohne Vertreter der betroffenen Staaten statt. Im ''Vertrag von Sankt Petersburg'' wurde unter anderem Persien in eine russische, eine britische und eine neutrale Zone aufgeteilt. Das Bekanntwerden des Abkommens führte im September 1907 im Iran zu Demonstrationen und Aufruhr im ganzen Land. Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] (1914 bis 1919) wurden auf iranischem Territorium trotz Erklärung der Neutralität heftige Kämpfe zwischen Russland, Großbritannien und dem osmanischen Reich ausgetragen. Zwischen 1917 und 1921 starben im Iran zwei Millionen Menschen, ein Viertel der Landbevölkerung.<ref>Ervand Abrahamian: ''A History of Modern Iran. Cambridge University Press'', 2008, {{ISBN|978-0-521-52891-7}}, Seite 60</ref> In der Nacht auf den 21. Februar 1921 kam es zu einem erfolgreichen Putsch gegen Regierung von Premierminister Fathollah Akbar Sepahdar (1878–1947). Der Putsch wurde von Seyyed Zia al Din Tabatabai (1888–1969) und Reza Schah Pahlavi (1878–1944) angeführt. Der Putsch führte zur Absetzung Sepahdars und zur Einsetzung einer neuen Regierung durch Ahmad Schah Kadschar (1897–1930) mit Premierminister Seyyed Zia al Din Tabatabai an der Spitze. Reza Schah Pahlavi wurde Oberbefehlshaber der Kosakenbrigade. Seyyed Zia al Din Tabatabai nur 100 Tage im Amt halten und wurde von Ahmad Qavām (1875–1955) als Premierminister abgelöst. Er gestaltete maßgeblich den Iran von einer absolutistischen Monarchie zu einer konstitutionellen Monarchie um.
Im Jahr 1907 unterzeichneten der [[Vereinigtes Königreich|britische]] Botschafter Sir Arthur Nicolson und Graf Alexander Petrowitsch Iswolski des Russischen Kaiserreiches den ''Vertrag von [[Sankt Petersburg]]''. In dem einigten sich die beiden Mächte auf die Abgrenzung ihrer Interessensphären in Zentralasien. Die Vertragsverhandlungen fanden ohne Vertreter der betroffenen Staaten statt. Im ''Vertrag von Sankt Petersburg'' wurde unter anderem Persien in eine russische, eine britische und eine neutrale Zone aufgeteilt. Das Bekanntwerden des Abkommens führte im September 1907 im Iran zu Demonstrationen und Aufruhr im ganzen Land. Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] (1914 bis 1919) wurden auf iranischem Territorium trotz Erklärung der Neutralität heftige Kämpfe zwischen Russland, Großbritannien und dem osmanischen Reich ausgetragen. Zwischen 1917 und 1921 starben im Iran zwei Millionen Menschen, ein Viertel der Landbevölkerung.<ref>Ervand Abrahamian: ''A History of Modern Iran. Cambridge University Press'', 2008, {{ISBN|978-0-521-52891-7}}, Seite 60</ref> In der Nacht auf den 21. Februar 1921 kam es zu einem erfolgreichen Putsch gegen Regierung von Premierminister Fathollah Akbar Sepahdar (1878–1947). Der Putsch wurde von Seyyed Zia al Din Tabatabai (1888–1969) und Reza Schah Pahlavi (1878–1944) angeführt. Der Putsch führte zur Absetzung Sepahdars und zur Einsetzung einer neuen Regierung durch Ahmad Schah Kadschar (1897–1930) mit Premierminister Seyyed Zia al Din Tabatabai an der Spitze. Reza Schah Pahlavi wurde Oberbefehlshaber der Kosakenbrigade. Seyyed Zia al Din Tabatabai nur 100 Tage im Amt halten und wurde von Ahmad Qavām (1875–1955) als Premierminister abgelöst. Er gestaltete maßgeblich den Iran von einer absolutistischen Monarchie zu einer konstitutionellen Monarchie um.


Im Jahr 1945 war Iran eines der 51 Gründungsmitglieder der Vereinten Nationen. Seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 ist der Iran ein Gottesstaat, der sich als islamische Republik bezeichnet. Von September 1980 bis August 1988 befand sich Iran im Ersten Golfkrieg zwischen dem Irak und dem Iran. Dieser endete nach hohen Verlusten auf beiden Seiten ohne Sieger durch einen Waffenstillstand. Von 1997 bis August 2005 war Mohammad Chātami (* 1943) der 5. Staatspräsident des Iran. Er durfte für eine dritte Amtszeit nicht erneut kandidieren. Sein Nachfolger wurde von August 2005 bis August 2013 Mahmud Ahmadinedschad (* 1956). Ali Chamene’i (* 1939) ist seit 1989 der politische und religiöse Führer des schiitischen Iran. Hassan Rohani (* 1948) ist seit dem 3. August 2013 Präsident der Islamischen Republik Iran. Nach 13 Jahren Verhandlungen wurde im Juli 2015 in [[Wien]] ein Atomabkommen von fünf UNO-Vetomächten sowie [[Deutschland]] mit dem Iran abgeschlossen. Für den Iran bedeutete das Abkommen das Ende einer jahrzehntelangen außenpolitischen Isolation nach der Machtübernahme der Ayatollahs im Jahr 1979.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/iran-was-der-atom-deal-wirklich-bedeutet-a-1043596.html Iran: Was der Atom-Deal wirklich bedeutet - SPIEGEL ONLINE, 14.07.2015]</ref><ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/iran-atomabkommen-101.html Einigung mit dem Iran: Was im Abkommen steht | tagesschau.de, 14.07.2015]</ref> Bei der Präsidentschaftswahl am 19. Mai 2017 konnte sich der amtierende Staatspräsident Hassan Rohani mit rund 57 % der Stimmen gegenüber dem erzkonservativen Ebrahim Raissi mit rund 38 % durchsetzen. Die Wahlbeteiligung lag bei 73 Prozent. Wegen des großen Andrangs hatte das Innenministerium die Abstimmung um mehrere Stunden verlängert.<ref>[https://www.welt.de/politik/ausland/article164760464/Praesident-Hassan-Ruhani-gewinnt-Wahl-im-Iran.html Präsident Hassan Ruhani gewinnt Wahl im Iran - WELT]</ref>
Im Jahr 1945 war Iran eines der 51 Gründungsmitglieder der Vereinten Nationen. Seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 ist der Iran ein Gottesstaat, der sich als islamische Republik bezeichnet. Von September 1980 bis August 1988 befand sich Iran im Ersten Golfkrieg zwischen dem Irak und dem Iran. Dieser endete nach hohen Verlusten auf beiden Seiten ohne Sieger durch einen Waffenstillstand. Von 1997 bis August 2005 war Mohammad Chātami (* 1943) der 5. Staatspräsident des Iran. Er durfte für eine dritte Amtszeit nicht erneut kandidieren. Sein Nachfolger wurde von August 2005 bis August 2013 Mahmud Ahmadinedschad (* 1956). Ali Chamene’i (* 1939) ist seit 1989 der politische und religiöse Führer des schiitischen Iran. Hassan Rohani (* 1948) ist seit dem 3. August 2013 Präsident der Islamischen Republik Iran. Nach 13 Jahren Verhandlungen wurde im Juli 2015 in [[Wien]] ein Atomabkommen von fünf UNO-Vetomächten sowie [[Deutschland]] mit dem Iran abgeschlossen. Für den Iran bedeutete das Abkommen das Ende einer jahrzehntelangen außenpolitischen Isolation nach der Machtübernahme der Ayatollahs im Jahr 1979.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/iran-was-der-atom-deal-wirklich-bedeutet-a-1043596.html Iran: Was der Atom-Deal wirklich bedeutet - SPIEGEL ONLINE, 14.07.2015]</ref><ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/iran-atomabkommen-101.html Einigung mit dem Iran: Was im Abkommen steht | tagesschau.de, 14.07.2015]</ref> Bei der Präsidentschaftswahl am 19. Mai 2017 konnte sich der amtierende Staatspräsident Hassan Rohani mit rund 57 % der Stimmen gegenüber dem erzkonservativen Juristen und Kleriker Ebrahim Raisi (* 1960) mit rund 38 % durchsetzen. Die Wahlbeteiligung lag bei 73 Prozent. Wegen des großen Andrangs hatte das Innenministerium die Abstimmung um mehrere Stunden verlängert.<ref>[https://www.welt.de/politik/ausland/article164760464/Praesident-Hassan-Ruhani-gewinnt-Wahl-im-Iran.html Präsident Hassan Ruhani gewinnt Wahl im Iran - WELT]</ref>


Die Präsidentenwahl am 18. Juni 2021 gewann der ultrakonservative Jurist und Kleriker Ebrahim Raisi (* 1960). Der Wächterrat schloss zuvor alle moderaten Kandidaten aus, der moderate Hassan Rohani durfte nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Die Wahlbeteiligung lag offiziell bei nur 48,8 Prozent.<ref>[https://www.fr.de/politik/iran-wahl-praesident-praesidentschaftswahl-ergebnis-ebrahim-raisi-teheran-90809080.html Frankfurter Rundschau | Iran: Ebrahim Raisi wird neuer Präsident – Exil-Opposition bestreitet Wahlsieg | Politik, 19.06.2021]</ref> Zusätzlich wurden eine Menge Stimmzettel von Wählern aus Protest ungültig gemacht.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/iran-wahl-raisi-rohani-1.5327021 Hardliner Raisi wird neuer Präsident in Iran - Politik - SZ.de, 19. Juni 2021]</ref><ref>[https://www.dw.com/de/w%C3%A4chterrat-im-iran-schlie%C3%9Ft-moderate-kandidaten-aus/a-57657406 Wächterrat im Iran schließt moderate Kandidaten aus | Aktuell Nahost | DW | 25.05.2021]</ref> Raisi steht wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen auf der Sanktionsliste der [[Europäische Union|Europäischen Union]]<ref>[https://iranintl.com/en/iran/ebrahim-raeesi-was-officially-appointed-chief-iran%E2%80%99s-judiciary Ebrahim Raeesi Was Officially Appointed as the Chief of Iran’s Judiciary | Iran International, 07 Mar 2019]</ref> und des Außenministeriums der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]].<ref>[https://www.aljazeera.com/economy/2019/11/5/us-puts-new-sanctions-on-iranian-supreme-leaders-inner-circle US puts new sanctions on Iranian supreme leader’s inner circle | Business and Economy | Al Jazeera, 5 Nov 2019]</ref> Die Vereidigung Raisis ist im August 2021 geplant.<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/praesidentenwahl-im-iran-beendet-101.html Stimmenauszählung nach Wahl: Machtwechsel im Iran erwartet | tagesschau.de, 19.06.2021]</ref>
Die Präsidentenwahl am 18. Juni 2021 gewann Ebrahim Raisi. Der Wächterrat schloss zuvor alle moderaten Kandidaten aus, der moderate Hassan Rohani durfte nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Die Wahlbeteiligung lag offiziell bei nur 48,8 Prozent.<ref>[https://www.fr.de/politik/iran-wahl-praesident-praesidentschaftswahl-ergebnis-ebrahim-raisi-teheran-90809080.html Frankfurter Rundschau | Iran: Ebrahim Raisi wird neuer Präsident – Exil-Opposition bestreitet Wahlsieg | Politik, 19.06.2021]</ref> Zusätzlich wurden eine Menge Stimmzettel von Wählern aus Protest ungültig gemacht.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/iran-wahl-raisi-rohani-1.5327021 Hardliner Raisi wird neuer Präsident in Iran - Politik - SZ.de, 19. Juni 2021]</ref><ref>[https://www.dw.com/de/w%C3%A4chterrat-im-iran-schlie%C3%9Ft-moderate-kandidaten-aus/a-57657406 Wächterrat im Iran schließt moderate Kandidaten aus | Aktuell Nahost | DW | 25.05.2021]</ref> Raisi steht wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen auf der Sanktionsliste der [[Europäische Union|Europäischen Union]]<ref>[https://iranintl.com/en/iran/ebrahim-raeesi-was-officially-appointed-chief-iran%E2%80%99s-judiciary Ebrahim Raeesi Was Officially Appointed as the Chief of Iran’s Judiciary | Iran International, 07 Mar 2019]</ref> und des Außenministeriums der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]].<ref>[https://www.aljazeera.com/economy/2019/11/5/us-puts-new-sanctions-on-iranian-supreme-leaders-inner-circle US puts new sanctions on Iranian supreme leader’s inner circle | Business and Economy | Al Jazeera, 5 Nov 2019]</ref> Am 3. August 2021 wurde Ebrahim Raisi in das Amt des Präsidenten des Iran eingeführt.<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/asien/raisi-iran-amtseinfuehrung-101.html Amtseinführung im Iran: Neuer Präsident, alte Probleme | tagesschau.de, 05.08.2021]</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==